Für die Konkurrenz ist KTM mittlerweile ein rotes, pardon oranges Tuch. Längst haben die Österreicher den Sprung zur dominanten Kraft im Offroad-Markt geschafft – und können es deshalb für das Modelljahr 2015 ruhiger angehen lassen.
Für die Konkurrenz ist KTM mittlerweile ein rotes, pardon oranges Tuch. Längst haben die Österreicher den Sprung zur dominanten Kraft im Offroad-Markt geschafft – und können es deshalb für das Modelljahr 2015 ruhiger angehen lassen.
Kennen Sie Nutella, Tempo oder Aspirin? Na logisch. Wenn der Produktname zum Synonym für ein Segment wird, hat der Hersteller alles richtig gemacht. Insofern kann sich der Endurosport mit seiner traditionellen Bezeichnung noch glücklich schätzen. Denn mit deutlich über 50 Prozent Marktanteil dominiert KTM diese Disziplin noch erdrückender als Nutella und Co die Regale im Supermarkt.
Offensichtlich haben die Österreicher doch so manches richtig gemacht. Deshalb darf man den KTM-Modellplanern nicht verübeln, dass sie es für die Saison 2015 etwas ruhiger angehen ließen. Nur marginale Retuschen unterscheiden die kommende Modellgeneration von der aktuellen. Zur Ehrenrettung der Entwicklungsabteilung: Die letzte Generalrevision erhielt die Modellpalette erst im Jahr 2012. Das damalige Highlight, die 350 EXC-F, ist heute die meistverkaufte Sportenduro der Welt. Zudem gewannen die orangefarbenen Stollenrösser in den vergangenen Jahren in den diversen Klassen ausnahmslos jeden Sportenduro-Vergleichstest von MOTORRAD.
Doch gerade im direkten Vergleich mit ihrer konzerninternen Verwandtschaft von Husqvarna zeigte sich auch, dass die mit einer Umlenkhebelei des Federbeins ausgestattete Husky im Ansprechverhalten deutlich sensibler reagiert als der direkt an der Schwinge angelenkte PDS-Stoßdämpfer der KTM. Und so gilt die Tatsache, dass KTM – entgegen den Prognosen vieler Branchenkenner – weiter am PDS-Konzept festhält durchaus als wichtigste Neuheit für das Modelljahr 2015.
Aus diesem Grund ist auch weiterhin der aktive Fahrstil gefordert. Erst wer es schafft, enduristische Widerwärtigkeiten mit gekonntem Wechsel von Be- und Entlastung des Hecks zu bewältigen und in engen Kehren die leichte Front mit betontem Körpereinsatz zu belasten, kann das Potenzial der EXC-Modelle nutzen. Und das ist beträchtlich. Denn mit gertenschlanker Tank-Sitzbank-Linie, den branchenbesten Bremsen, präzise zu dosierender Kupplung und butterweich zu schaltendem Getriebe bleiben die KTM-Viertakt-Enduros in ihren Klassen weiterhin eine Macht. Aber keine Schnäppchen. Mindestens 9000 Euro werden für die Offroader fällig. Die nobler ausgestatteten Sixdays-Varianten (gefräste Gabelbrücken, Closed-Cartridge-Gabel, diverse Protektoren) kosten jeweils 700 Euro Aufschlag.
Der günstigere Preis (ab 7445 Euro) dürfte neben der Wartungsfreundlichkeit und dem geringeren Gewicht wohl auch ein Grund für das Revival der Zweitakt-Modelle bei KTM sein. Deren Anteil an allen verkauften Sportenduros von KTM stieg im Lauf der Jahre mittlerweile auf beachtliche 50 Prozent. Fast so hoch wie der von Nutella.
Viertakt-Modelle
Endschalldämpfer leiser
(350 EXC-F, 450/500 EXC)
Kupplungskorb leichter
Getriebe mit länger übersetztem sechsten Gang (250 EXC-F)
Tacho mit integrierten Kontrollleuchten
Rahmenfarbe Orange, Felgenfarbe Schwarz
Handschützer aus robusterem Material
Preise
Viertakt-Modelle: 250 EXC-F 9045 Euro, 350 EXC-F 9195 Euro, 450 EXC 9295 Euro, 500 EXC 9595 Euro
Zweitakt-Modelle: 125 EXC 7445 Euro, 200 EXC 7595 Euro, 250 EXC 8245 Euro, 300 EXC 8395 Euro
Wie sehen die Verkaufszahlen im Sportenduro-Segment konkret aus?
Sauer: Wir verkaufen 25 000 EXC-Modelle pro Jahr. Dazu kommen 19 000 Motocross-Maschinen, davon 4000 Jugendcrosser.
Und welche Hubraumklassen werden am meisten nachgefragt?
Sauer: Spitzenreiter bei den Verkäufen ist die 350 EXC-F. Allein von diesem Modell verkauften wir im vergangenen Jahr 7000 Maschinen. Auf Platz zwei liegt mit der 300 EXC bereits ein Zweitakter.
Wird die Wander-Enduro Freeride akzeptiert?
Sauer: Von ihr verkauften wir vergangenes Jahr 2900 Maschinen. 1100 mit Viertakt- und 1800 mit Zweitakt-Antrieb.
Der Zweitakter ist also noch nicht tot?
Sauer: Im Offroad-Segment bestimmt nicht. Im Gegenteil. Mittlerweile verkaufen wir nahezu die Hälfte aller Sportenduros mit Zweitakt-Motor.
Die Verkausfzahlen stimmen also. Ist das der Grund, weshalb die KTM-Offroad-Modelle für die Saison 2015 kaum weiterentwickelt wurden?
Sauer: Nein, nein, wir lehnen uns nie zurück. Unsere Entwicklungsabteilung arbeitet schon heute mit Hochdruck an den zukünftigen Enduromodellen, denen mit der Erfüllung der Euro 4-Grenzwerte eine mächtige Hürde bevorsteht. Das bedeutet ab dem Modelljahr 2017 eine massive Absenkung der Abgasemissionen und verschärfte Geräuschgrenzwerte. Das erfordert einen immensen und deshalb langwierigen Entwicklungsaufwand.
KTM setzt dafür nach offiziellen Angaben viel Personal ein?
Sauer: Stimmt. Entwicklung ist der Schlüssel zum Erfolg. Unsere Entwicklungsabteilung umfasst derzeit 280 Mitarbeiter und soll so schnell wie möglich auf 330 Personen aufgestockt werden. Wir können jeden findigen Kopf brauchen.