Honda CTX 1300 im Fahrbericht

Honda CTX 1300 im Fahrbericht Zwischen Cruiser und Tourer

In den USA erdacht, in Japan gemacht: In Gestalt der Honda CTX 1300 präsentiert Honda einen Cruiser-Tourer-Hybrid nach amerikanischem Vorbild. Ein fauler Kompromiss oder das Beste aus beiden Welten?

Zwischen Cruiser und Tourer Honda
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Bagger sind schwer in Mode. Gemeint sind natürlich keine Baumaschinen, sondern jene aus den USA stammenden Touren-Cruiser mit integrierten Koffern (ursprünglich Taschen, „bags“, daher der Name bagger), Lenkerverkleidung und gekapptem Windschild. Diese sollen lässiges Cruisen und Reisetauglichkeit unter einen Hut bringen.

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Wie Honda sich des Bagger-Themas annimmt, zeigte der Konzern bereits 2013 mit der mächtigen Goldwing-Schwester F6B. Nun soll der Vau-Vier-Flanierer Honda CTX 1300 die Lücke zwischen dem exklusiven Sechszylinder-Flaggschiff und der deutlich kleineren CTX 700 mit Reihen-Twin schließen.

338 Kilogramm vollgetankt

Probefahrt im Spessart, und die Bedingungen könnten besser nicht sein: Die Frühlingssonne sorgt für angenehme 20 Grad und wohltemperierten Asphalt, kurvige Bundes- und noch kurvigere Landstraßen schlängeln sich durch den sattgrünen Wald. Ob das gut geht angesichts der 338 Kilogramm, die die große rote Honda CTX 1300 laut Hersteller vollgetankt auf die Waage hievt? Wird sich zeigen, also aufsitzen!

Sofort fällt auf, dass die Sitzposition sich nicht an choppermäßiger Coolness, sondern an den ergonomischen Bedürfnissen des Fahrers orientiert. Der sitzt aufrecht und versammelt auf der bequem gepolsterten Sitzbank, der breite Lenker fällt fast von selbst in die Hand. Die Fußrastenposition findet den idealen Kompromiss zwischen Cruiser und Tourer, die Sitzposition auf der Honda CTX 1300 ist dadurch zugleich lässig und komfortabel. Bei einer Sitzhöhe von 735 Millimetern erreichen auch Kurzbeiner einen sicheren Stand, das schafft schon mal Vertrauen. Beim Druck auf den Anlasser ertönt ein herrlich hubraumsatter, dezent grollender Bariton, der eher an ein Klassikkonzert als an Hardrock erinnert. Einmal in Fahrt, verwöhnt das Triebwerk mit perfekten Manieren. Die Gasannahme erfolgt sanft und direkt, bereits ab 2000 Touren gibt’s ultrageschmeidigen, sahnigen Vortrieb. Äußerst musikalisch ist auch das serienmäßige Soundsystem mit zwei wasserfesten Lautsprechern.

Wohliger Wumms mit gutmütigem Charakter

Der bewährte 90-Grad-V4 verrichtet seinen Dienst bereits seit dem Jahr 2002 in der Pan European, wurde für die Honda CTX 1300 allerdings gehörig modifiziert. So kappten die Entwickler die Spitzenleistung mittels geänderter Nockenwellen, Ventile und Steuerzeiten sowie geringerer Drosselklappendurchmesser um rund 40 Prozent auf 84 PS, um im Gegenzug das Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich zu steigern.

Operation gelungen, Patient tot? Wer angesichts der „Mittelklasse“-Leistung nach dem Sinn der serienmäßigen Traktionskontrolle fragt, darf beruhigt sein. Gut, von null auf 160 geht’s anderswo schneller, aber 106 Newtonmeter Drehmoment bei 4500 Touren ermöglichen angemessen souveräne Fahrleistungen. Nur serviert die Honda CTX 1300 ihren wohligen Wumms mit der Gelassenheit eines gut geschulten Butlers. „Sir möchten eine höhere Geschwindigkeit? Kein Problem.“ Die unaufgeregt-druckvolle Leistungsabgabe passt perfekt zum gut­mütigen Charakter des Techno-Baggers.

Den unterstreicht auch der Rest des Antriebsstrangs. Hydraulisch betätigt lässt sich die Kupplung mit wenig Handkraft perfekt dosieren, und auch das Getriebe entspricht gewohnt hohem Honda-Standard. Im Gegensatz zu CTX 700 und 1200er-Crosstourer ist die Honda CTX 1300 nicht mit dem Doppelkupplungsgetriebe DCT erhältlich. Das lässt sich aber angesichts des sehr elastischen Triebwerks gut verschmerzen, die beiden letzten Gänge genügen meist.

Honda CTX 1300 lenkt wunderbar linear

Die eigentliche Überraschung folgt im Kurvengeschlängel. Statt Schwerstarbeit im Spessart einzufordern, fährt die Honda CTX 1300 mit einer fast irritierenden Selbstverständlichkeit ums Eck. Der roten Flanierraupe ist jeder Wunsch Befehl. „Sir möchten mehr Schräglage? Gewiss, Sir, kommt sofort!“ Nicht nur willig, sondern auch wunderbar linear lenkt der Bagger mit der längs liegenden Kurbelwelle ein. Er bleibt dabei dank des langen Radstands stets stabil. Das ist und macht gelassen. Klar, in Spitzkehren wollen fast sieben Zentner und Breitreifen richtig gewuchtet werden, mahnen zeitig aufsetzende Fußrasten zur Mäßigung allzu sportlicher Ambitionen. Doch heißspornige Kapitäne werden wohl selten die Brücke der MS Big Red entern. Die Honda CTX 1300 lädt eher zu Kreuzfahrten im artgerechten Tempo ein – Straße und Landschaft aufsaugen und sich den Wind um die Nase wehen lassen.

Leichte Unebenheiten surft die Honda CTX 1300 mit ihrem sänftenartigen Federungskomfort gelassen ab, nur derbe Schlaglöcher bringen die zwei hinteren, lediglich in der Vorspannung einstellbaren Federbeine an ihre Grenzen. Dann federt das Heck mangels Zugstufendämpfung viel zu schnell aus. Tadellos präsentiert sich das Vollintegral-Bremssystem mit ABS. Insgesamt neun Bremskolben bringen die Fuhre in jeder Lebenslage gut dosierbar und mit ordentlichem Biss sicher zum Stillstand, selbst bei Vollbremsungen.

Unterm Strich überzeugt der individuelle wie vielseitige japanische Touren-Cruiser Honda CTX 1300. Er bietet mit seiner unaufgeregt-kompetenten Art viel Fahrgenuss. Eben ein Bagger ganz nach Art des Hauses Honda.

Technische Daten Honda CTX 1300

Honda
Cruiser mit Stauraum à la Nippon: bullige Front, Shotgun-Schalldämpfer, langer Radstand. Mehr Chrom kostet extra.
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