Übersicht Koffersysteme

Übersicht Koffersysteme Gepäck

Der Nachrüst-Markt für Gepäckträger und Koffer ist groß und unübersichtlich. MOTORRAD gibt Tips, worauf beim Kauf zu achten ist.

Immer zur Stelle, wenn man sie braucht, ansonsten aber zurückhaltend und fast unsichtbar - so wünschen sich nicht nur die Direktoren von Luxusherbergen ihre Gepäckträger, sondern auch viele Motorradfahrer, die sich nur schwer mit einem der verunstaltenden Rohrgebilde am Heck ihrer Maschine anfreunden können.
Wem die Ästhetik des Bikes über alles geht, wählt am besten ein System, das sich mit wenigen Handgriffen an- und wieder abmontieren läßt. Dies gelingt häufig bei Gepäcksystemen, deren Seitenträger sich unabhängig von einem Topcase-Träger anbringen lassen. Als Beispiel sei hier das K-Wing-System von Krauser genannt, das darüber hinaus mit seinen geringen Abmessungen des Alu-Haltebügels gefällt.
Künftige Weltenbummler, die bevorzugt unbefestigtes Terrain erkunden wollen, fahren hingegen mit einem stabilen Gepäckträger aus Stahlrohr besser, da er die Koffer an mehreren Punkten fixiert. Außerdem kann bei einem möglichen Bruch auch mal ein algerischer Dorfschmied erste Hilfe leisten, sofern ein Schweißgerät vorhanden ist.
Reparaturen dieser Art sind bei Trägern aus Leichtmetall-Druckguß zwar nicht möglich, dafür sind Universalträger wie beispielsweise das Wingrack von Givi ideal für Biker, die häufig ihren Untersatz wechseln. So muß für das neue Motorrad nicht jedesmal ein passender Träger angeschafft werden, sondern nur der modellspezifische Anbausatz.
Kofferträger aus Kunststoff sind auf dem Nachrüstmarkt kaum noch zu finden, während beinahe jeder Hersteller Adapterplatten aus diesem Material für seine Topcases im Programm hat. Lediglich einige Motorradhersteller wie Honda oder BMW verwenden bei verschiedenen Modellen für ihre eigene Kofferprogramme die unauffälligen und formschön integrierbaren Kunststoffhalter.
Bei den Koffern selbst gibt es ebenfalls einige Punkte zu beachten. Von Vorteil aufgrund ihres flexiblen Einsatzes sind jene Modelle, die sich sowohl seitlich einhängen lassen als auch zum Topcase taugen. Wer auf den zusätzlichen Stauraum eines dritten Behälters im Normalfall verzichten kann, die Vorzüge eine Topcases im Stadtverkehr aber nicht missen möchte, funktioniert für kleine Einkäufe einfach einen Koffer zum Topcase um und spart noch Geld dabei. Wichtig in diesem Zusammenhang: Auch beim Kauf eines weiteren Koffers oder Topcases zu einem späteren Zeitpunkt sollte die Gleichschließung aller Behälter mit nur einem Schlüssel gewährleistet sein. Nonfango geht mit gutem Beispiel voran und legt einigen Kofferpaaren gleich einen zusätzlichen Schloßeinsatz für ein Topcase bei. Andere Hersteller liefern Schlösser nur als Ersatzteil oder müssen in dieser Hinsicht gänzlich passen.
Neben der Gleichschließung erleichtert auch das Ein-Schloß-System die Handhabung im Alltag. Mit nur einem einzigen Schloß läßt sich dabei der Koffer sowohl öffnen und verschließen als auch vom Träger entriegeln. Vorreiter dieses Systems war vor Jahren Givi mit seinen Monokey-Koffern. Mittlerweile hat die Konkurrenz nachgezogen und offeriert ebenfalls zahlreiche Koffer mit dieser Schließung.
Am weitesten verbreitet sind Koffersysteme mit Kunststoffbehältern. Eines der Hauptargumente, mit dem die Hersteller für diese robusten, zum Teil lackiert erhältlichen Exemplare werben, ist die Wasserdichtigkeit. In früheren Tests von MOTORRAD konnten indes nicht alle Koffer dieses Versprechen einlösen. Dennoch zogen sich die Kunststoffprodukte in diesem Punkt besser aus der Affäre als die meisten der ebenfalls getesteten Alu-Boxen. Bei jenen empfiehlt sich deshalb eine Innentasche, die darüber hinaus das Gepäck vor dem lästigen Alu-Abrieb schützt.
Noch ein paar grundsätzliche Dinge: Nachrüst-Gepäckträger sind generell nur für Motorräder im Serienzustand ausgelegt; Änderungen an Auspuff, Schwinge oder Heckverkleidung machen unter Umständen die Montage eines Trägers unmöglich. Wer ein Motorrad mit einem extrem breiten Heck à la Suzuki RF 900 besitzt, sollte sich außerdem von vornherein überlegen, ob es tatsächlich Koffer mit 50 Litern Inhalt sein müssen; schließlich kann mit diesen voluminösen Boxen die gesetzlich zulässige Breite für Einspurfahrzeuge von einem Meter leicht überschritten werden. Angesichts der oftmals geringen Zuladung vieler Motorräder sollte auch das Eigengewicht eines kompletten Koffersystems berücksichtigt werden, das immerhin knapp 20 Kilogramm betragen kann. Darüber hinaus gibt es große Unterschiede bei der zulässigen Beladung eines Koffers: Erlauben manche Hersteller zehn Kilogramm, ist bei anderen die Grenze schon bei drei Kilogramm erreicht. Die meisten Hersteller schreiben überdies mit Koffern eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h vor.
Wer deshalb seine touristischen Ambitionen lieber auf einem nicht limitierten Tourer mit fest integrierten Koffern ausleben möchte, hat auch nicht immer Grund zur Freude. Die großflächigen und wulstigen Plastik-Verkleidungen sind nicht nur kratzempfindlich, sondern beherbergen häufig Stauräume mit zu geringem Volumen. Einen guten Kompromiß unter den Integrierern bietet die Honda ST 1100: Deren Kofferhalter verschwinden nach Abnahme der Koffer hinter Klappen des schlanken Hecks - immer zur Stelle, wenn man sie braucht, ansonsten aber unsichtbar.

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