Feine Unterschiede geben Aufschluss über den gesellschaftlichen Status. Sagte der Soziologe Pierre Bourdieu. Feines Original-Zubehör mache die SV 650 in jeder Gesellschaft salonfähig. Sagt Suzuki.
Feine Unterschiede geben Aufschluss über den gesellschaftlichen Status. Sagte der Soziologe Pierre Bourdieu. Feines Original-Zubehör mache die SV 650 in jeder Gesellschaft salonfähig. Sagt Suzuki.
Am Anfang stand sie ganz nackt da. Das fand der interessierte Kunde nicht ganz so schön. Ob der Händler der
SV 650 nicht etwas zum Anziehen mitgeben könne, fragte er. Einen Bugspoiler oder eine Cockpitverkleidung etwa. Oder zum Beispiel eine lässige Packtasche
zum Überwerfen. Kein Problem, erklärte der Suzuki-Verkäufer, dank eines umfangreichen Original-Zubehörkatalogs könne er ein attraktives Paket schnüren.
Wer sich einen Überblick verschaffen will, findet unter www.suzuki.de alle ausschließlich bei Vertragshändlern erhält-
lichen Anbauteile, mit denen man seine Suzi aufwerten kann.
MOTORRAD wollte wissen, was das Original-Zubehör taugt und hat die interessantesten Anbauteile für den Bestseller SV 650, Baujahr 2004, unter die Lupe genommen. Um es vorwegzunehmen: Alle Teile machen qualitativ einen guten Eindruck, erfreuen mit Passgenauigkeit und meist einfacher Montage. Kleinere Patzer sind
zu verzeihen, so heißt das Resümee: Mit
diesen Zubehörteilen hat Suzuki keinen Namen zu verlieren.
Das zeugt von fachkompetentem
Einkauf bei spezialisierten Zulieferern
wie etwa den Tankrucksack-Experten der
Firma Held oder dem marktführenden Hecktaschenhersteller Bags Connection. Die bewährten Produkte der Fremdfirmen unterscheiden sich allerdings nicht nur durch andere Schriftzüge und Logos, sondern sind in Zusammenarbeit mit Suzuki auf die jeweiligen Fahrzeuge zugeschnitten. Bestimmte Artikel, wie etwa Seitenträger und -koffer für die SV, nehmen die Japaner gar nicht erst ins Zubehörprogramm auf. Begründung: »Die beeinflussen die Fahrdynamik nicht unbedingt positiv, und da die SV keine klassische Tourenmaschine sein soll, verzichten wir darauf.«
Generell gilt: Auch wenn es bequem ist, sich vom Hersteller komplett ausrüsten zu lassen, sollte man prüfen, welche Teile man tatsächlich braucht. Und ein Preis- und Produktvergleich mit der Angebotspalette von Nachrüstern lohnt immer. Sie wissen schon: Die feinen Unterschiede machen’s aus.
Am Thema Original-Zubehör bleibt MOTORRAD dran: Tests für Bestseller anderer Hersteller folgen.
Kennzeichenhalter: Ästheten unter den SV-Fans gruselt es beim Anblick des wuch-
tigen Serienhalters. Das lieblose Kunststoffteil fordert einen Rausschmiss geradezu heraus, doch im Suzuki-Zubehörkatalog findet sich keine Alternative. Die bietet Polo,
Telefon 0211/9796-690, mit dem schlanken Kennzeichen- und Blinkerhalter Dragon von M-Design. Der pulverbeschichtete, hübsche Alu-Halter mit ABE kostet 52 Euro.
Hauptständer: Konstruktionsbedingt ist es schwierig, die aktuel-le SV 650 mit einem Hauptständer zu versehen. Lediglich mit einem Seitenständer bestückt, wird die regelmäßige Kettenpflege zur Nervensache. Während ein Hauptständer im Suzuki-Programm fehlt, sorgt Nachrüster SW Motech, Telefon 06425/82028-0, für Abhilfe. 129 Euro kostet das Teil, welches mit Motorradstiefeln jedoch nur bei ausgeklapptem Seitenständer zugänglich ist. Mittels eines an der Soziusraste angebrachten Handhebels lässt sich die Maschine dann mit viel Körpereinsatz aufbocken. Wichtiger Hinweis: Die Montage sollte eine Fachwerkstatt durchführen.
Vorderes Schutzblech: Der Kotflügel (Karbon-Applikat, 255,50 Euro) verleiht der Suzuki SV 650 ein sportlicheres Aussehen und wird mit einer Allgemeinen Betriebserlaubnis geliefert. Ärgerlich: Eigentlich vorgesehene und notwendige Kunststoff-U-Scheiben wurden nicht mitgeliefert hoffentlich ein Einzelfall. Beim Abmontieren des Original-Schutzblechs empfiehlt es sich, die zwei schwer zugänglichen Kreuzschlitzschrauben mit Sechskantkopf vorab mit einem Zehner-Maulschlüssel zu lösen und dann mit einem Schraubendreher mit langem Schaft herauszudrehen.
Sitzbankabdeckung: 84,27 Euro sind angemessen, um das Hinterteil seiner SV in einen sportlichen Knack-Popo zu verwandeln. Die Abdeckung ersetzt den Soziusplatz, passt wie angegossen zur Maschine und ist binnen weniger Minuten installiert. Beim Anbau, obwohl lediglich in Englisch beziehungsweise durch diverse asiatische Schriftzeichen beschrieben, kann nichts schief gehen.
Hinterradabdeckung: Gegenüber dem mattschwarzen, unauffälligen Kettenschutz macht die Hinterradabdeckung in Fahrzeugfarbe fürs Auge richtig was her. Wem die
Verschönerung mit ABE 192,24 Euro wert ist, sollte zugreifen. Die etwa 20-minütige Montage ist einfach und gut erklärt. Wichtiger Warnhinweis in der mehrsprachigen
Anbauanleitung: Das Austauschteil darf ausschließlich in Verbindung mit der Original-Reifengröße 160/60 ZR 17 verwendet werden, denn der Abstand zwischen Reifen und Abdeckung beträgt nur wenige Millimeter.
Bugspoiler: Bei einer Ausgabe von 300,23 Euro für einen Bugspoiler, der an der SV 650 in erster Linie einen optischen Mehrwert bietet, darf man absolute Passgenauigkeit erwarten. Die Erwartung wird nicht enttäuscht. Das
Original-Anbauteil mit Allgemeiner Betriebserlaubnis (ABE) in Fahrzeugfarbe wird mit einer Vielzahl von Einzelteilen geliefert, die übersichtlich auf einer Pappe unter Folie geordnet sind. Dank einer verständlichen Anleitung in Deutsch verläuft die zirka 30-minütige Montage problemlos. Tipp: Die Spoiler-Halterungen zunächst nur locker anschrauben und erst nach dem adäquaten Ausrichten des Bugspoilers alle Schrauben fest anziehen.
Cockpit-Verkleidung: Bei der Anbauanleitung fehlen eine verständliche Zeichnung sowie der Hinweis, dass noch weitere Schrauben der Lampenhalterung zwecks einfacherer Montage gelöst werden sollten. Ein Drehmomentschlüssel wird für den Anbau empfohlen. Ganz ohne Verkleidung strömt der Fahrtwind über den Tank direkt zur Körpermitte des Fahrers und zieht ihn ab Tempo 150 spürbar nach hinten. Die Cockpit-Verkleidung verhindert immerhin diesen unangenehmen Effekt und leitet den Winddruck auf Brust und Helm. Gegenüber einem wirklich effizienten Schutz wie etwa der erprobten, verstellbaren Tourenscheibe Vario Screen (162,80 Euro mit Haltesatz) von MRA, Telefon 07663/9389-0, bietet die Cockpit-Verkleidung bei Autobahnetappen wenige Vorteile. Im Vergleich: Hinter der Vario Screen (rechtes Foto) sitzt der Fahrer auch noch bei Tempo 180 gelassen und wird lediglich durch laute Verwirbelungsgeräusche gestört. Die 65,95 Euro für die schicke Suzuki-Cockpit-Verkleidung in Gelb, passend zur Fahrzeugfarbe, sind jedoch nicht zu viel verlangt.
Niedrigerer Fahrersitz: Ein Zentimeter weniger, das solls bringen? Eine berechtige Frage für SV-Fahrer, die sich mit der Original-Sitzhöhe von 80 Zentimetern abmühen. Antwort: Für sicheren Stand ist der Zentimeter nicht entscheidend die 1,61 Meter kleine Testfahrerin empfand sogar das minimal höhere Serienpolster gegenüber dem Nachrüstteil bei einer »Blindprobe« als niedriger. Bei beiden
Sitzen erreichte sie lediglich mit den Zehenspitzen den Boden. Trotzdem ist der Zubehör-Sitz aufgrund einer im vorderen Bereich wesentlich schmaleren Kontur ein heißer Tipp für kleinere SV-
Piloten. »Ich bekomme mehr Gefühl fürs Motorrad, weil ich drin und nicht obendrauf sitze. Der Beinwinkel ist angenehmer, und am Tank haben meine Schenkel eine bessere Führung. Mir vermittelt der Sitz mehr Sicherheit beim Fahren«, lobte die Probandin. Ergonomisch angenehm empfand ein zweiter, 1,87 Meter großer Tester das schmalere Polster. Allerdings bietet der Original-Sitz mehr Auflagefläche, was bei Langstrecken von Vorteil ist. 74,84 Euro kostet der niedrigere Fahrersitz, ein wirklich fairer Preis.
Tankrucksack: Der Magnet-Rucksack, von der Firma Held passgenau auf die SV zugeschnitten, verrutscht auch bei Topspeed nicht. Mittels Gurt und Schnellverschluss ist er an den Lenkerbrücken gesichert. Gut zugänglich ist ein Brillenfach. Das transparente, für eine Standard-Landkarte jedoch etwas zu schmale Kartenfach erlaubt dank einer speziellen, integrierten Handytasche während der Fahrt den Blick aufs Display. Über einen Rundum-Reißverschluss lässt sich das Packvolumen in Sekundenschnelle von angegebenen zwölf auf 25 Liter erweitern. Die freie Sicht auf den Tacho ist dann allerdings versperrt. Als
Ergänzung zum hinteren Gepäcksystem empfiehlt sich der ordentlich gefertigte Tankrucksack uneingeschränkt, auch wenn die Bodenplatte etwas dicker ausfallen dürfte. Mit 109,90 Euro liegt der Suzuki-Rucksack inklusive transparenter Regenhaube preislich auf dem Niveau vergleichbarer Produkte aus dem Zubehörhandel.
Topcase: Dieses wirkt an dem schlanken Naked Bike auf den ersten Blick wuchtig. Betrachtet man es aus dem Blickwinkel »form follows function«, harmoniert der qualitativ überzeugende
36-Liter-Koffer mit Deckel im Karbon-Look und großen Reflektoren von Zulieferer Soft Italia jedoch ziemlich gut mit dem Motorrad. Das 139 Euro teure Teil wird auf einer speziellen, einfach anzubringenden Adapterplatte (81,63 Euro) befestigt, die den Soziusplatz ersetzt. Die Fahrdynamik leidet nicht unter dem abschließbaren Bike-Kofferraum, der genügend Platz für einen Integral- plus einen Jet-Helm sowie für andere wichtige Utensilien bietet. Ideal für Stadtfahrer und Berufspendler. Negativ fiel auf, dass sich Koffer und Adapterplatte nicht frei von Spiel verzahnen folglich klapperts. Als wenig sinnvoll erweist sich das optional erhältliche Rückenpolster, weil es beim Fahren kaum möglich ist, gleichzeitig mit dem Rücken die Lehne und mit den Händen den Lenker zu erreichen. Die zum Aufbringen des Polsters notwendigen Bohrlöcher in der Topcase-Schale sowie die beim Kauf anfallenden Kosten von 29,91 Euro kann man sich dementsprechend getrost sparen.
Universal-Packtasche: Die steife Hecktasche ist neu im SV-Zubehör-Programm und ihre 179,27 Euro wert, denn mit 60 Liter Packvolumen bietet sie Platz für eine komplette Campingausrüstung plus Straßenkleidung. So ausgestattet, steht einem Kurzurlaub nichts im Weg. Die solide Tasche wird durch ein ausgeklügeltes Schlingen- und Schnellverschlusssystem an Kennzeichenhalter und Soziusraste verzurrt, eine Schutzfolie gegen Kratzer an Verkleidungsteilen gehört zum Lieferumfang. Mit zwei Handgriffen ist sie auf-
beziehungsweise abgesattelt und lässt sich dank eines Tragegurts auch abseits vom Motorrad komfortabel transportieren. Gut: Ein speziell geschnittener Packsack dient als wasserdichtes Innenfutter. Selbst bei Topspeed bleibt die Hecktasche
stabil, Aero- und Fahrdynamik werden kaum beeinflusst. Die Tasche überspannt den Soziusplatz, ist also nur für Alleinreisende eine Alternative zu
einem kompletten Koffersystem, das zudem auch noch abschließbar wäre. Suzuki bietet jedoch
keine Seitenkoffer für die SV an, bei allen großen und bekannten Herstellern wie Givi, Telefon
0911/955100, Hepco & Becker, Telefon 06334/
9216-0, oder Krauser, Telefon 06334/9228-0, werden Interessierte indes fündig.
Crash-Pads: Keine Frage, die gelben Kunststoff-Crash-Pads (46,06 Euro) mit gefrästem Montagesatz (99,92 Euro) sind Hingucker. Über Sinn oder Unsinn dieser Art Schutz vor Sturzschäden darf man sich streiten, denn bei einem Crash oder Rutscher kann der Rahmen unter Umständen an den Befestigungspunkten des Pad-Sets stark beschädigt werden, und zwar mittels Hebelwirkung übertragener Kräfte. Der Anbau ist trotz einer leicht verwirrenden Anleitung schnell zu bewerkstelligen.
Motorschutzbügel: Die pulverbeschichteten, schwarzen Schutzbügel für 89,90 Euro lassen sich innerhalb der angegebenen Montagezeit von 15 Minuten anbringen, die Anleitung inklusive Zeichnung ist für Laien verständlich. Beide Motorhaltebolzen rutschen beim Entfernen problemlos aus ihren Buchsen und werden durch mitgelieferte, angepasste Bolzen
ersetzt. Zum Anziehen der Muttern (55 und 93 Nm Anzugsmoment) schreibt Suzuki einen Drehmomentschlüssel vor. Unschön: An einer Mutter musste zunächst eine Schweißwulst abgefeilt werden, bevor sie verwendet werden konnte. Bügel und Bohrungen waren jedoch passgenau. Der Schutzbügel umspannt lediglich die Seitendeckel des Motors (Ersatz Lichtmaschinendeckel: 156,60 Euro; Kupplungsgehäusedeckel: 183,28 Euro). Krümmer und Kühler bleiben weiterhin ungeschützt.
Tankpad: wirklich empfehlenswert. Das schmucke Teil mit
»SV«-Schriftzug und stilisiertem Zweizylinder schützt großflächig vor
Kratzern. Das Pad aus fast zwei Millimeter starkem, elastischem Kunststoff für 14,87 Euro lässt sich ohne Blasen zu werfen auf-
bringen. Ist die Position nicht perfekt, kann man es mehrmals wieder abnehmen und verschieben. Ein Reinigungstuch zur Vorbehandlung der Tankoberfläche wird mitgeliefert.