Upgrade Honda CBF 1000
Honda CBF 1000

Sie verkauft sich wie geschnitten Brot. Ist bei Vergleichstests grundsätzlich auf den vorderen Plätzen zu finden. Und durchlief den 50000-Kilometer-Langstreckentest pannenfrei. Echt schwierig, so einen Tausendsassa noch weiter zu verbessern.

Honda CBF 1000
Foto: Künstle

Hmmm, das swingt! Leicht wie eine Feder tänzelt die CBF 1000 von Kurve zu Kurve, wechselt easy die Schräglagen, wie es dem Piloten und dem Straßenverlauf gerade gefällt. Eine kurze Gerade. Wuchtig und unangestrengt drückt der Reihen-Vierer vorwärts. Dann kurz die Bremse antippen und hinein ins nächste Kurvennest.

Wer zum ersten Mal auf der Honda CBF 1000 unterwegs ist, begeistert sich sofort für das unkomplizierte Fahrverhalten. Ein echter Erfolgsmix: der Vierzylinder des Supersportlers Fireblade auf 98 PS gezähmt, mit ausreichend Drehmoment gesegnet, schön knackig kurz übersetzt und in einem schnörkellosen Fahrwerk untergebracht. Funktioniert nahezu perfekt. Die Tausender mit überschaubarem Aufwand zu verbessern ist nur schwer möglich. Allenfalls sportlich ambitionierte Piloten finden mangels ausreichender Schräglagenfreiheit und Dämpfungsreserven größere Betätigunsfelder – für sie gibt es neben der 1000-Punkte-Wertung einen separaten Kasten mit Testeindrücken und Messwerten zu Federelementen und Auspuff-Töpfen aus dem 50000-Kilometer-Langstreckentest (MOTORRAD 2/2007). Touren- und Alltagsfahrer holen hingegen schon mit wenigen Mitteln das Optimum aus dem Bestseller heraus.

Unsere Highlights

Selbst Honda scheint sich mit weiteren Verbesserungen schwer zu tun. Seit ihrem Erscheinen 2006 wird die CBF jedenfalls nahezu unverändert produziert. Einzige Modellpflege: ein Anti-Vibrationskit für die Verkleidung ab Modelljahr 2007. Diejenigen, die sich für eine gebrauchte Maschine interessieren und sich nach dem ersten Modelljahr umschauen, sollten deshalb die rissgefährdete Halbschale genau begutachten.

Reifen

Ein großes Lob gebührt Honda hinsicht-lich der Wahl der Reifengröße: Entgegen dem Trend der letzten Jahre besohlten die Japaner die CBF hinten nämlich mit einem vergleichsweise schmalen 160er-Pneu. Eine gute Entscheidung, die man bereits nach wenigen Kurven zu schätzen weiß.

Mit der Serienbereifung Michelin Pilot Road (etwa 230 Euro) ist die Honda schon richtig gut angezogen. Handlich und neutral umrundet sie damit sämtliche Radien, weder Aufstellmoment noch andere Gemeinheiten wie etwa Lenkerschlagen nerven. Der französische Tourensport-Pneu bleibt stets gutmütig und berechenbar, wenngleich er sich in Sachen Grip nicht mehr ganz auf dem Niveau der moderneren Mitbewerber bewegt. Mit guter Eigendämpfung kommen die Michelins all jenen entgegen, die gerne etwas komfortabler unterwegs sind.

Die italienische Alternative heißt Diablo Strada (etwa 235 Euro) und stammt aus dem Hause Pirelli. Damit fährt sich die CBF ähnlich unkompliziert und leichtfüßig. Die Pirellis rollen zwar nicht ganz so komfortabel, bieten dafür jedoch mehr Haftungsreserven. Ihre ganz große Stunde schlägt, wenn es nass wird. Dann schneiden sie souverän und präzise durch die Wassermassen und bescheren dem Piloten einen großen Sicherheitsgewinn.

In Sachen Nasshaftung nicht viel schlechter und in allen anderen Belangen überlegen ist die für die Honda beste Paarung: Metzeler Roadtec Z6 (etwa 235 Euro). Sie ist die Referenz: satte Haftung, hohe Stabilität, klasse Handlichkeit. Dazu nur geringes Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage oder auf Bodenwellen und ausgewogenes, sicheres Kurvenverhalten. Mit dieser Paarung sind Tourenfahrer und Sportpiloten gleichermaßen zufrieden.

+4 Punkte in Fahrwerk für 235 Euro
Metzeler Roadtec Z6

Bremsbeläge

Mit rund 80 Euro kostet der vordere Satz Beläge von Carbone Lorraine fast gleich viel wie die Originale von Honda – in den meisten Fällen sind Zubehörteile günstiger. Dafür bremsen die Beläge sehr gut – 9,2 m/s² in der mittleren Verzögerung gegenüber 8,9 m/s² im Serienzustand, gemessen im direkten Vergleich auf dem Kleber-Testgelände. Das heißt, die mit CBS ausgestattete CBF kommt bei einer Vollbremsung aus 100 km/h zirka eineinhalb Meter eher zum Stehen. Darüber hinaus beißen die Carbone Lorraine einen Tick schneller zu, vermitteln ein direktes und transparentes Bremsgefühl. Möglicherweise wären die Ergebnisse noch besser ausgefallen, hätte die CBF auch hinten die Nachrüstbeläge bekommen. Leider waren die zum Zeitpunkt des Tests nicht lieferbar.

+2 Punkte in Sicherheit für 80 Euro

Windschutz

Obwohl der Honda-Windschild sich in der Höhe verstellen lässt, ist die Schutzwirkung nicht optimal. Abhängig von Fahrergröße und Sitzposition erzeugt die Scheibe mehr oder weniger laute Turbulenzen, die vor allem auf längeren Autobahnfahrten ganz schön nerven können. Abhilfe schafft die Varioscreen von MRA für knapp 120 Euro. Zum einen ist sie schnell (in zirka zehn Minuten) und leicht montiert, zum anderen funktioniert sie deutlich besser als der Honda-Schild. Schon in der tiefsten Stellung des Spoilers sind die Windgeräusche leiser, nur mehr die Schultern und der obere Teil des Helmes hängen im Wind. Befindet sich der verstellbare Abweiser in der höchsten Position, ist der Winddruck deutlich geringer und lediglich ein tieffrequentes Brummen zu hören.

+2 Punkte in Alltag für 120 Euro

Federbein

Das Wilbers-Federbein (429 Euro, links unten) besitzt eine 22-fache Zugstufenverstellung und eine hydraulische Federvorspannung (plus 199 Euro extra), worauf beim Originalteil von Showa (rechts) verzichtet werden muss. Zudem spricht die Nachrüst-Variante deutlich feiner an und bietet spürbar mehr Dämpfung. Aufgrund sechs Millimeter mehr Länge wird das Heck etwa eineinhalb Zentimeter angehoben, was für mehr Schräglagen-freiheit sorgt. Auf Sonderwunsch sind maximal drei Zentimeter Erhöhung möglich. Die serienmäßge Gabelabstimmung funktioniert zwar in weiten Teilen gut, wer dennoch eine weitere Verbesserung wünscht, greift zum Gabelset von Wilbers (99 Euro, oben links) oder Wirth (zirka 98 Euro, rechts). Wobei die Wirth-Federn etwas feiner ansprechen und mehr Komfort bieten, die Wilbers-Teile hingegen härter sind und mehr Feedback liefern. Größere Reserven besitzen beide.

Adressen

Honda Motor Europe (North) GmbH, 63069 Offenbach, Sprendlinger Landstraße 166, Telefon 069/8309-0, www.honda.de

Reifen
Michelin Reifenwerke AG Co KGaA, 76159 Karlsruhe, Telefon 0721/5303349, www.michelin.de
Metzeler + Pirelli, Pirelli Deutschland GmbH, 64747 Breuberg, Höchster Straße 48–60, Telefon 06163/71-0, www.metzelermoto.de, www.pirelli.de

Bremsbeläge
Carbone Lorraine, K-F-Z GmbH, 89231 Neu-Ulm, Telefon 07131/9709050, www.carbonelorraine.de

Federelemente
Wilbers Products GmbH, 48527 Nordhorn, Telefon 05921/727170, www.wilbers.deWirth-Federn, 21274 Undeloh, Oster-diecksfeld 23, Telefon 04189/811020, www.wirth-federn.de

Auspuff-Endtöpfe
Bos Auspuff GmbH, 49828 Neuenhaus, Telefon 05941/4793, www.bosauspuff.de
Hurric, Fechter Drive Motorsport GmbH, 73235 Weilheim/Teck, Michael-Becker-Straße 22, Telefon 07023/95230, www.fechter.de
Remus, A-8572 Bärnbach, Dr.-Nieder-dorfer-Straße 25, Telefon +4331426900-00, www.remus.at

Fazit

+8 Punkte in der Gesamtwertung für 435 Euro

Viel braucht es nicht, um die Honda CBF 1000 der Perfektion einen Schritt näher zu bringen: einen Satz Metzeler Roadtec Z6, Bremsbeläge von Carbone Lorraine und die Varioscreen von MRA. Alles andere ist Beiwerk, an dem vor allem die sportlich orientierten Fahrer am meisten Gefallen finden werden. Sie freuen sich garantiert über ein etwas straffer abgestimmtes Fahrwerk und mehr Bodenfreiheit.

Auspufftöpfe

Die sportlichen Talente der CBF 1000 lassen sich mit straffer abgestimmten Federelementen deutlich steigern. Bassigen Sound liefern die Zubehör-Auspufftöpfe.

BOS Slip On oval
Für 739 Euro steigern die Bos-Töpfe etwas die Spitzenleistung und bügeln die kleine Drehmomentdelle bei 4700/min glatt. Grundsätzlich sind die leichten Dämpfer (5,3 kg, Serie 9,3 kg) sehr hochwertig verarbeitet, wobei die Passform etwas besser sein könnte. Im Standgas klingen sie bassiger, und in den hohen Lagen nicht zu aggressiv.

Hurric ED "RAC 1“
Auf dem Prüfstand fallen die Unterschiede zur Originalanlage minimal aus – ein PS plus bei gleichem maximalen Drehmoment. Mit 499 Euro gehören die Hurric-Dämpfer zu den günstigsten, wobei die Verarbeitungsqualität klar hinter den anderen Zubehöranlagen liegt. Auch die Montage gestaltet sich schwieriger. Die Hurric-Dämpfer wiegen 7,6 Kilogramm und blubbern schön tieftönig bei Standgas, lärmen obenraus aber richtig laut.

Remus Revolution GP, Titan
Die Passform der Remus-Dämpfer ist tadellos, die Montage einfach und das Design deutlich flotter als beim Original. Mit 5,5 Kilogramm gehören sie zu den leichteren Zubehörteilen. Zwei PS mehr Spitzenleistung und eine geglättete Drehmomentkurve runden das Angebot ab. Mit 1136 Euro (Alu 956 Euro) ist die Titan-Anlage jedoch recht teuer, außerdem steigt die Lautstärke deutlich.

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023