Welche Sintermetall-Bremsbeläge bringen den Bestseller Suzuki Bandit 650 ABS am besten zum Stehen? MOTORRAD ließ acht Zubehör-Beläge gegen die Original-Stopper antreten.
Welche Sintermetall-Bremsbeläge bringen den Bestseller Suzuki Bandit 650 ABS am besten zum Stehen? MOTORRAD ließ acht Zubehör-Beläge gegen die Original-Stopper antreten.
Zehn Jahre, nachdem Suzukis 600er-Bandit auf den Markt kam und auf Anhieb zu den beliebtesten Motorrädern zählte, schreibt die seit Anfang 2005
erhältliche Nachfolgerin Bandit 650 mit Rang drei bei den Neuzulassungen die Erfolgsgeschichte fort. Zu den wenigen Kritikpunkten der mit tollen Allround-Quali-
täten überzeugenden 650er gehören die Bremsen. Zwar ist sie mit ABS ausgestattet, doch bemängeln die Tester einen teigigen Druckpunkt und ein nur durchschnittliches Bremsverhalten.
MOTORRAD besorgte sich gesinterte Nachrüstbremsbeläge von AP-Racing, Brembo, Carbone Lorraine, EBC, Ferodo, Goldfren, Lucas und Saito, um zu über-
prüfen, ob die Zubehörstopper nicht vielleicht doch ein wenig mehr Bremsleistung aus der Bandit herauskitzeln können als die Originalteile.
Um gleiche Bedingungen zu schaffen, wurden sämtliche Kandidaten zunächst ausgiebig eingefahren, bis die Belagflächen komplett an den Bremsscheiben anlagen. Denn erst dann entwickeln Beläge ihre maximale Leistung. Es folgten je ein Testtag für die Funktion bei Trockenheit und ein Tag für die Nässetests – nur unterbrochen von unzähligen Belagswechseln, Bewertungstabellen ausfüllen und Notizen machen. Abschließend fanden zusammen mit der MOTORRAD-Testabteilung die Aufzeichnungen per Datarecording statt. Der jeweils prägnanteste Kurvenverlauf meherer Vollbremsungen aus 100 km/h findet sich in den einzelnen Datenkästen wieder.
Zu den Funktionskriterien im vorliegenden Test gehören das Ansprechverhalten bei Trockenheit und Nässe, das angibt,
wie spontan die Beläge auf einen Zug
am Bremshebel reagieren, sowie der Druckpunkt, der sich idealerweise bei
kalten und warmen Bremsen immer nach demselben Hebelweg einstellt und einen stabilen Widerstand bietet. Die Dosierbarkeit bewertet, wie exakt sich die
gewünschte Bremskraft dosieren lässt.
Ein auch für weniger Geübte optimales Bremsverhalten ist so ausgelegt, dass
die Bremswirkung bei gleichmäßig zunehmender Handkraft ebenfalls gleichmäßig und somit berechenbar zunimmt. Außerdem schlägt sich die angesprochene Handkraft in der Bewertung nieder. Wünschenswert sind Beläge, die bereits auf geringe Hebelkräfte reagieren. Die Bremswirkung kalt und warm gibt an, wie hoch die maximal realisierbaren Verzögerungen bei kalter beziehungsweise warmer Bremse ausfallen. Analoges gilt für die Bremswirkung bei Nässe. Ein gutes Fadingverhalten zeichnet sich dadurch aus, dass auch nach vielen kurz hintereinander durchgeführten Vollbremsungen weder die Bremswirkung nachlässt, noch die Handkräfte stark zunehmen und der Druckpunkt konstant bleibt, also nicht in Richtung Bremsgriff »durchfällt«.
Fazit: Mit den meisten Zubehörbremsbelägen verzögert die Bandit einen Tick besser als mit den Original-Stoppern – nicht extrem, aber spürbar. Wesentlich größer ist der Gewinn, im wörtlichen Sinn, beim Kaufpreis. Im Vergleich zu den mit Abstand am teuersten Suzuki-Belägen spart man bei allen Zubehörfabrikaten deutlich. Wem der Preis das Wichtigste ist, der greift zu den supergünstigen Saito-Belägen von Louis. Rein nach den Funktionskriterien ist man mit den Produkten von Brembo und EBC am besten bedient.
Infos zum Test
Im Gegensatz zu den Original-Bremsbelägen, die bei der Fahrzeughomologation ihre Freigabe erhalten, benötigen
Zubehör-Beläge eine spezielle Kennzeichnung, die ihre Genehmigung für den Straßenverkehr dokumentiert. Anhand
der auf der Belagrückseite befindlichen KBA-Nummer lässt
sich nachprüfen, ob die Beläge tatsächlich für das betreffende Motorrad freigegeben sind.
Bei den Materialstärken verfolgen die Hersteller unterschiedliche Wege. Dicke Trägerplatten gewährleisten eine hohe Brems-
stabilität wobei im Fall der nur durchschnittlichen Bandit-Brems-
anlage auch die vergleichsweise dünnen Carbone-Lorraine-Platten keine spürbaren Nachteile ergeben. Die vorhandene Belagstärke wirkt sich direkt auf den Geldbeutel aus und fließt deshalb in die Endwertung mit ein. Es ist klar, dass die recht dünnen Beläge
von AP-Racing, Brembo und Lucas nicht so lang halten wie die
rund 25 Prozent dickeren Carbone-Lorraine-Exemplare. Entsprechend früher ist wieder Ersatz fällig.
Die aufgelisteten Verzögerungswerte beziehen sich auf die
mit Datarecording durchgeführten Vollbremsungen aus 100 km/h.
Mit jedem der Kandidaten wurde auf einem abgesperrten
Testgelände mehrere Bremsmanöver mit angewärmten Belägen
absolviert und ausgewertet. Aussagekräftiger als die maximale Verzögerung, die meist nur eine sehr kurze Zeitspanne erreicht wird, ist die durchschnittliche (mittlere) Verzögerung über
den gesamten Bremsvorgang.
Typ: Sintermetall
Anbieter: Louis, Telefon 040/73419360, www.louis.de
Preis: 35,90 Euro
Plus Gut zu dosieren; gutes Fadingverhalten
Minus Vergleichsweise hohe Handkräfte;
spürbar verzögertes Ansprechverhalten bei Nässe
Fazit Obwohl die Saito ab 2006 vier Euro
teurer werden, sind sie gegenüber der Konkur-
renz noch immer unschlagbar günstig. Ihre Funktionswerte sind zwar nicht mit sportlich oder bissig zu umschreiben, reichen für den üblichen Alltagseinsatz mit der Bandit jedoch vollauf
Typ: MCB 681/682 SV
Anbieter: TRW Kfz-Ausrüstung,
Telefon 02631/9120, www.lucas-bikersworld.com
Preis: 65,90 Euro
Plus Geringe Handkräfte; gute Bremswirkung
in warmem Zustand; gutes Fadingverhalten
Minus Viel zu geringe Anfangsbelagstärke
Fazit Ihre in vorangegangenen Tests
bewiesene Klasse können die Lucas bei der Bandit nicht ausspielen. Sie funktionieren
bei Trockenheit und Nässe aber zuverlässig
und ohne echte Schwäche. Größtes Manko
ist die geringe Belagstärke im Neuzustand
Typ: S3 Racing 104/124
Anbieter: Goldfren Deutschland,
Telefon 06264/926949, www.goldfren.de
Preis: 64,96 Euro
Plus Gut zu dosieren; ausreichend Anfangs-belagstärke vorhanden
Minus Vergleichsweise hohe Handkräfte;
spürbar verzögertes Ansprechverhalten bei Nässe
Fazit Unauffällige Beläge, die gut zum Charakter der Bandit passen und in etwa das Niveau
der Original-Stopper erreichen, jedoch wesent-
lich preisgünstiger sind. Für gute Verzöge-
rungswerte aus hohen Geschwindigkeiten
sind allerdings hohe Handkräfte erforderlich
Typ: FDB 2048/2049 ST
Anbieter: Paaschburg und Wunderlich,
Telefon 040/2482770, www.pwhamburg.de
Preis: 77,80 Euro
Plus Gute Dosierbarkeit; geringe Handkräfte;
in kaltem und warmem Zustand gute Funktions-
werte; gutes Fadingverhalten
Minus Spürbar verzögertes Ansprechverhalten bei Nässe
Fazit Die Ferodo sind zwar die teuersten Nach-
rüstbeläge im Vergleich, überzeugen jedoch
in nahezu allen Bereichen mit guten Funktions-
werten. Lediglich das Ansprechverhalten
bei Nässe dürfte etwas spontaner ausfallen
Typ: FA 229/231 HH
Anbieter: Matthies, Telefon 040/23725120, www.mike-matthies.de
Preis: 65,91 Euro
Plus Gute Dosierbarkeit und geringe Handkräfte; gute Bremswirkung in kaltem und warmem
Zustand; sehr gutes Fadingverhalten; gutes Ansprechverhalten und Wirkung bei Nässe
Minus
Fazit Da sich die EBC-Stopper in keinem der
zehn Testkriterien eine Schwäche leisten und sowohl bei Trockenheit wie Nässe einen blendenden Eindruck hinterlassen, liegen sie am Ende knapp vorn und heimsen den Testsieg ein
Typ: 07.KA18/19.SA
Anbieter: Brune, Telefon 02504/73440,
www.brunegmbh.de
Preis: 75,90 Euro
Plus Mit Abstand bestes Ansprechverhalten
im Testfeld; fester Druckpunkt; gute Dosier-
barkeit; geringe Handkräfte; gute Bremswirkung bei Trockenheit und Nässe
Minus Geringe Anfangsbelagstärke
Fazit Die verhältnismäßig geringe Belagstärke kostet die Brembo-Beläge den Testsieg.
Die roten Stopper funktionieren tadellos auf
der Bandit und glänzen vor allem durch ihr
hervorragendes Ansprechverhalten
Typ: 2383/2384 A3+
Anbieter: Kfz GmbH, Telefon 0731/9709050, www.carbone-lorraine.de
Preis: 68 Euro
Plus Sehr gute Dosierbarkeit; sehr gutes Fadingverhalten; größte Anfangsbelagstärke
im Vergleich
Minus
Fazit Mit neuem Importeur und alten Tugenden erzielen die französischen Beläge dank guten
bis sehr guten Werten in sämtlichen Kriterien
ein astreines Gesamtergebnis. Auch bei den Fading-Tests zeigen die Carbone Lorraine bis zum letzten Bremsmanöver reichlich Biss
Typ: LMP 304/305 SF
Anbieter: France Equipement,
Telefon 07229/697070, www.franceequipement.de
Preis: 57,56 Euro
Plus Geringe Handkräfte; in warmem Zustand gute Bremswirkung; gutes Fadingverhalten;
gute Bremswirkung bei Nässe
Minus Viel zu geringe Anfangsbelagstärke
Fazit Die schwarzen AP können ihr bei früheren Tests erzieltes Potenzial auf der durchschnittlichen Bremsanlage der Bandit nicht ausspielen. Dennoch liefern sie bis auf die viel zu geringe Anfangsbelagstärke in allen Kriterien gute Funktionswerte
Zehn Jahre, nachdem Suzukis 600er-Bandit auf den Markt kam und auf Anhieb zu den beliebtesten Motorrädern zählte, schreibt die seit Anfang 2005
erhältliche Nachfolgerin Bandit 650 mit Rang drei bei den Neuzulassungen die Erfolgsgeschichte fort. Zu den wenigen Kritikpunkten der mit tollen Allround-Quali-
täten überzeugenden 650er gehören die Bremsen. Zwar ist sie mit ABS ausgestattet, doch bemängeln die Tester einen teigigen Druckpunkt und ein nur durchschnittliches Bremsverhalten.
MOTORRAD besorgte sich gesinterte Nachrüstbremsbeläge von AP-Racing, Brembo, Carbone Lorraine, EBC, Ferodo, Goldfren, Lucas und Saito, um zu über-
prüfen, ob die Zubehörstopper nicht vielleicht doch ein wenig mehr Bremsleistung aus der Bandit herauskitzeln können als die Originalteile.
Um gleiche Bedingungen zu schaffen, wurden sämtliche Kandidaten zunächst ausgiebig eingefahren, bis die Belagflächen komplett an den Bremsscheiben anlagen. Denn erst dann entwickeln Beläge ihre maximale Leistung. Es folgten je ein Testtag für die Funktion bei Trockenheit und ein Tag für die Nässetests nur unterbrochen von unzähligen Belagswechseln, Bewertungstabellen ausfüllen und Notizen machen. Abschließend fanden zusammen mit der MOTORRAD-Testabteilung die Aufzeichnungen per Datarecording statt. Der jeweils prägnanteste Kurvenverlauf meherer Vollbremsungen aus 100 km/h findet sich in den einzelnen Datenkästen wieder.
Zu den Funktionskriterien im vorliegenden Test gehören das Ansprechverhalten bei Trockenheit und Nässe, das angibt,
wie spontan die Beläge auf einen Zug
am Bremshebel reagieren, sowie der Druckpunkt, der sich idealerweise bei
kalten und warmen Bremsen immer nach demselben Hebelweg einstellt und einen stabilen Widerstand bietet. Die Dosierbarkeit bewertet, wie exakt sich die
gewünschte Bremskraft dosieren lässt.
Ein auch für weniger Geübte optimales Bremsverhalten ist so ausgelegt, dass
die Bremswirkung bei gleichmäßig zunehmender Handkraft ebenfalls gleichmäßig und somit berechenbar zunimmt. Außerdem schlägt sich die angesprochene Handkraft in der Bewertung nieder. Wünschenswert sind Beläge, die bereits auf geringe Hebelkräfte reagieren. Die Bremswirkung kalt und warm gibt an, wie hoch die maximal realisierbaren Verzögerungen bei kalter beziehungsweise warmer Bremse ausfallen. Analoges gilt für die Bremswirkung bei Nässe. Ein gutes Fadingverhalten zeichnet sich dadurch aus, dass auch nach vielen kurz hintereinander durchgeführten Vollbremsungen weder die Bremswirkung nachlässt, noch die Handkräfte stark zunehmen und der Druckpunkt konstant bleibt, also nicht in Richtung Bremsgriff »durchfällt«.
Fazit: Mit den meisten Zubehörbremsbelägen verzögert die Bandit einen Tick besser als mit den Original-Stoppern nicht extrem, aber spürbar. Wesentlich größer ist der Gewinn, im wörtlichen Sinn, beim Kaufpreis. Im Vergleich zu den mit Abstand am teuersten Suzuki-Belägen spart man bei allen Zubehörfabrikaten deutlich. Wem der Preis das Wichtigste ist, der greift zu den supergünstigen Saito-Belägen von Louis. Rein nach den Funktionskriterien ist man mit den Produkten von Brembo und EBC am besten bedient.
Fazit
Die Unterschiede zwischen den
Kandidaten halten sich bei diesem Test in überschaubaren Grenzen. Etwas abgeschlagen landen die Beläge von Suzuki, Goldfren und Saito auf den hinteren Rängen.
Sie leisten sich zwar keine frappierenden Schwächen, erzielen aber
nur durchschnittliche Funktionswerte. Im Mittelfeld tummeln sich Ferodo,
AP-Racing und Lucas Letztere zwei verlieren im Kriterium »Belagstärke« reichlich Punkte. Ganz vorn finden sich EBC, Brembo und Carbone Lorraine nahezu gleichauf jedoch mit unterschiedlichen Stärken. So überzeugt der Testsieger EBC vor allem durch sein sehr gutes Fadingverhalten und seine auch ansonsten gleichmäßig guten Werte in allen anderen Kriterien. Brembo glänzt
mit dem besten Ansprechverhalten und dem am klarsten definierten Druckpunkt, während Carbone Lorraine die höchste Anfangsbelagstärke aller Kandidaten aufweist
und beim Fadingverhalten punktet.