Team Alstare Corona Extra
Bierkutscher

Zu den auffälligsten wie beständigsten Auftritten im Motorrad-Rennsport gehört das Team-Alstare-Corona-Extra in der Superbike-WM. Aber die Aktivitäten der Belgier mit dem mexikanischen Kultbier-Sponsor sind noch weit vielfältiger.

Die Marmeladenfabrik in der Rue de la Résistance von Alleur am Rande der belgischen Provinzstadt Lüttich gibt es nicht mehr. Und auch die vier Sattelzüge mit den Corona-Extra-Aufklebern im Hof schaffen trotz ihrer leuchtend silbernen Farbe nicht so recht, den Eindruck der etwas morbiden Verlassenheit zu verdrängen.
Bis sich die Eingangstür öffnet. Denn hat man erst einmal das überwiegend in den Hausfarben Gelb und Blau gehaltene Hauptquartier des Teams Alstare, eines der interessantesten Gebilde des internationalen Motorsports überhaupt, betreten, stimmt auch wieder das von den Rennstrecken vertraute Bild.
Dort stehen Francis C. Batta und seine Frau Patricia Dethor, beispielsweise in der Superbike-WM, für eine unvergleichliche Präsentation. Seit 1996, im Motorsport eine Ewigkeit, mit der mexikanischen Kult-Brauerei Corona Extra verbunden, arbeitet das Team Alstare nach einem einzigartiges PR-Konzept. »Unsere Vereinbarung mit Corona Extra gilt für das gesamte Sport-Marketing«, erklärt Batta, »der Schwerpunkt aber liegt klar in den Suzuki-Werks-Teams für die Superbike- und Supersport-WM. Der Motorrad-Rennsport war und bleibt unser Zentrum. Hier haben wir 1984 angefangen. Doch im Laufe der Jahre kam vieles dazu.«
So rennen 2003 neben Superbiker Gregorio Lavilla auf der brandneuen Werks-Suzuki GSX-R 1000, seinen Supersport-Kollegen Katsuaki Fujiwara, dem aktuelen Vizeweltmeister, dem Champion von 1999, Stéphane Chambon, sowie dem Nachwuchsteam in der Superstock-Europameisterschaft unter der Leitung von Ex-Rennfahrer und Alstare-Evergreen Fabrizio Pirovano noch ganz andere Helden in Gelb und Blau.
Ebenfalls noch der Motorradwelt zuzuordnen ist der 250er-Motocross-Weltmeister Mickael Pichon, wie seine Straßen-Kollegen auf einer Alstare-Corona-Suzuki unterwegs. »Wenn du dich mit einer Weltfirma wie Corona nur auf eine Sportart beschränkst«, doziert der schwergewichtige Batta, »erreichst du nur eine unvollständige Präsenz. So haben wir über die Jahre untersucht, was zu tun ist, um die Marke Corona Extra auch in den Ländern voranzubringen, in denen der Motorrad-Rennsport nur untergeordnete Bedeutung hat.«
Dies führte zum Beispiel zum Alstare-Corona-Extra-F1-Powerboat-Team mit den Fahrern Fabrizio Bocca aus Italien und dem Schweden Pierre Lundin. Ein weiterer Teil des gelb-blauen Gesamtkonzepts ist Paul-Belmondo-Racing. Der Sohn des Leinwand-Superstars Jean-Paul Belmondo startet als Fahrer und Teamchef mit mächtigen Dodge-Viper-Autos im FIA-GT-Weltcup. 2002 holten seine Fahrer, der Belgier Marc Duez und Fabio Babini aus Italien, immerhin einen Laufsieg . »Aber bei Belmondo«, stellt Francis Batta klar, »sind wir nur Sponsor. Die anderen Strukturen dagegen gehören komplett zum Alstare-System.«
Über die angegliederte Agentur Pro Event vertritt Alstare ihren Dauerpartner aus Mexiko auch noch als Titelsponsor beim Snowboard-Weltcup, bei Jet-Ski-Rennen und in der BMX-Rad-Szene. »Darüber hinaus organisieren wir inzwischen für Corona auch Marketing-Events gänzlich außerhalb des Sports«, ergänzt der Chef.
Bei all dieser wohl durchdachten Systematik stellt sich eigentlich nur noch die Frage, warum sich Batta, Alstare und Corona nicht in der Formel 1 engagieren oder im MotoGP. Die Antwort des Multimanagers überrascht: »Die Formel 1 und leider auch MotoGP passen nicht in unser Konzept. In beiden Spitzenkategorien bekommst du für unglaublich viel Geld nur ungenügende Plattformen, deine Partner zu präsentieren. In Meisterschaftsformaten wie der Superbike-WM, der Powerboat-F1 oder dem FIA-GT-Cup haben sie viel mehr Möglichkeiten für spektakuläre Aktionen und Einladungen, die ihnen wesentlich mehr bringen als ein paar Sticker auf einem Formel-1-Auto oder MotoGP-Motorrad, die ohne begleitende PR-Aktionen verpuffen.«
Keinesfalls verpuffen sollte der Generalangriff auf den Superbike-WM-Titel 2003, schließlich ist Alstare-Corona-Suzuki der einzig verbliebene nennenswerte Gegner des Ducati-Werksteams. Aber Meister Batta überrascht auch hier: »Es wird sehr schwer. Wir verlieren mit den Air-Restriktoren, die den Einlassquerschnitt der 1000er-Vierzylinder-Motoren auf 32,5 Millimeter begrenzen, rund zehn Prozent an Leistung. Ich denke, dass dieses Handikap zu groß ist, um den weitgehend frei atmenden Ducati-Twin davonzufahren.“

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Erscheinungsdatum 15.09.2023