PS testet sieben Motorrad-Leder-Einteiler der oberen Mittelklasse von 899,99 bis 1555,00 Euro. Ein Känguru-Einteiler ist mit im Testfeld.
PS testet sieben Motorrad-Leder-Einteiler der oberen Mittelklasse von 899,99 bis 1555,00 Euro. Ein Känguru-Einteiler ist mit im Testfeld.
Bei Mörderhitze, im Großstadtdschungel und bei Schleichfahrt tragen auch wir mal ein legereres Outfit. Doch wenn’s drauf ankommt, greifen wir ausschließlich zu einteiligem Leder. Es vermittelt ein gutes Gefühl und schützt bei einem Einschlag die Knochen besser als sämtliche andere Motorradbekleidung. Doch auf was genau kommt es an? Welche Kombi kann überzeugen? Welche weniger? Und warum?
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www.alpinestars.com
Preis
1199,95 Euro
Herstellungsland
China
Gewicht (inkl. Kniepads)
5,6 kg
Lederart
Rind
Größen
48 bis 60
Sondergrößen? nein
Damengrößen? nein
Maßanfertigung möglich? nein
Farbvarianten
schwarz/weiß, schwarz/weiß/neongelb, schwarz/weiß/rot
Sonderzubehör
Rückenprotektor 119,95 Euro
Labeln möglich?
nein
Punkte: 70
Note: gut
Tolle Lederkombi mit für Stangenware sehr ordentlicher Passform. Wie die anderen aus Rindshäuten bestehenden Italienerinnen, verwöhnt die Atem zudem mit echtem Wohlfühl-Leder. Außerdem gewährleistet das hochwertige 3D-Innenfutter erstklassige Zirkulation. Allerdings ist das Futter etwas schlampig mit Klett angebracht. Ein Rückenprotektor fehlt, die Restkraftwerte sind nur durchschnittlich.
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www.dainese.com
Preis
949 Euro
Herstellungsland
Ukraine
Gewicht (inkl. Kniepads)
5,2 kg
Lederart
Rind
Größen
44 bis 58
Sondergrößen:
bei Maßanfertigung
Damengrößen: nein
Maßanfertigung möglich?
ab 300 Euro
Farbvarianten
schwarz/anthrazit/weiß, weiß/schwarz/neonrot, schwarz/schwarz/neonrot
Sonderzubehör
u.a. Rückenprotektor 169 Euro,
Brustprotektor 49,95 Euro,
D-Air-System 1700 Euro
Labeln möglich?
bei Maßanfertigung
Punkte: 62
Note: befriedigend
Die Laguna Seca P. Estiva hinterlässt ein zwiespältiges Bild. Auf der Habenseite stehen ein großartiges Leder, die gute Passform und eine sehr solide Verarbeitung. Die Schwachstelle besteht traditionell aus den Protektoren. An Schultern und Ellbogen zu klein, außerdem sind die Restkraftwerte die höchsten im Testfeld. Schade, denn nicht zuletzt wegen seines Engagements im MotoGP genießt Dainese Weltruf.
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www.damenleathers.nl
Preis
1099,95 Euro
Herstellungsland
Niederlande
Gewicht (inkl. Kniepads)
5,3 kg
Lederart
Rind
Größen
Maßanfertigung Standard
Sondergrößen
Maßanfertigung Standard
Damengrößen
Maßanfertigung Standard
Maßanfertigung möglich?
ausschließlich
Farbvarianten
freie Farbwahl
Sonderzubehör
Perforation Rumpf: 50 Euro,
Perforation komplett 100 Euro,
Trinkblase für Höcker 100 Euro
Labeln möglich?
Name oder ähnliches: 70 Euro,
Printlogos: ab 25 Euro
Punkte: 68
Note: gut bis befriedigend
Dank Maßanfertigung hervorragende Passform, bei der lediglich die Waden etwas eng ausfallen. Als einzige Lederkombi bietet die Damen keine Hüftprotektoren. Dafür sind die Restkraftwerte der übrigen Elemente die besten im Test – Respekt! Das nicht atmungsaktive, sich vollsaugende und nachlässig angebrachte Innenfutter wird dem Anzug nicht gerecht. Leichte Schwächen bei Verarbeitung und Ausstattung.
Kontakt
www.renngrib.de
Preis
1555,00 Euro
Herstellungsland
Italien
Gewicht (inkl. Kniepads)
4,9 kg
Lederart
Känguru
Größen
Maßanfertigung Standard
Sondergrößen
Maßanfertigung Standard
Damengrößen
Maßanfertigung Standard
Maßanfertigung möglich?
ausschließlich
Farbvarianten
freie Farbwahl
Sonderzubehör
Trinkblase für Höcker: 85 Euro,
herausnehmbares Innenfutter: 55 Euro,
Ventilationssystem Arme: 55 Euro,
eingenähter Rückenprotektor: 75 Euro,
Brustprotektor: 34,90 Euro,
Hüftprotektoren: 25 Euro,
zweite Innentasche: 40 Euro,
Perforation ohne Aufpreis
Labeln möglich?
20 Euro/Label
Punkte: 71
Note: gut
Wie Damen bietet auch Gimoto ausschließlich Maßanfertigung. Die Passform ist bis auf etwas zu weite Oberschenkel perfekt. Allerdings sitzen die Knieprotektoren etwas locker und können sich im Ernstfall wegdrehen. Die Restkraftwerte entsprechen dem Durchschnitt. Unterm Strich ist die Racer-R ein sehr ordentlicher Leder-Einteiler und punktet sich auf Platz zwei. Mit knapp über 1500 Euro die Teuerste im Test.
Kontakt:
www.held.de
Preis:
999,95 Euro
Herstellungsland:
Vietnam
Gewicht (inkl. Kniepads)
5,8 kg
Lederart
Rind ca. 60%, Känguru ca. 40 %
Größen
48 bis 60
Sondergrößen: ja
Damengrößen: nein
Maßanfertigung möglich?
ja, ab 300 Euro
Farbvarianten
schwarz, schwarz/rot, schwarz/weiß, schwarz/neongelb
Sonderzubehör
Höcker mit Trinksack: 150 Euro,
Caps ab 40 Euro,
herausnehmbares Innenfutter: 40 Euro,
Stretch am Innenarm, Schritt und Wade aus Schoeller Keprotec: 50 Euro (alles nur bei Maßanfertigung)
Labeln möglich?
Name an Rücken (nur bei Maßanfertigung): 35 Euro,
Sponsorenlogos ab 6,50 Euro
Punkte: 74
Note: gut
Beste Protektorenausstattung, tolle Restkraftwerte: Bei der passiven Sicherheit ist die Slade in diesem Testfeld unschlagbar und räumt fast die volle Punktzahl ab. Leichte Schwächen offenbarte die Lederkombi bei der Passform, mit der die Tester unterschiedlich gut zurechtkamen – am besten selbst ausprobieren oder nach Maß schneidern lassen. Ordentliche Verarbeitung, gute Ausstattung, Testsieg!
Kontakt
www.revit.eu
Preis
899,99 Euro
Herstellungsland
China
Gewicht (inkl. Kniepads)
5,4 kg
Lederart
Rind
Größen
44 bis 56
Sondergrößen: nein
Damengrößen: nein
Maßanfertigung möglich: nein
Farbvarianten
schwarz/rot, schwarz/neongelb, weiß/rot
Sonderzubehör
Rückenprotektor 29,99 Euro,
Trinkblase 49,99 Euro,
Kühlweste 99,99 Euro
Labeln möglich?
über Partnerfirma
Punkte: 65
Note: gut bis befriedigend
Ein Rückenprotektor fehlt, die restlichen Elemente sind jedoch vollständig und in ausreichender Größe vorhanden. Auch die Restkraftwerte gehen bei der Revit Replica One Piece in Ordnung. Der Schnitt geriet allgemein recht weit, dazu bietet der Leder-Einteiler wenig Beinfreiheit. Der Hersteller war sich sicher, dass die günstige Kombi besser abschneidet als so manche ihrer teureren Kolleginnen. Er sollte recht behalten, Platz 5.
Kontakt
www.spidi.com
Preis
999,90 Euro
Herstellungsland
Rumänien
Gewicht (inkl. Kniepads)
4,9 kg
Lederart
Rind
Größen
46 bis 60
Sondergrößen: nein
Damengrößen: nein
Maßanfertigung möglich?
ab 360 Euro
Farbvarianten
schwarz/weiß, Farbwahl: Aufpreis
Sonderzubehör
Rückenprotektor 89,90 Euro,
Brustprotektor 49,90 Euro,
Ellbogenschleifer 39,90 Euro,
Trinkblase für Höcker 29,90 Euro,
Trinkhalme (6 Stück) 59 Euro
Labeln möglich?
15 Euro/Logo
Punkte: 60
Note: Befriedigend
Zu kleine Protektoren an Schultern und Ellbogen und ein etwas zu weit hinten sitzender Schulterprotektor werfen die Spidi Replica Piloti Wind Pro zurück. Die Restkraftwerte sind durchschnittlich. Ein No-go bei der ansonsten sehr passablen Passform sind die zu engen Unterarme. Bei geschlossenen Reißverschlüssen drücken sie unangenehm. Auch die Beinfreiheit ist minimal eingeschränkt. Auf der Habenseite stehen das sagenhafte Leder und eine top Verarbeitung.
Lederkombi am besten in Fahrposition auf dem Bike checken: Bietet sie ausreichend Bewegungsfreiheit? Wirft sie Falten? Sind Arme und Beine nicht zu lang? Stecken an allen neuralgischen Stellen Protektoren (Schulter, Ellbogen, Hüfte, Rücken, Steiß und Knie)? Umschließen Gelenkprotektoren Ellbogen und Knie umfassend und lassen sich nicht wegdrehen? Reicht der Rückenprotektor bis zum Steiß? Anfänglich etwas zu eng sitzende Einteiler weiten sich noch.
*Bewertet wurden Anzahl, Größe und Sitz. Fehlende Protektoren: 4 Punkte Abzug je Körperpartie; falsch sitzende Protektoren: 2 Punkte Abzug je Körperpartie; zu kleine Protektoren: 2 Punkte Abzug je Körperpartie **Bewertet wurden Leder, Stretch, Innentaschen, Neopreneinlagen („Material“), sowie Caps, Rückenhöcker, Perforation und mit Schaumstoff unterlegte Lederpartien („Ausstattung)“ ***85 - 80 Punkte = sehr gut, 79 - 75 Punkte = sehr gut bis gut, 74 - 70 Punkte = gut, 69 - 65 Punkte = gut bis befriedigend, 64 - 60 Punkte = befriedigend, 59 - 55 Punkte = befriedigend bis ausreichend, 54 - 50 Punkte = ausreichend, 49 - 45 Punkte = ausreichend bis mangelhaft, 44 - 40 Punkte = mangelhaft, 39 - 35 Punkte = mangelhaft bis ungenügend, unter 35 Punkte = ungenügend
Eine der günstigsten einteiligen Lederkombis macht das Rennen: Die Held Slade glänzt mit hervorragender Schutzwirkung und leistet sich nirgends eine echte Schwäche. Mit ein paar Punkten Differenz folgen Gimoto und Alpinestars. Beide Kombis schlagen sich sehr wacker, liegen im Preis aber deutlich höher. Die Gimoto brilliert mit Maßanfertigung, die Alpinestars kontert mit etwas besserer Ausstattung. Die Häute von Damen und Revit besetzen das Mittelfeld. Vorteil Damen: Maßanfertigung, beste Restkraftwerte. Dainese und vor allem Spidi liegen etwas abgeschlagen. In beiden stecken zu kleine Schulter- und Ellbogen-Protektoren, dazu sind die Restkraftwerte der Dainese mau. Die Ärmel der Spidi gerieten viel zu eng.
Das Foto macht deutlich, dass wir die Protektoren auf dem Prüfstand diesmal inklusive des darüber liegenden Leders und eventueller Abdeckkappen („Caps“) getestet haben. Grund: Diese Elemente schützen bei einem Sturz zusätzlich. Den Schlagtest führten wir bei 23 Grad Raumtemperatur bei der schwäbischen Firma SAS-TEC durch. Die entsprechenden Stellen belasteten wir mit einer Aufschlagsenergie von 50 Joule, was einer Fallhöhe von 1,02 Metern mit einem 5-Kilo-Gewicht entspricht. Außerdem nahmen wir die Größe der Protektoren, die Qualität der Materialien, die allgemeine Verarbeitung und die Ausstattung unter die Lupe. Passform und Tragekomfort testeten wir bei Trockenübungen in der Redaktion sowie bei vielen schnellen Runden auf einem Renntraining in Hockenheim. Der Veranstalter Ducati 4U verschaffte uns hierfür kurzfristig einen Platz. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die bei diesem Test mitgewirkt haben.
*Restkraftwerte in kN (Kilonewton) **Die Restkraftwerte wurden addiert und anschließend durch die Anzahl der geprüften Protektoren geteilt. Unter 7 kN = 20 Punkte, 7,0 bis 7,99 kN = 19 Punkte, 8,0 bis 8,99 kN = 18 Punkte, 9,0 bis 9,99 kN = 17 Punkte, 10,0 bis 10,99 kN = 16 Punkte, 11,0 bis 11,99 kN = 15 Punkte, 12,0 bis 12,99 kN = 14 Punkte, 13,0 bis 13,99 kN = 13 Punkte, 14,0 bis 14,99 kN = 12 Punkte, 15,0 bis 15,99 kN = 11 Punkte, 16,0 bis 16,99 kN = 10 Punkte, 17,0 bis 17,99 kN = 9 Punkte, 18,0 bis 18,99 kN = 8 Punkte, 19,0 bis 19,99 kN = 7 Punkte, etc.
Das Diagramm zeigt den größten Restkraftwerte-Unterschied bei der Schlagprüfung. Je steiler die Linie ansteigt und je höher sie reicht, desto schlechter wird die Energie absorbiert. Bei der roten Kurve steigt der Wert innerhalb von knapp drei Millisekunden auf rund 20 Kilonewton – autsch! Vorbildlich dagegen die blaue Linie: Der Maximalwert von knapp sechs kN wird erst nach zirka fünf Millisekunden erreicht. Eine langsam ansteigende und abfallende Kraft schont die Knochen.
Zu diesem Test treten sieben einteilige Lederkombis der Preisklasse zwischen 1000 und 1500 Euro an. Damit liegen sie zwischen den Billigprodukten und der absoluten Oberklasse, für die einige weitere Hunderter fällig sind. Greift man zu Airbag-Kombis, ist man gar erst ab drei Riesen aufwärts dabei. Außer den etablierten Marken (Alpinestars, Dainese, Held, Revit, Spidi), schickten diesmal mit Gimoto und Damen auch zwei weniger bekannte Hersteller ihre Produkte ins Rennen. Erstgenannter sitzt in Italien, Letzterer in den Niederlanden.
Vorteil Gimoto: Die Südländer arbeiten in Deutschland mit einem Stützpunkthändler, kurze Wege sind also gewährleistet. Damen vertreibt seine Ware dagegen nur aus Holland, was jedoch bei diesem Test ganz ausgezeichnet ablief. Sämtliche Kandidaten müssen sich in fünf Kategorien beweisen, die wir in den einzelnen Abschnitten genauer beschreiben.
Ausgerechnet die beiden Exoten bieten Maßanfertigung als Standard. Gimoto nimmt in seiner Zweigstelle in Trier Maß oder schickt ersatzweise eine Anleitung zum Selbstvermessen inklusive Vordruck zum Kunden. Damen vermisst seine Kundschaft in Assen und Breda (beides NL). Wer zu weit entfernt wohnt, trägt die Maße wie bei Gimoto in ein vorgefertigtes Datenblatt selbst ein. Das haben wir bei beiden Marken ausprobiert, und die Lederkombis sitzen bis auf Kleinigkeiten ganz hervorragend. Nähere Informationen sowie sämtliche relevanten Daten stehen bei den jeweiligen Produkten.
Die günstigeren Leder-Einteiler von Dainese, Held und Spidi bieten Maßanfertigungen gegen Aufpreis. Wegen der geringen Vorlaufzeit und den zum Testzeitpunkt herrschenden Sommerferien konnten diese Hersteller verständlicherweise nur Stangenware (Größe 52) liefern. Die Anzüge von Alpinestars und Revit gibt es weder für Geld noch gute Worte als Maßkombi. Auch sie nehmen wir uns in Größe 52 zur Brust.
Grundsätzlich verlangt Stangenware Kompromissbereitschaft. Meist sind die Lederkombis so geschnitten, dass sie möglichst vielen Kunden passen. Dem Autor (1,76 Meter, 72 Kilo) sagten am besten die „Atem“ von Alpinestars und die „Laguna Seca P. Estiva“ von Dainese zu. Bis auf etwas zu weite Oberarme und -schenkel sowie ein zu luftiges Gesäß (Alpinestars) und die an den Knieprotektoren Falten werfende Dainese, sitzen die Einteiler perfekt. Dem längeren Co-Tester (1,82 Meter, 78 Kilo) passt dagegen vor allem die „Replica One Piece“ von Revit wunderbar. Allerdings bietet das Leder fürs Hanging-off vergleichsweise wenig Beinfreiheit und ist sonst ziemlich weit geschnitten.
Die Spidi („Replica Piloti Wind Pro“) sitzt zumindest am Oberkörper wieder knapper, ist dafür aber an den Unterarmen etwas kurz und vor allem zu eng geraten. Bei geschlossenen Reißverschlüssen schmerzen die Arme bereits nach kurzer Zeit – ein absolutes No-go! Dazu bietet die Italienerin nicht ganz die Beinfreiheit der Besten.
Was sagt uns dieses Kapitel am Ende? Unterschiedlich geschnittene einteilige Lederkombis und individuelle Körperproportionen beeinträchtigen bei Stangenware häufig den optimalen Sitz. Wer auf die sprichwörtliche zweite Haut nicht verzichten möchte, kommt um eine maßangefertigte Lederkombi nicht herum. Auf was man beim Kauf generell achten sollte, steht in der Kaufberatung.
Auf sie kommt es im Fall des Falles an. Protektoren absorbieren bei einem Aufschlag die Energie, wodurch die Knochen idealerweise heil bleiben. Daher vergeben wir knapp die Hälfte der maximal zu erreichenden Punkte für dieses Kriterium. Was ist wichtig? Zum einen die Vollständigkeit: Stecken Protektoren in Schulter, Ellbogen, Hüfte, Knie, Rücken und Steiß? Bis auf die in dieser Hinsicht vorbildliche „Slade“ von Held bietet keine einen soliden Rundumschutz. Sämtliche anderen Hersteller verzichten bei ihren Produkten auf einen Rückenprotektor und berechnen dieses wichtige Element extra – in dieser Preisklasse unverständlich. Zudem bietet die Damen „Racing Suit D2“ als Einzige keine Hüftprotektoren. Fehlende Schützer ahnden wir mit Punktabzug.
Außer der Anzahl der Protektoren sind auch deren Sitz und Größe entscheidend. Dainese und Spidi verarbeiten an Schulter und Ellbogen zu kleine Elemente, was ebenfalls Zähler kostet. Die gute Nachricht: Bei allen anderen Lederkombis und Körperpartien sind Sitz und Größe mustergültig. Ausnahmen bilden die Spidi, deren Schulterprotektoren etwas zu weit hinten liegen. Und bei der Gimoto können sich die Knieprotektoren im Extremfall verdrehen.
Wie üblich unterziehen wir die Protektoren auch einem Schlagtest. Abweichend von der Norm für Gelenkprotektoren (EN 1621-1: 2012) belassen wir die Elemente aber in der Lederkombi und prüfen sie inklusive der darüber liegenden Lederschicht und eventueller zusätzlicher Abdeckkappen, den sogenannten Caps. Grund: Bei einem Sturz landet der Pilot ebenfalls auf diesen zusätzlichen Schichten. Der Schlag auf die Caps verläuft mittig, also mit maximaler Schutzwirkung. Da jeder Sturz anders verläuft, können die Restkraftwerte im Ernstfall höher liegen. Zwar attestiert der Prüfstand den Kombis im Vergleich zu früheren Tests teils deutlich niedrigere Werte, was erfreulich ist. Dennoch bestehen mitunter immer noch große Unterschiede zwischen den einzelnen Herstellern. Als eindeutiger Spitzenreiter geht die Held Slade aus dem Protektoren-Kapitel hervor.
In der Kategorie "Material und Ausstattung" achteten wir auf die Qualität der verarbeiteten Materialien wie Leder, Innenfutter, Stretcheinlagen und Neopren (Beispiel: Armbündchen). Außerdem checkten wir die Ausstattung der Einteiler: Innentaschen, Caps, Rückenhöcker, Perforation, unterm Leder eingearbeitete Schaumstoffelemente. Wozu Schaumstoff? Weil weich unterlegtes Leder Rutschpartien auf Asphalt länger standhält als nicht unterlegtes. Auch auf weitere Details legten wir unser Augenmerk. So könnte der Frontreißverschluss der Held etwas länger ausfallen, was das kleine Geschäft auf der Pipibox erleichtern würde. Super dagegen: Die Kletteinlagen der Kniepads sind mit praktischen Schlaufen versehen, was einen Wechsel stark vereinfacht. Ein besonderes Schmankerl bietet auch die Laguna Seca von Dainese. Zusätzliche Reißverschlüsse an den Waden ermöglichen dem Piloten, die Kombi wie Rossi & Co. auch über den Stiefeln zu tragen – cool! Die Kehrseite: Bei einem Sturz besteht die Gefahr des Einhakens.
Beim Leder brillieren sämtliche Hersteller. Hochwertiges Material in ausreichender Stärke und eine hohe Qualitätsanmutung adeln die Probanden. Besonders geschmeidig und angenehm wirken die Häute von Alpinestars, Dainese und Spidi. Anscheinend fühlen sich italienische Rindviecher besonders wohl in ihrer Haut. Außerdem verleihen offenbar echte Genies in den Gerbereien dem Leder die letzte Perfektion.
Als Einziger im Test verwendet Gimoto ausschließlich Känguruleder. Da es besonders strapazierfähig ist, genügt der „Racer-R“ eine Lederdicke von nur 0,9 Millimetern. Die Konkurrenz arbeitet überwiegend mit Rindsleder und Stärken zwischen 1,1 und 1,3 Millimetern. Ausreißer nach unten gibt es in diesem Kapitel keine. Lediglich die Racing Suit D2 (Damen) lässt hauptsächlich wegen ihres nicht atmungsaktiven, sich vollsaugenden Innenfutters einige Federn. Und die Spidi weist vergleichsweise wenig mit Schaumstoff unterlegte Lederpassagen auf. Wir erinnern uns: Unterlegtes Leder ist abriebsfester. Bei der Italienerin fällt zudem die Innentasche ohne jeglichen Verschluss auf. Wer nicht aufpasst, verliert schnell Handy, Schlüssel oder Geldbeutel. Die Konkurrenz macht das eindeutig besser. Königin der Innentaschen ist die Atem von Alpinestars. Sie bietet zwei Taschen, eine ist sogar wasserdicht.
Zum Kapitel "Verarbeitung" zählen unter anderem die Qualität der Nähte, die Dimensionen der Reißverschlüsse sowie der Gesamteindruck der Leder-Einteiler. Auch hier fällt keiner durch, im Gegenteil. Sämtliche Einteiler sind sehr ordentlich verarbeitet. Lediglich die Ärmelreißverschlüsse der Damen fallen aus dem Rahmen: Wie lange die mickrigen Zipper wohl halten? Bei der Revit geriet zudem der Klett am Beinabschluss etwas kurz, großflächige Überlappung Fehlanzeige. Und bei der Slade von Held sitzen die Kniecaps etwas zu weit oben, jene der Schulter einen Hauch zu weit hinten. Sehr gut gefällt uns dagegen die Ledereinlage zwischen dem Knieprotektor und dem Stretch. Das schmale Band stabilisiert den Sitz des Protektors und garantiert dessen bombenfesten Halt. Herrlich sind auch die ins Leder eingearbeiteten Caps der Dainese. Rutscheinlagen können dem nahtlosen System nichts anhaben. Auch lobenswert: die mit Schaum unterlegten Caps der Revit. Dadurch drücken die Kanten bei einem Abflug nicht so stark aufs Leder und die darunter liegenden Körperpartien.
Für einige Heizer zählt jedes Gramm. Frei nach dem Motto: Wenn Bike und Kombi schön leicht sind, muss ich selbst weniger abnehmen. Zwei Argumente pulverisieren diese Einstellung: 1.) Wer gerne und viel schnell fährt, braucht eine bestimmte Fitness. Und die gibt’s nur bis zu einem bestimmten Verhältnis von Körpergröße zu Körpermasse. 2.) Unsere Testkombis liegen mit 4,9 Kilo (am leichtesten: Gimoto und Spidi) und 5,8 Kilo (am schwersten: Held) gerade mal ein knappes Kilo auseinander. Wer beim Kauf eines Leder-Einteilers ausschließlich aufs Gewicht achtet, macht die Rechnung ohne den Wirt. Denn nur ein gutes Gesamtpaket kleidet den Kenner. Ob mit oder ohne Abflug.