Marokko. Februar 2020. Angepflockte Esel, die im Kreis fressen, steinige Pisten, bemantelte Menschen in bunter Kleidung, Hütten, die wie Festungen gesichert sind. Fünf Grad frühmorgens. 26 Grad tagsüber. Mittendrin die neue Triumph Tiger, die die Briten in insgesamt fünf Varianten an den Mann bringen wollen. Erster Kontakt mitten in der Wüste. Zündschlüssel steckt, Tank randvoll. Let’s go! Gedankensprung.
Angriff auf die Mittelklasse-Konkurrenz
Bereits im Dezember ließen die Briten ihre neue Katze aus dem Sack, zumindest von den Eckdaten her: Neu konstruierter Rahmen mit angeschraubtem Alu-Heck. Völlig neu gezeichneter Motor, der gegenüber dem Dreizylinder des Vorgängermodells gar nichts mehr gemein hat – sowohl Hubzapfenversatz als auch Zündfolge sind geändert. Und dann diese Ausstattungsliste! Liest sich wie aus einem Star Wars Movie. In den beiden Pro-Varianten der GT und Rally bleibt kaum ein Wunsch übrig. 7-Zoll-Display. Griffheizung, Sitzheizung, Schaltassistent, beleuchtete Schalter, elektrisch verstellbares Fahrwerk, bis zu sechs verschiedene Fahrmodi, und, und, und. Diese Maschine ist ein Mittelklasse-Reiseenduro-Killer und soll der Konkurrenz so richtig einheizen. Ob sie das Zeug dazu hat?
Perfekter Arbeitsplatz, top Fahrwerk
Auf Knopfdruck wird der Tripple aus seiner Starre geschreckt. Der Sound ist weniger kehlig als der des Vorgängermodells. Zwar faucht der 900er noch, doch dieses Fauchen geht in höheren Drehzahlen in ein fast twin-artiges, grolliges Gurren über. Wir sitzen im Sattel der Rally Pro-Variante. Mehr Tiger geht nicht. Auch preislich nicht. 15.800 Euro muss man für das Top-Modell auf den Tisch blättern. Der Gegenwert stimmt gottseidank. Bequemer Arbeits- und Reiseplatz, guter Windschutz und dann dieser 7-Zoll-Farbfernseher, der einem nahezu alles anzeigt und gleichzeitig auch als Navi dient. Perfekt!
Das Fahrwerk mit seinen 240 mm Federweg vorn und 230 mm hinten schluckt im Gelände fast alles, was sich ihm vor die Räder legt oder stellt und hält die Fuhre auf der Straße trotzdem topstabil auf Kurs. Dann der neue Motor! Eine Klasse für sich, wirklich.
Warum das so ist, worin die Modell-Varianten sich unterscheiden, wie sie fahren und wie wir die neue Tiger im Vergleich zur Konkurrenz einschätzen lest ihr in MRD 6/2020.