Sind Sie noch ganz dicht? Das sollten Sie lieber sein, so rein gehörtechnisch. Wer ohne Gehörschutz intensiv Motorrad fährt, riskiert Empfangsprobleme. Zwölf Kopfdichtungen im Vergleich.
Sind Sie noch ganz dicht? Das sollten Sie lieber sein, so rein gehörtechnisch. Wer ohne Gehörschutz intensiv Motorrad fährt, riskiert Empfangsprobleme. Zwölf Kopfdichtungen im Vergleich.
Würden Sie sich freiwillig und ohne Gehörschutz über mehrere Stunden das infernalische Gekreische einer Kreissäge antun? Natürlich nicht, denn so rund 100 Dezibel auf die Ohren können auf Dauer nicht wirklich gesund sein. Auf dem Motorrad mit Autobahnrichtgeschwindigkeit und ohne zusätzlichen Gehörschutz stundenlang Richtung Urlaub zu gondeln, ist für Sie aber völlig normal? Vermutlich. Für unser Ohr sind Kreissäge und 130 km/h unterm Helm aber praktisch das Gleiche, und für diese Malträtierung rächt es sich langfristig. Und das nicht erst bei 100 Dezibel, im Arbeitsschutz sind 85 dB(A) bereits das Maß der Dinge, ab dem auf Dauer Ungemach droht.
Wer den Gehörschutz ignoriert, muss damit rechnen, dass ihm zuerst einmal das Hörvermögen für hohe Frequenzen flöten geht. Die für ebendiesen Bereich verantwortlichen Haarsinneszellen („So funktioniert das Gehör“) sitzen gleich am Beginn der Hörschnecke, bekommen also immer die volle Ladung des Lärm-Mülls verpasst und legen sich bei Überlastung einfach flach. Und Schicht ist mit einem gehörigen Teil der Sprachverständlichkeit.
Um das zu verhindern, sollte der Motorradfahrer lieber dicht machen. Allerdings nicht total dicht, denn erstens darf er das laut Paragraph 23 der Straßenverkehrsordnung („Sonstige Pflichten des Fahrzeugführers“) nicht. Und zweitens wäre es auch ziemlich ärgerlich, wenn man den sich anbahnenden Lagerschaden, die Angstschreie der Sozia oder auch nur das Sondersignal der Feuerwehr überhört.
In diesem Test von zwölf querbeet eingekauften Ohrstöpseln geht es also nicht nur um die reine Geräuschdämpfung, es geht vor allem um die Motorradpraxis-Tauglichkeit. Und zu der gehört nicht unwesentlich der Tragekomfort; denn der beste Ohrstöpsel hilft nicht wirklich, wenn er daheim liegen bleibt.
Die Testmuster kaufte MOTORRAD im Juni 2015 im Fachhandel, Bau- und Drogeriemarkt sowie in der Apotheke. Die Testfahrten für die Bewertungspunkte „Tragekomfort“ und „Dämpfung Praxis“ erfolgten auf der Autobahn A 81, überwiegend im Bereich von 130 bis 160 km/h mit einer Harley-Davidson XL 1200 Sportster und einer BMW R 1200 R.
Die Testfahrer trugen als Helme Schuberth C3 Pro und Shoei Neotec. Für den Prüfpunkt „Dämpfung Labor“ ging es in den Hörtestraum der Stuttgarter Filiale der Hörgeräteakustiker-Kette KIND, in dem für jedes Produkt mit einem Audiometer ein Audiogramm (Bereich 125 bis 8000 Hertz) erstellt wurde.
Anbieter: Alpine Hearing Protection, 3769 AL Soesterberg/Niederlande, www.alpine.eu
Preis: 24,99 Euro/1 Paar + 1 Reservestöpsel (Paar-Preis: 24,99 Euro), gekauft bei: Polo, Jüchen
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel mit Lamellenstruktur, wiederverwendbar, zwei austauschbare Filter-Sets und Kunstleder-Transporttasche im Lieferumfang enthalten
Handhabung: sehr einfaches Einsetzen, sofort einsatzbereit, relativ einfacher Filterwechsel; einfach unter fließendem Wasser zu reinigen
Tragekomfort: deutlich spürbar, aber nicht unangenehm; drückt nicht, sitzt sehr stabil, stößt nicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: deutliche (grüner Filter) bis sehr deutliche (gelber Filter) Dämpfung von Motor- und Windgeräuschen, top auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten; Signale und Sprache bleiben klar verständlich, man fühlt sich nicht von der Umwelt entkoppelt
Dämpfung im Labor: gleichmäßig gute Dämpfung um 10 bis 30 dB über den gesamten Frequenzbereich mit leicht erhöhten Werten bei den höheren Frequenzen – insgesamt absolut praxisgerecht
Da gibt es mal gar nichts zu meckern: Einfache Handhabung, guter Tragekomfort, top Verarbeitung und Ausstattung und vor allem die praxisgerechte Dämpfung für alle Motorradfahrer-Lebenslagen bescheren den Niederländern den Testsieg.
Anbieter: Alpine Hearing Protection, 3769 AL Soesterberg/Niederlande, www.alpine.eu
Preis: 7,95 Euro/5 Paar (Paar-Preis: 1,59 Euro), gekauft bei: Hein Gericke, Stuttgart
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel in Kegelform, bedingt wiederverwendbar (lt. Anbieter „sowohl einmalig als auch mehrmals“), Transportbox aus Kunststoff im Lieferumfang enthalten
Handhabung: etwas fummeliges Einsetzen, muss sehr gewissenhaft gerollt und nach dem Einführen relativ lange fixiert werden, um an Ort und Stelle zu bleiben; relativ einfach unter fließendem Wasser zu reinigen
Tragekomfort: sehr weich und komfortabel, keinerlei Druckgefühl, auch noch nach längerer Zeit kaum zu spüren, stößt nicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: Motor- und Windgeräusche werden sehr stark gedämpft, aber keine komplette Abkoppelung; Sprache und Signale bleiben noch befriedigend hörbar
Dämpfung im Labor: gleichmäßig gute Dämpfung um 10 bis 35 dB ab dem mittleren Frequenzbereich; sehr tiefe Töne werden nur wenig gedämpft – insgesamt eine noch durchaus praxisgerechte Auslegung
Keine Allerwelts-Ohrstöpsel, sondern ein Gehörschutz, der die Besonderheiten des Motorradfahrens gut berücksichtigt. Die Handhabung erfordert etwas Übung, aber zur Belohnung gibt’s besten Tragekomfort. Und das zum sehr fairen Preis.
Anbieter: Beiersdorf AG, 20245 Hamburg, www.hansaplast.com
Preis: 2,95 Euro/3 Paar (Paar-Preis: 0,98 Euro), gekauft bei: Kreuser’sche Apotheke, Stuttgart
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel in Kegelform, wiederverwendbar, Transportbox aus Kunststoff im Lieferumfang enthalten;
Handhabung: relativ einfach, lassen sich sehr dünn rollen und weit einführen, brauchen etwas länger zum Zurückformen, sitzen dann aber sehr knackig; relativ einfach unter fließendem Wasser zu reinigen
Tragekomfort: sehr weich und komfortabel, keinerlei Druckgefühl, auch noch nach längerer Zeit kaum zu spüren, stößt nicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: Motorgeräusche bleiben relativ deutlich hörbar, Windgeräusche werden stark gedämpft, insgesamt relativ offen, kein zu sehr entkoppeltes Gefühl; Sprache und Signale bleiben noch befriedigend hörbar
Dämpfung im Labor: linear steigende Dämpfung um 5 bis 35 dB ab dem mittleren Frequenzbereich (über 1 kHz), nur minimale bis mäßige Dämpfung bei den tieferen Frequenzen; Auslegung für den Einsatz auf dem Motorrad nicht ganz optimal, aber noch akzeptabel
Ein klassischer Fall von Universal-Ohrstöpsel, der seinen Job aber auch auf dem Motorrad noch ganz ordentlich erledigt. Ganz stark in Sachen Tragekomfort. Für Nicht-ganz-so-oft-Fahrer und Sparfüchse durchaus eine Kaufüberlegung wert.
Anbieter: DAP World Inc., Aliso Viejo, CA 92656/USA, www.hearos.com
Preis: 5,99 Euro/1 Paar (Paar-Preis: 5,99 Euro), gekauft bei: Louis, Stuttgart
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel in Pilzform, wiederverwendbar, Transportbox aus Kunststoff im Lieferumfang enthalten; HANDHABUNG: einfaches Einsetzen, aber hartes und langes Filterelement kann ggf. drücken, Korrigieren daher ggf. etwas schmerzhaft; sehr einfach unter fließendem Wasser zu reinigen
Tragekomfort: spürbar, drücken aber nicht; sobald allerdings Bewegung ins Spiel kommt (z. B. Helm oder Brille aufsetzen) ist ggf. der Filtereinsatz schmerzhaft spürbar; stößt nicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: Windgeräusche kommen praktisch unverändert durch, dafür fehlen die Bässe fast völlig; insgesamt eine eher unangenehme Geräuschkulisse, Sprache wirkt extrem verfremdet
Dämpfung im Labor: leichte, etwas unregelmäßige Dämpfung um 5 bis 10 dB ab dem mittleren Frequenzbereich (1,5 kHz), praktisch keine Dämpfung im tieffrequenten Bereich – Auslegung für den Einsatz auf dem Motorrad nur sehr bedingt praxisgerecht
Handhabung und Tragekomfort gehen in Ordnung – zumindest theoretisch. Doch jede kleine Lageveränderung kann unangenehm werden. Dass die Dämpfungswerte im Motorradeinsatz eher bescheiden ausfallen, macht’s nicht besser.
Anbieter: Emil Lux GmbH & Co. KG, 42929 Wermelskirchen, www.lux-tools.com
Preis: 3,49 Euro/5 Paar (Paar-Preis: 0,70 Euro), gekauft bei: OBI, Leinfelden-Echterdingen
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel in Kegelform, „nur zum einmaligen Gebrauch bestimmt“, in zwei Größen erhältlich: S-M (orange), L-XL (grün)
Handhabung: muss vorm Einführen gerollt werden, formt sich aber sofort zurück; korrektes Einsetzen daher nur sehr schwer möglich, rutschen leicht heraus
Tragekomfort: unangenehmer Schaumstoff, permanentes Fremdkörpergefühl, drücken und ragen aus dem Ohr, „wandern“ langsam heraus und stoßen ggf. gegen Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: entkoppeln den Fahrer von nahezu allen Umweltgeräuschen, Windgeräusche können allerdings störend durchdringen; Sprache kaum verständlich
Dämpfung im Labor: ab dem mittleren Frequenzbereich ungleichmäßige Dämpfung um 5 bis 15 dB, nur minimale Dämpfung im tieffrequenten Bereich; eher nicht für den Motorradeinsatz ausgelegt
Für den kurzzeitigen Einsatz am Rasenmäher oder der Schlagbohrmaschine mögen die Baumarkt-Einweg-Ohstöpsel vielleicht noch taugen. Unterm Motorradhelm haben sie aber nichts verloren, denn sie schwächeln in allen relevanten Bereichen.
Anbieter: AAFI Trading GmbH, 80797 München, www.aafionline.de
Preis: 9,95 Euro/10 Paar (Paar-Preis: 1,00 Euro), gekauft bei: Kreuser’sche Apotheke, Stuttgart
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel in Kegelform, mehrfach verwendbar, Kunststoff-Transportbox im Lieferumfang enthalten
Handhabung: sehr einfach, lässt sich sehr leicht rollen, bleibt beim Einsetzen formstabil und hat perfekt bemessene „Aufquellzeit“ im Ohr, sehr angenehmer Schaumstoff; relativ einfach unter fließendem Wasser zu reinigen
Tragekomfort: sehr hoch, praktisch nicht zu spüren, kein Druck, kein Herauswandern, auch auf sehr langen Strecken angenehm, steht nicht heraus und stößt nicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: gut bis sehr gut über einen weiten Bereich, trotzdem kein Gefühl der Entkoppelung; Sprache und Signale bleiben noch gut verständlich
Dämpfung im Labor: linear ansteigende Dämpfung über den gesamten Frequenzbereich um 5 bis 40 dB, gelungene Auslegung für den Einsatz auf dem Motorrad
Packungsbeschriftung („Dreamgirl“) und Stöpsel-Farbe mögen irritieren, doch im wahren Motorradfahrerleben überzeugen die günstigen Weichteile vollauf. Handhabung, Tragekomfort und Dämpfung stimmen – ein klarer Fall von „Kauftipp“.
Anbieter: ABC GmbH, 41564 Kaarst, www.noton.de
Preis: 3,65 Euro/3 Paar (Paar-Preis: 1,22 Euro), gekauft bei: Kreuser’sche Apotheke, Stuttgart
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel in Zylinderform, „beliebig oft verwendbar“, Kunststoff-Transportbox im Lieferumfang enthalten
Handhabung: einfach, lässt sich leicht zusammenrollen, bleibt beim Einführen kompakt und weitet sich punktgenau erst im Ohr, angenehmer Schaumstoff; noch relativ einfach unter fließendem Wasser zu reinigen
Tragekomfort: sehr hoch, leicht und kaum zu spüren, keinerlei Druckgefühl, auch nach Stunden noch sehr komfortabel, steht nicht heraus, stößt nicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: dämpft Motor- und Windgeräusche und auch alle Nebengeräusche sehr stark, komplett entkoppelter Höreindruck, Sprache und Signale kaum zu verstehen
Dämpfung im Labor: leicht linear ansteigende Dämpfung um 10 bis 40 dB über den gesamten Frequenzbereich; unter bestimmten Bedingungen (Autobahn, hohe Geschwindigkeit) für den Motorradeinsatz durchaus geeignet
Als Universal-Gehörschutz machen die sehr leichten Stöpsel genau das, was sie sollen: komplett dicht. Das ist für den Motorrad-Landstraßenbetrieb nicht optimal, da wichtige Nebengeräusche ggf. verloren gehen; für die Autobahn aber top.
Anbieter: Ohropax GmbH, 61269 Wehrheim, www.ohropax.de
Preis: 2,65 Euro/6 Paar (Paar-Preis: 0,44 Euro), gekauft bei: dm-Drogeriemarkt, Leinfelden-Echterdingen
Eigenschaften: verformbare Ohrstöpsel aus Wachs, einmalige Verwendung; Kunststoff-Transportbox im Lieferumfang enthalten
Handhabung: etwas umständlich: Watteschutz entfernen, Ohrstöpsel formen, Ohr verschließen und dabei den Stöpsel nicht einführen; danach hat man ziemlich schmierige Finger, und das Helmaufsetzen muss sehr sorgfältig erfolgen, damit nichts herausrutscht
Tragekomfort: permanentes Fremdkörpergefühl, drückt bei passgenauer Arbeit aber nur wenig; kann ggf. an Helmpolster stoßen und für Verunreinigungen sorgen
Dämpfung in der Praxis: dämpft Bässe relativ stark, Windgeräusche kommen aber noch deutlich durch, stark entkoppelter Höreindruck, Sprache und Signale kaum verständlich
Dämpfung im Labor: um 10 dB Dämpfung im tieffrequenten Bereich, ab 1 kHz sehr ungleichmäßige Dämpfung um 30 bis über 50 dB; für den Motorradeinsatz nicht praxisgerecht
Der Klassiker wirbt mit dem Motto „Ideal zum Schlafen und Entspannen“. Vom Motorradfahren ist nicht die Rede, und das ist auch ganz gut so. Denn umständliche Handhabung, mäßiger Tragekomfort und praxisfremde Dämpfung nerven.
Anbieter: Ohropax GmbH, 61269 Wehrheim, www.ohropax.de
Preis: 2,45 Euro/4 Paar (Paar-Preis: 0,61 Euro), gekauft bei: dm-Drogeriemarkt, Leinfelden-Echterdingen
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel in Kegelform, mehrfach verwendbar (lt. Anbieter „Reinigung bis zu 5-mal möglich“), Kunststoff-Transportbox im Lieferumfang enthalten
Handhabung: einfach, bleibt sehr lange in gerollter Form, muss etwas länger in Position gehalten werden, sitzt dann aber sehr gut, angenehmer Schaumstoff; relativ einfach unter fließendem Wasser zu reinigen
Tragekomfort: sehr hoch, kaum zu spüren, kein Druck, kein Herauswandern, steht nur minimal heraus und stößt nicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: sehr gut über einen weiten Bereich, entkoppelt aber stark und dämpft auch alle Nebengeräusche, Sprache kaum zu verstehen
Dämpfung im Labor: linear ansteigende Dämpfung über den gesamten Frequenzbereich um 5 bis 35 dB, für den Einsatz auf dem Motorrad befriedigende bis gute Auslegung
Ohropax kann auch anders, nämlich durchaus motorradtauglich. Der Landstraßenbetrieb ist allerdings nicht die ganz große Stärke der bunten Dinger. Aber auf der Autobahn und bei hohem Tempo spielen die günstigen Stöpsel ihre Trümpfe aus.
Anbieter: Pinlock Systems BV, 8232 WL Lelystad, Niederlande, www.pinlock.com
Preis: 24,95 Euro/1 Paar in Größe L + 1 Paar ohne Filter in Größe M (Paar-Preis: 24,99 Euro), gekauft bei: Hein Gericke, Stuttgart
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel mit Lamellenstruktur, wiederverwendbar, austauschbare Filter, geschäumte Aufbewahrungsbox im Lieferumfang enthalten
Handhabung: Einsetzen mit etwas Übung relativ einfach, sofort einsatzbereit, etwas fummeliger Filterwechsel; einfach unter fließendem Wasser zu reinigen
Tragekomfort: etwas spürbar, aber kein Fremdkörpergefühl, relativ leicht, drückt nicht, sitzt sehr stabil, stößt nicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: gute bis sehr gute Dämpfung von Motor- und Windgeräuschen, Nebengeräusche bleiben gut erkennbar; Signale und Sprache sind klar verständlich, man fühlt sich nicht von der Umwelt entkoppelt
Dämpfung im Labor: gleichmäßig gute Dämpfung um 10 bis 35 dB über den gesamten Frequenzbereich mit leicht erhöhten Werten bei den mittleren Frequenzen – insgesamt absolut praxisgerecht
Ganz klar, in welche Richtung der Ohrstöpsel-Newcomer zielt: Platzhirsch Alpine ist anvisiert. Der wird zwar nicht erlegt, aber Pinlock spielt auf vergleichbar hohem Niveau. Für Viel- und Überall-Fahrer eine absolut empfehlenswerte Anschaffung.
Anbieter: Wellneuss GmbH & Co. KG, 41406 Neuss, www.wellneuss.de
Preis: 5,25 Euro/3 Paar (Paar-Preis: 1,75 Euro), gekauft bei: Kreuser’sche Apotheke, Stuttgart
Eigenschaften: verformbare Ohrstöpsel aus Silikon, bedingt wiederverwendbar (lt. Anbieter „evtl. Reinigung mit Wasser und Seife möglich“); Kunststoff-Transportbox im Lieferumfang enthalten
Handhabung: noch ausreichend einfach: Kugel formen, Gehörgang verschließen, passender Sitz schnell zu finden, bleibt am Platz und schmiert nicht; noch relativ einfach unter fließendem Wasser zu reinigen
Tragekomfort: deutlich spürbar, aber eher unauffällig und druckfrei, steht nicht übermäßig raus und stößt ggf. nur leicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: dämpft überwiegend die tiefen Töne, Windgeräusche werden kaum gedämpft, entkoppelt stark und verfälscht den Höreindruck, Sprache kaum verständlich
Dämpfung im Labor: im niederfrequenten Bereich mäßige Dämpfung um 5 dB, ab dem mittleren Frequenzbereich stark schwankende Dämpfung um 20 bis 55 dB – für den Motorradeinsatz nur sehr bedingt geeignete Auslegung
Funktionieren prinzipiell wie die klassischen Ohropax, nur etwas besser. Aber nicht gut für den Motorradeinsatz, denn das Dämpfungsverhalten ist nicht wirklich praxisgerecht. Immerhin sind sie wiederverwendbar und schmieren nicht.
Anbieter: 3M Deutschland GmbH, 41453 Neuss, www.3m.com
Preis: 6,99 Euro/2 Paar (Paar-Preis: 3,50 Euro), gekauft bei: Polo, Leinfelden-Echterdingen
Eigenschaften: formstabile Ohrstöpsel in Kegelform, einmalige Verwendung, Metall-Transportbox im Lieferumfang enthalten
Handhabung: einfach, bleibt lange in gerollter Form, muss etwas länger in Position gehalten werden, sitzt dann aber sehr gut, angenehmer Schaumstoff
Tragekomfort: sehr hoch, leicht und kaum zu spüren, kein Druck, kein Herauswandern, steht nur etwas heraus und stößt nicht an Helmpolster
Dämpfung in der Praxis: dämpft Motor- und Windgeräusche sowie Nebengeräusche sehr stark, entkoppelt extrem, Sprache kaum verständlich
Dämpfung im Labor: gleichmäßige und dabei sehr starke Dämpfung um 40 dB über den gesamten Frequenzbereich, für den Motorrad-Allroundeinsatz aber nur bedingt geeignet, da zu sehr dämpfend
Einfache Handhabung, toller Tragekomfort und starke Dämpfung – eine zu starke Dämpfung, denn die offiziell als Einweg-Produkt gedachten (und damit teuren) Stöpsel machen ihren Job fast zu gut. Nix für die Landstraße, top für die Autobahn.
Die Schallwellen gelangen über das Außenohr und den Gehörgang zum Trommelfell. Dieses leitet die Schwingungen zum Mittelohr weiter, in dem die kleinsten Knöchelchen des Menschen (Hammer, Amboss und Steigbügel) die Luftschwingungen in Flüssigkeitsbewegungen umsetzen und an das Innenohr weitergeben. Im Innenohr, der sogenannten Hörschnecke, versetzt die Flüssigkeit Haarsinneszellen in Schwingungen.
Über zirka 20.000 Sinneszellen entstehen nun elektrische Impulse, die über die Hörnerven an den Hirnstamm weitergeleitet werden. Im Hirnstamm werden die Signale aus beiden Ohren zusammengeführt und verarbeitet. Das Gehirn entschlüsselt die ankommenden Impulse und ordnet ihnen Bedeutungen zu – der Mensch versteht, was er gehört hat. Der Hörbereich des menschlichen Ohrs reicht im Idealfall von etwa 16 bis 20.000 Hertz. Quelle: KIND
Gehörschutz von der Stange ist gut, individuell angepasster Gehörschutz ist in vielen Fällen noch besser und heißt dann Gehörschutz-Otoplastik. Die ließen sich die MOTORRAD-Testfahrer Karsten Schwers und Rainer Froberg beim Hörgeräteakustiker KIND anfertigen und waren begeistert, wie einfach das geht.
Erster Termin: Beratungsgespräch, unter anderem geht’s darum, welches Filtersystem für den jeweiligen Einsatzzweck das Beste ist. Dann wird mit Silikon eine Abformung des Gehörgangs erstellt, die als Basis für eine Negativform dient, mit der dann die eigentliche Otoplastik gefertigt wird. Die besteht aus Silikon (höchster Tragekomfort) oder Acryl (besonders leicht zu reinigen). Zweiter Termin nach ein paar Tagen: Otoplastik abholen und sich dabei Handhabung und Pflege erklären lassen. Das macht dann unterm Strich zirka 150 bis 180 sehr gut angelegte Euro.
Das ist doch unfair: Testsieger wird ein speziell für Motorradfahrer gemachtes Produkt, und am Ende des Testfelds landen Artikel, bei deren Entwicklung die Ansprüche von Motorradfahrern vermutlich keine große Rolle spielten. Aber so ist das Leben, der Test-Oberbegriff lautete nun mal „Gehörschutz“.
Dass die Testfeld-Zusammenstellung vielleicht doch ganz sinnvoll ist, beweisen Mack’s, Ohropax Color und Hansaplast – alles ganz sicher keine „Motorrad-Spezialisten“, aber trotzdem gut für den Einsatz auf dem Motorrad geeignet und mit ihren günstigen Preisen für Wenig- und Normalfahrer eine Kaufempfehlung. Vielfahrer greifen dann doch lieber zu den teureren Produkten von Alpine und Pinlock. Die kosten zwar anfangs deutlich mehr, machen sich aber auf Dauer bezahlt.