Die stärkere und höhere BMW F 850 GS hat die etwas in die Jahre gekommene Reiseenduro F 800 GS bereits abgelöst. Für Fernreisende erweitert BMW die neue Baureihe in bekannter Manier um eine Adventure-Version. Die feierte auf der EICMA in Mailand Weltpremiere.
Adventure mit serienmäßigem Fernreisezubehör
Antriebstechnisch schenken sich beide Versionen naheliegenderweise nichts. Es bleibt auch in der Adventure beim neuen 853 Kubikzentimerter großen Reihenzweizylinder mit 95 PS und 92 Nm Drehmoment. Lediglich Anlasser und Lichtmaschine wurden stärker ausgelegt. Auch übernimmt die Adventure die Fahrmodi der normalen GS sowie die bei dieser verfügbaren Optionen. Als Höchstgeschwindigkeit werden 197 km/h angegeben. Die Spurtzeit soll bei 3,8 Sekunden liegen. Alternativ kann die Adventure auch in einer Version mit 48 PS und 63 Nm für Einsteiger geordert werden. Weltreisende werden sich über die für Normalbenzin ausgelegte 90-PS-Variante mit 86 Nm Drehmoment freuen. Das Leergewicht fahrfertig soll so oder so bei 244 Kilogramm liegen. Das zulässige Gesamtgewicht bei 455 Kilogramm.
Mit 23-Liter-Tank über 550 km Reichweite
Die Differenzierung erfolgt über neue Anbauteile. So trägt die BMW F 850 GS Adventure einen auf 23 Liter Volumen vergrößerten Tank, der bei einem Durchschnittsverbrauch von 4,1 Liter Reichweiten von bis über 550 Kilometern erlauben soll. Dazu gibt es angepasste Seitenverkleidungen. Ein größerer und in zwei Stufen einstellbarer Windschild sowie Handprotektoren sorgen für gesteigerten Wind- und Wetterschutz. Breite Enduro-Fußrasten, einstellbare Schalt- und Fußbremshebel, ein 15 mm höherer Lenker sowie ein Motorschutzbügel, ein Ölwannenschutz und eine Edelstahl-Gepäckbrücke runden die Serienausstattung der neuen F 850 GS Adventure ab. Neben einer Basisvariante ist die neue F 850 GS Adventure auch in den Style-Varianten Exclusive und Rallye erhältlich.
BMW F 850 GS Adventure im Fahrbericht

Wie sich diese technisch dann doch recht überschaubaren Modifikationen auf der Straße und besonders im Gelände auswirken, konnte wir nun bei der Fahrpäsentation im tiefen Süden Spanien unter die Lupe nehmen: Auf einer angenehm offroadlastigen Tour von Malaga nach Granada.
So bietet die Ergonomie weiterhin Reiseenduro-gemäßen Langstreckenkomfort mit viel Platz, wobei der höhere Lenker kleineren Fahrern auf Dauer, im Sitzen gefahren, einen Hauch zu weit oben liegen könnte. In gröberem Gelände, im Stehen bewegt, passt alles sehr gut zusammen, finden die Beine schönen Halt an den Tankflanken, die Stiefel auf den hervorragend grippigen Rasten. Ein Leichtgewicht ist auch die F 850 GS Adventure nicht, aber die harmonische Balance, und die angenehme Art und Weise, wie die Maschine ihren langen Federweg nutzt, machen Schotterausflüge und mehr zur spaßigen Angelegenheit. Gabel und Federbein sprechen wunderbar geschmeidig an, sodass die 850er auch im Gelände sehr komfortabel bleibt. Auch auf Asphalt ist die kleinere 850er insgesamt, verglichen mit der großen GS, das fahrwerksseitig komfortablere Motorrad.
Dem Twin fehlt satter Bumms

Motorisch allerdings ist der Abstand zur 1250er recht groß. So gewann der Paralleltwin mit Hubzapfenversatz zwar zur Vorgängerin F 800 GS Leistung, Drehfreude und Charakter, ist summa summarum auch dank sauberer Gasannahme und feinem Motorlauf ein sehr angenehmer Antrieb. Die große Schwungmasse, den traktorartigen Durchzug, den satten Bumms, überlässt er der großen Schwester. Für langsame Passagen, die die 1250er locker im zweiten Gang wegtrekkert, braucht die 850er GS den ersten Gang. Aber: Die 850er hat das bessere Getriebe, die noch leichtgängigere Kupplung. Allerdings arbeitet der Schaltassistent weiterhin nur in den oberen Gängen wirklich zufriedenstellend. Der neue 850er Motor ist für sich genommen nicht schlecht, in der gleichen Preisliga aber haben die anderen mehr Hubraum und so mehr Souveränität.
Ausstattung hat ihren Preis
Und sonst? Sieht man vom großen 23-Liter-Tank ab, der natürlich tolle Reichweiten ermöglicht, bei so einer Maschine mit Weltreiseanspruch sehr sinnvoll, bleibt alles beim üblichen, guten 850-GS Standard. Bedienbarkeit und Funktionsumfang des Connectivity-Displays sind ausgezeichnet, wie auch die Ablesbarkeit. Die teils aufpreispflichtigen Fahrmodi, das aufpreispflichtige ESA, die viele, größtenteils aufpreispflichtige Sonderausstattung (Heizgriffe zum Beispiel oder das ausgezeichnet integrierte Navi) – alles top, aber alles auch nicht ganz billig. Wer so eine 850 GS Adventure voll ausrüstet, landet schnell in Preisregionen, die bislang den „dicken“ GSsen vorbehalten waren. Für wirklich Weltreisende, die die Leistung des 1250ers nicht brauchen, und die sich gern offroad bewegen, ist die 850er aber vor allem dank des großen 21-Zoll-Vorderrads, dass abseits des Asphalts erhebliche Vorteile bringt, eine (wenn auch nicht ganz billige) Alternative zur dicken GS.
Jede Menge Sonderausstattung zu haben
Optional lässt sich die BMW F 850 GS Adventure mit unterschiedlich hohen Sitzbänken, einem Blipper, Kofferhaltern für Alu-Koffer, verschiedenen Verkleidungsscheiben, LED-Tagfahrlicht, LED-Zusatzscheinwerfer, einem 6,5 Zoll-Vollfarb-TFT-Display mit Connectivity-Features, einem HP-Sportschalldämpfer, dem elektronischen ESA-Fahrwerk, Keyless-Ride oder dem Notruf eCall aufrüsten.
Die BMW F 850 GS Adventure kostet ab 12.950 Euro.