Kultbike Norton Commando 750 Roadster

Kultbike Norton Commando 750 Roadster 1967 ein echtes Superbike

Ein letztes Mal schwang sich Norton zu alter Größe auf und schuf 1967 mit der Norton Commando 750 Roadster ein echtes Superbike. Ach, hätten die Engländer ­damals gewusst, wie viele Träume diesem Motorrad galten.

1967 ein echtes Superbike Warter

Verwöhnt durch die glorreichen Zeiten des British Commonwealth, als gemütlich produzierte Ware auf einem abgeschotteten Markt große Kasse machte, waren Englands Motorradbauer nicht wirklich fit für die US-Szene der 60er-Jahre. Anders die Gebrüder Berliner, New Yorker Motorradhändler mit Importeurverträgen für Zündapp, Matchless, Ducati und Norton. Sie zeigten mit dem Finger auf die Norton Atlas und nannten sie altmodisch. Was zutraf. Und im Vergleich mit der schicken Triumph Bonneville, ja sogar mit der BSA A 65, zum Nachteil geriet. Zu Berliners Nachteil vor allem, denn Nortons Ruf besaß noch großen Klang, die Brüder hätten verkaufen können, massenhaft. Sie verlangten ein neues, modisches Norton-Spitzenmodell.

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Natürlich kam dieser Weckruf eher plötzlich und auch ein wenig ungelegen für die Konstrukteure des schon lange nicht mehr selbstständigen und seit 1966 unter Norton-Villiers firmierenden Unternehmens. Was Joe und Michael Berliner verlangten, mehr Leistung und deutlich weniger Vibrationen nämlich, hätte eigentlich eine Neukonstruktion bedeutet. Der aus einer frühen 500er-Nachkriegskonstruktion hervorgegangene und mittlerweile auf 750 cm³ gewachsene Atlas-Motor war ein Schüttler, wer ihm mehr als seine knapp 50 PS abverlangte, würde noch mehr Vibrationen ernten – und dennoch: Es gab keine Alternative. Also ging man die Sache von der anderen Seite an und entkoppelte das Triebwerk radikal. Die beiden Gehäuse von Motor und Getriebe werden samt Schwingenlagerung durch zwei Stahlplatten verbunden, diese Einheit wiederum lagert in etlichen Gummipuffern im Rahmen.

1967 auf der Ear's Court Show in London

Warter
Der bürzellose Roadster,

Die Puffer erlauben starkes Zappeln nach oben und unten, jedoch nur 0,25 Millimeter zur Seite. Um das richtige Ausdistanzieren dieser Gummis ranken sich wahre Legenden, nüchtern betrachtet ist alles – wie bei den meisten Legenden – nur halb so schlimm. Das Prinzip jedoch überzeugt durchaus: Im Leerlauf pumpt zwar die Gabel auf und ab, zittert der Twin im Rahmengeflecht, aber unterwegs bleiben die Vibrationen überschaubar und die Stabilität stets ausreichend.

Anders als bei der Atlas wurde der ­Motor leicht nach vorn gekippt, so ließ sich die gewünscht flache Linie erzielen. 1967 stand die Commando auf der Earl’s Court Show in London. Mit einem neckischen Heckbürzel und in Farben, die zum kalifornischen „Summer of Love“ passten – die Berliners hatten ganze Überzeugungsarbeit geleistet.

Und sie bekamen im ersten Jahr fast alle dieser später sogenannten Fastback-Commandos. Kurz darauf sogar eine Scrambler-Variante mit hochgezogenem Auspuff. Europäer favorisierten dagegen die ab 1970 produzierten, klassisch gerundeten Roadster, als Interstate mit tourentauglichem 24-Liter-Tank. Doch egal in welchem Kleid diese Norton antritt, stets bestimmt ihr Motor jedes auch noch so kurze Rendezvous.

Mit der Unbarmherzigkeit eines Revolverhelden zieht der Paralleltwin ab, setzt die kleinste Bewegung am Gasgriff in unwiderstehliche Beschleunigung und machtvolle Geräuschentwicklung um. In jedem seiner vier hervorragend schaltbaren Gänge, am liebsten so ab 2500 bis 3000 Touren. Ganz große Show, und sogar unter großen Gleichläufern einzigartig. Genauso herrlich funktioniert die Sache andersrum, wenn der Langhuber beim Bremsen hilft und sich zornig die Drehzahlleiter runterröhrt. Ein Triebwerk aus dem Maschinenzeitalter eben, zum Glück wird es heute auch so genommen. Und nicht sinnlos auf der Autobahn oder beim Brötchenholen verheizt.

Daten und Zusatzinformationen

Archiv
Ein wirkliches Prachtexemplar, die Fastback.

Roadster 750
Motor: Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor
Hubraum: 745 cm³
Leistung: 41 kW (56 PS) bei 6600/min, 66 Nm bei 5300/min
Vierganggetriebe, Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr mit elastisch aufgehängtem Verbund aus Hilfsrahmen, Motor, Getriebe und Schwinge, Gewicht vollgetankt 203 kg, Reifen vorn 3.00 H 19, hinten 3.50 H 19, Tankinhalt 11 Liter, Höchstgeschwindigkeit zirka 180 km/h, 0–100 km/h in 5,4 sek.

Literatur
Leider gibt es keine deutschsprachige Monografie zur Norton Commando. Aber immerhin sind englische erhältlich, so von Matthew Vale „Norton Commando. The complete Story“ (ISBN 978-1-84797-238-5) für 26,90 Euro und von Mick Duckworth „Norton Commando (978-1-84425-021-9) für 31,10 Euro.

Spezialisten
Dank der ­unermüdlichen Arbeit des Joe Seiffert von der Norton Motors GmbH im bayerischen Gilching ist die Ersatzteilsituation nicht nur für die Commando, sondern für etliche Norton sehr ent­spannt. Auf seiner Website www.nortonmotors.de findet sich auch eine Liste von renommierten Spezialisten.

Marktsituation
Wer eine Commando nicht bei einem vertrauenswürdigen Fachmann kauft, sollte einen kundigen Berater zur Besichtigung mitnehmen. Eine brauchbare Basis darf nämlich nicht mehr als 4000 Euro kosten, wogegen gut erhaltene und voll gebrauchstüchtige Stücke schnell mehr als das Doppelte verschlingen. Show Condition kostet noch mal extra, besonders begehrt sind mittlerweile die anfangs oft belächelten Fastback.

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