Benelli-Treffen auf der Schwäbischen Alb
Ich fahre Benelli, weil...

…ja, weil? Mal ehrlich, wie viele Benelli-Fahrer/innen kennen Sie, die das beantworten können? Zum vierten Benelli-Treffen auf der Schwäbischen Alb nutzte MOTORRAD deshalb entschlossen die Chance, im Dörfchen Würtingen dieser spannenden Frage nachzugehen.

Ich fahre Benelli, weil...
Foto: Jahn

Hengste, Löwen und der Hirsch. Die Route zum Benelli-Treffen führt vorbei am weltbekannten Marbacher Pferdegestüt – nach ein paar Kilometern Richtung Würtingen dann genau in der Dorfmitte zum „Gasthof Hirsch“. Da stehen an einem sonnigen Samstagmorgen feinst aufgereiht: „die Löwen“ aus Pesaro.

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Nicht gerade ein Riesenrudel, aber doch mehr Benelli-Motorräder als zwei Hände Finger haben. Der Löwe als Wappentier auf dem Benelli-Logo brauchte in der wechselvollen Geschichte des Unternehmens schon immer all den ihm nachgesagten Mut und zudem große Stärke.

Benelli - eine Marke voller Widersprüche und Liebenswürdigkeiten

Seit Gründung 1911 geht es mit der italienischen Firma munter rauf und runter durch die Zeitgeschichte. Zerstörte Produktionshallen im Krieg, auf­regende Rennmotorräder, wechselnde ­Besitzer, die starken Japaner als Gegner, schlamperte Elektrik und extravagante Konstruktionen. Benelli war nie ganz fort, immer gut für das große emotionale Kino, schaffte aber auch nie den ganz großen Durchbruch. Was im Übrigen bis heute auch unter der aktuellen chinesischen Führung gilt. Eine Marke voller Widersprüche und Liebenswürdigkeiten. Eine Marke für echte Kenner und Liebhaber.

Ganz prima, die Theoriekiste können wir nun einmotten und orten lieber einen lebenden „Benellisti“ im Frühstücksraum des „Hirschen“. Volker Gehlhaar, 53 Jahre junger Initiator des Treffens, kann beim Kaffee ganz entspannt über seine Benelli-Welt plaudern. Missionarischer Eifer liegt ihm gänzlich fern, er ist ein Freund der ruhigen Worte. „Warum ich Benelli fahre? Irgendwann gab es für mich in den Siebzigerjahren während einer Urlaubsreise einen zündenden Moment im italienischen Rimini, ich sah eine Benelli ­vorbeidonnern. Da war es geschehen, ein bleibendes Erlebnis. Jetzt besitze ich sechs Benellis: von der Einzylinder-Vorkriegsmaschine aus dem Jahr 1936 bis zu einer aktuellen TnT 1130 von 2008. Dazu natürlich noch die wilden Sachen aus den 70ern.“

Aber genug geplaudert, es ist zehn Uhr. Volker Gehlhaar ist ein ordentlicher Organisator und hat für morgens und mittags jeweils eine feine Runde über die genussbringenden Straßen der schwäbischen Alb ausgetüftelt. Der Blick in die italophile Reisegruppe bietet einen bunten Mix. Sogar ohne Benelli fängt man sich keinen Bannstrahl ein. Auf jeden Fall sind das hier alles Menschen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Individualisten, die sich aber auch in eine Gruppe einfügen können, ohne anderen gleich auf den Zeiger zu gehen. Die sich der Nische bewusst sind, sich aber gleichwohl über Aufmerksamkeit freuen, wenn ihre Benellis losdröhnen oder im Stand einfach Neugierige anlocken. 

Es gäbe jetzt noch viele Geschichten zu erzählen. Davon später. Nun kommt der Ko-Tourguide und Streckentüftler Karl Bartelmuß mit seiner TreK vom Reifencheck zurück, und es kann endlich losgehen. Biosphärengebiet Schwäbische Alb! Na, wenn das nicht die richtige Umgebung bietet, um das zarte Pflänzlein Benelli zu hegen – und vor allem um die Kurven zu biegen! Schnelle Gruppe, langsame Gruppe, man scheint sich einig und wedelt entspannt durch den Tag.

Spannende Anekdoten und Geschichten über Benelli

Jahn
Brigitte Weyer über ihre Liebe zu Benelli: „Vor zehn Jahren gewann ich bei MOTORRAD einen ­Benelli-Testride und habe direkt mein Herz an die TnT verloren!“

Für den frühen Abend gibt es noch eine Überraschung. Freddy Krüger, ein Benelli-Enthusiast aus Wiesensteig, kann wegen versprochener Bauarbeiten am Haus bei der Ausfahrt nicht mitfräsen, bittet aber nachdrücklich um Besuch und großzügigen Verzehr von Kaffee und Kuchen. Was denn auch so geschieht. In Freddys Familiengarten bleibt Zeit für die letzten Anekdoten des Tages. Brigitte Weyer, „Kommunikationsministerin“ des Treffens, pflegt intensiv, aber auch mit ­heiterer Gelassenheit das Thema Benelli: „Eigentlich wollte ich ja meine TnT nach all den technischen Prüfsteinen in Pink/Camou­flage lackieren lassen. Das hat der Sprühfachmann dann aber abgelehnt, und so kam eben die zweite Variante, der Rost-Look, zustande.“ Brigitte Weyer, Österreicherin, die in der Schweiz lebt, erzählt aber auch noch weitere Geschichten.

Zum Beispiel die von der perfekt aufgebauten, über Jahre verfeinerten roten Sechszylinder Sei. Ein Motorrad, welches seinem Besitzer, Wolfgang Thalmann, seit 1986 Freude bereitet, schon 130000 Kilometer aufweist und selbst Überschwemmungen überstand. Weil Wolfgang Thalmann nach schwe­rem Unfall selbst nicht fahren konnte, brachte Motorradhändler Patrick Kehl die Maschine aus der Schweiz mit zum Treffen. Dabei ließ er bei jeder Pause höchst motiviert den Putzlappen wedeln, wie es sonst nur der begeisterte Besitzer tut.

10.–12.9.2014 nächstes Benelli-Treffen

Wer 2014 beim fünften Treffen auf der Alb mal am Thema Benelli schnuppern möchte, sollte sich im benelliforum.de umschauen und den Termin 10.–12.9.2014 vormerken. Was Graziano Spiller ziemlich sicher auch wieder vorhat. Er parkte seine aktuelle
Guzzi als ehemaliger Benelli-Besitzer direkt neben Freddys Betonmischer. Das schien ihm ein Zeichen zu sein. Er möchte sich wieder eine Benelli zulegen.

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Erscheinungsdatum 26.05.2023