Unsere 9 Testkandidaten verbinden den Schutz von Brust- und Rücken, denn der Brustbereich ist mindestens genauso schützenswert wie der Rücken, wie die aktuelle Unfallforschung zeigt.
Unsere 9 Testkandidaten verbinden den Schutz von Brust- und Rücken, denn der Brustbereich ist mindestens genauso schützenswert wie der Rücken, wie die aktuelle Unfallforschung zeigt.
🏆 Unsere Empfehlungen im Überblick
Brustprotektoren sind lang nicht so verbreitet wie Rückenprotektoren und haben den Ruf, unschön aufzutragen oder zu drücken. Doch inzwischen haben zahlreiche Hersteller viele flexible und komfortable Lösungen zum Schutz des Brustbereichs im Sortiment. Gut so, denn laut Unfallforschung des ADAC enden 40 Prozent der Verletzungen am Thorax, also am Brustkorb, lebensbedrohlich bis tödlich. Logisch, denn genau hier liegen die wichtigsten Organe des menschlichen Körpers. Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule, die ein gewöhnlicher Rückenprotektor abdeckt, nur etwa halb so oft. Warum also auf Brustprotektoren beim Motorradfahren verzichten, haben wir uns gefragt und direkt 9 Brust-Rückenprotektoren für Motorradfahrer und -fahrerinnen getestet. Wer es genau wissen möchte, bekommt in MOTORRAD 21/2021 die Schlagdämpfungswerte der einzelnen Rückenprotektoren in Kilonewton (kN), die ausführlichen Erläuterungen zu EU-Norm, CE-Kennzeichnung, Zertifizierung und Materialkunde sowie die Tabelle mit der detaillierten Punktevergabe in den Kategorien Sicherheit, Komfort, Handhabung und Ausstattung/Verarbeitung. Zur Heftausgabe mit dem Brust-Rückenprotektor-Test gehts hier.
Preis: 179,95 Euro; Größen: S bis XXL, DXS bis DXL; Abdeckung Rücken: Full Back (breiter); Gewicht: 1,5 kg; Aufbau: Netzweste mit herausnehmbaren Protektoren, verstellbar an Schultern, Brustprotektor am Stück, Extra-Protektoren an Rippen und Steißbein, Nierengurt; Level Rücken: 2; Level Brust: 2; Herstellungsland: China
relativ schwer, Reißverschluss seitlich nicht optimal, keine Verstellmöglichkeit des Brustprotektors, Verstellgurte an Schultern wenig effektiv
Fazit: Die Weste Keltor von Held bietet ein umfangreiches Gesamtpaket an Protektoren und sitzt eng, aber komfortabel unter der Motorrad-Klamotte. Sie ist geeignet für tourenlastiges Textil sowie knackig enges Leder.
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Preis: 329 Euro, 298 Euro ohne Nierengurt; Größen: S bis XL; Abdeckung Rücken: Full Back (breiter); Gewicht: 1,2 kg; Aufbau: über Gurte zusammenhängender Protektor, vierfach verstellbar, optional mit Nierengurt im Bundle, viskoelastischer Brustprotektor mit Hartschalenaufsatz; Level Rücken: 2; Level Brust: 2; Herstellungsland: Deutschland
Brustprotektor bei zierlichem Körperbau etwas breit, trägt vorn leicht auf und dadurch nur bedingt tauglich für enge Lederkombis und sportliche Sitzposition, umständ¬liches Anziehen über den Kopf
Fazit: Das Body Protection Set hat Offroad-Charakterzüge, eignet sich mit Nierengurt und dank komfortablem Schaum jedoch auch für Tourer. Leicht und kaum spürbar passt es sich dem Körper an, zudem: Made in Germany.
MOTORRAD-Urteil: sehr gut
Preis: 149,95 Euro (Rücken), 49,95 Euro (Brust); Größen: XS bis XL; Abdeckung Rücken: Central Back (schmaler); Gewicht: 1,0 kg; Aufbau: zwei separate Produkte, über vier Clips kombinierbar, über Gurte verstellbar, geteilter viskoelastischer Brustprotektor, Nierengurt (abnehmbar); Level Rücken: 2; Level Brust: 1; Herstellungsland: China
nur Abdeckung des zentralen Rückens, wenig Halt des Brustprotektors durch sehr elastische Gurte, Gurte lösen sich bei Transport oder Anziehen leicht, Brustprotektoren nicht entnehmbar
Fazit: Die Kombination aus Nucleon KR-1 Cell und KR-C von Alpinestars ist eine praktische Lösung, zwei Schutzbereiche zu verbinden. Durch die flache Bauweise eignet sie sich gut für sportliches Fahren mit enger Lederkombi.
MOTORRAD-Urteil: gut
Preis: 269,90 Euro; Größen: S bis XL; Abdeckung Rücken: Full Back (breiter); Gewicht: 1,7 kg; Aufbau: Weste an einem Stück, verstellbar an Schultern, geteilter Brustprotektor, teilweise Abdeckung der Rippen, Nierengurt; Level Rücken: 2; Level Brust: 2; Herstellungsland: Taiwan
teilweise Einschränkung der Bewegungsfreiheit besonders bei sportlicher Sitzposition, insgesamt steif und relativ schwer, somit deutlich spürbar, Gurte an Schultern sehr massiv, nur hier geringfügig verstellbar, trägt deutlich auf
Fazit: Das Schutzgeschirr von Forcefield erzielte die zweitbesten Werte bei der Schlagdämpfung und punktet mit einem sehr großen Abdeckungsbereich. In Sachen Komfort und Bewegungsfreiheit ist noch Luft nach oben.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
Preis: 198 Euro; Größen: S/M bis 2XL/3XL; Abdeckung Rücken: Full Back (breiter); Gewicht: 1,5 kg; Aufbau: mit Klett verbundener Protektor, teilweise Abdeckung der Rippen, abnehmbarer Steißbeinschutz, viskoelastisches Material innen, Hartplastik außen, verstellbar an Schultern; Level Rücken: 2; Level Brust: 2; Herstellungsland: China
relativ schwer, trägt leicht auf und dadurch nur bedingt tauglich für Lederkombis, schlechte Belüftung, schwitziges Material innen, umständliches Anziehen über den Kopf
Fazit: Die D3O Vest mischt zur Dämpfung viskoelastisches Schaummaterial mit klassischer Hartschale. Trotz des massiven ersten Eindrucks trägt sich die Kombination allerdings wunderbar komfortabel und sitzt einfach gut.
MOTORRAD-Urteil: gut
Preis: 149,99 Euro, optionaler Brustprotektor 14,95 Euro; Größen: S bis XXL; Abdeckung Rücken: Full Back (breiter); Gewicht: 0,8 kg; Aufbau: Netzweste mit herausnehmbarem Rückenprotektor, Polsterung im Rippen- und Brustbereich, zertifizierter Protektor nachrüstbar; Level Rücken: 2 (Herstellerangabe); Level Brust: keine Zertifizierung; Herstellungsland: China
Überschreitung der für die Einhaltung der Norm festgelegten Restkraftwerte von durchschnittlich 9,0 Kilonewton, Brustprotektor nicht inklusive, zu enger Kragen
Fazit: Im Test wird der erlaubte Mittelwert von 9 kN überschritten. Level-1-Niveau hält man zwar locker ein, dennoch will man laut Kennzeichnung Level 2 erfüllen. Viel Komfort und geringes Gewicht punkten im Alltag.
MOTORRAD-Urteil: befriedigend
Preis: 199 Euro; Größen: S bis 3XL; Abdeckung Rücken: Full Back (breiter); Gewicht: 1,1 kg; Aufbau: Netzweste mit herausnehmbaren viskoelastischen Protektoren, durchgehender Brustprotektor, Verbindungsreißverschluss zur Hose; Level Rücken: 2; Level Brust: 1; Herstellungsland: China
Netzweste fällt sehr weit aus, dadurch wenig Halt bei schmalerem Körperbau, Torsolänge des Rückenprotektors nicht individuell auf Konfektionsgrößen angepasst (S und L gleich), keine Verstellmöglichkeiten der Protektorenposition
Fazit: Die Weste Kastor AFT ist eindeutig der Sieger in Sachen Komfort. Auch die Schlagwerte sind sehr gut, wenngleich durch große Dimensionen und keine Verstellmöglichkeiten nicht jeder davon profitieren kann.
MOTORRAD-Urteil: gut
Preis: 249,90 Euro; Größen: diverse je nach Körpergröße, Abdeckung Rücken: Full Back (breiter, keine Kennzeichnung); Gewicht: 0,9 kg; Aufbau: mit Klett verbundener Protektor, verstellbar an Schultern, Weichschaum mit Hartplastik-Luftkammern; Level Rücken: 2; Level Brust: 1 (keine Kennzeichnung); Herstellungsland: Italien
fehlerhafte Kennzeichnung des Rückenprotektors, keine Kennzeichnung des Brustprotektors, anfälliges Material, schlechte Belüftung, in sich steif, Anziehen über Kopf, nicht eng genug für schmalen Körperbau
Fazit: Der Defender von Spidi geht mit dem Material ¬einen Oldschool-Weg, ist dafür leicht und hält die Normwerte locker ein. Eine flache, leichte Kombination, geeignet nicht nur für sportliche Sitzpositionen.
MOTORRAD-Urteil: gut
Preis: 189,95 Euro; Größen: XS bis XL; Abdeckung Rücken: Central Back (schmaler); Gewicht: 0,7 kg; Aufbau: Netzweste mit herausnehmbarem Rückenprotektor, Nierengurt, Brustprotektor fest vernäht; Level Rücken: 2; Level Brust: nur gegen Steinschlag zertifiziert; Herstellungsland: Italien
nur Abdeckung des zentralen Rückens, keine Verstellmöglichkeiten, Brustprotektor nur gegen Steinschlag zertifiziert und nicht herausnehmbar, seitlicher Reißverschluss nicht optimal zugänglich
Fazit: Die Soft-Active Vest von Zandona ist sowohl das leichteste als auch das Modell mit den besten Schlagdämpfungswerten. Die Zertifizierung des Brustschutzes gegen Steinschlag ruft unter anderem nach Offroad.
MOTORRAD-Urteil: gut
Selbstverständlich können auch die getesteten Brust-Rückenprotektoren für Motorradfahrer Verletzungen nicht ausschließen, wohl aber viel an Aufprallenergie absorbieren, die den Körper über Gebühr beansprucht. Wie viel das sein sollte, wird in Grenzwerten festgelegt, die in einer für die Zertifizierung erforderlichen Norm eingehalten werden müssen. In diesem Test war die Zertifizierung im Rückenbereich und das höhere Schutzlevel 2 Pflicht; der Protektor im Brustbereich wurde nicht auf Schlagdämpfung getestet. Berechtigt ist die Frage, warum wir einerseits sehr ausführlich die Wichtigkeit von Brustprotektoren beschreiben, sie aber andererseits nicht wie die Rückenschützer im Labor testen. Dies hat mehrere Gründe: Sowohl Norm als auch Prüfverfahren von zertifizierten Brustprotektoren sind relativ neu, weshalb auch uns Erfahrungswerte fehlen, inwiefern der "Labortest" auf den praktischen Nutzen übertragen werden kann. Und auch Sie hätten wenig davon, wenn höhere Restkraftwerte abschrecken würden, der Brustprotektor an sich im Alltag aber einen guten Job machen würde. Einfacher gesagt: Wir tasten uns alle gemeinsam an das Thema heran und möchten aufzeigen, wie weit die Entwicklungen in diesem Bereich bereits sind, dass jeder, dem sein Brustkorb lieb ist, zumindest einmal ein solches Modell anprobieren sollte und schließlich selbst entscheidet, ob dies für ihn oder sie zum Motorradfahren taugt. Neben den reinen Laborwerten ist am Rücken, an der Brust und besonders bei diesen Kombi-Protektoren eines wichtig: Der Dämpfer soll natürlich im Sturzfall schützen, aber auch unter dem Aspekt "aktive Sicherheit" überzeugen. Heißt, dass die Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird, er nicht reibt, zwickt oder drückt, trotzdem aber verrutschsicher positioniert ist. Und einen schwitzigen Panzer, den man dann an warmen Tagen doch eher zu Hause lässt, wollen wir auch nicht.
Grundsätzlich empfehlen wir das höhere Schutzlevel 2. Wem jedoch deutlich mehr am Komfort gelegen ist, findet mit Level-1-Schützern oft noch flexiblere, dünnere Modelle. Speziell für den Schutz des Rückens gibt es zwei Varianten: "Full Back" (FB) bedeutet so viel wie ganzer Rücken, deckt also neben der Wirbelsäule die häufig betroffenen Schulterblätter teilweise mit ab. Die Zertifizierung als "Central Back" (CB) geht mit einem schmaleren Abdeckungsbereich einher, der sich rein auf den Schutz der Wirbelsäule konzentriert. Unsere Empfehlung sind "allumfassende" Full-Back-Protektoren, wir nehmen dafür die Komforteinbußen gegenüber den schmalen "Central Back" gerne in Kauf.
Essenziell bei der Anprobe ist die Länge des Rückenprotektors. Weder zu lang, sodass er mit dem Helm kollidiert, noch zu kurz, sodass er zu wenige Wirbel abdeckt, sollte er sein. Anstatt sich auf die von Herstellerseite frei wählbaren Angaben wie S, M oder L zu verlassen, richten Sie sich besser nach der angegebenen Torsolänge, die direkt auf dem Protektor im Label abgedruckt ist. Was ist die Torsolänge genau? Gemeint ist der Abstand zwischen Taille und Schulter. Ein guter Anhaltspunkt für den oberen Messpunkt ist der hervorstehende, letzte Halswirbel C7, den man ertasten kann. Je mehr verschiedene Torsolängen ein Hersteller anbietet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die gewählte Größe genau auf Ihren Körper passt. Held, Ortema und Spidi bieten viel Auswahl, wohingegen z. B. bei Rukka der Taillen-/Schulterabstand bei den Konfektionsgrößen S und L identisch ist. Was unterm Strich sehr praxisfern ist.
Gerade bei den Kombi-Produkten ist nicht nur die Dimension des Rückenprotektors, sondern die Passform insgesamt entscheidend. Je mehr Verstellmöglichkeiten sie also bieten, desto besser lassen sie sich an den Körper anpassen, um möglichst knackig anzuliegen. Vier Verstellpunkte sind optimal, um besonders die Position des oft in Einheitsgröße angebotenen Brustprotektors zu optimieren: zwei an den Schultern zur Höhenverstellung und zwei seitlich für die Weite. Mittels integrierter Nierengurte lässt sich der feste und verrutschsichere Sitz nahezu perfektionieren. Das hat sich in der Vergangenheit bei Umschnall-Rückenprotektoren bewährt. Westen wie die von Held und Zandona zeigen aber, dass auch Gurt mit Weste gut funktioniert.
Ein weiterer Vorteil der Kombi-Rüstung ist die Möglichkeit, viele weitere Körperstellen zu schützen. Held integriert z. B. Rippen- und Steißbeinschutz. Letzterer ist auch beim Modell von Icon sehr gelungen. Für Offroad-Affine bieten außerdem Ortema und O’Neal die Möglichkeit zur Kombination mit einer Nackenstütze. Zuletzt ein Hinweis für Motorradfahrerinnen: Viskoelastischer Schaum passt sich Rundungen sehr gut an und drückt kaum mehr, als es ein BH tut.
Zwei Anbieter haben das beste Gesamtpaket geschnürt und gewinnen damit unseren ersten Vergleichstest von neun Kombi-Schützern für Brust und Rücken. Held punktet zudem mit einem günstigen Preis, Ortema kann alle überzeugen, die auch bei der Motorradausrüstung auf "Made in Germany" achten. Interessant die Einzelkapitel: Der Forcefield ist in puncto Sicherheit ganz vorn dabei, patzt aber beim Komfort. Dieser überzeugt beim O’Neal, dafür allerdings nicht bei den Schlagdämpfungswerten.
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