Schotten ist klasse. Das weiß jeder, der schon mal dabei war beim Classic Grand Prix. Für Kawasaki Deutschland, deren Dependance seit 40 Jahren im nahe gelegenen Friedrichsdorf beheimatet ist, somit der passende Ort, um das Jubiläum mit den Kawasaki Days im Rahmen des Klassik-Events zu feiern.
Diesmal boten die Grünen den Klassik-Freunden einige besondere Attraktionen. Denn neben Toni Mang brachten sie auch Kork Ballington mit zum Traditionskurs, der – wie die deutsche Rennfahrer-Legende – ebenfalls vier Fahrerweltmeisterschaften für Kawasaki eingefahren hat. Im Gegensatz zum Toni aus Inning ist der gebürtige Südafrikaner, der in den Jahren 1978 und 1979 jeweils die Titel in der 250er- und 350er-Klasse gewonnen hat, ein weitgehend unbeschriebenes Blatt.
Vielleicht, weil Kork Ballington nach dem Rückzug von Kawasaki aus dem GP-Sport 1982 unfreiwillig früh seine Lederkombi an den Nagel hängte und dem GP-Zirkus den Rücken kehrte. Vielleicht aber auch, weil der nun in Brisbane lebende Ex-Champ nicht zu den Lautsprechern der Szene gehörte. Sondern zu den eher seltenen Typen, die in der Glitzerwelt des GP-Zirkus nie die Bodenhaftung verloren haben. Mit 200 Pfund in der Tasche, die er zusammen mit zwei Flugtickets und einem kleinen Seefracht-Kontingent für seinen Sieg bei einem Rennen nahe Durban gewonnen hatte, landete er 1973 in England, um in der europäischen Rennszene Fuß zu fassen. In einem alten Ford Transit tingelten Kork, seine Freundin (und spätere Frau) Bronwyn sowie sein Bruder zu den Rennstrecken, wobei der Transit auch als Werkstatt und Schlafstätte herhalten musste. „Wir waren wirklich bettelarm damals, aber ich hatte mit meiner alten Yamaha TD2 B rasch Erfolg bei nationalen und internationalen Rennen.“ Dennoch klopfte er bei vielen Rennveranstaltern vergeblich an. „Im Nachhinein war das vielleicht ganz gut so, denn ich war 1973 auch in Monza, als die Tragödie mit Saarinen und Pasolini passierte. Als guter Starter hätte ich es vielleicht auch bis ins Mittelfeld geschafft, wo so viele stürzten …“, meint Kork nachdenklich. Von schweren Verletzungen blieb er verschont, mit Brüchen an beiden Handgelenken und eines Schlüsselbeins kam er glimpflich davon.
Irgendwann war das Fahrtalent von Ballington nicht mehr zu übersehen, 1975 gewann er seinen ersten WM-Lauf beim GP von Spanien. „Das war damals viel mehr als die Erfüllung eines Traums, ich hatte mit meiner privaten Yamaha alle Werksfahrer geschlagen, ein unvergesslicher Moment in meinem Leben!“ Rund acht Jahre nach seinem Einstieg in den Rennsport auf einer von seinem Bruder vorbereiteten 50er-Honda C110 war er endgültig angekommen im GP-Sport. Doch die Anfänge mit der kleinen Honda sind immer noch präsent. „Die C 110 gehört bis heute zu meinen Lieblings-Bikes, weil sie so wichtig für meine Karriere war. Außerdem mag ich 50er, schon wegen meiner Größe“, fügt der 64-Jährige mit einem Augenzwinkern an.