Klar, verglichen mit den großen Schwestern ist die Yamaha XV 125 eine halbe Portion. In der Einsteigerklasse kann sie mit ihrem exklusiven V2-Triebwerk jedoch glänzen.
Klar, verglichen mit den großen Schwestern ist die Yamaha XV 125 eine halbe Portion. In der Einsteigerklasse kann sie mit ihrem exklusiven V2-Triebwerk jedoch glänzen.
Souverän im hohen Gang dahinpötteln, die Landschaft genießen und bei Bedarf mit einem lässigen Dreh am Gasgriff einen Zwischenspurt einlegen - beim Choppern ist Kraft aus dem Drehzahlkeller gefragt. Mit 125 cm³ Hubraum können die kleinen Chopper da zwar nicht mithalten, sind aber trotzdem die Renner in der Einsteigerklasse. Was zählt, ist vor allem das Aussehen. Und diesbezüglich kann die neue Yamaha XV 125 Virago absolut überzeugen.
Ihr exklusiver Antrieb - sie besitzt als erste 125er überhaupt ein luftgekühltes V2-Triebwerk - bildet das Zentrum eines gekonnt gestylten Choppers mit flach angestellter Gabel, langem Radstand, weit vorverlegten Fußrasten und niedrigem Sattel. Im Vergleich mit ihren langgabeligen Konkurrentinnen in der 125er Klasse wirkt die Yamaha sehr erwachsen. Dieser Eindruck kommt nicht von ungefähr - die kleinste Virago ist bis auf den halbierten Hubraum identisch mit ihrer größeren Schwester, der XV 250. Was sich zwangsläufig im Gewicht niederschlägt: Mit 155 Kilogramm markiert die XV 125 die Obergrenze in ihrer Klasse.
Eher an der unteren Grenze angesiedelt ist hingegen die Leistung des üppig verrippten V2: Mehr als zehn PS bei 8000/min konnten oder wollten ihm die Yamaha-Ingenieure nicht entlocken. Dementsprechend phlegmatisch treibt der kleine Twin die Virago voran, ständig nach höchsten Drehzahlen verlangend. Auf ein Sprint-Duell mit anderen Bikern sollte man sich deshalb lieber nicht einlassen. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 101 km/h wird erst nach kilometerlangem Anlauf erreicht. Besonders ärgerlich ist auf Dauer die Durchzugsschwäche des über einen 26er Vergaser beatmeten Zweizylinders. Muß man kurz das Gas wegnehmen, dauert es eine Ewigkeit, bis sich der Antrieb aus dem Tal seiner Drehmomentkurve wieder emporgehangelt hat und vorwärts schiebt. Nur mit emsiger Schaltarbeit und ständigem Auspressen des kleinen Motors läßt sich die spitze Leistungscharakteristik teilweise überspielen. Auf engen, kurvigen Strecken, der eigentlichen Domäne kleiner Motorräder, kommt auf der kleinen Virago deshalb mehr Hektik auf, als Chopperfreaks lieb sein kann. Zum Glück spielt dabei das leicht und exakt schaltbare Getriebe mit.
Besser aufgehoben ist die XV 125 auf weitgeschwungenen Landstraßen, die ein gleichmäßiges Tempo erlauben. Dort stören allenfalls die hochfrequenten Vibrationen. Das auf deutlich mehr Power ausgelegte Fahrwerk jedenfalls wird mit den gebotenen Fahrleistungen problemlos fertig. Stabiler Geradeauslauf, gute Handlichkeit und schluckfreudige Federelemente - im Solobetrieb gibt’s wenig Grund zum Meckern. Daß die Fußrasten ziemlich früh aufsetzen und die Gabel beim Bremsen rasch auf Block geht, läßt sich bei einem Chopper verschmerzen. Sobald jedoch ein Passagier auf dem schmalen Sitzbrötchen Platz nimmt, sind die hinteren Federbeine schnell am Ende mit ihrem Feder- und Dämpfungslatein.
Dafür verzögern die Stopper auch dann noch ausreichend, wenn’s brenzlig wird. Die vordere Scheibenbremse benötigt zwar einen kräftigen Händedruck, bringt aber im Verein mit der hinteren Trommel die Yamaha jederzeit sicher zum Stehen. Schade, daß ausgerechnet das Glanzstück der XV 125, ihr V2, nicht überzeugt.