Honda CB 500 F und Honda CBR 500 R im Fahrbericht
Wellness-Programm

Fahrspaß und Vollgasanteil sind bei den frisch renovierten, verschönerten Honda CB 500 F und Honda CBR 500 R groß. Wir haben eine erste Testfahrt mit den beiden gemacht.

Wellness-Programm
Foto: Honda

Erinnern Sie sich noch? Es gab Zeiten, da waren 500er „schwere Motorräder“ mit gutem Nimbus: Manx und Venom, SR und XT, CX und XL. Aber die Welt hat sich weiter gedreht, der Glanz des halben Liters scheint verblasst. Heute sind 48 PS zwar mehr als bei den meisten „Männermaschinen“ von damals – sprechen aber vermeintlich nur noch Einsteiger an. Nun, Honda hat weltweit bewiesen, dass mit 500ern noch zu rechnen ist. Seit dem Jahr 2013 verließen über 90.000 Exemplare von Honda CB 500 F und Honda CBR 500 R die Produktionsbänder in Thailand. 30.000 davon kamen nach Europa. In dessen Südwesten sind wir nun, nördlich von Sevilla in Spanien.

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Auf der „Ruta de las 600 curvas“ reiht sich wirklich Kurve an Kurve, kilometerlang gibt es hier keine einzige Gerade. Auf solchen Stecken ist das überarbeitete Naked Bike Honda CB 500 F voll in seinem Element: Anpeilen, Abwinkeln, Gas geben, Aufrichten und alles wieder von vorn. Spielerisch locker zirkelt die Zweizylinder-Maschine mit dem moderaten 160er-Hinterreifen durch enge und weite Bögen. Sie lässt sich mit kurzen 1,41 Meter Radstand easy in die Kurven werfen, kann Big Bikes ärgern. Leichte 190 Kilogramm laut Hersteller sind ein Wort. Hohe Handlichkeit trifft auf verbesserte Stabilität: Die Gabel mit neuem Innenleben und nun einstellbarer Federbasis bietet mehr Dämpfung als zuvor, hält die Front ruhig.

79 Zentimeter niedriger Sitz

Auch das neunfach einstellbare Federbein arbeitet komfortabel, ohne gautschig zu sein. Das einfache Chassis verdaut selbst schlechten Asphalt. Alles geht easy, intuitiv und smooth: Bremsen und Einlenken, Kuppeln und „klickend“ Gänge wechseln – im leicht bedienbaren Getriebe sind Schaltwalze und Schaltmechanismus modifiziert. Im 79 Zentimeter niedrigen Sitz schöpft man oder frau viel Vertrauen. Kleine Fahrer erreichen mit beiden Füßen den Erdboden, lange Kerle bringen gut ihre Knie unter. Draufsetzen und sich wohlfühlen. Der Sitz ist vorne schön schmal und dennoch bequem, der Lenker handlingfördernd breit. Alles ist da, wo es hingehört, Honda kann gute Ergonomie. Fahrer und Maschine passen zusammen wie Schlüssel und Schloss.

Bilderbuch-Asphalt durchquert liebliche Olivenhaine und Korkeichenwälder. Ja, Freunde, das ist Motorradfahren: Fahrgenuss, alles aufsaugen, eins werden mit der Landschaft. Selbst überschaubare 48 PS ruft man hier auf vielen Teilstrecken gar nicht ab, so eng reiht sich Kurve an Kurve. Auswringen erlaubt: Beim Ausdrehen wirkt der speziell für die 48-PS-Klasse entwickelte Motor nie angestrengt, unten herum nicht müde. Er verträgt selbst im sechsten Gang deutlich unter 3000 Touren. Echt munter. Elastisch und für moderate 471 Kubik ordentlich drehmomentstark. Fein und sauber hängt der Twin am Gas, gibt sich spritzig und sparsam trotz hohen Vollgasanteils. Honda nennt für den noch nach Euro 3 homologierten Motor 3,4 Liter Normverbrauch.

Schärfer, schnittiger, schlanker

Dann wäre der um einen auf 16,7 Liter Volumen vergrößerte Tank für fast 500 Kilometer Reichweite gut. Die könnte man angesichts der sanften Laufkultur des quirligen Achtventil-Doppelnockers fast am Stück abreißen – erst ab 5000 Touren dringen zarte, ab 6000 Touren deutlichere Vibrationen zum Fahrer vor. Bis dahin leistet die Ausgleichswelle des schmalen Gegenläufers ganze Arbeit. Bohrung und Hub sind fast identisch, das passt prima. Aus dem neuen Schalldämpfer blubbert schöner, angenehm dumpfer wie leiser Twin-Sound. Das neue Styling soll aggressiver wirken, den „Eindruck von Geschwindigkeit“ vermitteln, vor allem 20- bis 30-Jährige ansprechen. Doch die Benutzer- und Alltagstauglichkeit bleibt groß.

Schärfer, schnittiger und schlanker wirkt die neue Honda CB 500 F. Sie erinnert mit ihrer drahtigen Lampenmaske optisch an die verblichene Honda Hornet 600. Bläulich-hell erscheint der neue LED-Scheinwerfer, ein auffälliges Sicherheitsplus. Auch sonst wirkt die Ausstattung der kompakten Honda durchdacht: Benzinverbrauch vermeldet das Cockpit als Durchschnitts- und Momentan-Wert sowie als durchflossene Spritmenge seit dem Start. Wegfahrsperre und Warnblinker sind an Bord, die Krümmer aus Edelstahl. Der Handbremshebel ist nun fünffach einstellbar, der Kupplungshebel allerdings immer noch nicht. Durchaus wertig, kaum billig wirkt die Verarbeitung. Okay, der einfachen Stahl-Kastenschwinge und dem stählernen Rahmen merkt man ein wenig den Rotstift an, eine Ganganzeige fehlt.

Führerscheinzuschuss für A2-Fahranfänger

Eher herrscht hier innere Größe: Die Bonsai-CB für knapp 6000 Euro ist ein kompaktes, quicklebendiges Wohlfühl-Motorrad. Sehr agil ist sie, lässt sich frech fahren, aber erschreckt Anfänger nicht. Dazu trägt das geringe Aufstellmoment in Schräglage beim Betätigen der simplen ABS-Bremsanlage bei. Die 500er bleibt auch dann auf Kurs, zieht auf ihren thailändischen Dunlop D 222 verlässlich und rund ihre Bahn. Alles an diesem Motorrad ist recht einfach, aber effektiv und dabei benutzerfreundlich.

Honda glaubt an seine gute Fertigungsqualität und an die solide Bauweise, gewährt den 500ern lang gestreckte 12.000er-Serviceintervalle. Echten A2-Fahranfängern gibt Honda bis zu 600 Euro Führerscheinzuschuss. Sie dürfen sich auf ein besseres Leistungsgewicht als bei jedem Sportwagen freuen. Und selbst alte Hasen im Sattel fühlen sich bei diesem Wellness-Programm pudelwohl.

Sportlichere Schwester Honda CBR 500 R

Dank Baukastensystems hat Honda auch einen technisch identischen, vier Kilogramm schwereren Sportler in petto. Dank dynamisch wirkender Vollverkleidung mit LED-Doppelscheinwerfern wirft sich die „Baby-Blade“ Honda CBR 500 R chic in Schale. Ihr Fahrerlebnis wirkt fast noch stimmiger, minimal souveräner. Ein Sportler ohne Stress, einer, der niedrig ist und viel verzeiht. Seine Lenkerstummel sind vier Zentimeter schmaler und fünf Zentimeter niedriger als der Rohrlenker der Honda CB 500 F. Die effektiv hinterströmte Scheibe der CBR bietet guten Windschutz. Abducken tut selbst bei Vmax (175 km/h) kaum not. Die „R“ ist 560 Euro teurer als die nackte F. Im Jahr 2015, vor der Renovierung, wurden in Deutschland 470 CBR 500 R und 1200 CB 500 F verkauft.

Was ist neu?

  • Facelift mit neu designter Lampenmaske (CB 500 F) bzw. Frontverkleidung (CBR 500 R)
  • Seitendeckel schlanker
  • LED-Scheinwerfer mit integrierten Tagfahrleuchten links und rechts
  • LED-Rückleuchte/-Bremslicht
  • Tankvolumen von 15,7 auf 16,7 Liter
  • Heckrahmen modifiziert
  • Vordergabel mit komplett neuem Innenleben und einstellbarer Federbasis
  • Zweikammer- statt Dreikammer-Auspuff, zwei Kilogramm leichter
  • Schaltmechanismus überarbeitet, geänderte Schaltwalze
  • Airbox modifiziert mit strömungsgünstigerem Filterelement
  • Motordeckel in Magnesium-Optik lackiert
  • Bremssattel vorne geändert
  • Handbremshebel fünffach einstellbar
  • Fußrastenträger filigraner, Soziusrasten neu
  • Kennzeichenträger nun aus Metall
  • Tankverschluss geändert
  • Zündschlüssel modifiziert
  • Tankdeckel klappbar befestigt
  • Federbasis hinten mit neun Rastungen

Daten Honda CB 500 F (CBR 500 R)

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MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023