Fahrbericht: LSL-Triumph Street Triple TL-675 Warbird

Fahrbericht: LSL-Triumph Die LSL-Triumph Street Triple TL-675 Warbird

Dieser Umbau der Triumph Street Triple lässt das Motorradfahren wie ein Fliegen auf der Erde wirken. Luftig, leicht und wendig. Dazu noch präzise wie ein Pfeil und betörend schön. Einfach schnittig, macht die TL-675 von LSL gehörig an.

Die LSL-Triumph Street Triple TL-675 Warbird fact

Genau 70 Jahre nach der Luftschlacht um England, einem ersten Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs, kann man sich an Bord dieses dynamischen Triumph-Triples schon mal vorkommen wie ein Jagdflugzeug-Pilot in den 40er-Jahren. Der amerikanische Flieger vom Typ P 51 Mustang inspirierte Jochen Schmitz-Linkweiler, Chef der Krefelder Tuning-Schmiede LSL, zur "TL-675 Warbird". Von der Mustang entlehnt ist die silberne Lackierung inklusive Kriegsbemalung, den blau-weißen "Invasionsstreifen", wie sie am D-Day, der Invasion am 6. Juni 1944, den Alliierten zur Freund-Feind-Kennung beim Gewusel am Himmel dienten.

"Warbirds" werden heute die auf Flugshows bewunderten Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg genannt, weil sie bei allem Zerstörerischen eine ganz eigene Ästhetik haben, und weil sie für technische Höchst- und fliegerische Glanzleistungen stehen.

Kompletten Artikel kaufen
Fahrbericht: LSL-Triumph Die LSL-Triumph Street Triple TL-675 Warbird
Sie erhalten den kompletten Artikel (4 Seiten) als PDF

Just daran soll diese Triumph mit der Fliegerkennung "Tango-Lima" 675 anknüpfen und erinnern, auch wenn sie eher für Schluchten- statt Schlachtengewühl steht. Ein Spielzeug fürs bodennahe Fliegen, das im Tiefflug wuselig durch Kurven und Kehren manövriert. Ein sanfter Schenkeldruck genügt im engen Winkelwerk, jeden zarten Zupfer an den LSL-Lenkerstummeln beantwortet die Britin eins-zu-eins. Toll, welche Dynamik der Dreizylinder in einem 181 Kilogramm leichten Motorrad entwickeln kann. Der Umbau bleibt satte neun Kilogramm unterhalb der nicht gerade übergewichtigen Standard-Street Triple. Dabei wurde die Gewichtsverteilung eher Richtung Vorderrad verschoben, was die ohnehin schon sehr transparente Rückmeldung nochmals verbessert. 93 Kilogramm sind es nun vorn, hinten nur noch 88.

Mit 113 gemessenen PS übertrifft der 675er den Serienmotor in der Spitze um neun Pferdchen. Und liefert abgesehen von einem schmalen Bereich zwischen 5000 und 7000 Touren auch sonst überall mehr Druck. Doch mehr als es die Kurve erahnen läßt, hat der Triple durch das Tuning an Dynamik gewonnen. Superdirekt hängt der Motor am Gas, befreit dreht er hoch. Schon der famose 675er-Serien-Dreizylinder ist begeisternd, diese Version ist noch einmal eine Steigerung.

fact
Eindecker: Dieser Jäger von einem Motorrad trägt keine Soziusrasten, aber eine tolle Sitzabdeckung.

Für das drehmomentsteigernde Tuning sorgte Motoren-Tuner G-Lab. Der verbesserte die Ansaugkanalführung, erhöhte die Verdichtung und bearbeitete die Kurbelwelle. Weshalb baute Schmitz-Linkweiler dann nicht gleich den Motor der Daytona 675 samt deren höherer Ausgangsleistung von 125 PS ein? Weil er keine Drehorgel wollte, es ihm nicht um hohe Spitzenleistung ging, sondern um eine starke Mitte, um optimale Fahrbarkeit. Möglicherweise ist an der Leistungscharakteristik die Auspuffanlage von Zard nicht ganz unbeteiligt. Ihr rudimentärer Endtopf ist kurz und knuffig, klingt kernig, aber keineswegs krawallig, und die Anlage trägt eine EG-ABE. Der Triple posaunt seine Lebensfreude heraus, ohne sie den Anwohnern gleich zu nehmen, moderate Fahrweise vorausgesetzt. Zumal der Pilot, und nur er allein, in den Genuss des herrlich röchelnden Ansaugschnorchelns kommt. Auch trägt die kompakte Auspuffanlage ihren Teil zum tollen Handling bei, als Ersatz für die schweren, hoch und hinten platzierten Serien-Schalldämpfer.

Die sportlich-versammelte Sitzposition mit Stummellenker und den zurückversetzten Fußrasten erinnert an Café-Racer aus den 60er-Jahren. Bequem beim schnellen Fahren, noch einigermaßen moderat beim Bummeln. Die Rastenanlage stammt wie die Lenkerstummel selbstverständlich aus dem hauseigenen Zubehörprogramm.

Weil LSL als Basismaschine nicht die besser ausgestattete R-Version, sondern die Standard-Street Triple nahm, legte man auch Hand ans Fahrwerk. Ein Gedicht in Federung und Dämpfung ist das voll einstellbare Öhlins-Federbein mit Ausgleichsbehälter. Es spricht fein an, arbeitet prgressiv und hält das Hinterrad auch auf üblen Pisten jederzeit zuverlässig am Boden.

Auch die beschichtete Upside-down-Gabel, die von einer Suzuki GSX-R 750 stammt, arbeitet schön sensibel. Bei einer "R"-Version mit serienmäßig einstellbarem Fahrwerk kann man sich diesen Umbau jedoch locker sparen, deren Federelemente funktionieren auf ähnlichem Niveau. Die mitsamt der Gabel von der GSX-R transplantierten Vierkolbenstopper wirken fast so brachial wie ein Bremsfallschirm. Obacht. Zumal die Supersportreifen Bridgestone BT 003 Racing Street sich bei Kälte schwer tun, guten Grip aufzubauen.

fact
Formschön: LSL-Rastenanlage, Zard-Auspuff und wohl gesetzter Kunststoff.

Die schnittige Verkleidung sollte ursprünglich einmal aus der gekappten Nase eines Segelflugzeugs entstehen, doch dies ließ sich nicht realisieren. Also entwarf LSL kurzerhand eine eigene Form mit einzelnem Ellipsoid-Scheinwerfer. Die GFK-Seitenteile zwischen Tank und Bug sollen das Profil einer Tragfläche widerspiegeln und gleichzeitig die Tankform fortführen. Alles bei feinster Oberflächengüte. Nur die Innenseiten der Verkleidung zeigen noch die rauen Laminatlagen, was an der knappen Bauzeit lag. Tatsächlich ist noch eine Innenverkleidung geplant, die in der Kleinserie folgen soll.

Wichtig war es Schmitz-Linkweiler, die Technik nicht durch Plastik zu verdecken: "Der 675er-Triple ist doch vorzeigbar." Und das ist gelungen. Auch wenn es im Detail noch einige Kleinigkeiten zu verbessern gibt. Zu gering bemessen war beispielsweise beim Prototypen der Abstand zwischen Vorderrad und dem Bugspoiler, beim harten Anbremsen kam es zum unsanften Kontakt. Ein Manko, das sich leicht beheben lässt, Genau wie die scharfkantig ausgefransten, provisorisch wirkenden Kanten am Bugspoiler und in der Scheibe, die in der Serie sicher noch optimiert werden. Damit der rasante Tiefflieger auch im Stand den gleichen Spaß bereitet wie im Einsatz.

Aufgefallen:

Positiv:

  • Design: extrem akzentuierte Linienführung
  • Gewicht: federleichte 181 Kilogramm
  • Fahrdynamik: Lässt keine Wünsche offen
  • Sound: Wie eine Spitfire im Tiefflug


Negativ:

  • Preis: Umbaukosten abgehoben, dafür gibt‘s auch eine gebrauchte Street Triple
  • Rücksicht: Spiegel zu klein, Ausleger zu kurz
  • Kunststoffteile: Aussparungen wirken etwas rustikal

Umbau-Infos

Zeichnung: Archiv
Leistung an der Kurbelwelle; Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert nach 95/1/EG, maximal mögliche Abweichung ± 5 %

Der Umbausatz für 5390 Euro umfasst folgende Teile: LSL-Lenkerstummel, Verkleidung mit vormontierten Haltern und DE-Scheinwerfer, rudimentäre Rückspiegel, Motorspoiler, Karbon-Kotflügel, Sozius-Sitzabdeckung, Bremsflüssigkeitsbehälter und Bremsleitungen von LSL. Ferner LED-Blinker, Crash-Pads, die bei unsanften Landungen helfen, und die Auspuff-Komplett-Anlage von Zard.

Nicht im Preis enthalten
sind dagegen Motortuning und die Upside-down-Gabel einer Suzuki GSX-R 750 samt deren Radial-Vierkolben-Bremszangen. Ebenfalls extra kosten das voll einstellbare Öhlins-Federbein mit Ausgleichsbehälter (960 Euro), verstellbare, fein gefräste LSL-Handhebel (219 Euro) sowie die "2Slide"-Fußrastenanlage samt Ritzelabdeckung. Die Montage in Krefeld kostet samt Eintragung in die Fahrzeugpapiere 840 Euro.

Kontakt:
LSL Motorradtechnik, Heinrich-Malina-Straße 107, 47809 Krefeld, Telefon 02151/555920, Internet www.lsl.eu.

Zur Startseite
Triumph Street Triple
Artikel 0 Tests 0 Videos 0 Markt 0
Alles über Triumph Street Triple
Mehr zum Thema Tuning
Fahrbericht Yamaha R7 GYTR
Supersportler
Yamaha R1 2023 GYTR
Supersportler
Suzuki Hayabusa Super Busa von TTS Performance und Kar Lee
Supersportler
Galfer Bremsen Präsentation
Zubehör
Mehr anzeigen