Es ist grundsätzlich kein Fehler, uns Testern PS-starke, sportliche Motorräder auf einer Rennstrecke in die Hand zu geben. Zum einen macht es natürlich dort ganz großen Spaß, ohne Gegenverkehr und irritierendes Stückgut in unmittelbar angrenzender Landschaft dahinzuballern. Zum anderen offenbart der Ritt auf Messers Schneide viel tiefere Einblicke in das Wesen der Testmaschine. Insofern hat Ducati mit der Präsentation des stärksten Naked Bikes der Firmenhistorie, der Ducati Monster 1200 R, im exklusiven südspanischen Ascari Race Ressort schon mal ganz viel richtig gemacht.
Allerdings birgt so etwas auch Risiken, denn das Limit kommt bei Nicht-Supersportlern erstens oft viel schneller und zweitens als einem lieb ist. Aus diesem Grund hat Ducati für die Ducati Monster 1200 R in die Geometrie des Motorrads, das es ja bereits als Standard-1200er und S-Version gibt, eingegriffen und diese für mehr Schräglagenfreiheit per neuen Öhlins-Dämpfern gleich mal um 15 Millimeter angehoben. Ein Lenkungsdämpfer von Öhlins beruhigt die sportliche Lenkstange, und die serienmäßigen, supersportlichen Pirelli Diablo Supercorsa SP (hinten als 200er-Walze) liefern den satten Grip für feiste Attacken. Guten Grip bieten auch die nur an der R verbauten Racing-Fußrasten, und das neu gestaltete R-Heck mit strafferem und nicht höhenverstellbarem Sitzbrötchen sieht nicht nur schnittiger aus, sondern fühlt sich auch sportlicher an als bei den bisherigen 1200er-Varianten.
Motor soll 160 PS bei 9250/min leisten
Noch mehr Argumente für den Rennstreckeneinsatz mit der Ducati Monster 1200 R? Marchesini-Schmiederäder ähnlich wie in der Panigale und viele Carbonteile, die ihren Beitrag zum Kampfgewicht von 180 Kilo trocken leisten (insgesamt zur „S“ -2kg).
Und dann natürlich der Motor. Dem Testastretta mit elf Grad Ventilüberschneidung, wie er bereits in den anderen beiden Monster-Varianten steckt, haben die Techniker ganz schön Beine gemacht. In der Ducati Monster 1200 R soll er 160 PS bei 9250/min leisten. 131 Nm bei 7750/min liegen ebenfalls deutlich über der nominell 145 PS starken und von uns mit 124 Nm gemessenen S-Variante.
Traktionskontrolle der Ducati Monster 1200 R achtfach verstellbar
Das Plus an Drehmoment und Leistung kommt vom neuen Drosselklappen-Body mit elliptischen, 56-mm-Drosselklappen, einer Auspuffanlage mit fettem 58-mm-Krümmerdurchmesser (S-Version mit 50 mm) und einer auf 13,0:1 gestiegenen Verdichtung. Das alles sorgt fein abgestimmt für einen an Laufkultur kaum zu überbietenden Twin, der sauber von unten heraus dreht und ganz geschmeidig bis zum Drehzahl-Limiter bei 10.200/min schnurrt.
Allerdings geht etwas über 9500/min nicht mehr viel vorwärts, weshalb sich der laufruhige Twin geradezu brav anfühlt. Besonders auf der Rennstrecke, wo man oben herum gern den Extra-Punch nutzen möchte. Dass die Ducati Monster 1200 R aber kein Langweiler ist, offenbart die Elektronik, bei der sich beispielsweise die Traktionskontrolle achtfach verstellen lässt. Deren Funktion ließ sich auf den herrlich lang gezogenen Linkskurven in Ascari wunderbar antesten. Besonders taugte uns Stufe 2, die mächtig Wheelspin zulässt, was sich über das satte Drehmoment per schön dosierbarerem Gasgriff prima fürs Stricheziehen eignete.
Bremste stammt aus der Panigale
Das ABS ist dagegen auch in der zurückhaltendsten der drei Stufen kaum rennstreckentauglich und regelt selbst in Level 1 ohne Hinterraderkennung relativ früh. Mit ausgeschaltetem ABS zeigt die Bremse aus der Panigale dann, was in ihr steckt. Fein dosierbar packt sie absolut supersportlich zu. Was allerdings das Fahrwerk in Bedrängnis bringen kann. Erst nach einer ordentlichen Portion Druckstufe vor allem in der Gabel ließ sich die Ducati Monster 1200 R in den harten Anbremszonen einigermaßen beruhigen.
Deutet dies schon an, dass die R-Monster auf der Rennstrecke schnell an ihr Limit gerät, zeugen ein abgefahrener Schalthebel und ein angeschliffener Krümmer davon, dass der Slogan „Race-ready Chassis“ in den Bereich der Marketing-Methoden gehört. Schnell müssen sich die Ducati-Leute dann auch die Frage gefallen lassen, warum ausgerechnet eine für die Landstraße perfekte Monster zum stärksten Naked Bike der Marke aufgemotzt werden musste und es den aggressiveren Streetfighter künftig nicht mehr geben wird. Fehlende Kapazitäten und die Notwendigkeit, in diesem Fall ein völlig neues Motorrad konstruieren zu müssen, sollten uns milder stimmen. Schließlich gibt es an der Agilität der Monster 1200 R nichts auszusetzen, oder? Nicht wirklich, sie fegt ganz hervorragend ums Eck, zeigt sich in Wechselkurven sogar von einer ganz handlichen Art, wie man es bei einer Monster bisher nicht erlebt hat. Aber auch die DNA der Ducati Monster 1200 R ist eindeutig Landstraßen-orientiert. Dieser Motor, vielleicht noch etwas giftiger ausgelegt, und ein steiferes und Vorderrad-orientierteres Chassis wären für den hohen Preis nun wirklich ein feisteres Rennstrecken-Naked aus Bologna.
Technische Daten Ducati Monster 1200 R
