Zwei Siege und ein zweiter Platz beim MOTORRAD-Alpen-Masters machen die kleine Reise-Enduro zur unumstrittenen Alpen-Königin. Kann sie trotz ihres hohen Reifegrads mit wenig Aufwand noch weiter verbessert werden?
Zwei Siege und ein zweiter Platz beim MOTORRAD-Alpen-Masters machen die kleine Reise-Enduro zur unumstrittenen Alpen-Königin. Kann sie trotz ihres hohen Reifegrads mit wenig Aufwand noch weiter verbessert werden?
Ein beachtlicher Erfolg der V-Strom 650, treten doch 20 Motorräder aus fünf verschiedenen Kategorien jeweils beim MOTORRAD-Alpen-Masters an (Heft 19+20/2005, 17+18/2006, 16+17/2007). Selbst deutlich stärkere und teurere Motorräder mussten sich ihr geschlagen geben. Das handliche und unkomplizierte Fahrverhalten im Zusammenspiel mit dem kräftigen und drehfreudigen V2 ist eine wahre Erfolgsmixtur. Insofern ist es gar nicht so einfach, dieses gelungene Konzept noch weiter zu verbessern. Nicht einfach, aber möglich.
Wie auch in den bereits erschienenen Upgrade-Folgen sind die MOTORRAD-Umbauten als Vorschlag gedacht, um eine Maschine in einzelnen Kriterien zu verbessern. Der eine V-Strom-Pilot legt mehr Wert auf maximales Landstraßen-Vergnügen und erreicht dies mit einer kürzeren Übersetzung und den Michelin Pilot Road-Reifen. Der andere Suzuki-Treiber findet sein Glück beim Abspulen langer Strecken und freut sich deshalb über einen verbesserten Windschutz, während aus seiner Sicht ansonsten alles prima passt.
Bei einem Punkt allerdings scheiden sich auch MOTORRAD-intern die Geister: Manche Fahrer hatten an der recht touristischen, aufrechten Sitzposition nichts zu kritisieren, andere hingegen wünschten sich einen flacheren Lenker sowie eine höhere Sitzbank und damit eine stärker vorderrad-orientierte Haltung. Da dieses Thema vor allem von der Größe des Reise-Enduristen abhängig ist, gibts hier keinen allgemeinen Tipp. Aber Spezialisten, die weiterhelfen können: Wer mit dem Serien-Lenker nicht zurechtkommt, findet bei LSL Ersatz (www.lsl-motorradtechnik.de). Und wer die Sitzbank ab-, aufpolstern oder gleich ganz wechseln möchte, kann sich beispielsweise an die Firma Jungbluth (www.motorrad-sitzbaenke.de) wenden oder an einen erfahrenen Sattler.
Wer zu den Zubehörbremsbelägen greift (Achtung: auf ABE achten), kann richtig Geld sparen. Die Serienteile sind nämlich mit 103 Euro für die Vorderrad- und 57 Euro für die Hinterradbremse ganz schön teuer. Die Beläge von Carbone Lorraine kosten mit 60,83 Euro vorn und 24,80 hinten nicht nur erheblich weniger, sondern auch ihre Wirkung ist mit einer mittleren Verzögerung von 9,1 m/s² etwas besser. Mit den Serienteilen waren maximal 8,8 m/s² möglich, bei der Bremsmessung aus 100 km/h benötigt die V-Strom bis zum Stillstand somit 1,4 Meter mehr. In der Dosierbarkeit schenken sich beide nicht viel, dank des gut arbeitenden ABS der Suzuki. Die Beläge von Lucas (61,90 Euro vorne, 31,95 hinten) sind ebenfalls günstiger als die Serienteile und verzögern mit 8,9 m/s² auf ähnlichem Niveau. Der größte Gewinn liegt somit hauptsächlich in den geringeren Kosten.
+1 Punkt in Sicherheit für 86 Euro
Suzuki International Europe GmbH64625 Bensheim, Telefon 06251/5700-0, www.suzuki.de
Reifen:
Dunlop GmbH Co. KG63540 Hanau, Telefon 06181/6801, www.dunlop.deMichelin Reifenwerke AG Co KGaA76159 Karlsruhe, Telefon 0721/5303349, www.michelin.de
Übersetzung:
Enuma Motorrad Schüller GmbH, 68649 Groß-Rohrheim, Telefon 06245/ 9947910, www.enuma.de
Bremsbeläge:
Carbone Lorraine K-F-Z GmbH 89231 Neu-UlmTelefon 07131/9709050, www.carbonelorraine.de Lucas TRW KFZ Ausrüstung GmbH56566 Neuwied, Telefon 02631/912-0, www.lucas-bikersworld.com
Für relativ wenig Geld lässt sich die von Haus aus schon recht ausgereifte V-Strom 650 noch weiter verbessern. Sie rollt dann auf Michelin Pilot Road, zieht einen verständigen Prüfer vorausgesetzt dank eines kleineren Enuma-Ritzels druckvoller durch und bremst mit Carbone Lorraine-Belägen einen Tick zackiger. Den Hauptständer kann jeder brauchen, der Touren-Windschild ist für allem für Langstrecken-Piloten interessant.
Schwer verständlich, dass Suzuki die V-Strom 650 nicht gleich mit einem Hauptständer ausliefert. Mit dem Zubehörteil wollen die Vertriebsverantwortlichen bei Suzuki offenbar nochmals zusätzlich Kasse machen, kostet der simpel gemachte Stahlrohr-Bügel doch immerhin satte 204,53 Euro im hauseigenen Zubehör-Programm (http://classic.suzuki.de/prospekte/zubehoer_vstrom_2007.pdf). Trotzdem eine lohnende Investition. Nicht nur beim Kettenspannen und -schmieren tut sich der V-Strom-Pilot erheblich leichter. Auch wer die Räder gründlich putzen, aus- und einbauen oder einfach nur die Reise-Enduro in Ruhe für die große Urlaubstour beladen möchte, freut sich über eine stabile Standvorrichtung. Im Bewertungskriterium Ausstattung bringt der Hauptständer deshalb zwei Punkte mehr.
+2 Punkte in Alltag für 205 Euro
Für die kleine V-Strom gibt es keine Reifenbindungen, ihre Besitzer dürfen frei wählen, vorausgesetzt, die Größe passt. Wobei die Serienbereifung Bridgestone Trail Wing TW 101/152 (zirka 202 Euro) grundsätzlich keine schlechte Wahl ist. Die 650er umrundet damit handlich und neutral sämtliche Radien, zeigt kaum Aufstellmoment und glänzt mit ihrem typischen, unkomplizierten Fahrverhalten.
Die Alternative von Dunlop, der Trailmax D 607 F/D 607 (zirka 199 Euro), tat sich im MOTORRAD-Reifentest aus dem Jahr 2005 (Heft 10) positiv hervor und konnte im aktuellen Test (Heft 11/2008) beispielsweise im Verschleiß überzeugen, schien somit auch für die V-Strom eine Empfehlung. Von den bescheinigten Handling-Qualitäten ist auf der Suzuki jedoch nur wenig zu spüren. Sie lenkt deutlich träger ein und hält lange nicht so sauber die Linie wie mit den Bridgestone. Insgesamt fuhr die Trailmax-bereifte Suzi fühlbar "schwammiger".
Wer die V-Strom ausschließlich auf Asphalt bewegt, sollte auf einen reinrassi-gen Straßenreifen setzen. Der Michelin Pilot Road (zirka 220 Euro) verbessert spürbar das an sich schon gute Fahrverhalten der 650er. Die Fahrstabilität legt deutlich zu, das Fahrgefühl ist transparent und satt. Auch lenkt sich die Suzuki handlicher. Die Michelin sind onroad die besten Reifen für die V-Strom.
+5 Punkte in Fahrwerk für 220 Euro (Michelin Pilot Road)
Serienmässig schützt der Windschild der V-Strom schon sehr gut vorm Fahrtwind. Wem die Schutzwirkung trotz-dem noch nicht ausreicht, der findet im Suzuki-Zubehör-Programm Abhilfe. Für knapp 118 Euro (ungetönt/klar oder für 120,45 Euro in Rauchgrau) bieten die Japaner ihren Kunden eine Tourenscheibe mit sieben-fach verstellbare M Spoiler, der nicht nur Wind, sondern auch Regen sehr ordentlich über Kopf und Oberkörper des Piloten hin-weglenkt. Der Spoiler lässt sich während der Fahrt auf die Größe und Sitzposition des Fahrers einstellen und schafft es so, die lästigen Turbulenzen auf ein Minimum zu reduzieren. Nachteil: Die sowieso schon wuchtig erscheinende 650er wirkt mit der einstellbaren, größeren Scheibe noch massiger und voluminöser.
+1 Punkt in Alltag für 118 Euro
Das Wichtigste zuerst: Wer sich mit dem Gedanken trägt, die Suzuki kürzer zu übersetzen, sollte vor dem Umbau den Prüfingenieur von TÜV oder DEKRA kontaktieren. Denn obwohl die Änderung weniger als acht Prozent der Gesamtübersetzung beträgt und damit die Pflicht eines neuen Abgas- und Geräuschgutachtens entfällt, bleibt es dem Prüfer überlassen, ob er die Freigabe erteilt. Wenn ja, bringt das für den V-Strom-Treiber ein klares Plus an Fahrspaß. Der V2 spielt damit in den richtigen Drehzahlregionen und quittiert jeden Gaszucker mit richtig Vortrieb. Der Durchzugswert im letzten Gang von 60 auf 140 km/h sinkt um 1,2 Sekunden von 14,0 auf 12,8 Sekunden.
+3 Punkte in Motor für 17 Euro