Racebike: Bretters-Triumph Speed Triple
Triumph Speed Triple im Karbonkleid

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Bretters, die Zweite. Für den PS-Tuner-GP 2011 hatte Meister Bretter ein Übermonster aus einer Suzuki B-King gemeiselt. Dieses Jahr formte er einen britischen Drilling. In ein Karbonkleid gehüllt, verrät die Bretters-Speed Triple im Stand wenig über ihren wahren Charakter. Dann aber schnell Hahn auf!

Triumph Speed Triple im Karbonkleid
Foto: fact

Die Adrenalin-getränkte Erinnerung an den kürzlich über die Bühne gegangenen PS-Tuner-GP hängt immer noch in der Luft. Mutig stellten sich begnadete Tuner unserer Herausforderung und versüßten mit ihren extremen, teilweise verspielten oder verwegen anmutenden Kreationen unser sonst so langweiliges Tester-Leben.

Klaus Bretter von Bretters Zweiradshop hatte letztes Jahr mit seiner genialen Suzuki B-King die Messlatte in Sachen Naked Bikes sehr hochgelegt. 2012 schickte er eine Triumph Speed Triple in den Ring. Ob sie noch besser ist als die B-King? Das Auge fliegt über die Speedy. Uff, da wurde alles an Karbon-Zubehörteilen verbaut, was jemals aus dem Autoklaven der Firma Ilmberger kam und an die Triple passt. Rahmenschutz, Kupplungsdeckel, Kotflügel vorne, Tankabdeckung, Bugspoiler und Heckflossen - um nur einige zu nennen - fanden ihren Weg an Bretters Werk. Selbst der LSL-Lenker ist mit einer Karbonschicht überzogen und ergänzt die permanente Reizüberflutung der Netzhaut.

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Überall nur kostbares Karbon. Unmengen von diesem aufwendig herzustellenden Material machen die Bretters- Speed Triple unverwechselbar - aber auch ziemlich teuer.

Doch da neben der Optik auch die Performance glänzen muss, kümmert sich ein Power-Commander um die Versorgung des optimierten Motors. Auspuffkrümmer und Airbox sowie der bearbeitete Zylinderkopf benötigen ein individuell angepasstes Mapping, um die höchstmögliche Leistung zu generieren. In akribischer Feinarbeit wurden dem Triple auf dem hauseigenen Prüfstand über zehn PS mehr anerzogen - nun zerren 145 Pferde an der Kette. Der Motor kennt keine Durchhänger und dreht quirlig bis zum Drehzahlbegrenzer hoch. Noch schneller als gewohnt muss das wie auch im Serienbike schwer zu schaltende Getriebe durchgesteppt werden. Dabei erleichtert zumindest beim Hochschalten ein Schaltautomat die Arbeit. Runterschalten bleibt weiterhin ein Kraftakt mit Hindernissen.

Nach einem heißen Turn habe ich, als Big-Foot mit Schuhgröße 45, die Schraube von der Schaltumlenkung abgeschert! Ein Gimmick, dessen Wirkungsgrad der Leistungsprüfstand leider nicht messen kann, ist der von Bretter entworfene und selbst laminierte „Kussmund“-Ansaugtrichter. Der Tuner verspricht sich davon, dass im Fahrbetrieb große Mengen frischer Luft in den Luftfilterkasten gelangen und mit zunehmendem Staudruck in der Airbox für weitere Pferdestärken sorgen. Ob es funktioniert? Schwer zu sagen.

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Bretters Interpretation eines Ram-Air-Einlasses: Das Kussmund-förmige Teil soll ordentlich Frischluft zur Airbox bringen.

Leider wurde das Team Bretter in diesem Jahr auch vom Pech verfolgt. Bestellte Teile kamen zu spät oder gar nicht, wie etwa ein Satz leichter Schmiederäder oder das gewünschte Fahrwerk. Mit der Warterei auf die Teile ging viel Zeit verloren. Zeit, die dann bei der Feinabstimmung fehlte. So waren die notgedrungen verwendeten Öhlins-Komponenten aus einer Daytona 675 R ein Schatten ihrer selbst, was sich sofort in den Rundenzeiten niederschlug. Das Heck der Speedy pumpte mit dem Standard-Setting stark. Beruhigte man das Heck über die Dämpfung, ging das Ansprechverhalten verloren und die Triumph rumpelte über Bodenwellen.

Der Continental-Slick mit hohem 190/60-Querschnitt bemühte sich nach Kräften, übernahm Teile der Dämpfungsarbeit und schluckte viele Stöße weg. Er konnte aber nicht über die Fahrwerksschwächen hinten hinwegtäuschen und schon gar nicht seinen Grip zu 100 Prozent entfalten. Auch an der Vorderhand ging etwas schief. Die bestellten Keramikbremsscheiben kamen nicht an. Man ließ dennoch nichts unversucht, beschichtete die Kolben der Brembo-Zangen und spendierte der Bremspumpe einen anderen Hebel, montierte Braking-Bremsscheiben und deaktivierte das ABS. So konnte die spurtstarke Britin zwar mit hoher Handkraft, dafür aber gut dosierbar gebremst werden. Wir hoffen, dass Bretter das mittlerweile 25000 Euro teuere Projekt fertigstellt, wir kämen sehr gerne in den Genuss.

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Leistung: Bretter-Triumph Speed Triple.

Daten

Gewicht: 204 kg
vorn/hinten: 51,5/48,5 %
Leistung: 145 PS
Preis: 25000 Euro

Leistungsdiagramm:
So eine Leistungsentfaltung liebt der Autor - vor allem zum Wheelen. Eine sehr gleichmäßige Leistungszunahme macht nicht nur den Tanz auf dem Hinterrad berechenbar. Auch aus tiefer Schräglage heraus kann so sicher und kräftig beschleunigt werden.

Klaus Bretter stellt seine Triumph Speed Triple beim PS-Tuner-GP 2012 vor.

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Erscheinungsdatum 13.09.2023