Motorrad-Design

Motorrad-Design Wolf im Wolfspelz

Motorrad hat namhafte Designer gebeten, Einblick in ihre Zukunftsprojekte zu gewähren. Die Kreativen von Target Design im bayrischen Hechendorf stellen als erste ihr Projekt vor. Name: Sachs Speedroadster.

Wenn die pure Lust am Objekt Motorrad den Federstrich des Designers lenkt, kommt so etwas dabei heraus wie die Speedroadster. Erst recht, wenn der Auftraggeber freie Hand lässt. Und der heißt Sachs. Die Nürnberger leisten sich keine hauseigene Design-Mannschaft, sondern greifen auf eine bewährtes externes Team zurück: auf Target Design um Hans-Georg Kasten, älteren Motorradkennern als einer der Väter der trendsetzenden Suzuki Katana 1100 von 1980 ein Begriff.
»Sachs wollte ein böses, gemeines Motorrad haben. Und das ist es ja auch”, geht Target Design-Chef Kasten gleich zur Sache. Die Suche nach einer Marktnische für den kleinen deutschen Motorradhersteller hatte nach der fixen Fertigstellung der Roadster 650 und Bigroadster 800 zunächst den Blick auf ein aggressives, die Technik zur Schau stellendes Sportgerät mit dem V-Motor der Suzuki TL 1000 gelenkt. Letztes Jahr von Target Design entworfen, richtete es sich an Liebhaber extremer, leistungsstarker Motorräder mit außergewöhnlichem Design. »Inzwischen sind bereits mehrere Motorräder mit dem TL 1000-Motor auf dem Markt, etwa die Cagiva Raptor. Da mussten wir umdenken.” Suzuki, mittlerweile als Hauslieferant der Triebwerke etabliert, könnte da aushelfen. Der Hayabusa-Motor, Wegbereiter der 300-km/h-Motorräder, schien gerade gut genug. »Leistung kann man nur durch noch mehr Leistung ersetzen”, postuliert Kasten. »Wir wollen aber zur puren Leistung stehen und sie nicht verstecken, wie es die Japaner tun. Es ist ein Wolf im Wolfspelz.” Ein Krawall-Motorrad in Stile der Streetfighter sollte es aber gewiss nicht werden. Eher ein Juwel, das edel verarbeitet sein muss, doch einfach im Aufbau. Keinesfalls möchte man sich die Kompliziertheit einer MV Agusta leisten. Stilelemente liegen im Hause Target Design genügend vor, so dass man nicht bei Null anfangen musste. Schließlich blickt das Team auf etliche Jahre Erfahrung im Entwurf von Motorrädern zurück (siehe Kasten auf Seite 150).
Der Wunsch von MOTORRAD, einen Blick in den Brainpool der Kreativität zu werfen, beflügelte das Team zu beschleunigter Arbeit. Und traf sich mit dem Wunsch der Designer, die Eigentümer von Sachs auf ihrem Weg zu neuen Ufern zu bestärken. »Die Eigentümer haben unser Projekt als sehr extrem eingestuft, was es auch ist.” In nur vier Wochen zauberten die Designer am bayrischen Ammersee eine Fülle von Entwürfen aus dem Hut, von denen hier nur einige gezeigt werden können. Die sind so exklusiv, dass nicht mal Sachs-Entwicklungschef Hartmut Huhn alle kennt. Dass er der Veröffentlichung zustimmt, spricht für sein Vertrauen und seinen Willen, schnell etwas zu bewegen. Wobei die Vertriebsleute bei Sachs zunächst Bauchschmerzen bekamen. »Die hören von ihren Händlern immer: Wann baut ihr dieses Ding endlich?” Dass die Speedroadster gebaut wird, steht fest. Das Budget ist bewilligt. Nun steht eine Menge Detailarbeit an. »Auf alle Fälle möchten wir eine Einspritzung verwenden”, sagt Hartmut Huhn. Suzuki möchte die Einspritzung, wie sie in der Hayabusa verwendet wird, derzeit noch nicht rausrücken. »Vielleicht ist Suzuki bereit dazu, wenn man aus Imagegründen Vorteile sieht”, hofft Hans Georg Kasten. Auf alle Fälle möchte Sachs Nägel mit Köpfen machen und die Speedroadster mit geregeltem Kat ausstatten.
Doch das greift dem Projekt Speedroadster zu weit vor. Zunächst gilt es zu klären, was für ein Rahmenkonzept geeignet erscheint. Derzeit favorisiert man ein Chassis, bei dem das Vierzylinder-Triebwerk mitträgt und ein großvolumiges Hauptrohr Lenkkopf und Schwingenaufhängung verbindet. Wie die Schwinge aussieht, ist ebenfalls noch nicht geklärt. »Eine Umlenkung möchten wir vermeiden. Das ist zu kompliziert und zu schwer. Es gibt ja progressive Federbeine, wie sie in Cross-Motorrädern längst üblich sind”, konkretisiert Kasten.
Die Entscheidungen müssen jetzt flott gefällt werden. Denn auf der INTERMOT im Herbst in München könnte zumindest ein fertiges Modell zu bestaunen sein. Die Serienproduktion wird 2002 beginnen. Vorgesehene Stückzahl: zunächst 500 später 1000 pro Jahr.

Die Kreativen

Die kleine, aber feine Designfirma wurde 1980 von Hans-Georg Kasten gegründet und beschäftigt heute neun Mitarbeiter. In Hechendorf am Ammersee angesiedelt, arbeitet Target Design für renommierte Automobilfirmen wie BMW, Audi, Porsche und MAN Nutzfahrzeuge, entwickelt Skibindungen für Marker, designt Skier und Duschen, kreierte die komplette Produktpalette für Detleffs Wohnmobile, gestaltet Autositze, Flugzeugbestuhlungen, Zündkerzenstecker, Autofelgen und und und. Im Motorradsektor wurde der gebürtige Hamburger Kasten bekannt durch das Design der Suzuki Katana 1100, die er zusammen mit Hans A. Muth entwarf. Die Katana eilte ihrer Zeit weit voraus, wurde 1980, als sie auf den Markt kam, von vielen als zu innovativ angesehen. Die Anerkennung kam erst später, als sie in Europa bereits nicht mehr angeboten wurde, während sie für den japanischen Markt noch heute in verschiedenen Hubraumversionen produziert wird. Für BMW entwickelte Kasten 1988 die Enduro GS 100 Paris/Dakar mit den charakteristischen außen um die Verkleidung herum gebauten Rahmenrohren. Target Design gelangen und gelingen fortschrittliche Entwürfe für Schuberth-Helme, Krauser-, Hepco & Becker-Motorradkoffer, Uvex-Brillen und vieles mehr. Als Hausdesigner von Sachs zeichnete das Team die Roadster 650 und die Bigroadster 800 sowie diverse 125er-Modelle. Am vorgestellten Projekt Speedroadster arbeiten die Designer Matthias Diebold, Hans Geiger, Lucas Lorch und der Chef selbst mit. Kontaktadresse: Target Design, Breitbrunner Straße 6, 82229 Hechendorf, Telefon 08152/78361, E-Mail pr@target-design.com, Internet www.target-design.com.

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