Ausprobiert: Reinigungsmittel
Riesen-Sauberei

Was tun, wenn das Motorrad wie nach einem Drei-Stunden-Enduro aussieht? Riichtig putzen. MOTORRAD zeigt, wie sich Dreckschleudern mit ein paar Hilfsmitteln wieder aufpolieren lassen.

Samstag ist in Deutschland traditioneller Badetag. Während jedoch früher die ganze Familie geschrubbt wurde, steht heute eher der Fuhrpark auf dem Waschplan. Da wird dann samstags gewässert, poliert und gewienert, bis das beste Stück wieder in frischem Glanz erstrahlt. Nicht immer völlig gesetzeskonform, denn in vielen Kommunen ist das Waschen auf privatem Grund oder am Straßenrand grundsätzlich verboten. Dort wird ein Ölabscheider zur Reinigung des verschmutzten Wassers verlangt, also müsste sich der Motorradfahrer wie auch jeder Autofahrer für die Säuberungsaktion zu einer gewerblich betriebenen Waschanlage begeben. Manche Gemeinden oder Stadtverwaltungen sind großzügiger: In Stuttgart zum Beispiel ist das private Waschen überall erlaubt, wo das Waschwasser in die Kanalisation läuft. Nicht erlaubt ist allerdings auch in Stuttgart die Motorreinigung unter Verwendung von Öl lösenden Kaltreinigern.
Und wie sieht es mit den anderen chemischen Reinigungsmitteln aus? Die müssen laut Gesetz biologisch abbaubar sein. Alle Produkte werden vom Umwelt-Bundesamt geprüft und haben eine UBA-Prüfnummer, die theoretisch auf jeder Dose zu finden sein müsste. Diese Nummer dient auch dazu, dass im Notfall ein Arzt schnellstens Auskunft über die Zusammensetzung bekommen kann, falls zum Beispiel ein Kind versehentlich davon getrunken hat.
Von jeglichen Verboten ausgenommen sind generell Reinigungsmittel, die ohne Wasser arbeiten. Da wird nur das Putztuch schmutzig, und das wandert ganz legal in den Hausmüll. Reinigung ist bekanntermaßen nicht jedermanns Sache, für ganz faule Zeitgenossen gibt es zumindest in größeren Städten Profis, die Autos oder Motorräder vom Ventil bis zum Spiegel putzen. Eine Nachfrage bei einigen Stuttgarter Unternehmen ergab allerdings wenig Begeisterung, da ein glattflächiges Auto leichter zu auf Hochglanz zu bringen ist als eine verwinkelte Harley voller Chrom-Zierrat. 200 Mark waren das unterste Angebot für eine Komplettreinigung, in komplizierten Fällen wird mitunter das Doppelte angesetzt. Da greift man doch gern zu Schwamm und Lappen. Zumal die meisten eine so innige Beziehung zu ihrer Maschine haben, dass sie ausschließlich selbst Hand an ihr gutes Stück legen wollen.

Unsere Highlights

Kunststoff-/Gummiteile

Mattes, von der Sonne ausgebleichter Plastik wirkt immer unschön, das können auch hochglanzpolierte Lackteile nicht wett machen. Ist Kunststoff rissig und spröde, kommt jeder Rettungsversuch zu spät. Um das zu vermeiden, ist eine gelegentliche Auffrischung durch spezielle Mittelchen nötig. Aber keinesfalls Vielzwecksprays wie WD 40 oder Belray 6in1 verwenden. Sie sorgen zwar für kurzfristigen Glanz, entziehen dem Plastik jedoch die Weichmacher und lassen es noch schneller altern. Das einzige Rezept sind spezielle Kunststoff-Auffrischer wie der von Dr. Wack, die in der Regel auf Silikonbasis bauen. Sie verhelfen ebenfalls alten Gummiteilen zu frischem Glanz. Armor All Tiefenpfleger ist ein ähnlich empfehlenswertes Mittel mit breitem Einsatzspektrum. Auch Sitzbezüge werden mit solchen Spezialmitteln wieder schön und geschmeidig. Wer sich allerdings auf eine frisch behandelte Sitzbank setzt, darf sich über mangelnden Grip nicht wundern. Für Gummiteile eignen sich reine Silikonsprays wie das MT 4500 von Mobiltech, das auch Gelenke oder Züge schmiert und Textilien imprägniert. Reifen sollte man mit solchen Mittel tunlichst nicht behandeln, sonst gibt es eine Rutschpartie.

Alu-/Chrom-Oberflächen

Hartnäckigen Widerstand gegen Säuberungsmaßnahmen leisten Auspuffanlagen mit eingebranntem Straßenschmutz sowie der Hinterradbereich, an dem sich Kettenfett und Dreck zu einem resistenten Konglomerat vereinigen. Da kapituliert auch der beste Universalreiniger, schwereres Geschütz muss aufgefahren werden. Zum Beispiel WD 40, andere Produkte mit Bezeichnungen wie 6in1, 4in1 oder Vielzweckspray haben ähnliche, Öl und Fett lösende Eigenschaften. Selbst zum Kettenreinigen taugen solche Sprays prima, bedingt schmieren und schützen sie auch. Auf lackierten Flächen ist Vorsicht angebracht, da sie doch ziemlich aggressiv zu Werke gehen. Der mit WD 40 getränkte Lappen nahm scxhnell die rote Farbe der ZX-12R-Felgen an. Dafür lösen diese Universalmittel auch eingebranntem Schmutz auf Krümmern und Schalldämpfern. Noch bissiger auf Chrom und Edelstahl, jedoch ebenfalls ohne Schleifpartikel, arbeitet Nevr-Dull. Wenn auch das nicht reicht, muss der Generalangriff mit unerbittlicher Schleifpaste folgen. Aluminium an Serienmaschinen ist praktisch immer eloxiert und daher sehr resistent, extrem empfindlich gegen Chemie sind allerdings unbehandelte Alu-Zubehörteilen. Scharfe Reinigungsmittel sollten schnellstens abgespült und die gereinigten Flächen mit einem Pflegespray versiegelt werden.

Grundausstattung

MOTORRAD hat ein Grundsortiment an praxisbewährten Mitteln zusammengestellt, mit denen aus jedem Schmuddel- ein Nobelhobel wird - etwas Zeit und Arbeit muss allerdings investiert werden. Zu den genannten Mittel gibt es Alternativen mit ähnlicher Wirkung.Grundreinigung: Gericke HG Performance Motorradreiniger (12,95 Mark/Liter). Lackpflege: Aral CleanProtect (18,50 Mark/300 Milliliter). Kunststoff/Gummi-Behandlung: Dr. Wack Kunststoff-Auffrischer (14,90 Mark/200 Milliliter). Metalle: Nevr-Dull (8,90 Mark). Dazu ein Microfasertuch (10 Mark).Kosten für das aufgeführte Paket: 65 Mark

Lackteile

Der gröbste Dreck ist nach dem ersten Waschgang weggespült, blitzeblank wird der Lack aber selbst mit Wasser und Reinigungszusätzen noch nicht. Handarbeit ist der einzige Weg zum glänzenden Erfolg. Praktisch fürs Finish oder schnelle Säuberungsmaßnahmen zwischendurch sind bei den relativ kleinen Lackflächen eines Motorrads Reinigungsmittel, die ohne Wasser funktionieren. Auf geheimnisvollen chemischen Wegen sollen sie Schmutzpartikel unterwandern und Kratzerbildung verhindern. Das scheint in der Praxis zu gelingen, trotzdem ist bei Dreck wegen der schmirgelnden Sandkörner Vorsicht geboten. In solchen Fällen ist eine Vorbehandlung mit Wasser immer besser. Die Reinigungswirkung dieser »Zaubermittel« ist befriedigend, allzu aggressiv sollen sie auch nicht zu Werke gehen. Gut bewährte sich im Praxistest beispielsweise das Aral CleanProtect oder Dr. Wack S 100 Turbo Glanz, das einen wirksamen Schutzfilm hinterlässt. Wer dem Lack noch mehr Gutes tun will, verwendet Poliermittel oder Hartwachs. Auf jeden Fall spezielle, weiche Tücher benützen, wie sie beim Caramba Magic Wonder gleich mitgeliefert werden. Ungeeignet sind Papiertücher, da sie Kratzer verursachen können.

Grundreinigung

Wenn Dreck sich in allen Ritzen und Winkeln festgesetzt hat, helfen oberflächliche Säuberungsmaßnahmen nicht mehr. Mit Wasser, Schwamm, Bürste und den richtigen Zusätzen muss vor dem Aufpolieren der grobe Schmutz gelöst und weggespült werden. Fast jeder Hersteller von Reinigungsprodukten bietet Mittel an, die auf das komplette Motorrad gesprüht werden dürfen. Am besten taugen gelartige Produkte, die nicht gleich wieder abtropfen, sondern auch an senkrechten Flächen haften. Dann heißt es warten, denn die Chemie braucht Zeit zum Einwirken. Schließlich kann mit reichlich Wasser und sanftem Strahl abgespült werden. Dabei nicht zu stark mit Bürste oder Schwamm rubbeln, das könnte Kratzer im Lack geben. Wichtig ist das sorgfältige Abspülen, weil selbst ein relativ milder Reiniger auf Dauer empfindliche Oberfläcken angreifen kann. Den Dampfstrahler sollte man nur im Ausnahmefall einsetzen, denn der Hochdruckstrahl kann Lack, Lager, Gelenke und Züge schädigen. Als Top-Reiniger ermittelten die Kollegen von der Schwesterzeitschrift mopped Dr. Wack S 100 Totalreiniger und den preisgünstigen HG Performance Motorradreiniger. Beide befreiten auch die bgebildete, totalverschmutzte ZX-12 R vom gröbsten Dreck. Ebenso überzeugte der Louis Komplettreiniger.

Wo gibt’s was?

Die Produkte folgender Firmen sind praktisch überall zu bekommen - im Fachhandel, im Versand, in Baumärkten oder im Autozubehör:Armor All, Ballistol, Caramba, Dr. Wack, Nevr-Dull, Sonax. Die Versandhäuser führen außerdem noch hauseigene Produktlinien.Auch die meisten Öl- und Schmierstoff-Spezialisten haben eigene Pflegeprodukte für den Motorradbereich, zum Beispiel Aral, Belray, Castrol, Elf, Ipone, Liqui Moly, Motorex, Motul, Silkolene, Yacco und so weiter. Diese Mittel gibt es im Fachhandel oder an den Tankstellen.Weitere Reinigungsprodukte: Autec, Telefon 07635/822041 (Alu Magic); au mo bo, Telefon 07621/799515 (Belgom); Car-Rex, Telefon 06131/96405; France Equipment, Telefon 07222/22099; Mobiltech, Telefon 07424/6140 (Silikon-Produkte); Perfect Shine, Telefon 07191/71269 (Mothers-Pflegemittel); Roadrunner, Telefon 06307/4031 (Luster Lace-Poliermittel); Welsch & Kuffner, Telefon 089/3204004 (Pingo-Pflegemittel); Robesa, Telefon 05741/3111913 (Clean-Fix).

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023