MV Agusta Brutale 800 RR im PS-Fahrbericht
Brutale Power

Inhalt von

Die MV Agusta Brutale 800 RR trägt jetzt das Doppel-R im Namen. Doch was früher für ein etwas besseres Fahrwerk, ein paar schickere Räder und vor allem viel Karbon und Sonderlack stand, ist jetzt ein geradezu komplett neues Motorrad mit richtig Power.

Brutale Power
Foto: MV Agusta

Understatement war noch nie eine typisch italienische Tugend. Aber unsere Freunde vom Stiefel machen häufig auf eine so sympathische Art und Weise auf dicke Hose, dass wir am Ende selbst lächelnd die Handflächen nach oben drehen und solidarisch das Zelt aus Daumen, Zeige- und Mittelfinger durch die Luft schwingen. Sie kennen das: „Ahh, isse alles wunderbar!“ Und damit sind wir punktgenau bei der MV Agusta Brutale 800 RR, denn nach einem wirklich heißen Ritt auf diesem Naked Bike durch die atemberaubende Wald- und Hügellandschaft der Toskana, stehe ich neben diesem ebenfalls mehr als ansehnlichen Teil und – ja, meine Handflächen zeigen nach oben.

Kompletten Artikel kaufen
MV Agusta Brutale 800 RR im PS-Fahrbericht
Brutale Power
Sie erhalten den kompletten Artikel (6 Seiten) als PDF
2,00 € | Jetzt kaufen

Die MV Agusta Brutale 800 RR braucht kein Understatement. Schon gar nicht, was den Motor anbelangt. 140 PS aus 800 Kubik – der Wahnsinn! Die Spitzenleistung liegt bei 13.100/min an, und der Triple dreht bis 13.200/min! Jetzt könnte man meinen, die MVler hätten aus dem feinen 125 PS starken Motor der Standard-800er eine Drehorgel fabriziert, die vielleicht auf der Rennstrecke Spaß, aber auf der Straße gar keinen Sinn macht.

Schon über 4000/min zieht die RR-Brutale mächtig an

Dem ist nicht so. Auf Landstraßen macht die MV Agusta Brutale 800 RR so etwas von Sinn, denn das über ein langes Plateau anliegende Drehmoment von 86 Nm lässt Bummeln genauso zu wie den akkuraten Angriff. Schon über 4000/min zieht die RR-Brutale mächtig an, was viele Gründe hat. Unter anderem ihre kurze Sekundärübersetzung, ihren neuen Auspuff und vor allem den geänderten Ansaugtrakt mit neuer Einspritz-Hardware und -Mapping. Die Airbox wurde neu designt und bietet jetzt einer Einspritzung Platz, die zwei Einspritzdüsen je Ansaugkanal besitzt.

Diese feuern den Sprit durch 50-Millimeter-Drosselklappen in die Brennräume. Wild fauchend gibt der Triple seine Power linear ans Hinterrad weiter, womit es sich mächtig die Straße entlang und vor allem wunderbar aus den Ecken der unendlichen Kurven schnalzen lässt. Das Schöne daran ist das Mapping insgesamt und die Gasannahme im Speziellen, denn endlich funktioniert die Elektronik auf Anhieb bei einer neuen MV. Selbst Zuckeln um enge 180-Grad-Kehren wird nicht zum unerträglichen Gehacke, bis man höhere Drehzahlen erreicht. Ganz smooth zieht die MV Agusta Brutale 800 RR los, um dann wieder bei gesteigertem Dreh am Gas zu explodieren.

Sport-Mapping, Standard-Mapping und Customer-Einstellung

Wir sind meistens im Sport-Mapping gefahren. Die MV Agusta Brutale 800 RR bietet noch ein sanfteres Standard-Mapping und eines für Regen, sowie eine frei programmierbare Customer-Einstellung. Das Tolle an der Sport-Einstellung: Alles ist aktiv. ABS, Traktionskontrolle (die leider immer noch nicht so richtig verlässlich ist und irgendwie nur im Display acht Stufen hergibt) und der serienmäßige Schaltautomat, der einwandfrei funktioniert und sogar ein Blipper-System beinhaltet. Jetzt gibt es bestimmt wieder Zeitgenossen, die sich an solchen elektronischen Helferlein stören.

Liebe Freunde: Wenn es beispielsweise darum geht, einem pfeilschnellen, furchtlosen MV-Guide, der die 180 Kurven schon den vierten Tag in Folge fährt, ordentlich am Heck zu hängen, dann ist so ein Blipper einfach genial und durch keine noch so versierte Kupplungshand zu ersetzen. Auf die Kurve zupreschen, Anker werfen und gleichzeitig mit sanftem Tritt die Gänge runtersteppen. Dabei bleibt die linke Hand ungerührt am Lenker. Unglaublich, wie viel Speicher das im Hirn frei lässt für den genauen Blick entlang des Kurvenverlaufs, ruhige Attacke-Lust und den Spaß im Herzen. Dazu feine Brembo-Stopper mit sehr sportlichem Bosch-ABS – super! Die Handlichkeit und Kurvenstabilität der MV Agusta Brutale 800 RR haben in PS 08/2014 schon mit für den Testsieg gegen andere Triples gesorgt, und auch die RR kann hier begeistern.

„Luxury-Bikes“

Das neue Fahrwerk der MV Agusta Brutale 800 RR mit der voll einstellbaren Marzocchi-Gabel mit DLC-beschichteten Alu-Standrohren und dem Sachs-Federbein ist meinem Geschmack nach etwas zu weich abgestimmt, dürfte aber genug Einstellmöglichkeiten bieten, um sich gegen das stets sehr gern sehr leicht werdende Vorderrad am Kurvenausgang zu wappnen. Für alle Fälle ist noch ein achtfach einstellbarer Lenkungsdämpfer an Bord.

Während der 800er-Triple noch knistert, freue ich mich am hochwertigen Finish und dem Design der neuen MV Agusta Brutale 800 RR. „Luxury-Bikes“ nennt Firmenboss Giovanni Castiglioni seine Produkte. Recht hat er. Dass er sie in diesem Zusammenhang aber über ­allen anderen Marken ansiedelt... na ja, typisch italienisch halt.

MV Agusta Brutale 800 RR bei der PS-Leserwahl 2015 gewinnen

In der am 11. Februar erscheinenden Ausgabe PS 3/2015 findet wieder die Wahl der besten Sportmotorräder des Jahres statt. 120 Modelle in sieben Kategorien stehen zur Wahl. Bestimmen Sie Ihre Traumbikes und gewinnen Sie eine MV Agusta Brutale 800 RR oder einen der weiteren attraktiven Preise im Gesamtwert von über 23.000 Euro.

Alle Informationen zur PS-Leserwahl 2015 finden Sie im neuen Heft und unter dem folgenden Link:

Technische Daten MV Agusta Brutale 800 RR

MV Agusta
Die Spitzenleistung der MV Agusta Brutale 800 RR liegt bei 13.100/min an, und der Triple dreht bis 13.200/min!

Antrieb: Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 103,0 kW (140 PS) bei 13.100/min*, 86 Nm bei 10.100/min*, 798 cm³, Bohrung/Hub: 79,0/54,3 mm, Verdichtung: 13,3:1, Zünd-/Einspritzanlage, 50-mm-Drosselklappen, mechanisch
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe, Kette,Traktionskontrolle.

Fahrwerk: Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel: 66,0 Grad, Nachlauf: 95 mm, Radstand: 1380 mm, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, Federweg v./h.: 125/125 mm

Räder und Bremsen: Alu-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse mit radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel hinten, ABS

Gewicht (trocken) 168 kg*
Tankinhalt: 16,6 Liter

Grundpreis: 13.980 Euro (zzgl. NK)*

* Herstellerangabe

Die aktuelle Ausgabe
PS 10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023