Eine kleine Nebenstraße im bayerischen Hinterland. Null Grad, Winter. Niemand vermutet hier ein Motorrad, höchstens eine GS. Doch was ist das? Eine GS braust vorbei, aber mit komischen Zylinderköpfen und einem ganz anderen Sound. Und dazu sehr sehr flott. Testfahrt mit der alpha Racing-BMW und ihrem patentierten Ventilsteuersystem. Satte 146 PS verspricht Uwe Eisenbeis, Mastermind und Patentinhaber hinter dem VVL genannten System.
Wie funktioniert das Ganze? Statt mit einer herkömmlichen Drosselklappe wird die Leistung über den Ventilhub der Einlassventile gesteuert. Leerlauf: kaum Ventilhub, volle Pulle: großer Ventilhub. Klingt logisch, ist aber mechanisch nicht einfach zu lösen. Eisenbeis, der das System bereits in seiner Zeit als Motorenbauer bei BMW entwickelte, hat eine Lösung.
Im Kopf rotiert eine kleine Kurbelwelle mit Pleuel, die ein Schiebestück mit Rollen über die beiden Schlepphebel der Einlassventile hin- und herbewegt. Das Ganze ist in einem Alurahmen gelagert, der geschwenkt werden kann und sich so mehr oder weniger auf die Schlepphebel drücken lässt.
Theoretisch funktioniert das, praktisch aber auch. Denn auf dem Rollenprüfstand drückt der Boxer auch bei unserem Besuch 145 PS und Eisenbeis schwört, dass außer seinen Zylinderköpfen nichts weiteres an dem Boxer geändert wurde. Woher die Mehrleistung? Durch die variablen Steuerzeiten läuft der Motor in Teillast viel sauberer und effizienter als ein Motor mit statischen Steuerzeiten. Bei Volllast und hohen Drehzahlen kann er dafür viel schärfere Steuerzeiten realisieren, ohne an Drehmoment unten und Abgasverhalten zu verlieren. Durch den variablen Ventilhub wiederum arbeitet der Motor auch spontaner, da das Gemisch direkt an den Ventilen lagert und nicht erst bei Leistungsbedarfsänderungen von der Drosselklappe zu den Ventilen gelangen muss.
Eine kurze Testfahrt überzeugt. Der Motor geht nicht nur superspontan ans Gas, er drückt auch heftig in allen Lagen. Kein Vergleich zur Serienmaschine. Das wird was.