Fahrbericht Dynotec Suzuki GSF 750 Bandit

Fahrbericht Dynotec Suzuki GSF 750 Bandit Hände hoch

Bandit – ein wilder Name für ein so braves Motorrad wie die Suzuki GSF 600. Ein paar Änderungen aber machen die Kleine ziemlich räuberisch.

Die 600er-Bandit – ein Alltagsbike mit Kultambitionen. Nicht ohne Grund belegt Suzukis nackte Mittelklässlerin schon seit Jahren Spitzenplätze in der Neuzulassungs-Statistik. Einerseits schont sie beim Kauf und im täglichen Gebrauch den Geldbeutel, andererseits überzeugt sie durch ihre gutmütigen Fahreigenschaften sowie den quirligen, sehr robusten Motor. Die meisten der zigtausend Besitzer sind mit ihrer Bandit denn auch zufrieden, fahren sie doch ein äußerst bedienungsfreundliches Fahrzeug – der Motor stark, aber nie überfordernd, die Bremsen wirkungsvoll, aber auch von Grobmotorikern sanft dosierbar, das Fahrwerk agil, aber nicht nervös.
Freunde der hurtigen Fortbewegung stoßen allerdings schnell an die Grenzen dieser soften Konzeption. Statt Gemütlichkeit wünschen sie sich messerscharfes Reagieren ihrer Fuhre auf jedweden Fahrbefehl. Zeit also für solche Jungs und Mädels, sich nach einem anderen Moped umzusehen? Mitnichten, denn die Firma Dynotec im pfälzischen Flörsheim (Telefon 06243/5882, DYNOTEC@t-online.de) verwandelt jede GSF 600 zum Straßenräuber in bester Tradition. Und das mit ABE.
Ansatz eins: mehr Dampf. Der Bandit-Motor entstammt dem gleichen Baukasten wie die älteren, luft-/ölgekühlten GSX-R 750-Motoren. Somit kann mit vertretbarem Aufwand – dem Wechsel von Kolben, Ringen und Zylindern beziehungsweise Laufbuchsen – aus dem 600er ein 750er entstehen. Die Dynotec-Mannen lassen dem Kunden die Wahl, entweder eigene Teile mitzubringen, oder sie verwenden Neuteile, darunter besonders hochwertige Laufbuchsen. In beiden Fällen nehmen die Meister noch ein paar Späne zur Optimierung von Brennräumen und Kolben ab. In Verbindung mit einer ausgeklügelten Vergaserabstimmung sowie einer kompletten Termignoni-ABE-Auspuffanlage drückt das Triebwerk über 100 PS (GSF 600: 78 PS) sowie sattes, in beachtlichen 74 Newtonmetern bei 7800/min (GSF: 67 Nm) gipfelndes Drehmoment heraus.
Genug, um den kleinen Outlaw für jeden Fluchtversuch zu rüsten: Schon nach sensationellen 2,8 Sekunden überspurtet die kurz übersetzte Dynotec-Bandit die 100-km/h-Marke, nach 14,4 Sekunden rennt sie bereits 200 km/h schnell. Somit ist die Kleine auf dem Niveau der Hubraum-gewaltigen Schwester GSF 1200 (0 auf 100 km/h: 3,1 Sekunden; 0 auf 200 km/h: 13,3 Sekunden), unterbietet diese sogar beim Durchzug bis 180 km/h. Dabei hängt der Motor spontan am Gas, jubelt fast schon suchtgefährdend drehfreudig, und das mit vibrationsfreier, turbinenhafter Geschmeidigkeit.
Damit der Fahrer bei derart brachialem Beschleunigungsvermögen einfacher Gewicht aufs Vorderrad bringt, setzen die Dynotecler auf einen etwas niedrigeren Alu-Lenker. Nebenbei bietet ein geduckter Pilot dem Fahrtwind weniger Angriffsfläche. So aufgerüstet, kann die kleine GSF ihre Leichtfüßigkeit erst richtig ausleben. Pfeilschnell wuselt sie durch Wechselkurven, trifft und hält immer treu die gewählte Linie – ein Verdienst der relativ schmalen Reifen, die aber der Leistung immer genügend Grip entgegensetzen.
Das Haftvermögen kommt auch dank frischzellengestärkter Federelemente zu voller Entfaltung: Die Gabel erhält straffere Öhlins-Federn sowie dickflüssigeres Öl. Ergebnis: endlich dämpft sie angemessen und geht auch beim härtesten Bremsen nicht mehr auf Block. Das ist gut so, weil die Bremse mit Stahl-ummantelten Leitungen und Carbon-Lorraine-Belägen wie der sprichwörtliche Wurfanker verzögert. Hinten ersetzen die Flörsheimer das einfache Serienfederbein gegen ein edles Öhlins-Pendant, das einfach perfekt funktioniert und nebenbei auch die Bodenfreiheit verbessert.
Unterm Strich? Verhältnismäßig wenige Änderungen erzielen bei der GSF 600 große Wirkung. Das Fahrwerk gewinnt an Stabilität, ohne an Handlichkeit zu verlieren, verkraftet das Mehr an Leistung tadellos, präsentiert dank der Federelemente echte Sporttalente. Wirklich klasse, ein wuseliges, kräftiges Bike für grenzenlosen Fahrspaß auf der Landstraße. Nebenbei bemerkt ein Motorrad, das die Frage aufwirft, warum es so eine Bandit nicht direkt von Suzuki gibt.

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