Test: Triumph Thunderbird Storm
Martialisch-schwarze Version "Storm" des Cruisers Thunderbird

Triumph hat aus dem Cruiser Thunderbird die martialisch-schwarze Version "Storm" kreiert, mit Doppelscheinwerfer, 1700 cm3 und 98 PS.

Martialisch-schwarze Version "Storm" des Cruisers Thunderbird
Foto: Bilski

Die erste Lektion ist schnell gelernt: Unbunt heißt nicht unauffällig. Im Gegenteil. Die stets schwarze Triumph Thunderbird Storm sorgt für Staunen, fast ganz ohne Chrom. Es gibt keinen Stopp ohne interessierte Passanten.

Ein Black Beauty mit bösem Image? Passt, denn dieser Power-Cruiser ist einfach anders, englisch, kriegerisch. Er frisst Harleys zum Frühstück und ist doch lammfromm. Triumph hat bei identischem Chassis - Räder, Rahmen, Bremsen, Federelemente - aus der Thunderbird mit 1,6-Liter-Hubraum die erstaunlich eigenständige Sturm-Schwester gezaubert. Mit markentypischem Fliewatüt-Doppelscheinwerfer, geraderem Lenker und quadratmeterweise schwarzem Lack.

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Und mit dem größten aller Reihentwins: Er trägt die fettesten Serienmotorrad-Kolben in seinen riesigen Zylindern: Volle 107,1 statt 103,8 Millimeter Bohrung bei unverändert 94,3 Millimeter Hub ergeben 1699 cm³. Und ein Fahrerlebnis vom Feinsten - big bore, big fun. Erstaunlich leicht lässt sich die Kupplung ziehen und gut dosieren. Okay, mitunter klonkt es aus der Gangschachtel, na und? Das gehört so auf einem Kraftrad. Bereits im Standgas hämmern mehr als 100 Newtonmeter auf die 17 Kilogramm schwere Kurbelwelle. Ihr 270-Grad-Hubzapfen-versatz lässt die langen Auspuffe klingen wie bei einem 90-Grad-V2. Es schiffsdieselt sonor. Ein dezentes Donnergrollen, dumpf, tief, bassig, souverän.

Bilski
Typisch für Triumph: Doppelscheinwerfer à la Rocket III und Speed Triple. Den Power-Cruiser T-Bird Storm prägt der breite Lenker auf hohen Risern.

Der wassergekühlte Dohc-Motor mit zwei vibrationsmindernden Ausgleichswellen bollert tiefentspannt ganz weit unten im Drehzahl-Tiefkeller. Einen Wimpernschlag später stemmt er bei nur 2900 Touren mächtige 151 Newtonmeter. Eine klare Dampfansage. Mehr noch als die 98 PS Nennleistung. Der Fahrspaß fällt so hoch aus, wie das Drehzahlniveau niedrig. Bereits mit Schaltdrehzahl 3000 geht's richtig zur Sache. Wunderbar, wie der 1,7-Liter-Motor den 1600er komplett überflügelt, den 342-Kilo-Brocken anschiebt. Der Sturmvogel ist ein Bulle von einem Motorrad.

Auch sein Fahrwerk begeistert. Zielgenau, stabil und überraschend handlich meistert der Straßenkreuzer Kurven. Er nimmt selbst in tiefen Schräglagen dankbar Kurskorrekturen an und bleibt doch stets berechenbar. Gut, dass Triumph sich für einen moderat breiten 200er-Hinterreifen entschied und den haftfreudigen wie neutralen Metzeler Marathon ME 880 auf die Sechs-Zoll-Felge zog. Eine Erfüllung, nicht nur für Cruiserverhältnisse, ist die fein ansprechende, solide 47-Millimeter-Gabel. Besser gehts kaum. Okay, die Stereo-Federbeine dürften einen Tick komfortabler sein und könnten rasch folgende Asphalt-Hubbel feiner rausfiltern. Aber, hey, das ist ja keine Virago 535. Sondern ein Männer-Motorrad!

Bilski
Tacho auf dem Tank mit Spritanzeige, kleinem Bordcomputer und Drehzahlmesser.

Herrlich transparent lassen sich die kräftigen Vierkolbensättel vorn dosieren, halten den Sieben-Zentner-Koloss im Zaum. ABS kostet 600 Euro Aufpreis. Relaxed fällt die Sitzposition aus. Das Büffelhorn von Lenker liegt richtig gut zur Hand. So hält man es ewig im extrabreiten Sattel aus, will gar nicht mehr absteigen. Leichtfüßig wie ein normales Motorrad, nicht träge wie die meisten Cruiser, schwingt die Triumph selbst durch Serpentinen. Bis dann bald die nicht allzu weit vorn platzierten Fußrasten Funken sprühen: kkrrkkk, kkrrkkk.

Erst beim Rangieren werden schlagartig die vollen 342 Kilo spürbar. Verdammt fettes Ding, da braucht man Kraft in den Armen. Toll fasst sich die T-Bird Storm an, wirkt absolut wertig. Was an ihr nach Metall aussieht, ist auch daraus gemacht, bis hin zu Blinkergehäusen und Schutzblechen. Klong, klong - hier macht jede Klopfprobe Freude. 15740 Euro kostet die Storm, 1650 Euro mehr als ein 1600er-Standard-Donnervogel. Den gibts aber ab Werk nicht mehr mit dem bärigen 1700er-Big-Bore-Kit. Nachträglich sind dafür rund 2000 Euro extra fällig. Ein Argument mehr für die starke Storm.

Aufgefallen:

Positiv

  • Leistung: Viel Druck von ganz unten
  • Fahrwerk: Zielgenau, stabil, handlich
  • Sitzposition: Cool, bequem auf Dauer
  • Bremsen: Kräftig, ABS gibt's optional


Negativ

  • Gewicht: Satte 342 Kilogramm
  • Schräglagenfreiheit: Setzt früh auf

Technische Daten: Triumph Thunderbird Storm

Archiv
Leistung an der Kurbelwelle; Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert nach 95/1/EG, maximal mögliche Abweichung ± 5 %.

Motor:
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertaktmotor, zwei obenliegende Nockenwellen, je vier Ventile, Einspritzung, Ø 42 mm, mechanisch betätigte Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Zahnriemen, Bohrung x Hub 107,1 x 94,3 mm, Hubraum 1699 cm³.
Nennleistung
71,0 kW (97 PS) bei 5200/min
Max. Drehmoment
156 Nm bei 2950/min

Fahrwerk:

Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, Ø 47 mm, Zweiarmschwinge aus Stahl, zwei Federbeine, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 310 mm, Reifen 120/70 VR 19; 200/50 VR 17, Bereifung im Test Metzeler ME 880.

Maße + Gewichte:
Radstand 1615 mm, Lenkkopfwinkel 58,0 Grad, Nachlauf 151 mm, Federweg v/h 120/95 mm, Sitzhöhe* 700 mm, Gewicht vollgetankt* 342 kg, Zuladung* 228 kg, Tankinhalt 22,0 Liter.

Fahrleistungen:
Höchstgeschwindigkeit 185 km/h,Beschleunigung* 0-100 km/h 4,9 sek, 0-140 km/h 8,7 sek, Durchzug* 60-100 km/h 5,3 sek, 100-140 km/h 6,1 sek, 140-180 km/h 10,7 sek, Kraftstoffverbrauch* Landstraße 5,3 l/100 km, Theoretische Reichweite* Landstraße 415 km.

Garantie: zwei Jahre
Preis/Nebenkosten: 15390 Euro/zirka 350 Euro

Herstellerangaben, *MOTORRAD-Messungen

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023