Textilkombis gefallen mit Vielseitigkeit und Tragekomfort. Spezielle Adventure-Kombis müssen aber noch mehr können: Hitze, Kälte, Wasser und auch Dreck dürfen ihnen nichts anhaben. Ein Dutzend Anzüge von rund 500 bis knapp 1.000 Euro im Test.
Textilkombis gefallen mit Vielseitigkeit und Tragekomfort. Spezielle Adventure-Kombis müssen aber noch mehr können: Hitze, Kälte, Wasser und auch Dreck dürfen ihnen nichts anhaben. Ein Dutzend Anzüge von rund 500 bis knapp 1.000 Euro im Test.
Gehören Nässe- und Kälteschutz noch zu den einfacheren Disziplinen einer Adventure-Textilkombi, müssen die Anzüge auch exzellente Belüftung bieten. Möglichst auch bei wenig Fahrtwind, denn Geländeabenteuer sind schweißtreibend. Dadurch fehlt manchen Anzügen auch ein integriertes Thermofutter. Ein Umstand, den wir aufgrund der unterschiedlichen und gleichermaßen gültigen Philosophien der Hersteller nicht bewerten wollen. Denn entweder können universelle Zwischenschichten genutzt werden oder die Hersteller bieten die Einsätze separat an. Wer abseits der Straße unterwegs ist, freut sich außerdem über viele Taschen.
Weitere nette Details sind Verstärkungen an den Waden, die vor allem für das Stehendfahren gedacht sind. Über manche Kleinigkeiten freuen sich Reisende aber auch im Alltag: Hosenträger, Kapuzen, abtrennbare Sturmkrägen, einfach bedienbare Magnetverschlüsse. Trotz Preislimits von 1.000 Euro pro Set verdienen sich viele Anzüge eine Empfehlung und distanzieren sich durch Ausstattung und Materialqualität deutlich von der Einsteigerklasse und klassischen Touren-Textilklamotten. Je nach Testmuster bleiben da nur wenig Wünsche offen.
sehr hohe Bewegungsfreiheit bei nahezu perfekter Passform, sehr guter Protektorensitz, guter Windschutz, sehr gute Belüftung trotz fester Membran, Hosenträger, Vorbereitung für Airbag, Vorbereitung für Brustprotektor, wertige Haptik
ab Werk nur Protektoren an Schultern und Ellbogen verbaut, kleiner Verstellbereich, bei Nässe klamm, Zugluft am Kragen
Fazit: Die leichte Alpinestars-Kombi lässt sich umfassend mit Protektoren und sogar einem innenliegenden Airbag aufrüsten. Passform, Bewegungsfreiheit und Ausstattung überzeugen dagegen auch so.
MOTORRAD-Urteil: gut
gute Passform und Proportionen, sehr guter Wind- und Wetterschutz, abnehmbarer Zusatzkragen, Sozius-Haltegriffe in den Jackentaschen, perfekt sitzende Protektoren, gute Belüftung, viele Einstellmöglichkeiten (sogar Hosenlänge), wenige, aber dafür große Taschen
Bewegungsfreiheit mit Thermofutter und Membran etwas eingeschränkt, eine Niete löste sich bereits bei der zweiten Anprobe, Futter verklemmt sich leicht in Verbindungsreißverschluss
Fazit: Bering bietet mit der Bronco-Kombi ein rundes Paket mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Kombi überzeugt da, wo es drauf ankommt, und hat darüber hinaus viele nette Extras zu bieten. Ein Anzug für alle Tage.
MOTORRAD-Urteil: gut
viele Taschen, mit und ohne Überanzug sehr beweglich, angenehme Haptik, gute Belüftung, isoliert sehr gut, sehr gute Protektorenausstattung mit gutem Sitz, Thermoweste auch einzeln tragbar, gute Passform und Größenauswahl
kaum Extras, Überanzug nimmt im Gepäck relativ viel Platz ein, ein dritter Testanzug war auf einer längeren Regenfahrt nicht wasserfest
Fazit: Die Büse-Kombination verblüfft mit der Luftigkeit eines Sportanzugs. Auch mit zweiter Lage ist er beweglicher als andere Anzüge und überzeugt mit guter Isolierung. Die Regenkombi sollte aber trotzdem im Gepäck bleiben.
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
viele (wenn auch kleine) Taschen, guter Wetterschutz und gute Belüftung, Magnethalter am Kragen, Protektoren sitzen gut ohne zu drücken, Rallye-Styling, relativ günstig, leicht
Bewegungsfreiheit und Passform nur mittelmäßig, Mesh-Futter etwas schwitzig, nur einfache Protektorenausstattung, Schwächen im Nässetest, keine Extras
Fazit: Der leichte und günstige Difi-Anzug hält, was die Rallye-Optik verspricht. Auch wenn die Schwächen beim Tragekomfort und Nässetest wertvolle Punkte kosten, bleibt die Sierra-Nevada-Kombi eine solide Empfehlung für alle Tage.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
sehr guter Wind- und Wetterschutz, gute Belüftung, viele und große Taschen, guter Sitz der Protektoren, sehr gute Passform der Hose
Passform der Jacke fällt groß aus, keine Extras, schwitziges Mesh-Futter, magere Protektorenausstattung, Bewegungsfreiheit nur Durchschnitt, umständliche Befestigung von Thermofutter und Membran
Fazit: Wer sich mit der groß ausfallenden Passform arrangiert hat, findet mit der FLM-Kombi einen guten Reisepartner. Viele Taschen, guter Wetterschutz und tolle Belüftung kompensieren die Schwächen im Bereich Tragekomfort.
MOTORRAD-Urteil: gut
enorme Größenauswahl, sehr gute Passform, sehr hohe Bewegungsfreiheit, günstiger Preis, umfassende Protektorenausstattung, leicht, solider Schutz vor Wind und Wetter
strenger Geruch im Neuzustand, keine Extras, wenige und zu kleine Taschen, Membran ist Verbindungsreißverschluss im Weg, Hose wenig belüftet, Protektoren sitzen etwas wackelig
Fazit: Die straßenorientierte Germot-Kombi punktet mit perfekter Passform und ungewohnt hoher Bewegungsfreiheit. Kleinen Taschen und durchschnittlicher Belüftung steht eine vollständige Protektorenausstattung gegenüber.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
sehr gute Belüftung, guter Windschutz, vielfach verstellbar, viele Taschen, Brustprotektor nachrüstbar, Lederaufsätze an Knien und am Gesäß, wertige Haptik
mit Membran zu Beginn sehr steif, Protektorensitz mittelmäßig und teilweise mit Druckstellen, Hose fällt bereits ohne Thermofutter sehr eng aus, Wassereinbruch am Reißverschluss der Hose
Fazit: Die durchdachte, gut ausgestattete und obendrein schicke Held-Kombi bietet sehr gute Belüftung und viele Taschen. Doch die steife Passform, Druckstellen und Schwächen im Nässetest trüben den guten Gesamteindruck etwas.
MOTORRAD-Urteil: gut
sehr viele Taschen, zahlreiche Verstellmöglichkeiten, integrierte und magnetische Hosenträger, umfassende Protektorenausstattung, sehr gute Passform, sehr gute Belüftung, im Kragen integrierte Kapuze
Windschutz nur mittelmäßig, Protektoren können leicht verrutschen, relativ teuer, klammes Tragegefühl bei Nässe, Bewegungsfreiheit könnte besser sein
Fazit: Der luftige Adventure-Anzug von iXS punktet vor allem bei der Passform und der Ausstattung, die auch ein komplettes Protektorenset und viele Taschen einschließt. Für frischere Tage besteht jedoch Nachrüstbedarf.
MOTORRAD-Urteil: gut
gute Weitenverstellung, angenehmes Tragegefühl, gut mit Handschuhen bedienbar, reflektiert großflächig (gilt nicht für alle Hosenfarben), guter Wind- und Wetterschutz, relativ günstig, solide Verarbeitung, leicht
Passform der Jacke mittelmäßig, sehr magere Protektorenausstattung, nur kleine Taschen, keine Rückentasche
Fazit: Die Macna-Kombi schlägt sich gut im Bereich Klimatisierung; Passform und Bewegungsfreiheit sind aber nur durchschnittlich. Wenige und zu kleine Taschen sowie die schmale Protektorenausstattung kosten Punkte.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
sehr gute Protektorenausstattung, die perfekt sitzt, an der Brust nachrüstbar, sehr guter Wetterschutz, sehr gute Belüftung mit Magnetverschlüssen, zahlreiche große Taschen, rutschfeste Verstärkungen an Knien und Gesäß, saubere Verarbeitung, tolle Passform, Hosenträger und Zusatzkragen
mit Thermofutter und Membran etwas wuchtig und schwer, Bewegungsfreiheit in Vollausstattung nur mittelmäßig
Fazit: Die Talismen gibt sich optisch zurückhaltend, überzeugt aber auf ganzer Linie. Denn die Modeka-Kombi bietet viele große Taschen, schöne Extras, sehr gute Belüftung und wird bei Bedarf zur mollig-warmen Schutzhülle.
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
hohe Bewegungsfreiheit, guter Windschutz, sehr gute Belüftung, gute Protektorenausstattung mit perfektem Sitz, Brustprotektor nachrüstbar, wertige Haptik und hoher Tragekomfort, leicht
wenige und nicht allzu große Taschen, keine Extras, bei Nässe etwas klamm, Kragen zugig
Fazit: Beim Rev’it-Anzug passt (fast) alles. Verarbeitung, Passform, Wetterschutz und auch die gut sitzenden Protektoren. Wünschenswert wären höchstens größere Taschen und ein paar Extras. Ein klarer Preis-Leistungs-Tipp.
MOTORRAD-Urteil: gut
sehr hohe Bewegungsfreiheit, Protektoren mit perfektem Sitz und großer Abdeckung, Brustprotektor nachrüstbar, sehr gute Passform, hoher Tragekomfort und angenehme Haptik, leicht
auch mit Thermofutter relativ frisch, Belüftung nur mittelmäßig, wenige (dafür große) Taschen, keine Extras, Größen erst ab M
Fazit: Spidis Allroad-Kombi trägt sich sehr angenehm und begeistert mit nahezu athletischer Bewegungsfreiheit – trotz der auffällig großen Protektoren. Beim Wetterschutz und der Ausstattung liegt sie im guten Durchschnitt.
MOTORRAD-Urteil: gut
Über rund vier Wochen wurden die Anzüge begutachtet, gefahren, auseinander- und wieder zusammengebaut. Vor den ersten Fahrtests wurden alle Anzüge bereits mehrfach Probe getragen und die beste Passform der zugeschickten Testmuster ausgewählt. Dabei wurde außerdem die Protektorenausstattung erfasst, zum Teil waren unsere Kombis bereits mit aufpreispflichtigen Nachrüstprotektoren ausgestattet.
Auch wenn wir den Praxistest gerne auf einer Fernreise eingefahren hätten, die meisten Erkenntnisse gewannen wir während einer Testwoche in Südfrankreich. Als großer Vorteil erwies sich das wechselhafte Wetter Ende Februar, das Temperaturen zwischen acht und 20 Grad sowie Graupelschauer, aber auch viel Sonnenschein bereithielt. Am Col de l’Espigoulier wurden insbesondere der Wetterschutz, die Bewegungsfreiheit, aber auch die Belüftung ohne Membran und Thermofutter getestet. Wie beweglich und praktisch die Anzüge konstruiert wurden, zeigte sich auch während anderer Testfahrten, bei denen die Kombis nicht im Vordergrund standen. Dazu passend sammelten unsere Dauertestmotorräder Yamaha Ténéré 700 und Moto Guzzi V85 TT viele Kilometer.
Da nicht alle Anzüge in den Genuss eines Regentages kamen, musste ein standardisierter Nässetest in der MOTORRAD-Tiefgarage nachgeholt werden. Alle subjektiven Faktoren wurden von zwei Testfahrern anhand zuvor festgelegter Protokollkriterien bewertet, zum Teil noch ergänzt durch Eindrücke anderer Redakteure. Ein Blick auf die Wertungstabelle zeigt (siehe PDF zum Download oben oder MOTORRAD Ausgabe 8/2020), welche Kriterien dafür erarbeitet und gewichtet wurden. Auch wenn wir keine Aussagen über die langfristigen Qualitäten der Anzüge treffen können, so reichte diese Zeit bereits aus, um Schwachstellen wie lose Nähte, abfallende Knöpfe oder widerspenstige Reißverschlüsse zu monieren.
Abschließend wurde eine Auswahl der verbauten Protektoren auf dem Sas-Tec-Fallprüfstand in Markgröningen getestet. Alle hielten die Grenzwerte ein, teilweise unterboten sie sogar die für ihre Zertifizierung (Level 1 oder 2) geforderten Zahlen deutlich. Kritik gebührt dagegen den vielerorts verbauten Platzhaltern aus Schaumstoff. Diese bieten keinen Schutz und sollten unbedingt getauscht werden.
Ein Dutzend Anzüge, zwölf Empfehlungen – wo auch immer das Abenteuer liegt. Es steht und fällt mit der Passform, doch wir fühlten uns in jeder Kombi wohl. Unabhängig von persönlichen Präferenzen konnten insbesondere die Komplettpakete von Modeka, Büse, Rev’it, Bering und iXS überzeugen. Am wenigsten geländeaffin, aber trotzdem sehr tourentauglich zeigten sich die Kombis von Spidi, Germot und Macna. Sie fallen vor allem in der Ausstattung und mit den gebotenen Taschen zurück. Auch Difis Anzug bietet trotz der Schwächen viel Rallye-Feeling für einen günstigen Preis.