Heizzwerg unter 6000 Euro
Wir haben ein Faible für die Mittelklasse: Jahr um Jahr nimmt sich PS die "Kleinen" einmal richtig vor, um zu sehen, was die Brot-und-Butter-Motorräder so drauf haben. Gerade in den vergangenen Jahren ist ganz schön Bewegung in dieses Segment gekommen; die Konzepte sind weit gefächert.
Yamaha bot dafür die FZ6 auf. Der Verkaufshit schlug sich mehr schlecht als recht in den PS-Tests: Zu speziell war ihr sehr spitzer 600er-Vierzylinder aus älteren R6-Tagen, ohne Punch bei moderaten Drehzahlen. Mit der neu präsentierten XJ6 ist Yamaha wieder mit von der Partie.
Besonders im unteren Segment der Klasse, wo nicht Spitzenleistung und sportliches Fahrwerk, sondern einfaches Handling, ausgewogene Motor-Charakteristik und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis die Verkaufsargumente diktieren. Insofern haben sie ihre Hausaufgaben in Hamamatsu gemacht.
Das völlig überarbeitete 600er-Triebwerk leistet nämlich jetzt das, was ein Mittelklasse-Bike für Fahranfänger und Wiederentdecker der Faszination Motorrad können sollte: Es drückt aus der Mitte recht willig, entfaltet einen schön harmonischen Leistungsverlauf, bringt die nötige Laufruhe mit und bietet gerade genug Power, um auf Landstraßen genüsslich dahinzufegen, in der Stadt gut unterwegs zu sein und beim Versicherungsmakler nicht das Lächeln zu verlieren: Die 78 PS sind kundengerecht verteilt.
Yamaha XJ6

Die etwas harte Gasannahme ist zu verschmerzen. Auch das Getriebe macht trotz relativ langer Schaltwege eine gute Figur. Die Gänge rasten präzise ein, der Leerlauf gerade für Anfänger besonders im Stadtverkehr sehr beruhigend ist sehr leicht zu finden. Diese Zielgruppe, aber auch Wiedereinsteiger und viele Frauen dürfte die geringe Sitzhöhe erfreuen. Die Sitzposition allgemein ist sehr entspannt. Für den etwas engagierteren Ritt ist der Lenker recht nah am Fahrer, was sich aber an den Lenkerklemmen (sie werden einfach umgedreht) leicht ändern lässt.
Das Fahrwerk mit einer nicht einstellbaren Gabel und einem nur in der Federbasis beinflussbaren Federbein ist natürlich nicht so knackig wie das der FZ6. Aber es offeriert typgerecht ein ausgewogenes Handling und ausreichenden Komfort. Dass es der zackige Tiefflug über wilde Bodenwellen schnell an seine Grenzen bringt und dass es für sportliche Zeitgenossen bei Weitem zu weich ist, überrascht nicht; so sind eben die Anforderungen dieser Klasse. Auf jeden Fall darüber bewegt sich die Bremse, die prima dosierbar ist und auch mal eine wilde Attacke mitgeht.
Fazit
Fazit: Mit der XJ6 gelingt Yamaha in der Mittelklasse eine Punktlandung. Sie ist ausgewogen, bietet eine dynamische Optik und buhlt mit einem fairen Preis um Käufer. Der Motor ist harmonisch, das Fahrwerk erfüllt den Klassenstandard. Hier und da blitzt, wie bei der Bremse, mal ein Primus hervor.
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