Zehn Tagesrucksäcke bis 100 Euro im Test
Alltagskompagnon und nützlicher Tourenbegleiter

Mehr als nur ein Brot sollte schon ins Gepäck passen, um beim Ausflug nicht auf halber Strecke zu verhungern. MOTORRAD testet zehn Tagesrucksäcke bis 100 Euro auf Tauglichkeit als solider Alltagskompagnon oder nützlicher Tourenbegleiter.

Alltagskompagnon und nützlicher Tourenbegleiter
Foto: Dentges

Auf dem Markt tummeln sich mittlerweile Dutzende Produkte, die als Motorrad-Rucksäcke feilgeboten werden. Einem Trend der letzten Jahre folgend, seine Siebensachen auf dem Rücken statt auf dem Motorrad zu transportieren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vor allem sportliche Maschinen bieten kaum Stauraum unter der Sitzbank oder einen Gepäckträger, viele Fahrer benötigen zusätzlich zu den Koffern Extra-Stauraum für schnell zugängliche Sachen (Digitalkamera, Getränk et cetera), und der Tagesrucksack an sich ist salonfähig geworden, dient mittlerweile als Schulranzen, Arbeits- oder Einkaufstasche. „Die Akzeptanz als universelles Gepäck ist gewachsen, und der Rucksack hat sich längst vom angestaubten Wandervogel-Image befreit. Empfindliche Dinge wie ein Laptop sind außerdem am Rücken besser aufgehoben als durchgeschüttelt im Topcase. Für viele Motorradfahrer ein Kaufargument“, erklärt Kay Blanke von Louis in Hamburg, Europas größtem Anbieter von Motorradzubehör.

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Kauftipp Daypacks (MOTORRAD 10/2013)
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Louis hat knapp 20 entsprechende Produkte im Programm: von zehn bis 30 Liter, von 15 bis 100 Euro, die Topseller verkaufen sich tausendfach. Auch Motorradgepäckspezialist SW-Motech im hessischen Rauschenberg setzt zunehmend auf Daypacks.

Stört nicht im Cockpitbereich

Marketingmanagerin Pamela Stephens sieht zwar nach wie vor das Kerngeschäft bei (Quicklock-)Tankrucksäcken, aber: „Es gibt viele Fahrer, die den Cockpitbereich komplett frei haben wollen. Und Daypacks bieten mehr Stauraum und bessere Formate, etwa für DIN-A4-Unterlagen.“ Weil der Absatz insbesondere von wasserdichten Rollrucksäcken in den letzten Jahren stark gestiegen ist, erweiterte man kürzlich das Sortiment um ein anderes Modell, den Triton. Der sich übrigens in diesem Vergleich wie auch neun weitere Kandidaten messen lassen musste.

Bags Connection Triton

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Bags Connection Triton.

Anbieter: SW-Motech, Telefon 0 64 25/81 68 00, www.sw-motech.de; Preis: 99,95 Euro; Material: thermoplastisches Polyurethan; Gewicht: 1228 Gramm; Volumen: 20 Liter

Plus
Hochwertige Materialien, saubere Verarbeitung; gepolstertes Laptop-Fach; Tragekomfort und Aerodynamik erstklassig; Hauptfach im Nässetest komplett dicht

Minus
Relativ hohes Eigengewicht; Außenfächer undicht; geringes Packvolumen; knapper Bauchgurt (bis 95 cm Umfang okay)

Fazit
Optimal für Fahrer, die nur wenige und wenig sperrige Gegenstände mitführen wollen, denn das kompakte Format dieses sehr soliden, wetter- und fahrtwindfesten Rollsacks gefällt auf Anhieb.

MOTORRAD-Urteil: gut

BÜSE Hartschale Carbon

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BÜSE Hartschale Carbon.

Anbieter: Büse, Telefon 0 24 71/1 26 90, www.buese.com; Preis: 94,95 Euro; Material: Polyamid und PVC-Hartschale; Gewicht: 1128 Gramm; Volumen: 25 Liter

Plus
Integrierte Regenhaube bietet ordentlichen Nässeschutz; Laptop-Fach; gutes Ordnungsprinzip; Hartschale bietet guten Schutz für empfindliches Transportgut

Minus
Laschen an Reißverschlussschiebern lösten sich schon während der ersten Testfahrt; recht schwer; Tragekomfort insgesamt eher mäßig; Pendelbewegungen ab 150 km/h

Fazit
Büse empfiehlt den Rucksack sportlichen Fahrern. In der Praxis ließ sich die angepriesene bessere Hartschalen-Aerodynamik jedoch nicht bestätigen. Bei Komfort und Qualität nur Mittelmaß.

MOTORRAD-Urteil: befriedigend
 

Dane Ikast

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Dane Ikast

Anbieter: Motoport, Telefon 0 44 51/91 52 10, www.motoport.de; Preis: 99 Euro; Material: thermoplastisches Polyurethan; Gewicht: 1076 Gramm; Volumen: 45 Liter

Plus
Nässetest mit Bravour bestanden, auch Seitenfach mit Reißverschluss (etwa für die Geldbörse) hält dicht; angenehm am Rücken gepolstert, ordentlich belüftet; Bauchgurt an Hüften dick gepolstert, komfortabler Sitz

Minus
Ab Tempo 150 deutlich spürbare Turbulenzen, Unruhe im Schulterbereich; für nur kleines Gepäck umständlich in der Handhabung

Fazit
Das enorme Ladevermögen ist für ein Daypack schon beinahe überdimensioniert, doch zum Glück lässt sich der absolut wasserdichte Ikast auf gute Größe komprimieren.

MOTORRAD-Urteil: gut

Dane Ikast

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Givi XS 303

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Givi XS 303.

Anbieter: Givi, Telefon 09 11/5 86 13 22, www.givi-deutschland.de; Preis: 99,90 Euro; Material: Polyamid; Gewicht: 1368 Gramm; Volumen: 24 bis 32 Liter

Plus
Tolle Variabilität, Volumen-Erweiterung per Reißverschluss, durchdachtes Ordnungsprinzip, Helmhalterung für Integralhelm; hochwertige, robuste Materialien; liegt auch bei 180 km/h noch gut an

Minus
Separate, nur mäßig gegen ungewolltes Abstreifen gesicherte Regenhaube; Bauchgurt sitzt zu hoch und nicht allzu fest; schwer

Fazit
Tolle Ausstattung, gute Verarbeitung, enorme Vielseitigkeit - ideal für Tagesausflügler oder Pendler mit vielen Utensilien. Dieser „Ranzen“ lässt sich gut packen und fühlt sich spitze an.

MOTORRAD-Urteil: sehr gut

Hein Gericke Streetline Backpack

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Hein Gericke Streetline Backpack.

Anbieter: Hein Gericke, Telefon 02 11/9 89 89, www.heingericke.de; Preis: 49,95 Euro; Material: Polyamid; Gewicht: 800 Gramm; Volumen: 30 Liter

Plus
Guter Tragekomfort, im Vergleich nur geringes Eigengewicht, ordentlich gepolstert; ausreichend Platz auch für größere Gegenstände, gut zugängliches Außenfach; Hauptfach absolut wasserdicht

Minus
Außenmaterial etwas knitterig; leichte Unruhen in Höhe des Rollverschlusses ab 150 km/h; Außenfach trotz gummierten Reißverschlusses bei Nässetest komplett undicht

Fazit
Der leichte und geräumige Rollrucksack aus der Streetline von Hein Gericke bietet in Sachen Qualität und Tragekomfort solide Hausmannskost. Fürs Geld bietet er richtig guten Gegenwert.

MOTORRAD-Urteil: gut

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Held Zaino

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Held Zaino.

Anbieter: Held, Telefon 0 83 21/6 64 60, www.held.de; Preis: 59,95 Euro; Material: PVC; Gewicht: 940 Gramm; Volumen: 20 bis 30 Liter

Plus
Robustes Außenmaterial (wie Lkw-Plane, aber dünner), Hauptfach absolut wasserundurchlässig; sehr gute Aerodynamik; breite, gut gepolsterte Schultergurte, hoher Tragekomfort, sitzt gut; kompakt, aber sehr passables Packvolumen

Minus
Ab Bauchumfang 95 cm Gurt zu kurz; Außenfächer recht klein ausgelegt und bei Nässetest mit Wassereinbruch

Fazit
Der sehr kompakt wirkende Zaino ist ein kleines Raumwunder und deshalb ein praktischer Begleiter im Alltag. Auch bei forciertem Ritt sitzt er prima, und der Preis ist attraktiv. Sympathisch!

MOTORRAD-Urteil: gut
 

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Louis Daypack Neon

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Louis Daypack Neon.

Anbieter: Louis, Telefon 0 40/73 41 93 60, www.louis.de; Preis: 39,95 Euro; Material: Polyester mit PVC-Beschichtung; Gewicht: 640 Gramm; Volumen: 20 Liter

Plus
Sehr praxistaugliche Aufteilung der Fächer, Ordnungsprinzip wie bei Schulrucksack, einfache Handhabung; fester Sitz, liegt ordentlich an, geringes Eigengewicht; wetterfest

Minus
Material sehr dünn und nur wenig Vertrauen erweckend, Verarbeitung eher mäßig; leichtes Flattern ab Tempo 160; Schultergurte sehr dünn gepolstert

Fazit
Sparfüchse aufgepasst: Das augenfällige, enorm leichte Neon-Daypack erfüllt normale Ansprüche von Tourern und Pendlern. Viele Fächer und Sortiermöglichkeiten machen viel Sinn im Alltag.

MOTORRAD-Urteil: gut
 

QBag Rucksack

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QBag Rucksack.

Anbieter: Polo, Telefon 0 21 65/8 44 02 00, www.polo-motorrad.de; Preis: 49,95 Euro; Material: PVC; Gewicht: 1365 Gramm; Volumen: 40 Liter

Plus

Gutes, nutzbares Packvolumen; clevere Verschlusstechnik am Hauptfach (seitlich und zentral oben), Netz-Seitenfächer als Flaschenhalter; bietet hervorragenden Nässeschutz; breite Schultergurte, satter Sitz; aerodynamisch stabil

Minus
Helmhalterung instabil und selbst für Jethelme zu klein; Bauchgurt sitzt viel zu hoch, Brustgurt zu tief angebracht; hohes Gewicht

Fazit
Der wasserdichte Tragerollsack bietet nur ein Hauptfach - das ist aber riesig und schluckt viel Gepäck. Tragekomfort: akzeptabel. Aerodynamik: gut. Preis: absolut super. Kaufen!

MOTORRAD-Urteil: gut
 

QBag Rucksack gelb

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Touratech Adventure

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Touratech Adventure.

Anbieter: Touratech, Telefon 0 77 28/9 27 90, www.touratech.de; Preis: 99,90 Euro; Material: Polyamid und Polyester; Gewicht: 1098 Gramm; Volumen: 30 Liter

Plus
Rückenteil liegt satt an, Polsterungen und Belüftung ausgezeichnet, erstklassige Druckverteilung auch bei schwereren Lasten (>10 kg); gute Aerodynamik; integrierte Regenhaube lässt sich fixieren, Reißverschlüsse lassen sich sichern (Druckknöpfe); wetterfest

Minus
Vergleichsweise schwer; Bauchgurt ohne Polsterung; lediglich Fahrradhelmhalterung

Fazit
Auf dem Motorrad gibt sich der von Spezialist Deuter gebaute Adventure bei Highspeed und Regen keine Blöße. Auch bei anderen Outdoor-Aktivitäten durch Top-Tragekomfort Gold wert.

MOTORRAD-Urteil: sehr gut
 

Vanucci Tecnica

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Vanucci Tecnica.

Anbieter: Louis, Telefon 0 40/73 41 93 60, www.louis.de; Preis: 89,95 Euro; Material: thermoplastisches Polyurethan; Gewicht: 920 Gramm; Volumen: 20 Liter

Plus
Breite Hüftpolster an abnehmbarem Bauchgurt; fühlt sich kompakt und leicht an, dünnes, aber ausreichend robustes Material

Minus
Relativ steife, ergonomisch ungünstig geformte Rückenpartie, Schultergurte schneiden etwas ein; geringfügiger Wassereintritt bei Nässetest; geringes Packvolumen; leichtes Auftriebverhalten bei 180 km/h

Fazit
Passabler, relativ teurer Rollrucksack mit gutem Wetterschutz und Platz für das Nötigste auf Tagestour. Die spärliche Ausstattung und Einbußen beim Tragekomfort vereiteln höhere Weihen.

MOTORRAD-Urteil: befriedigend
 

Jahn
Testredakteur Thorsten Dentges (41) setzt bei Rucksäcken schon seit der Pfadfinderzeit nur auf amtliches Material.

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, heißt es. So gesehen gibt es an den netten kleinen Tagesrucksäcken, die einem manchmal als Werbegeschenk untergejubelt werden, auch nichts zu mäkeln, oder? Als Motorradfahrer sage ich: Finger weg von dieser billigen und kaum zuverlässigen Ware! Liebe Leute, leistet euch ordentliches Zeug!

Dieser Produkttest zeigt, dass man nicht mal viel Geld in die Hand nehmen muss. Wenn ich mit dem Moped auf der Autobahn mit deutlich mehr als Richtgeschwindigkeit unterwegs bin und dann ein für solche Situationen nicht gerüstetes Material versagt, ärgere ich mich schwarz. Mir sind deshalb schon einmal wichtige Familienfotos flöten gegangen, einem Kollegen seine teure Uhr, die in einem unzureichend gesicherten Fach verstaut war. Billigrucksäcke aus dünnem Textil sind beim Tiefflug über den Asphalt zudem häufig die reinsten Flattermänner - auf Dauer auch nicht ohne, denn diese vermeidbaren aerodynamischen Turbulenzen zehren an der Kondition. Ausgewiesene Motorrad-Daypacks sollten hochgeschwindigkeitsfest sein - im Zweifel einmal voll bepackt Probe fahren und selbst prüfen, ob sie ihren Preis auch wert sind.

So testet MOTORRAD

Dentges
Eine Meinung reicht nicht: Bei „Trockenprobe“, Nässe- und Fahrtests spürten die Tester Ärgernisse und clevere Details auf.

Klemmt oder hakt es irgendwo? Macht die Fächereinteilung im Alltag Sinn? Wie trocken bleibt der Inhalt, wenn der Rucksack Wasser sieht, und flattert die ganze Schose auf der Schnellstraße bei voller Kraft voraus? Zunächst nahmen verschiedene Tester die zehn Daypacks genau unter die Lupe, begutachteten Material und Verarbeitung. Mit einer rund fünf Kilo schweren Normbepackung (Tagestourbedarf: Ersatzhandschuhe, Thermofutter von Textilkombi, Pulli, Proviant, Kamera und Brieftasche) ging es mit jedem Kandidaten auf eine abwechslungsreiche, ausgedehnte Landstraßenrunde mit anschließender Highspeed-Probe. Bei Tempo 180 zeigte sich schnell, ob das Daypack gut und fest auf dem Rücken sitzt und wie aerodynamisch es im Wind liegt.

Außerdem offenbarten sich Stärken und Schwächen bei Passform und Tragekomfort. Beim Nässetest mussten die Rucksäcke aus definiertem Abstand mehrere Minuten lang einem in etwa starkem Regen bei Fahrtwind gleichkommenden Dampfstrahl standhalten.

Endwertung

Archiv
Die Endwertung.

Gut für Sparer: Offenbar halten Daypacks um 50 Euro gut mit doppelt so teuren mit. Spannend ist auch der Konzeptvergleich klassische Tagesrucksäcke mit Fächersystem und Regenhaube versus wasserdichte Rollsäcke mit Trägersystem. Touratech und Givi schickten Vertreter der ersten Gattung ins Rennen - Testsieg und Note „sehr gut“ sprechen für sich. Diese Daypacks bieten höchsten Tragekomfort und beste Variabilität, sind auch bei Ausflügen zu Fuß spitze.

Rollsäcke sind einfacher gestrickt, bieten aber guten Nässeschutz und prima Packvolumen. Mit fairen Preisen (Held, Gericke, Polo) empfehlen sie sich für reine Motorradtrips.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023