s ist noch gar nicht so lange her, die Erinnerung ziemlich frisch. Nürburgring, GP-Strecke, ein Test mit der Serien-Buell 1125R, redaktionsintern aufgrund der merkwürdigen Lufthutzen unter dem Spitznamen ?der Hamster" firmierend. Hängen geblieben ist vor allem das kuriose Design und teilweise wenig erbauliche Fahreigenschaften. Potenzial aber scheint der US-Racer zu besitzen, was die Truppe von Buell Bonn bereits in zweiter Saison bei der Sound of Thunder und in der Conti-Challenge beweist.
Umso schöner also, dass die Rheinländer ein aufgemotztes Modell zum Tuner-GP anmeldeten und wir so die Gelegenheit hatten, den Dingen selbst auf den Grund zu gehen. Den Motor hat Werkstattleiter Peter Blittersdorf nicht angetastet. Darüber könnte man jetzt zwar enttäuscht sein, aber tatsächlich hat die 1125R von Haus aus ein ansprechendes Triebwerk, das schließlich auch beim Serientest positiv auffiel. Der Rotax-Twin aus Bonn leistet laut Tuner-GP-Prüfstand 148 PS an der Kurbelwelle. Exakt so viel wie die Serie vor einem Jahr auf dem PS-Prüfstand. Auch bei den Manieren decken sich die Eindrücke: Sehr direkt, aber weich nimmt der Motor den Arbeitsbefehl entgegen und trödelt nicht lange herum. Richtig Druck gibt es schon bei knapp unter 5000/min. Drehmoment ist so satt da, dass die Buell ihr Vorderrad aus der Spitzkehre heraus hebt.
Auf dem GP-Kurs zeigt sich schnell, dass die 1125R präzise mit der Gashand und dem Schaltfuß geführt werden will. Soll heißen, ihr Wirkungsgrad für absolut schnelle Runden spielt sich zwischen 7000/min und 9500/min ab. Das ist ganz schön knapp. Also Gas auf und schnell den nächsten Gang rein - dann marschiert sie. Einziger Wermutstropfen ist der Schalthebel, der zu nah an der Verkleidung sitzt und ab Schuhgröße 42 Probleme bereitet, weshalb die Buell-Rennfahrer an ihrer Version ein Stück aus der Ilmberger-Karbonverkleidung herausgeschnitten haben.
Apropos: Der Karbonkiel verleiht der Buell ein wesentlich schärferes Aussehen, nicht nur, weil er die "Hamsterbacken" deutlich kaschiert. Auch der HPE-Auspuff steht der Kreation sehr viel besser als der Kanonenofen, den die Serie offen unterm Rotax spazieren führt. Trotzdem bleibt es unverkennbar eine astreine Buell. Das hält uns schon die mächtige Kanzel jederzeit vor Augen, die in der Parabolika plötzliches Wohlgefühl verbreitet. Während sich die anderen auf ihren Japan-1000ern zusammenfalten wie die Kinder im chinesischen Staatszirkus, kuschelt der Buellfahrer geradezu hinter seiner Donnerkuppel - fehlt nur noch die Mini-Bar.
Was an dieser Buell aber wirklich besticht, ist ihr Handling. Gerade darin trennt sie Welten von der Serie. Blittersdorf hat es mit einem Öhlins-Federbein und einem Zupin-Umbau an der Seriengabel hingekriegt, dass die 1125R richtig in die Ecken fährt, willig abklappt, stabil und zielgenau so spaßbeseelte Bögen wie die Sachskurve durcheilt oder sich mit der Beringer-Kit-Bremsanlage genußvoll tief etwa in die Opelkurve reinbremsen lässt. Kein Aufstellmoment trübt diese Show. Geradezu brutal vorderradorientiert lässt es sich daherzirkeln. Selbst beim kräftigen Ankern Ende der Parabolika gibt sich der Karbon-Bomber souverän. Zwar ist die Bonn-Buell deshalb kein Handling-Wunder, sie fordert definitiv mehr Köpereinsatz als beispielsweise eine sauber aufgebaute Fireblade, aber im Vergleich zum Original ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Dazu tragen auch die leichten PVM-Räder bei.
Als Fazit bleibt ein klares "Geht doch!" Man muss an die 1125R offenbar nur die richtigen Leute mit den richtigen Teilen ran lassen. Der Normalfahrer dürfte sich sicher schwer tun, mit dieser Buell auf Rekordrundenzeiten zu kommen, aber für genußvolle Kreise auf der Rennstrecke ist die Ami-Braut der Bonner Truppe wie geschaffen: Sie ist gutmütig, absolut fahrbar und gleichzeitig ganz weit weg vom Mainstream. Machen wir's kurz, unser Kollege aus England hat einfach Recht: "This is real fun."
Kontakt: Buell Bonn, Peter Blittersdorf, Bornheimer Straße 230, 53119 Bonn, 0228/945920, www.buell-bonn.de