Aprilia geht mit einigen altbekannten Modellen in das Jahr 2020. Im Laufe des Jahres gesellen sich mit der RS 660 und Tuono 660 noch zwei heiß erwartete Motorräder hinzu.
Aprilia geht mit einigen altbekannten Modellen in das Jahr 2020. Im Laufe des Jahres gesellen sich mit der RS 660 und Tuono 660 noch zwei heiß erwartete Motorräder hinzu.
Mit 240 bzw. 220 Millimetern Federweg und 905 Millimetern Sitzhöhe eine Vollblut-Enduro und nichts für Kurzbeinige: Aprilia RX 125. Stahl-Brückenrahmen und die Schwinge aus dem gleichen Material teilt sie mit ihrer Supermoto-Schwester, wie auch den winzigen 6,2-Liter-Tank. Der flüssigkeitsgekühlte Vierventil-Einspritzer ist der Gleiche wie in allen 125er-Aprilias, er soll in geänderter Peripherie etwas druckvoller agieren.
Etwas weniger Federweg (hinten 200 Millimeter statt 220), größere Bremsscheibe (300 Millimeter statt 260) und natürlich die Genre-machenden 17-Zöller – so verwandelt sich eine RX 125 in die Supermoto SX 125. Das Fahrwerk arbeitet wie bei allen 125er-Aprilias recht straff, was allerdings genauso stimmig ins Sportkonzept passt wie das enorm agile Handling und die karge Ausstattung: Die SX konzentriert sich rein aufs Fahren. Zudem profitiert der Motor hier von einer verglichen mit RS und Tuono kürzeren Übersetzung, was ihm etwas mehr Pep verleiht. Thema Serienstreuung: Manche Testmaschinen vibrierten stark, andere liefen außerordentlich fein, auch bei der Kupplung gab es Unterschiede. Immer gleich: Auch dieser 125er-Beute-Italiener trägt mit CST-Pneus keine Premium-Reifen. Dennoch spaßig, und ein Erfolg für Aprilia. SX und RX erhalten für 2020 übrigens neue Farben.
Optisch weiterhin eine Wucht, technisch – was die Papierform anbelangt – ebenfalls gut aufgestellt: kurzhubiger Vierventil-Single mit den erlaubten 15 PS, Sechsganggetriebe, Alu-Brückenrahmen und asymmetrischer Schwinge, USD-Gabel, Radial-Bremserei. Allerdings bietet die Konkurrenz motorisch mehr (vor allem Durchzug), zudem arbeitet das ABS nur vorne. Folgerichtig hat Aprilia die Preise deutlich gesenkt.
Aprilias Strategie in der Achtelliterklasse: Die Strahlkraft der 1000er-/1100er-V4-Modelle mit möglichst eng angelehnter Optik auf die 125er übertragen – was uns auch im Falle der Tuono ein bildhübsches Leichtkraftrad beschert. Technisch ist sie identisch mit der RS 125. Heißt: stabiles Chassis, passable Federelemente, durchzugsschwacher Zongshen-Motor, maue Erstbereifung, Minimal-Cockpit, ABS nur vorn.
Man frohlockte schon auf der EICMA 2018 über Aprilias 660er-Konzept, nun endlich wird es konkret: Bei der völlig neuen 660er handelt es sich gleich um eine ganze Plattform, von der wir zuerst den Landstraßensportler RS 660 sehen werden, die entsprechende Tuono wird folgen, über ein Modell mit mehr Federweg munkelt man. Der Motor ist ein kompakter, mittragender Reihenzweizylinder mit 270-Grad-Hubzapfenversatz und von der vorderen Hälfte des 1100er-V4 abgeleitet. Möglich seien 100 PS. Alubrückenrahmen und asymmetrische Aluschwinge mit direkt angelenktem Federbein, Unterflur-Auspuff, voll einstellbare 41er-Kayaba-Gabel, Brembo-Radialbremse, das volle Aprilia-Elektronikpaket aus der RSV4, 5 Fahrmodi, Semi-Stummel, LED-Licht mit integrierten Blinkern und Kurvenfunktion, TFT und Multimedia weisen die Richtung: Die RS 660 will ein junger, moderner, leichter (trocken 169 Kilo), fahrbarer Landstraßensportler mit Potenzial für den gelegentlichen Trackday sein, der auch Alltag kann. Für manch einen das perfekte Motorrad.
Fast klar, und dennoch ein Paukenschlag: Auf die extrem vielversprechende RS 660 folgt eine Tuono 660. Im Gegensatz zur RS, nennt Aprilia konkrete 95 PS Spitzenleistung, was die Möglichkeit einer A2-Drosselvariante eröffnet. Technisch sind dabei keine nennenswerten Änderungen zu erwarten, natürlich abgesehen vom Rohr- statt Stummellenker, sowie der knapper geschnittenen Schale. Auch die Tuono erhält Brembo radial, Kurven-ABS, Quickshifter/Blipper, das ganz große APRC-Elektronikpaket, LED und TFT.
Bereits seit 2007 bereichert die Shiver – damals noch als 750er – das Aprilia-Portfolio, elf Millimeter mehr Hub bescherten ihr in 2017 einen Hubraum von knapp 900 Kubik, womit sie die Nennleistung von 95 PS dann auch praktisch erreicht. Sie war und ist so etwas wie der Geheimtipp für preisbewusste, italophile Landstraßen-Fräser: sportlich-straffes und recht zielgenaues Fahrwerk; kräftiger, hübsch bollernder V2; Top-Ergonomie, feste Bremse. Einzig: Mit dem Dunlop Qualifier tut Aprilia ihr bis heute keinen Gefallen.
Die Shiver im Supermoto-Dress (geänderte Tank/Sitzbankkombination, hoher Lenker, plus 30 Millimeter Federweg, minus 3,5 Liter Tankinhalt, kürzere Endübersetzung) geht unverändert in die Saison 2020. Ihre Stärke liegt in einer eher gemäßigten Auslegung: langer Radstand, relativ flacher Lenkkopfwinkel, drehmomentorientierte Auslegung des V-Motors. So gerät das Handling weit weniger spitz, als man es von einem Motorrad dieser Klasse erwarten könnte. Die Dorsoduro kann auch Alltag. Schwache Erstbereifung.
Kein anderes Hypernaked ist so nah an der Superbike-Basis wie Aprilias Donnerbolzen Tuono 1100 – egal dabei, ob es sich um die RR-Variante oder die noch edlere Factory handelt. Zentrale Unterscheidungsmerkmale: Die RR trägt Federelemente und Lenkungsdämpfer von Sachs sowie Pirelli Diablo Rosso III. In der Factory arbeitet seit letztem Jahr ein semiaktives Öhlins-Fahrwerk und sie rollt auf Pirelli Supercorsa SP. Das semiaktive Fahrwerk arbeitet dabei äußerst zufriedenstellend, verwässert in keinster Weise das bekanntlich hervorragende Feedback der Tuono, erweitert deren straffes Grundsetup aber bei Bedarf und auf Knopfdruck um eine Portion Komfort. Aprilias V4 bleibt – auch in Euro-4-Abstimmung – ohnehin einer der ganz heißen, emotionsgeladenen Antriebe. Auch in puncto Bremse und Elektronik liefert die Tuono State of the Art. Kein Wunder, dass die Baureihe einen veritablen Verkaufserfolg darstellt, die 1100er-Tuono sind die mit Abstand meistverkauften Aprilias. Für das Modelljahr 2020 bekommt die Factory-Version ein neues Farbkleid.
Die reglementkonforme, zivilere Schwester der RSV4 1100 Factory, falls man den Begriff „zivil“ für eine 300 Stundenkilometer schnelle Track-Waffe mit nominell 201 PS tatsächlich verwenden mag. Auch sie erfährt für die Saison 2020 keine Änderungen, unterscheidet sich wie folgt von der Factory: Gabel, Federbein und Lenkungsdämpfer von Sachs; Brembo-Bremszangen des Typs „M50“. Gemeinsam haben beide das bekannt gute, umfassende Aprilia-Elektronikpaket APRC sowie Motordeckel und Ölwanne aus Magnesium.
Potz Blitz: Für die ausgehende Saison spendierte Aprilia der RSV 4 Factory knapp 1100 Kubik und damit eine Spitzenleistung von sagenhaften 217 PS – seither der absolute Top-Trumpf im Superbike-Quartett. Die 1100 Factory fährt auch sonst nur das auf, was sehr gut und sehr teuer ist: Öhlins, Schmiederäder, viel Sichtkarbon, Akrapovic-Titan serienmäßig, und natürlich: Winglets. Ihren Anspruch, die Schnellste auf der Rennstrecke zu sein, konnte sie beim Tracktest 2019 erfüllen. Auf der Landstraße? Das muss man wollen ...
Auch im Modelljahr 2020 bietet Aprilia wieder jede Menge Zweiräder für den Nachwuchs an. Weiterhin im Angebot befinden sich die 50er-Modelle Aprilia RS 50, RX 50 und SX 50. Wer es etwas weniger spektakulär und günstiger haben möchte, kann auf diverse SR 50 R-Varianten zurückgreifen. Die Preise für den Aprilia-Roller beginnen ab 2.120 Euro.
Modell | Preis | A2-tauglich? |
---|---|---|
Aprilia SX 50 | ab 3.280 Euro | ja |
Aprilia SX 50 Factory | ab 3.680 Euro | ja |
Aprilia SX 125 | ab 3.730 Euro | ja |
Aprilia RX 50 Factory | ab 3.820 Euro | ja |
Aprilia RX 125 | ab 3.870 Euro | ja |
Aprilia RS 50 | ab 4.320 Euro | ja |
Aprilia RS 125 | ab 4.320 Euro | ja |
Aprilia RS 125 Replica | ab 4.480 Euro | ja |
Aprilia Tuono 125 | ab 4.120 Euro | ja |
Aprilia RS 660 | Noch nicht bekannt | ja |
Aprilia Tuono 660 | Noch nicht bekannt | ja |
Aprilia Shiver 900 | ab 9.090 Euro | ja |
Aprilia Dorsoduro 900 | ab 9.990 Euro | ja |
Aprilia Tuono V4 1100 RR | ab 16.990 Euro | nein |
Aprilia Tuono V4 1100 Factory | ab 19.990 Euro | nein |
Aprilia RSV4 1000 RR | ab 18.890 Euro | nein |
Aprilia RSV4 1100 Factory | ab 25.690 Euro | nein |
Besonders die beiden auf der vergangenen EICMA vorgestellten Modelle Tuono 660 und RS 660 werden von Aprilia-Fans sehnsüchtig erwartet. Man darf gespannt darauf sein, in welchem Preissegment sich die beiden Mittelklasse-Neulinge einordnen werden.