An einem seltsam klingenden Ort gäbe es einen urigen Biergarten in ländlicher Atmosphäre. Ausflugstipp. „Findet das Navi schon“, hieß es. Nun gut, versuchen wir es. Würde auch gut in die geplante Testrunde für fünf aktuelle Navisysteme passen. Also Ziel eingeben uuund … nichts. Besagte Ortschaft kennt keines der Geräte. Da der Tippgeber zum Glück zuvor noch den Nachbarort erwähnt hatte, versuchen wir es damit. Dort findet sich der Name als Ortsteil sichtbar auf dem Kartenmaterial im Navi, aber für die Adresssuche nicht erkennbar.
So weit, so schlecht. Doch fahren wir mal dorthin. Erst aber geht es durch dichten Stadtverkehr. Für die Prüfung haben wir uns in Stuttgart ein paar gemeine Kreuzungen mit vielen Fahrspuren, Kreisverkehr-Durchfahrten, Tunneln, blöd gelegenen Abbiegern und Wohngebieten mit Einbahnstraßen-Labyrinthen ausgesucht. Schön zu sehen, wie clever oder doof sich die am Lenker installierten elektronischen Tourguides anstellen. Ein Navi ermittelt eine Ankunft falsch, weil die Zieladresse Luftlinie nur wenige Meter entfernt liegt. Aber ein privates Gartentor versperrt den freien Fußweg, den erforderlichen Slalom durchs Wohngebiet erkennt das System erst bei Weiterfahrt. Ein anderes Navi will uns mitten im Tunnel links gegen die Wand leiten. Häh, was soll das, Lady-Di-Modus?
Alle fünf Kandidaten haben sich wacker geschlagen
Doch genug gelästert, fairerweise muss man sagen, dass sich im unbarmherzigen MOTORRAD-Navitest mit bewusst gestellten Fallen und schweren Aufgaben für die Navisysteme alle fünf Kandidaten von Becker, Garmin, TomTom und NavGear sehr wacker geschlagen haben. Ohne Frage: Navigieren können die Geräte, und normalerweise führen sie gut zum Ziel. Bei Preisen zwischen 270 bis 600 Euro darf man dies auch erwarten. Zum Vergleich: Sehr brauchbare Autonavis gibt es schon um 150 Euro. Motorradnavis müssen aber über eine viel robustere Hardware verfügen, und das kostet. Die Gehäuse sollten staub- und wasserdicht sein (IPX7-Standard, erfüllen alle Geräte im Test), denn bei Regen und Fahrtwind herrschen am Lenker raue Bedingungen. Halterungen müssen dauerhaft Vibrationen standhalten. Bewährt haben sich Produkte der amerikanischen Marke RAM Mount, auf die auch alle Hersteller im Test bis auf NavGear zurückgreifen.
Schön auch, dass alle Hersteller (wieder bis auf NavGear) lebenslang kostenlose Kartenupdates bieten. Falsche Erwartungen wecken hingegen motorradspezifische Features wie automatische Berechnungen für attraktive Motorradstrecken. Die beiden jüngsten Herausforderer von Becker und TomTom verfügen zwar über individuell steuerbare Algorithmen, wofür Lob gebührt, aber die Testergebnisse waren allenfalls befriedigend. Nun noch zur Frage, ob der abgelegene Biergarten gefunden wurde. Ja, wurde er. Immerhin leitete der TomTom Rider 400 richtig. Die anderen Geräte schickten uns zu gesperrten Wirtschaftswegen – brumm, brumm, brumm, immer schön im Kreis herum – Hauptsache nicht ans Ziel. Und wenn wir nicht gestorben sind, dann kreiseln wir noch heute.
So testet MOTORRAD

Praktisch und unterwegs
Für Käufer und Nutzer der Geräte zählt vor allem der Praxiswert bei der Motorrad-Navigation unterwegs. Außerdem haben wir aber auch noch andere Testkriterien.
Navigationspraxis: Eine definierte Testrunde wird als Route eingegeben. Wie präzise und schnell navigiert das System? Außerdem relevant: die Akku-Laufzeit.
Motorradtauglichkeit: Übersichtlichkeit des Displays (auch bei starker Sonneneinstrahlung), Bedienung mit Handschuhen, Handhabung der Halterungen, Sprachübertragung in Fahrt. Wie verhält sich das Navi auf dem Motorrad?
Funktionalität: Findet das Navi schnell eine Satellitenverbindung? Gut auch, wenn Menüführung, Zieleingabe und Bedienkomfort dem Nutzer entgegenkommen. Wie umfangreich ist das Kartenmaterial?
Routenplanung: Routenimport, Umplanen auf Tour und spezielle Routing-Funktionen (kurvenreiche Strecken suchen etc.) für Motorradfahrer sind für die Wertung relevant.
Ausstattung/Verarbeitung: Was beinhaltet der Lieferumfang? Wie sauber sind Gerät und Halterungen verarbeitet?
Becker mamba.4+

Anbieter: Becker, Telefon 0 63 31/2 23 75 01, www.mybecker.com
Preis: 479 Euro (für Ausstattung „plus“)
Ausstattung: 4,3“-TFT-Touchscreen, wechselbarer Lithium-Ionen-Akku (Laufzeit lt. Hersteller: k. A., Kapazität: 1150 mAh), RAM-Lenkerhalterungen, Motorradhalterung, Saugnapf-Autohalterung, USB-Kabel, Bordstromanschluss, Kurzanleitung, 12/24-V-Ladegerät, Schutztasche, integr. Lautsprecher
Kartenmaterial: Kartenmaterial zu 47 europäischen Ländern (Basis: Nokia here; unbefristete Möglichkeit zum kostenlosen Kartenupdate), vorinstallierte Motorradtouren, Marco-Polo-Reiseführer, ADAC Camping- und Stellplatzführer.
Funktionalität: sehr einfache und intuitive Bedienung, komfortables Zoomen bei Kartenansicht, Adresseingaben sehr bequem durch großzügige Schaltflächen und ausgezeichnetes Ansprechverhalten. Gerät ist schnell betriebsbereit und findet flott die Satelliten.
Navigationspraxis: Großes Manko ist die Akku-Laufzeit. Im MOTORRAD-Test stieg das Gerät bereits nach etwa 100 Minuten aus, schlechtester Wert im Vergleich. Bei der City-Testrunde konnte es jedoch gut punkten: flinke Berechnung, klare Ansagen, präzise und mit einem sehr dienlichen Fahrspurassistenten sowie übersichtlicher Kreuzungsansicht. Außerdem Trackaufzeichnung und Überspringen von Wegpunkten möglich. Chapeau! Zudem gute Aufteilung von Kartenansicht und Infoflächen. Die Navigation durch einen Tunnel sowie eine ländliche (knifflige) Zieladresse überforderten jedoch das Gerät.
Routenplanung: Tourenplanungen am PC über den freien Onlinedienst Motoplaner. Für den GPS-Export ist dort das Gerät als Menüpunkt hinterlegt. Hilfreich: Höhenprofil für die geplante Tour. (Eigentlich) gut: mehrstufiger Algorithmus zur Berechnung kurvenreicher Streckenführung. In der Testpraxis deckte sich die vorgeschlagene Route jedoch weitestgehend mit der unattraktiven Strecke über Schnellstraßen.
Motorradtauglichkeit: Die klobige Gerätehalterung mit fummeliger Rändelschraube zur Sicherung wirkt zwar etwas altbacken, aber auch wertig und erfüllt ihren Zweck. Handschuhbedienung: tadellos
Fazit: Das jüngste Motorradnavi im Test funktioniert prima und ist klasse ausgestattet. Aber das Becker mamba.4+ ist kein Preiskracher und tut sich schwer gegen gleich gut navigierende etablierte Mitbewerber. Trotzdem: Der Gegenwert passt.
MOTORRAD-Urteil: gut
Garmin Zumo 390 LM

Anbieter: Garmin, Telefon 0 89/8 58 36 48 80, www.garmin.de
Preis: 449 Euro
Ausstattung: 4,3“-TFT-Touchscreen, fest eingebauter Lithium-Ionen-Akku (Laufzeit lt. Hersteller: 7 Std., Kapazität: k. A.), RAM-Lenkerhalterungen, Motorradhalterung, Saugnapf-Autohalterung, USB-Kabel, Bordstromanschluss, Kurzanleitung, 12-V-Ladegerät, Konnektivität mit Garmin-VIRB-Actioncam und Reifendruckmessern (separat erhältlich), integr. Lautsprecher
Kartenmaterial: Kartenmaterial zu 41 europäischen Ländern in Vollabdeckung und vier Ländern in Teilabdeckung (Basis: Nokia here; unbefristete Möglichkeit zum kostenlosen Kartenupdate).
Funktionalität: Die Eingabe von Zieladressen ist im Vergleich etwas umständlich, weil man sich durch aufgeteilte Buchstabengruppen klicken muss. Ansonsten intuitive Menüführung und schnelle Autovervollständigung bei Eingaben. Gutes Display-Ansprechverhalten. Trackaufzeichnung möglich, einzelne Wegpunkte können sinnvollerweise übersprungen werden.
Navigationspraxis: Der Fahrspurassistent leistet bei unübersichtlicher Verkehrsführung in Ballungsgebieten durch klare Pfeilanzeigen beste Dienste, und eine geteilte Bildschirmansicht sorgt für zusätzliche Übersicht. Sehr durchdacht! Bei einer städtischen Zieladresse strauchelte das Navi, als der Tester mutwillig falsch fuhr. In einem Tunnel verlor sich die Routenführung komplett. Auch beim Routing zur ländlichen Zieladresse patzte das Garmin Zumo 390 LM grob und wollte partout über einen gesperrten Wirtschaftsweg leiten, obwohl der Fahrer bereits den richtigen (und legalen) Weg eingeschlagen hatte. Schwach.
Routenplanung: Die Funktion „Kurvenreiche Straßen“ führte zumindest im Test zu einem passablen Ergebnis und spuckte einen netten „Umweg“ aus – abseits der schnellen Hauptroute. Die Planungssoftware „Basecamp“ ermöglicht eine manierliche Tourvorbereitung.
Motorradtauglichkeit: stabile Halterungen, ein dezenter Anschluss an den Bordstrom und insgesamt kompaktes Gerät, passt wunderbar ins Motorrad-Cockpit! Eingaben stellen selbst mit dickeren Handschuhen kein größeres Problem dar.
Fazit: Bis auf das magere Navigationsergebnis auf der kniffligen Teststrecke sammelte das angenehm kompakte und sehr bedienungsfreundliche Garmin Zumo 390 LM viele Sympathiepunkte – klasse Planungssoftware, robuste Hardware, fairer Preis.
MOTORRAD-Urteil: gut
Garmin Zumo 590 LM

Anbieter: Garmin, Telefon 0 89/8 58 36 48 80, www.garmin.de
Preis: 649 Euro
Ausstattung: 5“-TFT-Touchscreen, wechselbarer Lithium-Ionen-Akku (Laufzeit lt. Hersteller: 4 Std., Kapazität: k. A.), RAM-Lenkerhalterungen, Motorradhalterung, Saugnapf-Autohalterung, USB-Kabel, Bordstromanschluss, Kurzanleitung, 12-V-Ladegerät, integrierter MP3-Player, Konnektivität mit Garmin-VIRB-Actioncam und Reifendruckmessern (separat erhältlich)
Kartenmaterial: Kartenmaterial zu 45 europäischen Ländern, davon bei vier Ländern nur Teilabdeckung (Basis: Nokia here; unbefristete Möglichkeit zum kostenlosen Kartenupdate), kostenlose Smartphone-Link-App, Verkehrswarndienst, Wetterradar
Funktionalität: Initialisierung des Gerätes bis zum Auffinden der Satelliten hat im Test mitunter recht lange gedauert (über eine Minute). Zieladresseingabe über aufgeteilte Buchstabengruppen zwar von den Bedienflächen her großzügig gestaltet, umständliches Blättern stört aber. Display gut zu bedienen, Menüaufbau insgesamt gut verständlich, Hochformat möglich. Trackaufzeichnung möglich.
Navigationspraxis: leitet sicher und übersichtlich auch durch schwierigste Verkehrsführungen mit mehreren Spuren, Kartenansicht groß genug, sodass sehr vorausschauendes Fahren möglich ist. Findet schnell und präzise den besten Weg zu den städtischen Test-Zieladressen, auch trotz spontaner Umleitung durch einen Tunnel. Patzt aber beim Routing zur abgelegenen Kleinstort-Adresse auf dem Land. Die gemessene Akku-Laufzeit betrug knapp über drei Stunden, nach 90 Minuten zeigte das Gerät aber bereits Akku-Schwäche an. Irritierend.
Routenplanung: Planen mit der Basecamp-Software bietet nach einiger Eingewöhnung viele gute Möglichkeiten, Routenimport und das Erstellen einer Tour am PC funktionieren im Vergleich sehr ordentlich. Funktionierte auf Testfahrt gut: „Kurvenreiche Straßen“ und die Vorschläge zu Rundtouren.
Motorradtauglichkeit: Handschuhbedienung auf dem großen Display einwandfrei, Halterungen solide, aber der dicke Kabelstrang lässt sich bei manchen Maschinen schlecht unterbringen.
Fazit: Fett ausgestattet mit zahlreichen Funktionen und mit dem größten Display im Vergleich. Dazu erstklassig verarbeitet und grundsolide. Das teure Garmin Zumo 590 LM ist ein Top-Gerät, leistete sich in der Navigationspraxis aber ein paar Schnitzer.
MOTORRAD-Urteil: gut
TomTom Rider 400

Anbieter: TomTom, Telefon 00 31/20/7 57 50 00 (Niederlande), www.tomtom.com
Preis: 499,95 Euro (Premium Pack)
Ausstattung: kapazitiver 4,3“-TFT-Touchscreen, fest eingebauter Lithium-Ionen-Akku (Laufzeit lt. Hersteller: 6 Std., Kapazität: 3220 mAh), RAM-Lenkerhalterungen, Drehgelenk-Motorradhalterung, Saugnapf-Autohalterung, Ladekabel, Diebstahlschutz, Schutzhülle, USB-Kabel, Bordstromanschluss, Kurzanleitung, 12-V-Ladegerät, integr. Lautsprecher
Kartenmaterial: TomTom-Kartenmaterial zu 45 europäischen Ländern (unbefristete Möglichkeit zum kostenlosen Kartenupdate), TomTom-Verkehrswarndienst, TomTom-Radarwarner
Funktionalität: Touchscreen reagiert unmittelbar auf Berührungen, Bilddarstellungen lassen sich mit zwei Fingern einfach größer ziehen. Intuitive Menüführung, einzelne Menüpunkte lassen sich wie bei einer Smartphone-Benutzeroberfläche per Wischgesten ansteuern. Trackaufzeichnung möglich.
Navigationspraxis: innerstädtisch absolut präzise und genaue Navigation, klar ersichtliche Streckenführung durch Fahrspurassistent, auch an kniffligen Kreuzungen narrensichere Führung und sehr verständliche Kartendarstellung. Bis auf eine Zieladresse auf der MOTORRAD-Testrunde Aufgabe mit Bravour erledigt. Auch bei bewusstem Falschabbiegen in einen Tunnel findet der TomTom Rider 400 recht schnell eine passende Alternativroute. Akku hielt im Test über fünf Stunden.
Routenplanung: Bei der Planung am PC mit der „Tyre Pro“-Software müssen sich Anfänger in die Materie hineinfuchsen. Die Funktion „Spannende Tour planen“ erwies sich unterwegs nur bedingt als guter Tourguide. Auf der Testrunde bot der TomTom Rider 400 eine nur wenig spannende, mit Ortsdurchfahrten gespickte Alternative zum schnellsten Weg an. Je bergiger, desto besser spricht die mehrstufige Funktion an und findet schöne Strecken. Gut: Rundtour-Funktion
Motorradtauglichkeit: Der Drehgelenk-Halter und das kontrastreiche Display überzeugen voll. Mit dicken Handschuhen lassen sich manche Schaltflächen nur schlecht bedienen.
Fazit: Beste Navigationsleistung, deshalb Testsieg. Der TomTom Rider 400 gefällt zudem mit Top-Ausstattung (Premium Pack), brillantem Touchscreen sowie einer zeitgemäßen Menüführung wie bei einem Smartphone. Funktioniert super auf dem Motorrad.
MOTORRAD-Urteil: gut
NavGear Tourmate N4

Anbieter: Pearl, Telefon 0 76 31/36 03 50, www.pearl.de
Preis: 269,90 Euro
Ausstattung: 4,3“-TFT-Touchscreen, fest eingebauter Lithium-Ionen-Akku (Laufzeit lt. Hersteller: k. A., Kapazität: 1500 mAh), Lenker- und Motorradhalterung (mit Sonnenblende), Saugnapf-Autohalterung, USB-Kabel, Bordstromanschluss, 12/24-V-Ladegerät, integrierter MP3-Player, Pinzette (für SD-Speicherkarte), integr. Lautsprecher
Kartenmaterial: Kartenmaterial zu 47 europäischen Ländern (Basis: Nokia here; zwei kostenlose jährliche Kartenupdates innerhalb der ersten zwei Jahre), Zugang zur Software „POI-Base“ mit über 1500 motorradspezifischen POIs (z.B. Bikertreffs, Shops) und vielen Routen.
Funktionalität: Das Ansprechverhalten des Displays ist mäßig, Zieleingaben dauern im Vergleich lange und gestalten sich umständlich. Die Initialisierungszeit des Geräts geht in Ordnung.
Navigationspraxis: Die Akku-Laufzeit im Test lag bei fast sechs Stunden, allerdings schaltete das Gerät bereits nach 2,5 Std. unabänderlich in einen Stromsparmodus mit geringer Bildschirmhelligkeit und wurde dadurch mehr oder minder unbrauchbar. Beim Navigieren in der Stadt mit vielen kurz aufeinanderfolgenden Abbiegevorgängen reagierte das System recht träge, fand aber die eingegebenen Adressen und ließ sich auch durch die Tunnel-Umleitung im Test nicht aus der Fassung bringen. Gut. Allerdings scheiterte es beim ländlichen Ziel.
Routenplanung: Attraktive Motorradrouten können als Datei importiert werden und lassen sich dann im Gerät leicht abrufen. Einen speziellen Algorithmus, der unterwegs kurvige und/oder bergige Strecken empfiehlt, gibt es im Gegensatz zu den anderen Geräten im Test nicht. Für die Planung am PC muss die Software von Fremdanbietern (z.B. Motoplaner) genutzt werden.
Motorradtauglichkeit: wenig belastbare, wackelige Halterungen, weiches Plastikmaterial, Schraube für Kugelkopf muss mit extrem viel Kraft geschlossen und geöffnet werden, damit alles fest sitzt. Mit Handschuhen lassen sich einige kleine Schaltflächen kaum aktivieren. Gerät ließ sich im Test nicht mit Bluetooth-Headset koppeln. Kaum ablesbar bei Sonnenlicht.
Fazit: In diesem starken Testfeld kann sich das NavGear Tourmate N4 nur über den günstigsten Preis behaupten. Es navigiert ordentlich, und für die Tourenplanung gibt es nette Features. Aber Fehlfunktionen und billige Anmutung stören. Nur zweite Liga.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
Alternative Smartphone?

Der Gedanke ist verlockend: Wenn man schon einige Hundert Euro für ein tolles Smartphone oder Tablet ausgegeben hat, warum es dann nicht auch zur Motorrad-Navigation nutzen? Aufmachung und Bedienung sind gewohnt, und passende Schutzhülle und Halterungen sind im Zubehörhandel für relativ überschaubares Geld (unter 100 Euro) zu bekommen.
In der Tat: Die erhältlichen Halterungen passen sich gut und fest an fast jedes Motorrad an, und mit einigen Schutzgehäusen aus zähem Kunststoff kann man sogar tauchen gehen. So gelagert, können Regen, Fahrtwind und Staub die teilweise sensiblen Elektronikgeräte auf Motorradtouren kaum angreifen. Es spricht also vieles für umfunktionierte Handys, zumal man dann zudem telefonieren, Hotels oder Restaurantadressen googeln oder in sozialen Netzwerken chatten kann. Alles mit einem Gerät!
Das Problem bei dieser Art alternativer Motorrad-Navigation ist aber meist die Software. Entsprechende Routenplanungs-Apps sind meistens nur für die Navigation im Auto zugeschnitten, die vorgesehenen Schaltflächen auf dem Touchscreen sind hingegen mit Motorradhandschuhen nur fummelig zu bedienen – und insgesamt mangelt es an einer guten Übersicht. Ist das Gerät außerdem nicht am Bordstrom, entleeren sich Handy-Akkus durch permanente Ortung mitunter schon nach einer halben Stunde.
Größte Schwierigkeit ist, dass während der Fahrt des Öfteren der Empfang abbricht und ein zuverlässiges Routing somit kaum möglich ist. Es gibt zwar auch Apps, die den Fahrer mit einem auf Offline-Karten eingespielten GPS-Signal leiten, aber dazu müssen zunächst Daten von zwei Gigabyte und mehr heruntergeladen werden. Fazit: Mobile Geräte eignen sich gut zum Navigieren auf den letzten Kilometern zum Ziel, aber mit größeren Motorradtouren sind sie überfordert.
Endwertung

Bis die Geräte in der Praxis zur vollsten Zufriedenheit laufen, kostet es viel Zeit, Geduld und meistens einen Anruf bei der Service-Hotline. Hard- und Software müssen dauernd aktualisiert werden und harmonieren oftmals nicht gut miteinander. Bei den mitunter hohen Anschaffungspreisen fällt es schwer, auch nur ein System mit „sehr gut“ zu adeln. Das NavGear Tourmate N4 fällt qualitativ etwas ab, aber robust und haltbar sind alle Geräte und Halterungen. Sie eignen sich gut zum Motorradfahren. Aber beim Kernthema Navigation: fern ab von Perfektion. Der TomTom Rider 400 macht es noch am besten.