Wenig Zeit hatte die Aprilia SMV 750 Dorsoduro zur Verfügung, um ein Feuer der Leidenschaft zu entzünden - der Erstkontakt dauerte nur einen halben Tag. Was kann die neue Zweizylinder-Supermoto?
Wenig Zeit hatte die Aprilia SMV 750 Dorsoduro zur Verfügung, um ein Feuer der Leidenschaft zu entzünden - der Erstkontakt dauerte nur einen halben Tag. Was kann die neue Zweizylinder-Supermoto?
Der Hauch eines Augenblicks bestimmt über Sympathie oder Antipathie. Was meist unterbewusst abläuft, trifft bei Aprilias jüngstem Coup direkt ins Nervenzentrum: Die Formen der SMV 750 begeistern. Schlank, sportlich, hochgewachsen und mit stilvoller Linie von vorn bis hinten überzeugt sie jeden Designfreund.
Häufig tragen italienische Bikes klangvolle Namen. Die neue Supermoto bildet keine Ausnahme und hört auf den Zusatz "Dorsoduro". Klingt wichtig, bedeutet allerdings wenig romantisch "harter Rücken". Francesco Polimeni, Produktmanager bei Aprilia, erklärt das so: "Wir möchten schon mit dem Namen Aufmerksamkeit erregen." Ziel erreicht.
Gelungen ist den Italienern auch der Sound des V2. Bereits im Leerlauf entweicht dem Underseat-Auspuff ein drohendes Grollen, was mit steigender Drehzahl zu sonorem Knurren anschwillt und schließlich, wenn das Homologations-Messgerät nicht mehr zuhört, in explosivem Donner endet.
Technisch ist der Hartrücken eng verwandt mit der SL 750 Shiver; ihre Motoren gleichen sich weitgehend. Die Supermoto erhielt lediglich ein anderes Zünd-/Einspritz-Mapping. Das kostet zwar ein paar PS Spitzenleistung (Shiver: 95 PS, SMV: 91 PS), dafür presst die Dorsoduro mit 82 Nm 3 Nm mehr auf die Straße; Nennleistung und Spitzen-Drehmoment liegen außerdem früher an. Bei der Hardware unterscheiden sich die Übersetzungen: Primär- und Sekundärübersetzung sowie der 5. und 6. Gang der Sumo sind kürzer als bei der Shiver.
Ab 2500/min spurtet die SMV ruckfrei los, und das Triebwerk dreht sehr gleichmäßig und berechenbar, fast ereignislos hoch, erfreut mit sehr kultiviertem Motorlauf und geht bei zirka 9700/min sanft in den Begrenzer. Im zweiten Gang lupft die Sumo kaum das Vorderrad, im ersten vollführt sie diese Übung am liebsten, wenn ihr die Kupplung dabei hilft. Die Lastwechsel der SMV halten sich in akzeptablem Rahmen, Gangwechsel gehen unauffällig vonstatten, die Kupplung arbeitet konventionell, ohne Anti-Hopping-Mechanismus.
Auch die Rahmen der Shiver und der Dorsoduro ähneln sich: Ein aus Stahl-Gitterrohr und gegossenen Leichtmetall-Profilen verschraubter Brückenrahmen verbindet sehr ansehnlich den Lenkkopf mit der Schwingenaufnahme und beherbergt dazwischen den mittragenden Motor. Der Lenkkopfwinkel der Sumo steht 66,1 Grad steil, und die neue Schwinge erfordert eine gegenüber der Shiver geänderte Aufnahme. Das Federbein ist direkt an der Schwinge angelenkt. Bei normaler Gangart arbeitet es sehr ordentlich, spricht gut an und federt und dämpft ausreichend satt. Steigt das Tempo, beginnt das Heck zu rühren. Die Front dämpft straffer, weshalb die Fuhre bei scharf durchrissenen High-Speed-Kurven schwingt. PS wird am Setup herumtüfteln, sobald ein Testmotorrad zur Verfügung steht.
Die Sitzposition der Dorsoduro geriet sehr bequem: aufrecht thronend, mit angenehmem Kniewinkel und breiter Lenkstange. Allein der Lenker selbst erscheint etwas höher als bei der Konkurrenz; nicht unbequem, aber ungewohnt. Die laut Werk 206 kg schwere Italienerin biegt zwar nicht super-easy, dafür sehr zielgenau und neutral in die Ecken, die serienmäßigen Dunlop Qualifier-Reifen harmonieren gut mit der SMV. Hervorragend arbeiten die Stopper der Dorsoduro: ausgezeichnet dosierbar, mit klarem, stabilem Druckpunkt und überragender Wirkung. Gepflegtem Landstraßen-Pflügen stehen höchstens häufige Tankstopps im Weg: Der Tank fasst typisch Supermoto nur 13 Liter.
Aprilia SMV 750 Dorsoduro
Antrieb: Zweiylinder-90-Grad-V-Motor, 4 Ventile/Zylinder, 67 kW (91 PS) bei 8750/min*, 82 Nm bei 4500/min*, 750 cm³, Bohrung/Hub: 92,0/56,4 mm, Verdichtung: 11,0:1, Zünd-/Einspritzanlage, 52-mm-Drosselklappen, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Kupplung, Sechsganggetriebe, G-Kat
Fahrwerk: Stahl-Gitterrohr-Brückenrahmen mit angeschraubten Leichtmetall-Gussprofilen, Lenkkopfwinkel: 66,1 Grad, Nachlauf: 108 mm, Radstand: 1505 mm, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, Federweg v./h.: 160/160 mm
Räder und Bremsen: Leichtmetall-Gussräder,
3,50 x 17"/6.00 x 17", Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 240-mm-Einzelscheibenbremse mit Einkolben-Schwimmsattel hinten
Gewicht (vollgetankt): 206 kg*, Tankinhalt: 13 Liter Super (davon Reserve: k. A.)
Grundpreis: zirka 8500 Euro (zzgl. Nk)
*Werksangabe