Kawasaki Z 750 Turbo
Sie kam als Letzte ihrer Gattung und gilt bis heute als ausgereift! Nach Honda CX 500/650 Turbo, Suzuki XN 85 und Yamaha XJ 650 Turbo offerierte Kawasaki mit der Z 750 Turbo endlich die ausgewogene Motorkombination mit Ladertechnik. Hatte die Konkurrenz unterhalb des Drehzahlbereichs, in dem das Turbinenrad eine Extraportion Kraftstoff-Luft-Gemisch in die Brennräume pumpt, mit endlosen Leistungslöchern zu kämpfen, gelang den Kawa-Ingenieuren seinerzeit ein feiner Kompromiss: Bis etwa 5000 Umdrehungen reichen die klassisch beatmeten 738 Kubikzentimeter für einen zufriedenstellenden Schub aus.
Erst darüber wird man zum Zeugen der besonderen Faszination der Turboladertechnik. Dann nämlich schnellt die Ladedruckanzeige mit 0,73 bar auf ihr Maximum, die Hitachi-Turbine dreht nun mit 200 000 Umdrehungen, und die rot-schwarze Z zieht einem die Arme lang, dass man sich fortan feierlich selbst zum Kauf dieses Motorrads umarmen darf. Unkontrollierbar ist die Leistungsentfaltung nicht wirklich, eine gewisse Eingewöhnungszeit sollten Turbo-Novizen dennoch einplanen, bis sie sich auf das Drehzahlniveau und die Schaltzeitpunkte eingestimmt haben.
Basis der Turbovariante bildete damals die weitverbreitete GPZ 750. Der Zweiventiler wurde jedoch umfangreich modifiziert. So kam der Zylinderkopf der GPZ 650 mit schmaleren Kanälen und kleineren Ventilen zum Einsatz. Die Verdichtung passte man an die steigenden Betriebsdrücke mit einer Reduzierung von 9,5 auf 7,8:1 ebenso an wie die Materialfestigkeit von Kolben, Pleuel und Kurbelwelle. Ein längerer Nachlauf und ein flacherer Lenkkopf führten fahrwerksseitig trotz beträchtlicher Mehrleistung zu einer beruhigenden Fahrstabilität. Klar, dass Handlichkeit ein Fremdwort für die Turbo-Kawa bleibt.
Die 254 Kilogramm Gesamtgewicht wollen mit viel Muskelkraft in Schräglage gedrückt werden. Doch war das wohl nicht der Grund, warum die Z 750 Turbo mit offenen 112 PS (in Deutschland 100 PS) – ebenso wie ihre Mitbewerber – kein Verkaufsschlager wurde. Mit einem Preis von 11190 Mark war die Kawasaki 1983 zwar das günstigste der turbogeladenen Exemplare, aber alles andere als ein Schnäppchen. Darüber konnte auch der in der Praxis akzeptable Spritverbrauch von rund sechs Litern nicht hinwegtrösten. Treue Besitzer schwören auf ihre grundsätzliche Zuverlässigkeit bei sorgsamer Pflege und Wartung. Schade, dass sie als Gebrauchte im Originalzustand nur schwer zu finden ist.
Infos und Daten
Daten
Luftgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, 738 cm³, 74 kW (100 PS) bei 9000/min, 99 Nm bei 6500/min, Einspritzung, Fünfganggetriebe, Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, Gewicht vollgetankt 254 kg, Reifen 110/90 V 18 vorn, 130/80 V 18 hinten, Tankinhalt 18 Liter, Höchstgeschwindigkeit 225 km/h, 0–100 km/h in 3,7 sek
Literatur
Einschlägige Bücher gibt es nicht. Ausführliche (Test-)Berichte schon: MOTORRAD 24/1981, 10 und 22/1983, 06/2010; MOTORRAD CLASSIC 02/2005 und 07/201
Spezialisten
Firma Powerline in Nentershausen, Telefon 0 64 85/91 10 18, www.turbolader.de; Turbo Motors in Urbach, Telefon 0 26 84/42 48, www.turbo-motors.de; STK Turbo Technik, Telefon 0 26 81/80 39 80, www.turbolader.net
Marktsituation
Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren 2011 noch 246 Exemplare in Deutschland zugelassen. Ungefähr die gleiche Anzahl vermutet man als abgemeldete Sammlerstücke. Die Angebotsdichte der Turbo-Kawa im Originalzustand ist sehr dürftig und spricht für den Charakter der Z sowie für ihre treuen Besitzer. Rund 2500 Euro sollte man für ein gut erhaltenes Motorrad einkalkulieren. Ganz feine Exemplare kosten aber gern auch bis 4000 Euro.
Clubs & Foren
www.750turbo.de
www.750turbo.com