Die KTM Team West 1290 Super Duke R war der Bud Spencer unter den TunerGP-Bikes. Feinfühlig is nich, mehr wie der spencersche Hieb aufs Haupt.
Die KTM Team West 1290 Super Duke R war der Bud Spencer unter den TunerGP-Bikes. Feinfühlig is nich, mehr wie der spencersche Hieb aufs Haupt.
Dass die KTM 1290 Super Duke R eigentlich gar kein Renneisen ist, spielt jetzt mal überhaupt keine Rolle. Sie mag als Exot im TunerGP-Feld durchgehen, aber es gibt genügend Fans, die gern mit der kraftvollen 1290 auf die Piste gehen – was zählen da die letzten Zehntelsekunden? Was aber elektrisiert, ist dieser bärige Antritt, das lustvoll erhobene Vorderrad aus den Ecken, die fiesen Schräglagen und dieses sonore Brummen. Mehr braucht man eigentlich nicht, um glücklich zu sein. Für Fans echter Renn-Skalpelle mag sich das nicht erschließen, aber Karl Lagerfeld kann mit Jogging-Buchsen auch nichts anfangen – trotzdem werden sie getragen.
Thomas Holte vom KTM Team West aus Oberhausen greift dafür auch nicht zur Puderquaste. Lieber packt er die KTM 1290 Super Duke R an den entscheidenden Stellen und entlockt ihr noch mehr von dieser Faustkämpfer-Qualität, die schon die Serienmaschine auszeichnet. Mit dem Unterschied, dass das KTM Team West- Bike echte 180 PS und fette 146 Nm Drehmoment auf die Prüfstandsrolle drückt. Unsere beste Serien-Super Duke schaffte gerade mal 172 PS. Dazu braucht es gar nicht viel. Flugs die Airbox per Rottweiler Performance aus den USA vergrößert und einen Power Commander mit Autotune installiert, schon trabt der muskelbepackte Herzog auf dem Lausitzring los wie Bud Spencer zur Kneipenkeilerei. Dazu steuert die Akrapovic Evo-Auspuffanlage aus dem KTM-Sortiment ihren Teil bei – allerdings bearbeitet und jetzt ohne Kat. Die für die Einspritzung wichtige Lambda-Sonde musste Thomas dafür extra Titanbuchsen anfertigen lassen.
Die Kraft aus dem dicken Twin fällt dermaßen wuchtig aus, dass die Jungs aus dem Pott die Kupplungsfedern entsprechend verstärkt haben. Am Ende knickte aber die ganze Kupplung unter der Drehmomentwelle ein und begann nach einigen Vollgasrunden unfreiwillig zu rutschen. Mangels Alternative vor dem Rundenzeiten-Bolzen büßte die KTM Team West Super Duke R entsprechend Zeit ein. Da geht schon mehr.
Dazu braucht es natürlich das passende Fahrwerk. Thomas und Werkstattmeister Kay Leeuw haben dazu das WP-Serienfahrwerk überarbeitet. An der Gabel per WP-Closed Cartridge, das WP-Competition-Federbein wurde entsprechend angepasst.
Das Thema Fahrwerk ist allerdings etwas diffizil, denn die Grundkonstruktion der Super Duke ist für die Rennstrecke nicht ganz unproblematisch. Da reicht ein Blick auf das Seitenprofil der KTM. Das gesamte Gewicht liegt sehr weit vorn am Fahrzeug. Nimmt man mal das Kurbelwellengehäuse als Anhaltspunkt für die senkrechte Linie, liegt gerade noch der hintere Zylinder an ähnlicher Stelle. Alles andere bewegt sich eindeutig davor. Die Duke jetzt für Handlichkeit und in typischer Rennpistenmanier auf das Vorderrad zu stellen, sorgt entsprechend für Unruhe, denn die Front bekommt gewaltig Druck, während das Hinterrad tendenziell immer zu wenig Gewicht abbekommt. Am Kurvenausgang belastet dann die Drehmomentspülung die Balance zusätzlich, das Federbein der KTM Team West Super Duke R muss gewaltig arbeiten. Den Rest erledigt der wellige Belag der Strecke.
Das Resultat: Das Team West hatte alle Hände voll zu tun, Gabel und Federbein so abzustimmen, dass schnelle Runden drin waren. Mal drehten wir hinten die Zugstufe mehr zu, damit die KTM Team West Super Duke R beim Umlegen in den kniffligen Wechselkurven nicht katapultartig ausfederte, dann brauchten wir an anderer Stelle davon wieder mehr, um genug Traktion zu generieren.
Der Lenker rührte dabei mitunter kräftig und verlieh der KTM Team West Super Duke R weder beim Rein noch beim Raus aus den Kurven die Ruhe, die für Top-Zeiten nötig gewesen wäre. Am Ende verhagelten uns die Kupplung und die wenige verbliebene Zeit das Experiment, radikaler in die Geometrie einzugreifen und beispielsweise das Heck abzusenken, Gewicht vom Vorderbau zu nehmen und es etwas auf die unkonventionelle Art zu probieren.
An den superleichten Karbonrädern dürfte es wirklich nicht gelegen haben, und der niedrigere Lenker der 690er-Duke R fühlt sich super an. Wie die Bremse – krisp und kraftvoll, sobald das ABS deaktiviert war.