Moto Morini Corsaro 1200 ZZ (2019) im Test
Reichlich ungestümes Naked-Bike

Die Moto Morini Corsaro 1200 ZZ ist eines von drei Modellen, mit denen Morini reüssieren will. Wie schlägt sich das 2019er-Modell im Test?

Moto Morini Corsaro 1200 ZZ.
Foto: Moto Morini

Moto Morini, welch klangvoller Name aus den 70er-Jahren. Die wunderschön gezeichnete 3 1/2 mit ihrem Zahnriemen-V2 begeistert Kenner noch heute. Ein frühes Meisterwerk des Ingenieurs Franco Lambertini. In den 2000er-Jahren konstruierte ebenjener einen ungestümen 1200er, der aber bis heute nur wenig Käufer fand. Das soll jetzt anders werden, denn seit einigen Monaten gehört Moto Morini dem chinesischen Zweiradhersteller Zhongneng, der mit Technik und Design aus Europa und chinesischem Fleiß den Kleinserienbauer wieder zu einem ernstzunehmenden Mitspieler im Motorradgeschäft machen möchte.

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Trocken wiegt die ZZ 197 Kilogramm

Dafür wurden die 1200er-Modelle überarbeitet: die 116 PS starke Milano, die 139-PS-Corsaro ZT und das Spitzenmodell, die Corsaro 1200 ZZ. Dem einst wilden Säufer mussten für die Euro-4-Regularien endlich Manieren beigebracht werden. Eine voluminösere Auspuffanlage, eine viel besser und feinfühliger abgestimmte Einspritzung und dazu noch ein solides und zuverlässiges Bosch-ABS legalisieren den ungewöhnlichen 87-Grad-V2. Kernig klingt er aber immer noch und bollert kräftig aus den beiden mutig gestalteten Tüten unterm Heck. Im Vergleich zu einer ähnlich positionierten Ducati Monster sitzt man viel sportlicher und versammelter. Auch fühlt sich die trocken 197 Kilogramm wiegende Corsaro deutlich leichtfüßiger an. Auf dem Vorderrad lastet recht wenig Gewicht – es genügt in den unteren Gängen nur ein kräftiger Dreh am Gas, und schon schnellt das Vorderrad gen Himmel.

Moto Morini Corsaro 1200 ZZ.
Moto Morini
Die Moto Morini Corsaro 1200 ZZ ist ab 19.900 Euro zu haben.

Es liegt aber auch an dem trotz aller Zähmungsversuche immer noch bärigen Motor. Der reißt dermaßen in der Mitte an, dass einem angst und bange wird. Dabei ist er ein veritabler Kurzhuber: Die dicken 107er-Kolben laufen nur 66 Millimeter auf und ab, die Kurbelwelle selbst trägt wenig Schwungmasse. Dank gelungener Abstimmung zieht der V2 schon ab 1.800/min stark und trotzdem weich an der Kette.

Kein wirkliches Schnäppchen

Für die Morini liefert erstmals die Firma Mupo Seriengabeln und Federbeine. Diese funktionieren prächtig! Butterweiches Ansprechen, sämige Dämpfung, unglaubliche Reserven und perfekt gewählte Federn. Kein Durchschlagen auch bei schlimmsten Bodenwellen, kein Lenkerschlagen, trotzdem ordentlicher Fahrkomfort. Dazu krallen sich die bewährten Pirelli Diablo Rosso III in den krümeligen Asphalt und kümmern sich ebenso bewährte Brembos um die Verzögerung. Eine solide Sache. Die Verarbeitung begeistert – fein geschweißter Gitterrohrrahmen, Aluminiumtank, hübsche Schmiederäder, programmierbares TFT-Farbdisplay, gut gemachte Hebeleien und Armaturen. Für 19.900 Euro ist die Corsaro ZZ aber auch kein Sonderangebot. Wer es 4.000 Euro günstiger mag, kann die Corsaro 1200 ZT mit Rundscheinwerfer und Kunststoff- statt Karbonteilen ordern. Wo? Bislang direkt im Werk, einen deutschen Importeur gibt es noch nicht.

Fazit

Mit neuem Besitzer will Moto Morini endlich wieder Fuß fassen. Technische Basis ist der wilde 1200er-V2-Motor, der schon vor Jahren die Morini antrieb. Im Test vermittelte die 2019er-Corsaro einen soliden Eindruck und wusste zu gefallen. Allerdings ist die ZZ mit 19.900 Euro kein wirkliches Schnäppchen

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Erscheinungsdatum 15.09.2023