Dabeisein ist alles! So ein dämlicher Spruch ..., hätte ich letztes Jahr noch gedacht. 2017 weilte die MOTORRAD-Redaktion noch unter den Zuschauern, 2018 starteten wir mit einem Werksteam. Der Schauplatz: ein abgesteckter Wiesenparcours am Waldgasthaus Krummbachtal – idyllisch gelegen zwischen der alten Solitude-Rennstrecke und dem Bosch-Hauptquartier auf der Gerlinger Schillerhöhe. Sanitäter und Streckenarzt vor Ort, Rennleitung mit Durchblick, Prüfstandsmessung obligatorisch. Spaßveranstaltung? Klar! Aber professionell bis ins Detail.
Professionell auch unser sechsköpfiges Team: Testchef Andi Bildl brilliert mit jahrelanger Rennstreckenerfahrung, Testredakteur Johannes Müller überzeugt mit seiner ausgeprägten Schwäche für Zweitakter, Tobi Münchinger – PS-Redakteur und R6-Cup-Fahrer – strotzt nur so vor Ehrgeiz, Redakteur Thorsten Dentges feierte immerhin schon große Erfolge beim Nordic Walking und die Autorin, Dina Dervisevic, Redakteurin von motorradonline.de, qualifizierte sich übers Leistungsgewicht.

Inoffizielle Teamchefin und verantwortlich für Branding und Pragmatismus war unsere Produktionerin Petra Wiesner. Die mehrfache Welt- und Europameisterin im Bogenschießen schwenkte die selbstgemalte Totenkopffahne zum Fahrerwechsel und behielt das Ziel immer fest im Auge: 1.) den Sieg. 2.) den Sieg. 3.) Ok, Top Ten reicht auch. 4.) Bloß nicht letzter werden. 5.) Oh man, können wir überhaupt starten? Die Bandbreite reichte von Übermut bis zu Dabeisein ist alles.
Am Samstag, den 23. Juni starteten wir also mit Übermut in den Renntag. Es galt das Qualifying um 10 Uhr zu meistern, den ersten 45-Minuten-Stint um 12:45 Uhr und das zweite 45-minütige Rennen um 15:30. Unser Team reizte mit fünf Fahrern das erlaubte Maximum aus, andere Teams starteten mit nur zwei Piloten. Macht Sinn, denn jeder Fahrerwechsel kostet Zeit. Aber Dabeisein ist schließlich alles. Und es wollten halt viele dabei sein. Nur kein Mechaniker.
"Ich zieh am Gashahn und es passiert nichts!"
Und so nahmen wir Fahrt auf im freien Training. Na ja, eigentlich nicht so richtig. „Die läuft nicht! Ich zieh am Gashahn und es passiert nichts! Das hat sich gestern noch anders angefühlt.“ So verschob sich unser Fokus im Qualifying auf einen Top-Ten-Startplatz. Bis uns die Kette riss. Auf einmal ging es um elementarere Dinge. Nämlich den Start an sich. Mit Ersatzteilen und Hilfe von Teams wie Muggaseggl und MK Cycle Shop bekamen Andi und Johannes die Hercules Prima 4 wieder in einen fahrbereiten Zustand.

Alsdann starteten wir von Position 12 ins erste Rennen. Und waren optimistisch, dass es am Ende noch für die Top Ten reichen würde. Bis uns die Kette wieder riss. Nach noch nicht mal 30 Minuten Fahrzeit. Über Sieg und Niederlage entscheidet am Ende, wer die meisten Runden in 2 x 45 Minuten fährt. Schieben gilt nicht. Wir haben‘s trotzdem ernsthaft in Erwägung gezogen.
Spätestens an diesem Punkt war uns klar: Es geht jetzt nur noch darum, den Boliden wieder antriebsfähig zu machen und zu fahren, fahren, fahren. Irgendwie haben’s Andi und Johannes wieder hinbekommen, auch dank der Hilfsbereitschaft und der Ersatzteillager anderer Teams. Hier hilft jeder jedem. Zum zweiten Lauf am Nachmittag war die Hercules wieder wettbewerbsfähig. Naja, so halbwegs. Also, sie fuhr.
Spaßveranstaltung trifft auf Professionalität
Am Ende kraxelten wir noch auf Rang 13. Gut, wirklich gerissen haben wir nichts mehr: Von 20 Teams in dieser Klasse ging eines nicht an den Start und mindestens vier weitere Teams hatten noch größere Ausfälle als wir. Aber wir sind mitgefahren, das zweite Rennen sogar komplett! Und hätte mir vorher einer erzählt, wie wir allein das Dabeisein feiern – ich hätte ihm den Vogel gezeigt.

Neben dem großartigen MOTORRAD-Werksteam lag das an der Aufmachung des ganzen Events. Solch eine Mischung aus Spaßveranstaltung, Professionalität und guter Organisation habe ich selten erlebt. Jede Menge Zuschauer fanden den Weg ins Krummbachtal, auch dank der Boschzentrale, die ihr Parkhaus für die Besucher freigab, welche dann per Shuttle an die Strecke gekarrt wurden. Dort gab‘s Maultaschen und Flammkuchen, Bier und Kaffee, gebrannte Mandeln und Kuchen sowie Zweitaktduft mit sandigem Grobstaub – Mischung 1:50 –, Livemusik und eine riesige LED-Leinwand für alle Fußballinteressierten.
Im Mittelpunkt standen aber die rund 40 Teams, die mit über 120 Fahrern in drei Klassen starteten: 1. die Original-Klasse mit Mofas bis 2,5 PS, 2. die Tuning Lite-Klasse bis 5 PS und 3. die Racing Klasse mit allen Boliden über 5 PS. Also praktisch Moto3, Moto2 und MotoGP, nur anders. Die drei Rennklassen fuhren je zwei Mal 45 Minuten, wobei jeder gemeldete Fahrer mindestens 15 Minuten Fahrzeit absolvieren muss.

Die schnellste Runde in der Racing-Klasse liefert mit 17,487 Sekunden das Team Finanztuning, das insgesamt 245 Runden auf dem Parcours absolvierte. Schäferle Racing fuhr in der Tuning Lite-Klasse eine Bestzeit von 19,870 Sekunden und kam auf insgesamt 236 Runden. In der Original-Klasse fuhren die Muggaseggl die Bestzeit von 20,956 Sekunden ein und drehten 215 Runden. Team MOTORRAD, ebenfalls in der Original-Klasse unterwegs, brannte eine 23,674 in die Wiese und landete mit 173 Runden auf dem 13. Platz. Aber hey, Dabeisein ist alles.
Das nächste Mal aber weiter vorn.
Mofarennen Stuttgart 2019
Und der Termin für das Mofarennen Stuttgart 2019 steht auch schon fest: Es wird am 29. Juni 2019 stattfinden.
1. Dettenseer Mofarennen
Am 14. Juli 2018 findet das Partner-Mofarennen "Der große Preis vom Fichtenwald" zum ersten Mal statt. Auch hier sind die Startplätze begrenzt (und schon ganz gut gebucht). Mehr Infos unter ssv-dettensee.de/1-dettenseer-mofarennen
Infos zum Mofarennen Stuttgart
Der Rennplatz ist der Circuit Krummbachtal, also die Wiese hinterm Waldgasthaus Krummbachtal, auf der die Veranstalter auch dieses Jahr wieder einen herausfordernden Parcours abstecken und die von allen Teams gefürchtete Rampe aufstellen.
- Gestartet wird in drei Klassen: Original (bis 2,5 PS), Tuning Lite (bis 5 PS) und Tuning (über 5 PS).
- Renndauer je Klasse: 2 x 45 Minuten
- Fahrer pro Team: mind. einer, max. 5, wobei jeder Fahrer mindestens 15 Minuten am Stück absolvieren muss.
- Zeitnahme: per Transponder
Erlaubt sind luftgekühlte Mofamotoren mit maximal 50 cm³, die Geschwindigkeit ist auf max. 50 km/h begrenzt.
Bilder vom Mofarennen Stuttgart 2017:






Für die Namensfindung der Teams gibt es kein Korsett: „Mofackers“,„Schnogahuster“ und Co – da könnte das ein oder andere alkoholische Getränk zur Unterstützung des Kreativprozesses geflossen sein. Aber das ist nur eine Vermutung.
Historisch belegt ist dagegen, dass das gesamte Stuttgarter Mofarennen aus einer Schnapsidee heraus geboren wurde. Und genau deshalb wird es mit dem nötigen Ernst angegangen: Jedes Geschoss wird mit einem Transponder versehen, die absolvierten Runden werden digital erfasst – wer über die gesamte Fahrzeit die meisten Turns gepackt hat, der feiert den Sieg. Allerdings erst, nachdem die Sieger-Boliden nochmals auf dem Prüfstand waren.
Der Termin für's Mofarennen 2019 steht noch nicht fest. Ort: Waldgasthaus Krummbachtal. Alle Infos, alle Teams sowie Reglement und Zeitplan gibt es dann wieder auf mofarennen-stuttgart.de
Bilder vom Mofarennen 2015 und 2016




