Die Triumph Thunderbird als Sportler? Verleihen ein stärkerer Motor und ein strafferes Fahrwerk der T-Bird tatsächlich Flügel? Erste Fahreindrücke aus Mittelengland.
Die Triumph Thunderbird als Sportler? Verleihen ein stärkerer Motor und ein strafferes Fahrwerk der T-Bird tatsächlich Flügel? Erste Fahreindrücke aus Mittelengland.
No sports«, das soll die Lebensphilosophie des britischen Premiers Winston Churchill gewesen sein. Diesem Motto fühlte sich auch die vor drei Jahren vorgestellte Triumph Thunderbird verpflichtet. Kritikpunkte der MOTORRAD-Tester damals: die im Vergleich zur Konkurrenz schlapp wirkende Bremse im Vorderrad und ein viel zu lasches Federbein im Heck. Also was zum gemütlichen Dahingleiten. Nichts für heißspornige 20jährige. Eher was für die Damen und Herren mittleren Alters, die dann vielleicht im Straßencafé sitzen, ihre T-Bird betrachten und über die wilden 60er Jahre sinnieren. Und nun ausgerechnet eine Thunderbird mit dem Zusatz Sport auf dem Seitendeckel? Eine poppig gelbe Lackierung und eine dicke Drei-in-zwei-Auspuffanlage sollen den Charakter der T-Bird total ändern? »No way«, mag da manch einer im ersten Moment denken.
Nun, die Triumph-Leute übten sich bei der Präsentation in Hinkley in britischem Understatement. Die Neue sei im Prinzip ein Café-Racer, so war zu hören. Mit ein bißchen mehr Kraft. Der 900er Dreizylindermotor der Thunderbird Sport, die in Deutschland und Österreich ausschließlich mit ungeregeltem Kat ausgeliefert wird, soll jetzt 78 PS leisten: immerhin zehn PS mehr als die Basisversion. Und in allen anderen Ländern der Welt, denen der U-Kat vorenthalten wird, sinds gar 83 PS. Was sich sonst noch geändert habe, ließe sich besser bei einer kleinen Probefahrt rund um das Werk in Hinkley feststellen, meinten die Triumph-Leute. Wobei die Journalistenschar dann erfahren durfte, was ein gestandener Triumph-Testfahrer unter »gemütlicher Ausfahrt« versteht. Nur soviel: Das Einhalten der groß auf dem Tank klebenden Einfahrrichtlinien für die fast noch jungfräulichen Triebwerke war leider nicht möglich. Der als robust geltende Dreizylinder wird es hoffentlich verzeihen. Die versprochene Mehrleistung jedenfalls, die existiert nicht nur auf dem Papier. MOTORRAD fuhr eine nominell 83 PS starke britische Sport ohne U-Kat. Ihr Motor gab sich überaus fleißig, er nahm ohne Schluckauf Gas an und drehte willig hoch: konstanter Dampf über den gesamten Drehzahlbereich. Beste Voraussetzungen für Spaß auf der Landstraße. Eine feine Sache, zweifelsohne. Wie es allerdings um die bekannt rustikalen Trinksitten der Dreizylinders bestellt ist, darüber wird erst ein ausgiebiger Test in Deutschland Aufschluß geben.
Dann wird sich auch herausstellen, wie gut das überarbeitete Fahrwerk tatsächlich funktioniert. Der erste Eindruck jedenfalls, gewonnen bei fröhlicher, aber leider viel zu kurzen Landstraßenhatz in Mittelengland, war durchweg positiv. Die Sport fuhr sich erstaunlich handlich und zielgenau, ihre Fahrwerksabstimmung tendiert zum Prädikat »knackig-stramm.« Bei zügiger Fahrt über holperige Landstraßen war das Testmodell, es stammt aus der ersten produzierten Serie, nicht aus der Ruhe bringen. Zudem bietet die Vordergabel der neuen Thunderbird im Gegensatz zum Basismodell vielfache Einstellmöglichkeiten. Bei der Hinterhand schienen die Techniker ebenfalls kein Risiko eingehen zu wollen und spendierten der Sport eine neues Federbein mit 20 Millimeter mehr Federweg ebenfalls voll einstellbar. Fans der vielfältigen Fahrwerksabstimmung kommen also auch bei einem Neo-Klassiker wie der T-Bird Sport auf ihre Kosten. Und Freunde des Sports werden von der neuen Bremsanlage nicht enttäuscht sein: Statt der einfachen 320er Bremsscheibe der Grundversion verzögert im Vorderrad der Sport eine neue 310er Doppelscheibenanlage, Marke Nissin, mit Doppelkolbenbremszangen. Die verfügt über einen gleichmäßigem Druckpunkt und arbeitet auch im Zweifingersystem.
Noch eine erfreuliche Nachricht für alle, die bei so viel Sportlichkeit um den Komfort fürchten: Die Sitzposition geriet erstaunlich bequem, der Knieschluß am schmalen 15-Liter-Tank darf als gelungen bezeichnet werden. Und auch bei den Fußrasten, stilecht im 60er-Jahre-Look gehalten, gibts nichts zu kritisieren: weder zu hoch noch zu tief angebracht. Ebenfalls auf Sixties getrimmt: die eigens für die Sport entwickelten Radial-Reifen vom britischen Hersteller Avon. Die Jungs von Avon sind mächtig stolz darauf. Können sie auch sein, denn ihre Neuentwicklung namens AV 27/AV 281, in den fahrdynamisch optimalen Dimensionen 120/70 vorn und 160/70 hinten, überraschte mit erstaunlich viel Grip.
Daß den Engländern Sport nicht nur aus ihrer Boulevardpresse bekannt ist, bewiesen sie mit der T 500-Baureihe. Jetzt scheint sich mit der T-Bird Sport eine Alternative für diejenigen zu bieten, denen die unverkleidete Speed Triple T 509 zu futuristisch und das Topmodell T 595 Daytona zu teuer war. 16990 Mark kostet das klassische Sportmodell, das bereits ab Oktober zur Probefahrt bei den Triumph-Händlern stehen soll.