Es war einmal eine brave Ducati 848. Etwas zu brav für ihren Besitzer, nachdem seine Kumpels alle auf Panigale aufrüsteten. Aus ihr wurde die Deussen-Ducati 1040.
Es war einmal eine brave Ducati 848. Etwas zu brav für ihren Besitzer, nachdem seine Kumpels alle auf Panigale aufrüsteten. Aus ihr wurde die Deussen-Ducati 1040.
Leute, ich kann euch sagen: Harte Zeiten liegen hinter mir. Was musste ich alles über mich ergehen lassen, nachdem sich mein Besitzer dazu entschloss, mich zu tunen. Dabei war ich ihm immer treu. Okay, vielleicht bin ich nicht die absolute Granate, wenn es um gewisse Action geht. Ihr wisst schon, was ich meine. Aber Daniel und ich waren glücklich, ein echtes Dream-Team. Bis seine Kumpels mit ihren aufgetakelten Tussis auftauchten. Wie die schon heißen: 1199 Panigale. Voll arrogant. Die meinen wohl, sie seien was Besseres. Da lobe ich mir meinen Namen: Ducati 848. Klar, echt, ungekünstelt.
Plötzlich war ich nicht mehr gut genug für Daniel. Er meinte, ich müsse jetzt stark sein, nahm mein Herz heraus und schaffte es zu einem Typen namens Mario Ioannoni. Der ist angeblich Spezialist für Leistungssteigerungen. Tuner sind echt komische Leute. Sie sprechen von „Zylindern einer Ducati 1098 mit mehr Bohrung“, oder „Pistal-Aluminium-Kolben“, „Pankl-Titan-Pleueln“, „leichterem Schwungrad“, „feingewuchteter Kurbelwelle“ und „kurzen Ansaugtrichtern“. Außerdem erwähnte Ioannoni den Druck in meinen Herzkammern, der jetzt 13,0:1 beträgt. Keine Ahnung, was das alles bedeutet. Etwas habe ich aber kapiert: Mario und Daniel versorgen mein Herz nun mit mehr Frischluft, weil es jetzt statt 849 satte 1040 Kubikzentimeter misst und mehr Sauerstoff benötigt. Ich bekam auch riesige Herzklappen mit 60 Millimetern Durchmesser.
Was soll ich sagen, ich fühle mich als Deussen-Ducati 1040 großartig! Schaffe jetzt locker 11.500 Schläge in der Minute, tausend mehr als früher. Außerdem bescheinigt mir das Messgerät von den PS-Jungs die Power von 163 Pferden. Ziemlich schlappe 134 stehen in meinem Taufschein von 2009. Mario und Daniel haben das richtig gut gemacht.
Das finden auch die PSler. Ich würde als Deussen-Ducati 1040 meine Kraft sehr gleichmäßig und gut dosierbar abgeben, loben sie. Daran hat Daniel großen Anteil. Schließlich arbeitet er im Hauptberuf als Elektronikingenieur bei einem Motorenentwickler. Bei sich zu Hause stellte er mich auf einen Rollenprüfstand und hat meinen Motor wieder und wieder hochgedreht. Dazwischen tippte er jedes Mal etwas in seinen Computer. Das war echt anstrengend. Zum Schluss durfte ich raus auf die Straße. Daniel murmelte etwas von „Feinabstimmung über Lambda“, doch das war mir egal. Endlich austoben! Die PS-Jungs meinen, ich würde nun etwas rauer laufen als meine unberührten Schwestern. Daniel ist das schnuppe. Er liebt mich, wie ich bin und sagt, die anderen seien ihm zu langweilig. Wie süß!
Etwas zu meckern haben die Typen von PS aber auch. Ich rühre als Deussen-Ducati 1040 manchmal heftig mit dem Lenker, finden sie. Selbst schuld! Man prügelt eine Dame eben nicht brutal über Bodenwellen und tritt auf den Schalthebel, als wolle man einen Spaten in vertrocknete Erde rammen. Gefühllose Banausen! Na gut, dann gehe ich halt noch mal zu einem Fahrwerksspezialisten. Daniel kennt da einen. Vielleicht schafft der es ja auch, dass ich noch einen Tick leichter einlenke und engere Linien fahren kann. Einem Tester gefiel auch mein geringes Hinterrad-Bremsmoment beim Einlenken nicht. Das kann Daniel aber locker an meiner Anti-Hopping-Kupplung aus dem Zubehör einstellen.
Den Grip finden die Jungs super. Daniel spannte einen fetten 200er-Slick auf ein leichtes 5,5-Zoll-Schmiederad. Das hat er zusammen mit der vorderen Felge aus einer Hypermotard 1100 S stibitzt. Hi, hi, hi, das gehört nun alles mir. Dadurch wiege ich auch weniger. Mit vollem Tank bringe ich gerade einmal 174 Kilo auf die Waage. Ohne Sprit schaffe ich sogar ein Leistungsgewicht von einem PS pro Kilo.
Autsch, nicht so fest! Die PSler ziehen am Bremshebel, als wollten sie Granit mit bloßer Hand zermalmen. Das sei nötig, damit ich anständig verzögere. Dabei spendierte mir Daniel doch extra eine einstellbare Bremspumpe und andere Beläge. Vielleicht sollte ich doch mal über andere Sättel und giftigere Bremspads nachdenken.
Absolut begeistert sind die Tester von meinem AIM-Dashboard. Wie andere Systeme besitzt es einen Laptimer und Data-Recording. Der Clou ist die angeschlossene Kamera. Sie filmt die Piste und blendet meinem Piloten später auf dem Video superinteressante Daten ein: genauer Streckenpunkt dank GPS, Drehzahl, Drosselklappenstellung, Geschwindigkeit, Gang, Rundenzeit und Eingriffe der Traktionskontrolle. 1800 Euro hat Daniel insgesamt dafür ausgegeben. Weil ich ihm das wert bin, sagt er. Er ist ja so lieb.
Gewicht
174 kg vollgetankt
vorn/hinten 51,1/48,9 %
Leistung
163 PS
Umbaukosten
ca. 20.000 Euro
Daniel Deussen
Beurener Straße 1
88682 Salem