Tee wird beim zweiten und dritten Aufguss nicht besser, Motorräder dagegen schon. Triumph überarbeitete die beliebte Street Triple R kräftig und PS gab damit richtig Gas.
Tee wird beim zweiten und dritten Aufguss nicht besser, Motorräder dagegen schon. Triumph überarbeitete die beliebte Street Triple R kräftig und PS gab damit richtig Gas.
Acht, zehn, zwölf, rein in die Ecke! Und wieder acht, zehn, zwölf, rein in die Ecke. Der Rhythmus ist schnell, die Konzentration maximal, der Adrenalin-Level am Anschlag. Die Mischung aus Wagemut, Schräglage und Geschwindigkeitsrausch beflügeln Puls und Lebenslust. Das ist Landstraßensport der Extraklasse! Zwar hört es sich an wie rhythmische Sportgymnastik, doch statt in hautengen Aerobic-Anzügen im mitgezählten Takt auf und ab zu springen, schicken wir die Drehzahlmessernadel immer und immer wieder von acht über zehn bis zur zwölf über die Skala.
Mitten im andalusischen Niemandsland legt Tourguide und Triumph-Entwickler Felipe Lopez ein superbes Tempo vor. Seine Blicke in den Rückspiegel sind öfter als nötig. Ein Indiz dafür, dass er nicht mit einem in knappem Abstand folgenden Bluthund auf seiner Fährte gerechnet hat. Dann eine lange Linkskurve, geschätzte 210 Grad Kreisbogen, die im dritten Gang bei 12000 Touren auf der Uhr in voller Schräglage geht – das fetzt! Die Passhöhe naht und es tauchen wieder diese feuchten Flecken auf dem Asphalt auf. Direkt und ohne Verzögerung reagiert die neue Street Triple R auf die gesetzten Lenkimpulse und zirkelt millimetergenau an den Gefahrenstellen vorbei. Lopez setzt den rechten Blinker und wir halten an. Mit diebischer Freude und leuchtenden Augen grinst er lausbubenhaft aus seinem Helm. „You like the bike, eh?!“ „Yes I do!“
Kaum ist sein Helm unten, beginnt er von der überarbeiteten Streety zu schwärmen. Erklärt, dass der neue Auspuff unter dem Motor ganze 3,6 Kilogramm spart und zusammen mit der neuen Fahrwerksgeometrie und den leichteren Rädern das Handling verbessert. Der Autor merkt an, dass nun auch die Sozia nicht mehr nach Abgas riechen wird.
Es herrscht eitel Sonnenschein zwischen den beiden Testfahrern. Was leicht verständlich ist – schließlich war die Streety R, die zudem erst dieses Jahr die neuen Scheinwerfer erhielt, schon immer ein fetziger Wonneproppen. Neben den marginalen Änderungen an der Fahrwerksgeometrie soll vor allem gezielte Gewichtsersparnis das Handling und Fahrverhalten der 2013er-Street Triple R verbessern. Hinterrad und Schwinge sind in Summe um ein Kilogramm leichter geworden, was ganze sieben Prozent der ungefederten Masse am Heck reduziert. Das leichtere Rahmenheck und der kompaktere, nach unten sowie vorne gewanderte Auspuff sorgen so für eine frontlastigere, statische Gewichtsverteilung von vorne 52 zu hinten 48 Prozent (bis 2012 v. 49/h. 51 Prozent). Richtig spürbar sind diese Änderungen bei der ersten Kontaktaufnahme ohne einen direkten Vergleich zum alten Modell nicht. Was nicht schlimm ist, denn trotz der gravierenden Überarbeitung ihres Äußeren hat die Streety R all ihre Qualitäten mindestens behalten. Sie kann nach wie vor das handzahme Einsteiger-Bike sein oder – innerhalb eines Wimpernschlags – zum Vollgastier mutieren. Sie bettet ihren Piloten dank einer top Ergonomie gleichermaßen sportlich und bequem und überlässt es ihm allein, ob er reisen oder rasen will.
In engen Passagen auf schmalen Straßen ist die kleine Triple in ihrem Element, zippt und zappt ohne nennenswerten Kraftaufwand von links nach rechts. Der Dreier dreht dabei spontan und sehr gleichmäßig hoch, soll dank neuem Mapping aber deutlich weniger Sprit verbrauchen. Lediglich der erste Gang wurde etwas länger übersetzt, um den Anschluss in die zweite Gangstufe geschmeidiger zu gestalten.
Ist die Street Triple R also das perfekte Landstraßen-Motorrad? Für sportliche Fahrer und Handling-Fans, die keine Lust mehr auf 170 PS, literweise Angstschweiß und permanent drohenden Führerscheinverlust haben, sicherlich. Sie würden sich aber einen geschmeidiger agierenden (für 345 Euro Aufpreis erhältlichen) Schaltautomat und eine im oberen Drittel kräftigere Leistungsentfaltung wünschen. Einsteigern und Wiedereinsteigern kommt die Streety mit ihrem geringen Gewicht (ihre direkten Mitbewerber sind zwischen 20 und 40 kg schwerer) entgegen. Außerdem helfen das tolle Handling und der berechenbare Schub schnell Vertrauen zu ihr aufzubauen. Lediglich die sehr spitz ansprechende Bremse kann erschrecken, aber dafür gibt es ja ab sofort ein optionales Nissin-ABS.
Änderungen im Detail
PS-Urteil
Die Streety ist sich treu geblieben und sicherlich das beste Bike dieser (Preis-)Klasse. Dank vieler Zubehörteile kann sie individuell gestylt werden, das geht aber richtig ins Geld. Über das neue Design darf man jedoch streiten. Originell finde ich diese Mischung aus Ducati Monster-Heckrahmen und Honda Hornet-Auspuff nicht unbedingt.
Antrieb
Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 78,0 kW (106 PS) bei 11 850/min*, 68 Nm bei 9750/min*, 675 cm³, Bohrung/Hub: 74,0/52,3 mm, Verdichtung: 12,7:1, Zünd-/Einspritzanlage, 44-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Kupplung, Sechsganggetriebe, Kette
Fahrwerk
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel: 65,9 Grad, Nachlauf: 100 mm, Radstand: 1410 mm, Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, Federweg v./h.: 115/135 mm
Räder und Bremsen
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, 310-mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel hinten, ABS (optional)
Gewicht (vollgetankt)
184 kg* (ohne ABS) Tankinhalt: 17,4 Liter Super
Grundpreis
9490/9090 Euro (zzgl. NK, mit/ohne ABS)*
*Herstellerangabe