6 Smartphone- und Navi-Halter (2018) im Test
Halterung für das Motorrad

An jeder Ecke anhalten, wenn es klingelt oder um sich zu orientieren? Mit Smartphone als ­Infozentrale am Lenker nicht nötig. Doch welcher Halter eignet sich dazu am besten?

Halterung für das Motorrad
Foto: Foto: Thorsten Dentges

Erinnern Sie sich noch an den PDA? Der "Personal Digital Assistent" war vor gut 15 Jahren der letzte Schrei bei Technik-Nerds. Doch diese Geräte sind seit Erscheinen des ersten iPhones, dem ersten ernst zu nehmenden Smartphone, absolut out. Also schon seit über zehn Jahren. Aber aus der Zeit besagter PDAs stammen auch die ersten speziellen Halterungen und Taschen für Info-Elektronikgeräte, die man komfortabel an den Motorradlenker klemmen, schnallen, schrauben oder klicken kann, um während der Fahrt keine wichtige Nachricht zu verpassen. Stichwort "Nachricht verpassen": Manche Nutzer ak­tueller Smartphones, diesen digitalen Tausendsassas und Info­zentralen in Westentaschenformat, bekommen angesichts von E-Mail, Facebook, Whatsapp, Snapchat und anderen Digitaldiensten regelrecht Panik, wenn sie mal ein paar Minuten ihr Handydisplay nicht im Blick haben.

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Halterung für das Motorrad
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Kann passieren, unterwegs auf dem Motorrad. Es sei denn, man bettet das Telefon in transparente Taschen, die auf Tour prominent positioniert sind. Jetzt heißen die Taschen übrigens "Smartphone Holder" oder "Media-Tasche", sind aber fast die gleichen Produkte wie damals zu PDA-Zeiten. Diese Taschenhaltersysteme zur Installation am Motorrad­lenker haben aber seit jeher ein Problem: Bei Sonne kann sich die Hitze im geschlossenen Fach übermäßig stauen und je nach Innenklima dann Dampf und Kondenswasser bilden – Gift für viele Elektronikgeräte. Aber, um die Kirche im Dorf zu lassen, bei kurzen Fahrten und den meisten Wetterlagen ergeben sich keine Pro­bleme fürs Gerät. Auf den vielen Testkilometern durch halb Europa kam es bis auf eine Ausnahme jedenfalls zu keinerlei Störungen.

Platz 1: Givi Navi-Tasche

Anbieter: Givi Deutschland
Website: www.givi.de
Preis: Tasche 49 Euro
Maße: 175 x 93 x 60 mm
Ausstattung: Sonnenblende, Ka­bel­durchführung, Schutzhaube, gummierter Reißverschluss, Sicherungsband, Schaumstoffeinlagen, Schnellverschluss zum Anflanschen, Halterung für Lenker bis 35 mm

Dentges, mps-Fotostudio
Givi Navi-Tasche.

Positiv: sehr einfaches An- und Abklicken der Tasche (Schnellverschluss), Sicherheitsband; Smartpho­ne sitzt gut, Tasche in verschiedenen Größen und für diverse Smartphone-Modelle erhältlich; gute Justierung durch Kugelkopf; feste Lenkerhalterung; effiziente Sonnenblende; Schutzhaube hält auch starken Regen gut ab.

Negativ: Tasche recht sperrig und schwer.

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Fazit: Beste Ausstattung, hohe Variabilität, hand­liche Montage und Schnellverschlussauslöser, zudem noch guter Wetterschutz durch ­extra Schutzhaube. Die hochwertige Givi-Tasche punktet sich verdient zum Testsieger.

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Platz 2: Topeak Smartphone Drybag

Anbieter: RTI Sports
Website: www.rtisports.de
Preis: 29,95 Euro
Maße: 142 x 77 x 31 mm
Ausstattung: Polsterung, Rollverschluss mit zusätzlicher Druckverschlussleiste; Standard-Fahrradhalterung (verstellbar); speziell für Lenker 31,8 mm: extra Halterung "Ridecase Center Mount" (+ 39,95 Euro, im Test nicht bewertet)

Dentges, mps-Fotostudio
Topeak Smartphone Drybag.

Positiv: verschweißte Nähte, absolut wasserdichtes TPU-Material mit cleverem Rollverschluss; va­riabel verstellbare Lenkerhalterung; schlank wie übliche Handyhülle, bequem in Jacke zu verstauen; in diversen Größen erhältlich.

Negativ: nur mäßig stabile Halterung (Tipp: ein Stück Schlauchgummi unterlegen!), nur einfach gesicherter Plastikverschluss.

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Fazit: Das unkomplizierte und schlanke Topeak Drybag kostet zumindest in Standardausführung nicht viel. Die Halterung fällt zwar etwas schwach aus, doch die Wasserfestigkeit macht es zu einer optimalen Lösung fürs Smartphone.

MOTORRAD-Urteil: gut

Platz 3: SW-Motech Universal Kit Navi Case Pro S

Anbieter: SW-Motech
Website: www.sw-motech.com
Preis: 59,95 Euro
Maße: 146 x 83 x 38 mm
Ausstattung: Sonnenblende, Kabeldurchführung, gummierter Reißverschluss, Schaumstoffeinlagen; Halterung für Lenker 22 und 28 mm sowie 1 Zoll; Spiegelhalter

Dentges, mps-Fotostudio
SW-Motech Universal Kit Navi Case Pro S.

Positiv: wirkungsvolle Sonnenblende; Tasche in zwei weiteren Größen erhältlich, passt gut für viele Geräte; gute Verarbeitung und Ausstattung; Metall-Halterungen in Top-Qualität (RAM-Mount), sehr gut justierbar, sehr stabiler Sitz am Lenker.

Negativ: Tasche sehr sperrig und schwer, schlecht in Jacke zu verstauen; mäßiger Wetterschutz, schon bei leichtem Regen dringt nach wenigen Minuten Wasser ein.

Fazit: Insbesondere die stabile, gut verstellbare Metall-Klemmhalterung zeugt von hoher Wertigkeit, auch die Tasche macht qualitativ ­einen guten Eindruck. Allerdings dringt bereits bei schwachen Regenschauern Wasser ein.

MOTORRAD-Urteil: gut

Platz 4: Moto-Detail Media-Tasche S

Anbieter: Detlev Louis
Website: www.louis.de
Preis: Tasche 17,99 Euro, Halterung 49,99 Euro
Maße: 150 x 105 x 40 mm
Ausstattung: Sonnenblende, zwei Kabeldurchführungen, Schutzhaube, gummierter Reißverschluss, Schraubensatz, Schaumstoffeinlagen; Premium-GPS-Halter für Lenker 22 und 25,4 mm

Dentges, mps-Fotostudio
Moto-Detail Media-Tasche S.

Positiv: Reißverschluss mit Diebstahlsicherung; Schutzhaube als Regenschutz, funktioniert ordentlich bei mittelstarkem Regen; hochwertige, vielfach verstellbare Metall-Lenkerhalterung.

Negativ: Sonnenblende versperrt freie Sicht aufs Display; etwas komplizierte Montage, Bohrlöcher erforderlich, unkomfortables An- und Abschrauben der Tasche; Taschen-Qualität mäßig.

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Fazit: Der vorbildlich stabile Premium-GPS-Halter im Verbund mit der recht billig wirkenden, fest verschraubten Media-Tasche bilden eine stabile, aber für den Alltag unflexible Einheit. Trotzdem ein gutes Gesamtpaket für Tourenfahrer.

MOTORRAD-Urteil: gut

Platz 5: Navgear Allwetter-Navi-Schutztasche

Anbieter: Pearl
Website: www.pearl.de
Preis: 24,90 Euro
Maße: 176 x 118 x 76 mm
Ausstattung: Kabeldurchführung, gummierter Reißverschluss, Gummieinlagen, ­integrierte Power-Bank für acht Akkus oder AA-Batterien; Halterung für Lenker bis 30 mm

Dentges, mps-Fotostudio
Navgear Allwetter-Navi-Schutztasche.

Positiv: praktische Powerbank als Ladestation fürs Handy integriert; feste Schraubverbindung zwischen Tasche und Halter, ohne Werkzeug gut zu lösen; gut anpassbare Schlingen-Lenkerhalterung, sitzt ordentlich fest.

Negativ: sperrige, sehr voluminöse Tasche; eher billige Plastikhalterung und Reißverschluss; im Nässetest bei simuliertem mittelstarkem Regen bereits nach zwei Minuten Eindringen von Wasser.

Fazit: Sensationell preisgünstig, sehr ordentlicher Gegenwert! Für einfache Ansprüche und Schönwetter-Touren reicht die üppig ausgestattete Navgear-Tasche allemal, das Versprechen "Allwetter" wird allerdings nicht eingelöst.

MOTORRAD-Urteil: gut

Platz 6: Cellularline Uni Case Holder

Anbieter: Technikparts
Website: www.technikparts.de
Preis: 39,99 Euro
Maße: 150 x 77 x 20 mm
Ausstattung: gummierter Reißverschluss, Sicherungsband, Schaumstoffeinlagen; Halterung für Lenker bis 30 mm

Dentges, mps-Fotostudio
Cellularline Uni Case Holder.

Positiv: gelungene Taschenpassform, in verschiede­nen Größen erhältlich; stabile Lenkerhalterung, leicht zu montieren; Kugelkopf für gute Ausrichtung je nach Sonneneinstrahlung und Lenkerkröpfung; leichtes Anklicken der Tasche, durch Band zusätzlich gesichert.

Negativ: im Nässetest Wassereinbruch bereits nach gut einer Minute; Reißverschlussschieber schon nach kurzem Gebrauch verbogen.

Fazit: Robuste Kunststoff-Klemmhalterung mit einfacher Montage. Das Smartphone liegt fest eingebettet und einfach bedienbar in der flachen Cellularline-Tasche. Eigentlich gut, aber der mäßige Wetterschutz ist enttäuschend.

MOTORRAD-Urteil: befriedigend

So testet MOTORRAD

Immer auf Tour: Provence, Ligurien, Piemont, Schweizer Alpen, Schwarzwald, Ba­ye­rische Seen – illustre Reiseziele für die Taschen. Unterwegs mussten sich die Smartphone-/Navihalter im Praxistest beweisen. Montage, Handlichkeit, Wetter- und Blendschutz, Touchscreen-Bedienung et cetera – nur einige der Anforderungen, welche die Tester auf Tour bei den Systemen abgeprüft haben. Halter und Taschen wurden übrigens getrennt betrachtet und bewertet, weil bei einigen Test-Kits die Produkte auch getrennt voneinander angeboten werden.

Dentges, mps-Fotostudio
Bei vollem Wasserbeschuss halten nur die wenigsten Taschen wirklich dauerhaft dicht.

Zur besseren und faireren Einschätzung der Stabilität in Fahrt haben wir alle Systeme auf unseren MOTORRAD-Test-Lenker montiert, um möglichst ähnliche Bedingungen zu schaffen. Chancengleichheit auch beim Nässetest: Die Testkandidaten durchliefen drei si­mulierte Regen-Eskalationsstufen (von Nie­selregen bis heftige Gewitterschauer). Je nach Stufe und Zeitdauer ließen sich auf diese Art gut Unterschiede beim Nässeschutz feststellen. Außerdem wurden Materialgüte und Verarbeitung bewertet.

Endwertung, Punktetabelle und Fazit

Abgesehen von konstruktionsbedingt generellen Schwächen wie einem für Elektronikgeräte heiklem Innenklima betten alle Taschen im Test Smartphones sowie nicht wetterfeste Navigeräte ähnlich gut ein. 

Foto: MOTORRAD
Mit 87 Punkten sichert sich die Givi-Navi-Tasche den Sieg im Vergleichstest.

Auch die Halterungen sitzen durchweg passabel. Die größten Unterschiede finden sich beim Nässeschutz. Fazit: geringe Investitionen – ordentlicher Praxis-Nutzen.  Den Testsieg schnappt sich am Ende die Givi-Navi-Tasche für 49,00 Euro. Den Titel MOTORRAD-Kauftipp hat sich die Lösung von Topeak redlich verdient. Trotz ihres im Vergleich relativ günstigen Preises landet die Tasche mit 77 Punkten auf dem zweiten Platz.

Handy am Motorrad – ja oder nein?

Weniger an den Halterungen für Smartphones scheiden sich die Geister, als mehr am Gerät selbst. Denn die vielfältigen Möglichkeiten, die moderne Smartphones bieten, können gleichzeitig Fluch und Segen sein. Zwei Meinungen.

Dentges, mps-Fotostudio
Service-Redakteur Thorsten Dentges, 46.

Meinung von Service-Redakteur Thorsten Dentges: Auf Reisen schwöre ich auf Papierkarten. Wegen der guten Übersicht und weil ich keine Gedanken an Akkuladung, Software-Updates und so weiter verschwenden muss. Keep it simple! – so meine Devise. Allerdings ärgere ich mich zum Beispiel, wenn ich in der italienischen oder französischen Provinz orientierungslos verloren bin. Oder wenn ich im großstädti­schen Straßenlabyrinth hilflos eine Adresse ansteuern möchte. Dann empfinde ich ein Smartphone als segensreiche Erfindung, weil es schnell wieder den Überblick verschafft. Wenn da nur nicht immer dieses ­läs­tige Herauskramen aus der Jackentasche wä­re. Mit einer gut funktionierenden Halterung und dem Smartphone am Lenker sind meine zugegebenermaßen geringen Navigationsbedürfnisse gestillt, weil ich in Sekundenschnelle wieder im Bilde bin. Auch klasse, wenn ich im Stau an der roten Ampel prüfen kann, ob mir die Liebste per Whatsapp noch einen Einkaufswunsch zugeschickt hat. Dann bin ich der Held, weil ich auf dem Rückweg von der Arbeit noch schnell in den Supermarkt gesprungen bin. Das Smartphone habe ich sowieso – und die überschaubare Investition in eine ordentliche Halterung für den Lenker zahlt sich schnell durch praktischen Nutzen aus.

Bjoern Gramm
Daniel Lengwenus, 55, Chef-Reiseleiter beim MOTORRAD action team.

Meinung von Daniel Lengwenus (Chef-Reiseleiter beim MOTORRAD action team): Der Hype ums Smartphone will offensichtlich einfach kein Ende nehmen. Jetzt fangen schon Tourenfahrer an, damit ernsthaft navigieren zu wollen. Lasst doch wenigstens auf dem Motorrad mal die Hände davon! Diese Dinger halten nicht wirklich einen harten Tourentag mit allen Wettern aus. Auch nicht eingebettet in angeblich reisetaugliche, wasserdichte und gepolsterte Taschen, die heftigstem Regen standhalten sollen. Denn es bildet sich aufgrund systembedingter Erhitzung schließlich Kondenswasser und somit ein Mikroklima, das für elektronische Geräte die Hölle ist. Zudem lenken Smartphones während der Fahrt viel mehr ab als ausschließlich wegweisende Navis. Was ist, wenn von der Freundin eine Nachricht eingeht? Schnell mal lesen, um was es geht? Keine Angst, ich verdamme nun nicht alles Digitale und komme mit Karte und Kompass um die Ecke. Auch die Profis fahren mit Navi – aber mit einem richtigen. Eines, das staub- und wasserdicht und mit Handschuhen zu bedienen ist und auch mal einen Sturz verträgt. Denn sollte man nach einem Abflug dringend Hilfe benötigen, ist das Smartphone dafür ein wirklich sinnvolles Werkzeug – sofern es nach Sturz noch am rechten Platz ist und auch funktioniert.

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023