Während die Elektroklasse in der MotoGP-Serie noch auf ihren Startschuss wartet, kämpfen E-Bikes in der Trial-WM bereits um WM-Punkte. Wir durften den Prototyp Yamaha TY-E fahren.
Während die Elektroklasse in der MotoGP-Serie noch auf ihren Startschuss wartet, kämpfen E-Bikes in der Trial-WM bereits um WM-Punkte. Wir durften den Prototyp Yamaha TY-E fahren.
Die Voraussetzungen für den Einstieg in die motorradsportliche Elektromobilität könnten nicht besser sein. Denn mit minimalem Verbrauch, kurzen Distanzen und der Möglichkeit, auch während des Wettbewerbs die Batterien zu wechseln, drängt sich der Trialsport als Versuchslabor für alternative Antriebe geradezu auf. Insofern geht der Lorbeer für die erste Weltmeisterschaft für Elektromotorräder nicht von ungefähr an die Trialer. Nach dem Auftaktjahr 2017 nun mit dabei in der – lediglich zweiteiligen – Elektro-Trial-WM: Yamaha mit dem Prototyp TY-E. Das Ergebnis der technischen Jungfernfahrt: Hinter dem GasGas-Werkspiloten Loris Gubian holte der 40-jährige Ex-Profi Kenichi Kuroyama auf der Yamaha TY-E den Vize-WM-Titel.
Bereits optisch macht die Yamaha TY-E einiges her. Karbon-Monocoque-Rahmen, geschliffenes Finish der Abdeckungen und der sauber integrierte Elektromotor demonstrieren das Engagement der Techniker. Auffällig: Obwohl der Elektromotor ohne Getriebe auskommt, besitzt die TY-E eine Kupplung. Die funktioniert herkömmlich und läuft im Ölbad. Erst die Kupplung erlaubt es, den für die hohen Stufen im Trial nötigen blitzartigen Kraftschluss herzustellen. In Sachen Gewicht bleibt der Elektro-Trialer auf branchenüblichem Niveau.
Zehn Kilogramm wiegt der Lithium-Ionen-Akku, etwa 70 Kilogramm das ganze Fahrzeug. In den Sektionen fährt sich die TY-E denn auch überraschend konventionell. Durch den kräftigen Schub und die gut dosierbare Kupplung lassen sich die Felsblöcke kontrolliert anspringen. Auf schlüpfrigem Terrain entwickelt sich die Power sogar feiner dosierbar als bei einem Verbrenner. Gewöhnungsbedürftig bleibt die Geräuschkulisse. Erst nach einer Weile gewöhnt man sich an das hochfrequente Surren des E-Motors. Zum Trost für die Fans von Benzinern: Die verbale Kommunikation mit dem Wasserträger fällt im E-Trialsport erheblich leichter aus. Angaben zu Leistung und Akku-Kapazität veröffentlicht Yamaha nicht. Geschätzt dürfte die Kapazität der Batterie etwa 1 kWh betragen. Bereits nach 20 bis 30 Minuten ist der Wechsel fällig.
Nicht zuletzt deshalb ist ein Serien-E-Trialer von Yamaha noch nicht geplant. Doch die Yamaha TY-E hat gezeigt: Ein Anfang ist gemacht, die Technik funktioniert und ist Maschinen mit herkömmlichen Motoren auch auf internationalem sportlichen Niveau bereits fast ebenbürtig. Insofern könnte der Kampf der Konzepte durchaus zur Attraktion dieser Sportart avancieren. E-Motorräder und Verbrenner in einer einzigen Klasse – wovon andere Disziplinen wohl noch einige Zeit träumen – könnte im Trialsport in absehbarer Zeit möglicherweise wahr werden.