"Die Idee, unterwegs zu filmen – für alle Fälle – entstand circa zwei Wochen vor der Abreise. Ein Film war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht in Planung; das hat sich erst unterwegs ergeben." Zum Glück, sagen wir! Denn nachdem wir den Trailer gesehen und einige Hintergrundinfos zum Film "Über Grenzen" gelesen haben, sind wir voll freudiger Erwartung auf das Ergebnis.
Die Filmemacher trifft Margot nach 7.000 Kilometern. Johannes Meier und Paul Hartmann begleiten die abenteuerlustige Rentnerin, die zuvor als Diplom-Sozialpädagogin tätig war. Die drei kennen sich seit Jahren aus der gemeinsamen ehrenamtlichen Theaterarbeit beim Jungen Theater Eschwege.
Ohne Motorradführerschein auf Tour
Besonders verblüffend: Als Margot ihre Reise in einem kleinen hessischen Dorf startet, hat sie keinen Motorradführerschein – ihr "alter grauer Lappen" erlaubte aber das Fahren mit motorisierten Zweirädern bis 125 cm³ Hubraum. So fiel die Wahl auf die Honda XR 125, denn geländegängig sollte sie schon sein, die kleine Maschine. Nun hat sie den Motorradführerschein aber nachgeholt und will im Spätherbst 2019 nach Indien, Thailand und Laos aufbrechen.

Ab Ende August tourt Margot mit dem Film "Über Grenzen" durch die Kinos, offizieller Filmstart ist am 12. September. Alle Daten und Termine findet ihr auf über-grenzen.de. Für den Fall, dass ihr Fragen an Margot habt, aber nicht die Gelegenheit, sie ihr auf der Kinotour zu stellen, haben wir schon mal nachgefragt.
Margot im Interview mit MOTORRAD
Unterwegs war der schlimmste Augenblick der Moment, als ich gestürzt bin und registrieren musste, dass ich verletzt war. Das Motorrad war mir beim Sturz hinterhergekracht und mit einer Eisenkante auf den Fußknöchel geschlagen. Trotz der Motorrad Stiefel war der Knöchel beinahe gespalten, das Wadenbein und ein Halswirbel waren verrenkt.
Der schönste Augenblick war der Anblick der überwältigenden Bergwelt im Pamir entlang der chinesischen Grenze in Tadschikistan, als ich die harte Schlammauffahrt am Kyzyl-Art-Pass auf ca. 4.300 m Höhe bewältigt hatte.
Ans Aufgeben habe ich in Gera gedacht, als das Motorrad aus unerfindlichen Gründen immer wieder ausging und keine Werkstatt den Fehler gefunden hat. Da wollte ich allerdings eher die Honda zurück nach Hause bringen lassen und ohne sie weiter reisen ...
Ich bin Diplom-Sozialpädagogin, war in der Jugend-, Alten-, Mädchen- und Ehrenamtsarbeit tätig, in den letzten Jahren insbesondere auch im Bereich Förderung der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe. Außerdem war ich kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte. Zeitgleich zu dieser Teilzeittätigkeit im Öffentlichen Dienst bin ich nach wie vor selbstständig tätig als Rechtliche Betreuerin für verschiedene Betreuungsgerichte und als Teamerin im Outdoor-Bereich eines Niedrigseilgartens. Ehrenamtlich bin ich in meinem Dorf Ortsvorsteherin.

2009 reiste ich mit einem guten Freund mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau (Russland) nach Ulan Baatar (Mongolei). Beim Rückflug über dem Altai Gebirge schwor ich mir, wieder nach Zentralasien zurück zu kommen. Ich war fasziniert von der Landschaft und beeindruckt von der Gastfreundschaft der Menschen.
Seit 2009 plante ich diese "Rückkehr" zuerst mit einem Muli. Die Einreise mit diesem Tier ist allerdings aufgrund der Bedingungen schwierig (lange Quarantänezeiten) und ich hätte es über von Lkw befahrenen Straßen zerren müssen. So entschied ich mich nach Anraten meines ebenfalls motorradbegeisterten Sohnes Phil, die kleine Honda zu kaufen. Die konkreten Vorbereitungen (Strecke, Wetter, Grenzübergänge, Visabedingungen, Materialliste usw.) haben etwa eineinhalb Jahre in Anspruch genommen.
Während der Reise habe ich täglich ca. 38 Euro für Benzin, Unterkünfte, Essen, Reparaturen usw. ausgegeben. Für Visa, Impfungen und Ausrüstung kam vor der Reise nochmal ein ziemlicher Batzen zusammen. Da ich die Reise aber gut im Voraus geplant habe, reichten meine vorhandenen finanziellen Mittel für alle Ausgaben.
Die beiden Süßen vom Filmteam kenne ich seit Jahren aus der gemeinsamen ehrenamtlichen Theaterarbeit beim Jungen Theater Eschwege. Ich bin dort als Regiesseurin tätig und stehe mit den beiden auch immer wieder in verschiedenen Stücken gemeinsam auf der Bühne. Wir sind Freunde. Die Idee, unterwegs zu filmen – für alle Fälle – entstand ca. zwei Wochen vor der Abreise. Ein Film war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht in Planung; das hat sich erst unterwegs ergeben.
Fazit
Ja, das Angebot im Genre "Reisefilm" wächst rasant an. Meist sitzen wir, die Zuschauer, dann im Sessel, fiebern und fühlen mit, behalten aber Dank "keine Zeit", "kein Geld" und "viel zu gefährlich und anstrengend" die sichere Distanz zum Abenteuer. Margot zeigt uns im Film "Über Grenzen", dass das alles keine Gründe sind, das Abenteuer nicht zu wagen – falls man es will. Denn auch Zuschauer, die nicht knappe 20.000 Kilometer mit dem Motorrad unterwegs sein möchten, nimmt der Film mit auf eine wunderbare Reise.