Auch kleinere und sportliche Maschinen laden zu Tour und Reise ein. Es muss ja nicht gleich in die Pyrenäen oder ins Baltikum gehen, schöne Ziele liegen ja oft ganz nahe. Der Baggersee etwa. G’schwind die Sozia aufladen und nichts wie raus. Das geht auch ganz wunderbar mit Mittelklasse-Motorrädern vom Schlage einer Yamaha MT-07. Doch wohin mit notwendigen Dingen wie Handtuch oder Trinkflasche? Was, wenn es doch schauern sollte? Regenkombi und gleich noch ein Paar Ersatzhandschuhe einpacken? Gute Idee. Nur wohin damit?
Koffer und Topcase passen nicht gut zu vielen zierlichen Mittelklassemaschinen, verändern die sensible Fahrdynamik negativ, weil sie fern vom Fahrzeugschwerpunkt eher ungünstig positioniert sind. Fürs kleine Ausflugsgepäck reicht außerdem weniger Stauraum. Ein Tagesrucksack am Fahrer ist schon mal eine gute Idee. Blöd nur, wenn sich die Sozia als Packesel verweigert beziehungsweise ihr Rücken schon mit einem vollbepackten Rucksack belegt ist. Ein wohlproportionierter Tankrucksack ist dann eine clevere Wahl, wenn das Fahrerlebnis nicht zu kurz kommen soll.

Für den Bestseller MT-07 haben wir stellvertretend für das Segment „untere Mittelklasse“ zehn passende Tankrucksäcke ausgewählt. Damit sie wirklich passen, haben wir den Herstellern unsere Testanforderungen zukommen lassen und mitgeteilt, was wir einpacken wollen (siehe Bild). Klar war, dass Magnethalterungen an vielen modernen Maschinen nicht haften. So auch nicht an der flotten Yamaha MT-07 mit Kunststoffblenden und zerklüfteter Tankform. Bessere Lösung: ein Schnellverschlusssystem. Im Falle der Yamaha bedurfte es teilweise zusätzlicher Teile, um den Tankrucksack sinnvoll an der Maschine anzubringen.
Das Quick-Lock-System von SW-Motech (passend zu den Rucksäcken von Bags-Connection, Q-Bag und Vanucci) etwa wird auf eine speziell zugeschnittene Trägerplatte (Adapterkit ab 39,95 Euro) aufmontiert, sodass der Tankrucksack weiter nach hinten rückt, um die Sicht auf die Instrumente nicht zu behindern. Hepco & Becker empfiehlt zusätzlich zum Lock-it-System (auch von Held genutzt) eine Höherlegung des Instrumentenpanels, das Komplettkit kostet 54,90 Euro. Einzig bei Givi muss für die MT-07 nur das Tanklock-System mittels vier Schrauben im Tankring installiert werden – Kosten: 12,70 Euro.
Um die „Nur-anklicken“-Rucksäcke nutzen zu können, sind im Vorfeld neben der Installation des Schnellverschlusses an der Maschine noch weitere Vorarbeiten erforderlich, unter anderem Bohrungen für die Halteplatten am Rucksack. Laien können sich die einmalige Installation zwar locker zutrauen, die Montage dauert aber schnell mal eine Stunde, und es besteht Pfuschgefahr. Im Zweifel also lieber einen Profi ranlassen. Die übrigen Tankrucksäcke im Test werden mit Gurten am Motorrad fixiert. Je nach System ist das jedes Mal eine kleine bis mittelgroße, aber akzeptable Fummelei. Beim Fahren zählt aber ohnehin nur, wie gut der Rucksack auf dem Tank sitzt – und was außer dem Badezeug mit auf Tour gehen kann. Wo die Unterschiede liegen, zeigt dieser Vergleichstest.
5 Fragen rund um den Tankrucksack

1. Welches System?
Im Trend liegen Schnellverschlusssysteme. Träger-Kits wie Quick-Lock, Lock-it oder Tanklock kosten teils über 50 Euro, als Gegenwert lässt sich der Rucksack im Alltag bequem an- und abflanschen. Gurtlösungen sind meist umständlicher, dafür aber abwurfsicherer bei Belastungsspitzen. Ein Muss für Gelände- und Abenteuerreisende. Tankrucksäcke mit Magnethalterung eignen sich nur für Stahltanks, sitzen nur selten gut sicher und fest am Motorrad und sind deshalb aus der Mode geraten. Zu Recht.
2. Wie viel Volumen?
Unter zehn Liter: Zierliche Teile sind hübsch, fassen aber nur die wichtigsten Utensilien. Passen prima zu sportlichen Motorrädern, wenn man in Lederkombi ohne Taschen unterwegs sein möchte.
Zehn bis 20 Liter: gute Allrounder für längere Ausflüge, weil dann auch Kettenspray und Regenkombi reinpassen. Oder beim alltäglichen Einkauf die Tüte Milch und ein Brot.
Mehr als 20 Liter: Der Tankrucksack türmt sich wie ein Baum auf und schränkt die Fahrdynamik ein? Egal, für Nordkap-Fahrer und andere Geradeaus-Langstreckler zählt vor allem: viel Stauraum.
3. Was einpacken?
In den Tankrucksack gehören nur Dinge, an die man bei einem kurzen Stopp schnell herankommen muss: Kamera, Handy, Visierreiniger, Trinkflasche, Papiere, Regenschutz etc. Schlafsack oder Unterhosen sind besser woanders untergebracht.
4. Wie verstauen?
Grundregel: schwere Stücke nach unten. Tipp: Elektronische Geräte am besten zwischen polsternden Teilen wie Regenkombi oder Pulli vibrationsgeschützt lagern.
5. Diebstahlsicher?
Nein. Rucksack am besten immer abnehmen (spricht für Schnellverschlusssysteme). Marktübliche Diebstahlsicherungen sind nur für Tankstopps und Kaffeepausen gedacht.
So testet MOTORRAD





Wie passt er dran und was passt rein?

Zunächst mussten die jeweiligen Test-Tankrucksäcke an der Mittelklassemaschine Yamaha MT-07 befestigt werden. Verschiedene Systeme kamen dabei zum Einsatz, wobei investierte Zeit und Aufwand für die Erstinstallation von Trägerplatten, Adaptern oder Schnellverschlüssen nur marginal in die Bewertung mit einflossen. Wichtiger waren Kompatibilität, Stabilität und die Handhabung in der Praxis, wenn der Rucksack auf- oder abgenommen wird. Die Verarbeitung und Ausstattung bewerteten die Tester nach Inaugenscheinnahme. Im Praxistest wurde das Tankrucksack-Handling am und abseits vom Motorrad ermittelt: Wie einfach zugänglich ist der Rucksackinhalt? Außerdem spielten die Bedienbarkeit von Verschlüssen und das Eigengewicht des Rucksacks eine Rolle.
Beim Punkt „Packen“ ging es um den nutzbaren Stauraum des Rucksacks. Dazu haben wir eine praxisnahe Testbepackung zusammengestellt. Neben Badezeug mit Handtuch sollten eine zweiteilige, leichte Regenkombi, Ersatzhandschuhe, Kettenspray, Trinkflasche, T-Shirt, Pulli, Kompaktkamera, Geldbörse, Schlüsselbund und Telefon mit ins Gepäck. Volle Punktzahl gab es, wenn alles (irgendwie) reinpasste. Und wie bewährt sich das etwaige Ordnungssystem, wie sinnvoll ist die Fächeraufteilung?
Die Fahrtests führten über kurvenreiche Straßen mit engen Kehren, Schnellstraßen, Autobahn und durch den Stadtverkehr. Genügend Möglichkeiten, um Kriterien wie Flatterneigung, Rutschfestigkeit auf dem Tank, Stabilität des Trägersystems sowie Regenschutz, Sicht auf die Instrumente und eventuelle Beeinträchtigungen der Fahrdynamik zu überprüfen.
Endwertung

Die Gesamtbilanz wirft ein gutes Licht auf das Angebot an Tankrucksäcken für kleine Mittelklassemaschinen wie eine Yamaha MT-07. Bis auf die zu lasch sitzenden Oxford und Streetline eignen sich alle Rucksäcke gut oder sogar sehr gut als sinnvolles Motorradgepäck für die Tagestour oder als Stauraumergänzung zu Packtaschen. Die einfachen, aber höchst effizienten Gurt-Befestigungssysteme von Touratech und Bags-Connection überzeugen durch beste Sicherheit und empfehlen sich deshalb für ambitionierte Reisende. Die drei unterschiedlichen Schnellverschlusssysteme sind praktisch im Alltag und lassen sich bequem handhaben, erhöhen aber den Anschaffungspreis.