Rick’s Motorcycles-Harley-Davidson Sprint Race Roadster. Ein verdammt langer Name kennzeichnet die rasanteste Sportster weit und breit. Mit über 100 PS stürmt diese Harley heftig nach vorn.
Rick’s Motorcycles-Harley-Davidson Sprint Race Roadster. Ein verdammt langer Name kennzeichnet die rasanteste Sportster weit und breit. Mit über 100 PS stürmt diese Harley heftig nach vorn.
Sie kam spät in der Saison 2016, die Harley-Davidson Sportster Roadster, Code XL 1200 CX. Quasi als frühes Geschenk zum 60-jährigen Geburtstag der bereits seit 1957 existierenden Sportster-Baureihe. Kennzeichen des puren Roadsters sind seine sportive Upside-down-Gabel, große Räder (vorne 19, hinten 18 Zoll) und 12,5-Liter-Peanut-Tank sowie Mini-Scheinwerfer aus der Forty-Eight. Alles unterfüttert mit 67 PS und 97 Newtonmetern aus dem 1202-Kubik-45-Grad-V-Twin. Eine gute Basis für Rick’s Motorcycles aus Baden-Baden. Das über 30 Mann starke Team hatte eine Mission: Ihre rollende Hommage scheuchten sie beim Glemseck 101 vor gut einem Jahr über die Achtelmeile.
Für Ruhm und Ehre musste in langen Nächten zunächst Leistung in den V2 gepumpt werden. Die Badener sind zwar gewiefte Konstrukteure mit hoher Fertigungstiefe: Räder bis 32 Zoll Größe samt Radnaben oder Gabelbrücken und so fort fräsen und drehen sie selbst. Erfahrung mit Rennmaschinen hatten sie bis dato aber keine. „Just for fun“ präparierten sie also die 1200er für den Drag Strip, nahmen Teile aus ihren riesigen Regalen und stimmten sie gut ab. Das Ergebnis ist beachtlich. Weit hinten Platz nehmen auf dem spitz zulaufenden Minimal-heck, einem Hauch von nichts. Toll gemacht. Dem Druck aufs Knöpfchen folgt ein mittleres Erdbeben. Dieser V2 bebt und lebt, stampft und schüttelt. Archaisch.
Mörderstramm agiert die Kupplung! Sie braucht reichlich Sportsgeist, fast schon Bodybuilder-Unterarme. Tief grummelnd und grollend rollt der Roadster raus in den Stadtverkehr. Ups, der Supertrapp- Auspuff auf Rick’s kunstvoll geschwungenen Eigenbau-Krümmern posaunt fast schmerzhaft laut Lebensfreude raus. Der Einsitzer trägt zwar links vom Hinterrad ein Nummernschild, hat aber akustisch noch Rennabstimmung. „Diese spezielle Roadster haben wir nicht für die Straße gebaut – wir legen sonst Wert drauf, dass alles TÜV-geprüft ist“, sagte Rick in seiner Custom Bike-Werkstatt. Nun, solange man mit 2000 Touren rumzuckelt, wird man für den Rabatz nicht gleich gesteinigt.
Ortsausgang, keine Anwohner mehr. Unter 3000 Touren passiert nicht viel, der V2 muss sich erst berappeln. Erst jenseits der 4000er-Marke folgt auf den Dreh am Gasgriff auch Zorn am Hinterrad. Bei 6000 öffnet sich laut Drehzahlmesser das Tor zum Rotlichtbezirk. Pah, kein Problem: Dieser V2 mit Screamin’ Eagle-Hardware (Kolben, Köpfe, Ansaugtrakt) und Rick’s offen nach Luft schnappendem Luftfilter ist anders.
Er will drehen, rangenommen werden. Zahm? Niemals! 108 PS bei 7400 Touren! Dann greift auch schon der Drehzahlbegrenzer zu, damit die vier unten liegenden Tuning-Nockenwellen nicht Stoßstangen samt Hydrostößeln in den Orbit jagen. Hart hämmernde Vibrationen kitzeln die Fußsohlen, massieren die Unterschenkel. Hat was, dieses lang gestreckte US-Eisen. Der Roadster stürmt für Harley-Verhältnisse vehement dem Horizont entgegen.
Es könnte sogar noch brutaler sein: Der hydraulisch wirkende Ami-Quickshifter von Pingel (links vom Motor) zum schnelleren Schalten wurde nach den Glemseck- Sprints wieder deaktiviert. In der Roadster zerrt ein längerer Zahnriemen an selbst gefertigten Riemenscheiben: 18 Millimeter weiter hinten sitzt die Achse in der per Unterzug verstärkten Originalschwinge. Gut kommen Michelin Pilot Road 3 (hinten) und Road 4 Trail mit der Leistung zurecht. 248 Kilogramm wiegt der Schlegel, elf weniger als serienmäßig. Heck- und Auspuffumbau sowie leichtere Eigenbau-Felgen (hinten 4,5 Zoll breit) schlagen durch. Er macht an, dieser badische US-Bulle auf Rädern. Kein Zufall: Rick’s Motorcycles wurde 2016 mit dem weltweit begehrten Titel „Harley-Davidson-Vertragshändler des Jahres“ geadelt.
Basis: Harley-D. Sportster Roadster
Tuning-Maßnahmen: Luftfilter „Rick’s Design Bandit“, Eigenbau-Krümmer, Schalldämpfer Supertrapp, Harley-Davidson Motor-Tuning „Screamin’ Eagle Stage IV Street Performance Kit“ (CNC-gefräste Zylinderköpfe, Power-Ventilfedern und -Nockenwellen, Schmiedekolben mit reibungsmindernden Ringen, Verdichtung 10,5:1, Drosselklappenkörper-Ø 58 mm), Schwinge mit verstärkendem Unterzug, Leichtmetall-Gussräder mit Y-förmigen Speichen sowie Lenker und Griffe von Rick’s Motorcycles, Mini-Blinker Paaschburg & Wunderlich u. v. m.
Preis: Komplettfahrzeug: 33 333 Euro; alle Tuningteile sind auch einzeln erhältlich
Kontakt und Infos: Rick’s Motorcycles GmbH, Flugstraße 1, 76532 Baden-Baden, Telefon 0 72 21/ 3 93 90, www.ricks-motorcycles.com