Wer eine 250er-Zweizylinder hatte, der durfte mitreden. Damals, vor gut 40 Jahren. Die meisten verlangten mindestens 30 PS, nur Mutige entschieden sich für leichte und elegante Italienerinnen wie die Benelli 250-2C.
Wer eine 250er-Zweizylinder hatte, der durfte mitreden. Damals, vor gut 40 Jahren. Die meisten verlangten mindestens 30 PS, nur Mutige entschieden sich für leichte und elegante Italienerinnen wie die Benelli 250-2C.
Alessandro de Tomaso glaubte felsenfest, Erfolg könne man kopieren. Deshalb formte der Ex-Rennfahrer und Industrielle das Modellprogramm der Benelli-Gruppe schon kurz nach der Übernahme ganz in japanischem Stil. Im besonders kostensensiblen Segment zwischen 125 und 250 cm³ setzte er auf bereits vor seiner Regentschaft entwickelte Zweitakt-Twins, darüber auf Viertakt-Fours, nur ganz obenraus betrat er mit der Sechszylinder 750 Sei Neuland. Doch obwohl alle Konstruktionen den technischen Vorgaben aus Fernost folgten und sich hier von Yamaha, dort von Honda beeinflussen ließen, offenbaren sie beim zweiten Hinsehen liebenswürdige Eigenheiten. Dies gilt ganz besonders für die 1972 auf dem Mailänder Salon präsentierten und vom deutschen Zweitakt-Spezialisten Peter Dürr entwickelten Benelli 125 und Benelli 250-2C.
Beide verwenden das gleiche horizontal geteilte Motorgehäuse, Getriebe und Kupplung sind ebenfalls identisch, dito die Kurbelwelle in ihren Hauptmaßen und leider auch die für eine 250er sehr knapp dimensionierte Sekundärkette. Die Leichtmetallzylinder des Viertellitermotors besitzen eine hartverchromte Laufbahn – hält zwar eine ganze Zeit, kann dann aber nicht nachgeschliffen werden. Heftig kontrastiert die kontaktlose Zündung mit dem vorsintflutlichen Sechs-Volt-Stromgenerator. Auch Mischungsschmierung 1:25 und simple Schlitzsteuerung waren unter fortschrittlichen Zweitaktern längst nicht mehr angesagt. Aber dafür glänzt der Benelli-Twin bis in höchste Drehzahlen mit einem seidenweichen Lauf und sorgt für Fahrleistungen, die an seinen amtlich bescheinigten 24 PS zweifeln lassen. 150 km/h Spitze liegen jedenfalls auf dem Niveau einer Suzuki GT 250 und nur 13 km/h unter jener der 32-PS-Rakete RD 250. Freilich beschleunigt die Yamaha nicht zuletzt dank ihres eng gestuften und besser schaltbaren Sechsgang-getriebes deutlich besser, zumal die Benelli 250-2C eine leise Antrittsschwäche plagt. Ihrer leichten Kurbelwelle fehlt es zum beherzten Angasen an Schwungmasse, die Kupplung will wohldosiert werden.
Egal, es soll Leute geben, die es gern laufen lassen. Denen kommt die Benelli 250-2C entgegen: Sie wiegt satte 20 Kilo weniger als die Nippon-Konkurrenz und vereint rund um ihren wunderschön klar und zierlich gezeichneten Doppelschleifenrahmen Fahrwerkskomponenten, wie sie die Japaner damals eben noch nicht hinbekamen. Sensibel ansprechende, aber nicht zu weiche Marzocchi-Federelemente überzeugen ebenso wie lässige Spurtreue und vor allem leichtes Handling. Die schöne Duplex-Trommelbremse lieferte Grimeca, sie konnte mit den gängigen Scheibenbremsen ihrer Zeit gut mithalten, ehe 1976 dann auch Benelli auf eine knackige Brembo-Scheibenbremse umrüstete.
Trotz genannter Schwächen – gelinde Qualitätsmängel kamen noch hinzu – bezirzte die Benelli 250-2C jeden mit ihrer feinen, kultivierten Art, mit ihrem überzeugenden Einstehen für absolute Leichtigkeit. Bei MOTORRAD jedenfalls schwärmten 1974, beim Eintreffen der ersten Exemplare für den deutschen Markt, nicht nur die altgedienten und Adler-infizierten Dauerzweitakter.
In Ausgabe 4/2015 hat MOTORRAD Classic einen Vergleich der 250-2C mit der Suzuki GT 250 und der Maico MD 250 gebracht. Nachbestellungen unter 07 11/32 06 88 99.
Benelli 250-2C (Baujahr 1975)
Luftgekühlter Zweizylinder-Zweitakt-Reihenmotor
Hubraum: 231 cm³
Leistung: 17,7 kW (24 PS) bei 7500/min
Drehmoment: 23 Nm bei 7000/min
Fünfganggetriebe
Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr
Gewicht vollgetankt: 134 kg
Reifen: vorn 3.00 x 18, hinten 3.25 x 18
Tankinhalt: 12,5 Liter
Höchstgeschwindigkeit: (lang liegend) 150 km/h
0–100 km/h in 12,9 sek.
Die 2C-Modelle ersetzten mehrere Zwei- und Viertakter des Benelli-Gemischtwarenladens, sie wurden auch als Motobi und etwas geändert als Moto Guzzi angeboten. Obwohl preislich konkurrenzfähig, misslang der Durchbruch in Deutschland. Immerhin begeistern sie heute eine stabile Fangemeinde. Noch sind gute Exemplare im Umlauf, die Preise beginnen bei der 125er um die 1000, bei der Benelli 250-2C um die 1500 Euro. Richtig gute Maschinen kosten 1000 Euro mehr. Ersatzteile sind ausreichend vorhanden.
Es gibt keine deutsche Literatur zur Benelli 250-2C. Über Benelli allgemein informiert das englische Werk „Benelli“ (18 Euro) von Mick Walker. Weiterhin ist das italienische Werkstatthandbuch erhältlich (25 Euro). Beide Titel vertreibt www.benelli-bauer.com, gleichzeitig größter Ersatzteilhändler sowie zentraler Anlaufpunkt der Szene. Weitere Infos unter: www.benelli-ig.de und www.zweitakte.de