Die Zeichen stehen auf Abschied. Auch wenn Harley noch nicht offiziell dazu Stellung bezogen hat: Die V-Rod-Baureihe wird wohl verschwinden.
Die Zeichen stehen auf Abschied. Auch wenn Harley noch nicht offiziell dazu Stellung bezogen hat: Die V-Rod-Baureihe wird wohl verschwinden.
Sie war Beginn einer neuen Zeitrechnung bei Harley-Davidson: Als 2001 die erste Harley-Davidson V-Rod erschien, standen die Zeichen auf Performance. Die ließ sich mit den hemdsärmeligen, luftgekühlten V2-Motoren im gewünschten Maß nicht erzielen. Ein neues Aggregat musste her, mit Wasserkühlung. Die Moderne hielt Einzug in Milwaukee, oder besser in Kansas City, wo die V-Rod-Reihe vom Band lief. Deren Motor basierte auf dem Werks-Superbike VR 1000, besaß – Achtung – obenliegende Nockenwellen, die vier Ventile pro Zylinder ansteuerten. Dazu legten die Kolben im kurzhubig ausgelegten Motor ihren Arbeitsweg 60 Grad versetzt zueinander zurück.
Seit 1909 war der 45-Grad-Zylinderwinkel streng etabliert. Da wundert es nur wenig, dass das neue Triebwerk auf den Namen „Revolution“ getauft wurde. Ab jetzt sollte alles anders werden. Näher dran an einem fahraktiven Motorrad im Kosmos Harley-Davidson war keine andere Modellreihe. Ein Drehvermögen bis 9000 Umdrehungen, feiste Brembo-Bremsen, satte 220 km/h Spitze und der Sprint auf 100 km/h in 3,5 Sekunden als lockere Fingerübung: Das war schon ein dickes „Wow“ wert. Die Dragstrip-Harley setzte neue Maßstäbe im Produktportfolio der Amerikaner. Das war 2001.
15 Jahre später sieht es anders aus. Die Zeichen stehen auf Abschied. Auch wenn Harley noch nicht offiziell dazu Stellung bezogen hat: Die V-Rod-Baureihe wird wohl verschwinden. Das wundert vor allem deshalb, weil der modernste Motor der Company alle Anlagen mitbringt, um die Euro 4-Hürde zu meistern. Die Gründe sind andere, wohl der Wirtschaftlichkeit geschuldet. Unter den bestverkauften fünf Modellen von Harley im Zeitraum Januar bis Juni 2016 ist kein V-Rod-Ableger. Die aktuelle Night Rod findet sich mit 300 verkauften Einheiten in diesem Jahr erst auf dem internen Platz zehn. Auch im Cruiser-Kernmarkt USA blieb die V-Rod-Reihe weit hinter den Erwartungen zurück. Zu wenig für die Zukunft.
Der mit Porsche entwickelte, 1247 cm³ große Motor war einzigartig im Programm der Amerikaner, genau wie alle V-Rod-Modelle an sich. Die Klientel aber wusste das nicht zu schätzen. Harley-Davidson baut eben Old-School-Motoren mit Stoßstangen im 45-Grad-Winkel. Das ist so, und das bleibt so. Die Funktion ist zweitrangig, Image und Tradition zählen. Unter diesem Gesichtspunkt hat der Markt die Harley-Davidson V-Rod abgestraft. Wir ziehen trotzdem noch einmal einen dicken schwarzen Strich mit dem 240er-Hinterreifen auf den Asphalt als Erinnerung. Das konnte nämlich kein Harley-Eisen so gut wie sie.
Technische Daten Harley-Davidson V-Rod
Motor:
Fahrwerk:
Maße + Gewichte:
*MOTORRAD-Messungen; 1Modell Muscle