Viel Motorrad fürs Geld – und im Zentrum des Geschehens ein prächtiger, quirliger Twin. So mischte Suzuki mit der SV 650 zur Jahrtausendwende die Mittelklasse auf. Die neue Suzuki SV 650 will genau da wieder anknüpfen.
Viel Motorrad fürs Geld – und im Zentrum des Geschehens ein prächtiger, quirliger Twin. So mischte Suzuki mit der SV 650 zur Jahrtausendwende die Mittelklasse auf. Die neue Suzuki SV 650 will genau da wieder anknüpfen.
Es war ein Einstand nach Maß für die Suzuki SV 650. Als Suzuki 1999 die SV 650 vom Stapel ließ, dominierte sie vom Fleck weg über Jahre die Mittelklasse. Doch die anderen Hersteller schliefen nicht, gegen die erstarkte Konkurrenz (auch aus eigenem Hause in Form der Bandit 650) sollte es ab 2009 deshalb die Gladius richten. Ein Anspruch, dem sie nie wirklich gerecht wurde. Die unausgegorene Fahrwerksabstimmung stand ihr im Weg, die rundliche Optik war nicht jedermanns Geschmack. Geblieben war nur der famose 90-Grad-Twin. Doch das war zu wenig.
Auch wenn die Gladius stets zu den drei bestverkauften Suzukis gehörte, sie zog gegen die japanische Konkurrenz in direkten Vergleichen stets den Kürzeren. Und diese war in Sachen Verkaufserfolg ohnehin längst enteilt. Zeit für einen neuen Aufschlag. Nun also wieder als SV. Welcome back! Weniger Gewicht, trotz Euro 4 eine Messerspitze mehr Leistung, entschlackt und aufs Wesentliche reduziert. Vorbei die Zeiten rundlichen Tamagotchi-Designs. Knackig, rank und schlank steht die Suzuki SV 650 da. Mit kessem blauem Zierstreifen über dem weißen Tank, dessen Lack je nach Blickwinkel einen bläulichen Schimmer zeigt (100 Euro Aufpreis).
Nur 780 mm Sitzhöhe sind zehn weniger als bei der gewiss nicht hohen Gladius und stellen selbst für Kleinere oder Ungeübte keine unüberwindbare Hürde dar. Menschen mit Gardemaß oder darüber müssen die Beine dagegen etwas stärker anwinkeln. Wunderbar schmal geriet der Tank, das sorgt für eine zierliche Linie. Ein Eindruck, der vom schmalen Lenker der neuen Suzuki SV 650 unterstützt wird. Und einen Kollegen aus der Autofraktion schon mal zur Frage animierte, ob „das ’ne 250er ist“.
Nein, lieber Kollege, ist es nicht, sondern eine kräftige 650er, deren 90-Grad-Twin sich auf Anhieb und mit munterem Bollern zur Stelle meldet. Die Kupplung der Suzuki SV 650 lässt sich leicht ziehen, der erste Gang flutscht hinein. Kleine Nettigkeit am Rande: Beim Einkuppeln hebt die Elektronik die Leerlaufdrehzahl automatisch um 200, 300 Umdrehungen an, um das Anfahren zu erleichtern.
Die Spiegel erlauben ordentlichen Blick zurück. Wieselflink fädelt sich die kleine Suzi durch das Verkehrsgeknäuel hinaus aus der Großstadt, schüttelt elegant die Blechkarawanen ab und taucht in die verwinkelten Straßen des Hinterlandes ein. Hier ist sie in ihrem Element. Klar, flotte Autobahnetappen lassen sich mit der Suzuki SV 650 auch absolvieren, immerhin attestiert ihr Suzuki wackere 205 km/h Topspeed. Dabei zieht sie stabil ihre Bahn. Ein Spaß ist das aber so ganz ohne Windschutz und mit der aufrechten Sitzposition nicht. Nein, Kurven sind ihr Revier.
Der in rund 60 Teilen veränderte V2 der neuen Suzuki SV 650 lässt sich bereits ab 2000/min ohne unwirsches Hacken bewegen und wird ab 3000 richtig lebendig. Gestützt auf eine kräftige Mitte, zwirbelt er spritzig das Drehzahlband hinauf. Ein richtig quirliger Kerl, dieser V2. Schön, dass er durch die Euro 4-Abstimmung nichts von seiner Lebendigkeit eingebüßt hat. Und die Familientradition damit aufs Trefflichste fortführt. Er sprüht vor Tatendrang, hämmert bei niedrigen Drehzahlen beim Gasaufziehen aus dem Ansaugtrakt wie ein Westentaschen-Superbike. Und legt im Schiebebetrieb ein sattes, dumpfes Grummeln nach, als hätte er einen Liter Hubraum.
Bei alledem wird sein Grollen und Bollern aus dem gefälliger gestalteten Auspuff nie aufdringlich laut. Und auch Vibrationen lässt der vor allem im mittleren Drehzahlbereich schön geschmeidig laufende Doppelzündungs-Twin gerade so viel durchdringen, um die Suzuki SV 650 als charaktervoll gelten zu lassen.
Hohe Drehzahlen scheut das kleine Kraftwerk nicht, wenngleich sein Elan bereits bei 8500 den Zenit überschritten hat und die letzten 2000/min bis zum Begrenzer etwas abebbt. Ausdrehen bringt wenig, lieber früher hochschalten. Lastwechsel? Klar, sind spürbar, aber nicht unangenehm hart. Alles im grünen Bereich, wie beim Getriebe der Suzuki SV 650, das nicht supersahnig, aber präzise und knackig arbeitet.
Auch beim Kapitel Fahrwerk bekommt der Spaß kein Loch. Zumindest, wenn die Dunlop Qualifier erst einmal warm gefahren sind. Bis dahin wirken die Pellen aber noch hölzern, kalt und nass sind nicht ihre Fakultät. Grip und Rückmeldung anfangs überschaubar. Sind sie aber schön warm geknetet, entfalten sie herzhaften Grip – der Spaß auf der Suzuki SV 650 kann beginnen.
Auch wenn die Sitzposition mit ausgeprägter Kuhle in der Sitzbank nicht sonderlich aktiv wirkt: Auf kleinen, kurvigen Landstraßen blüht die Suzuki SV 650 richtig auf. Wirbelt munter über verschlungene Trassen und entwirrt mit leichter Hand auch knifflige Kurvenfolgen. Und weil die Reifen inzwischen so schön kleben, winkelt man den kleinen Kurvenfeger herzhaft ab. Bis es – etwas früher als erwartet – zu Reibereien zwischen den ellenlangen Angstnippeln und dem Asphalt kommt. Wer sich davon nicht schrecken lässt und die SV in Rechtskurven noch tiefer hinabneigt, verpasst kurz darauf gar der Auspuffblende ein paar Schmisse.
Rangierte die Gladius in Sachen Handlichkeit und Lenkpräzision bei Vergleichstests eher regelmäßig am Ende ihrer Klasse, so hat die Suzuki SV 650 in diesen Punkten nachgelegt. Kombiniert einen guten Schuss Handlichkeit mit lässiger Zielgenauigkeit. Die Lust am Kurvenschwingen kommt aber nicht nur von den sieben Kilogramm, die sie gegenüber ihrer Vorgängerin abgespeckt hat.
Auch das gestraffte Fahrwerk trägt seinen Teil dazu bei. Das unterdämpfte Gladius-Fahrwerk und das damit verbundene Schunkeln durch schnelle, wellige Kurven: passé. Deutlich sportiver abgestimmt, trifft die Suzuki SV 650 präziser die angepeilte Linie, bleibt auch in knackiger Schräglage stabil, wenngleich nicht vollständig neutral. Kreuzen Bodenwellen ihren Weg, passiert sie diese ziemlich ungerührt. Lediglich den Griff zur Bremse pariert die SV mit spürbarem Aufstellmoment.
Allerdings sind die Techniker bei der Fahrwerksabstimmung fast etwas übers Ziel hinausgeschossen. Das Federbein der Suzuki SV 650 ist besonders in der Zugstufe sehr straff gedämpft. Bügelt es lange Wellen sauber aus, rumpelt es über kurze Kanten wie etwa Dolendeckel unwirsch hinweg, was auf Dauer wenig komfortabel ist. Versuche, mit einer anderen Fahrwerkseinstellung mehr Komfort zu entlocken, bleiben auf das Ändern der Vorspannung hinten beschränkt. Mehr Einstellmöglichkeiten halten die schlichten Federelemente nicht parat. Andererseits verkraftet das Fahrwerk auch einen Passagier mühelos. Der findet sogar ein einigermaßen kommodes Plätzchen vor.
Erfreulich in diesem Zusammenhang auch die geradezu fürstliche Zuladung von 221 Kilogramm. Damit bleibt auf jeden Fall genug Spielraum für einen Trip zu zweit mit Gepäck. Aber Lastenesel ist nicht die hauptsächliche Bestimmung der SV, sie ist viel lieber unkomplizierter Kumpel und Wetzeisen. Doch auch die müssen irgendwann an die Tanke. Willkommene Pause für den Piloten, dessen Hintern nach einigen Stunden doch zwickt. Das spärliche Sitzbankpolster spendet auf Dauer nur wenig Komfort. Die ausgeprägte Kuhle der Sitzbank bietet zudem nur wenig Bewegungsspielraum. Während der Sprit in den zierlichen Tank gluckert, schweift der Blick über die Suzuki SV 650. Das Cockpit mit LC-Display entstammt im Grunde der GSX-S 1000 F. Es hält alle wesentlichen Informationen parat, bietet zu den üblichen Anzeigen auch Daten zu Verbrauch und Restreichweite. Nur zur Außentemperatur schweigt es sich aus.
Verschiedene Fahrmodi oder gar eine Traktionskontrolle sucht man vergebens, was in dieser Leistungsklasse aber nicht wirklich tragisch ist. Ein einstellbarer Kupplungshebel fällt hier wahrscheinlich unter überflüssigen Luxus, eine Wegfahrsperre, auf die die Suzuki SV 650 ebenfalls verzichtet, aber nicht. Das Diktat des Rotstifts ist der in Japan produzierten 650er durchaus anzumerken. Nicht nur an zwar funktionalen, aber lieblos wirkenden Anbauteilen wie dem Fußbremshebel oder den Auslegern der Soziusrasten. Immerhin führt Suzuki die SV mit 6495 Euro und damit rund 800 Euro unter der Gladius in den Preislisten. Andererseits wurde die Gladius in Sonderaktionen auch schon für knapp 6000 Euro feilgeboten.
Klack, der Tank ist voll, die Miene hellt sich auf. Mit gerade mal 3,5 Litern auf 100 Kilometer nippt die Suzuki SV 650 – zurückhaltend bewegt – geradezu schüchtern am Sprit. Damit reichen die auf den ersten Blick spärlichen 13,8 Liter Tankinhalt (Gladius 14,5 Liter) fast 400 Kilometer weit. Sauber. Und selbst wer die Leistung des Twins häufig abruft, wird im Schnitt kaum über fünf Liter durch die Zehn-Loch-Einspritzdüsen jagen.
Für eilige Reiter sind aber nicht nur das propere Fahrwerk und der sittsame Verbrauch erfreulich. In brenzligen Situationen bleibt selbst bei heftigen Vollbremsungen das Hinterrad schön auf dem Boden und in der Spur. In Verbindung mit dem gut regelnden Nissin-ABS legt die Suzuki SV 650 damit eine mittlere Verzögerung von kernigen 9,7 m/s² hin. Oder anders ausgedrückt: Aus 100 km/h steht sie bereits nach 39,8 Metern und damit immerhin 1,2 Meter früher als die Gladius. Allerdings wirkt die SV-Bremse beim ersten Anlegen etwas stumpf, vor allem im Nassen.
Erst mit zunehmender Temperatur beißt sie spontaner zu. Verlangt aber für kräftige Verzögerung eine ebenso kräftig zupackende Hand. In Sachen Dosierbarkeit bieten die Doppelkolben-Schwimmsättel nur brave Hausmannskost. Das war auch schon bei ihrer Vorgängerin so. Neu dagegen sind die 12.000er-Wartungsintervalle. Womit die Suzuki SV 650 zu guter Letzt auch im Kostenkapitel besser dasteht als ihre Vorgängerin.
Hier sehen Sie einen Auszug der technischen Daten. Wenn Sie die kompletten, von uns ermittelten Messwerte inklusive aller Verbrauchs-, Durchzugs- und Beschleunigungswerte möchten, können Sie den Artikel als PDF zum Download kaufen.
Die SV war vom Fleck weg ein großer Wurf. Das hübsche Alu-Chassis und die Alu-Schwinge verliehen ihr eine wertige Erscheinung. Und dass der V2 ein toller Antrieb war, sprach sich rasch herum. Logische Konsequenz: Die Suzuki SV 650 wurde ein Verkaufserfolg. Den 2003 die überarbeitete Version mit kantigerem Design und Einspritzanlage fortsetzte.
Im Jahr 2009 änderten sich Formensprache und Name. Fortan rollte die 650er als Suzuki Gladius mit fließenderem, rundlichem Design und überarbeitetem Motor durch die Lande.
*ohne Nebenkosten
Wenn Sie die detaillierte MOTORRAD-Punktewertung möchten, können Sie den Artikel als PDF zum Download kaufen.
Maximale Punktzahl Suzuki SV 650 Motor 250 161 Nach wie vor begeistert der lebendige V-Twin mit toller Laufkultur. Überzeugt mit breitem nutzbarem Drehzahlband und einem ordentlichen Getriebe. Auch wenn sich das nicht in Zehntelsekunden in den Messwerten niederschlägt. Er prägt nach wie vor den Charakter dieser Maschine. Gebessert haben sich auch seine Manieren in puncto Lastwechsel. Die fallen nicht mehr so hart aus wie noch bei der Gladius. Fahrwerk 250 159 Vorbei die Zeiten, in denen Suzukis Mittelklasse-Twin beherzt durch die Kurven gautschte. Die Federelemente sind jetzt sportlich-straff abgestimmt. Allerdings auf Kosten leichter Komforteinbußen an der Hinterhand. Die Suzuki SV 650 fährt damit präziser und direkter, bleibt in Kurven deutlich stabiler. Da wäre nun etwas mehr Schräglagenfreiheit nicht schlecht. Dafür kommt das Fahrwerk auch mit einem Sozius gut zurecht. Alltag 250 140 Trotz des kleinen Tanks ordentliche Reichweite, dazu üppige Zuladung. Allerdings fehlt es an Möglichkeiten, Gepäck gut zu befestigen. In Sachen Ausstattung bietet die Suzuki SV 650 nur Hausmannskost, weder einstellbarer Kupplungshebel noch Wegfahrsperre sind an Bord. Mit der Sitzposition kommen nicht alle gleichermaßen gut zurecht, sie kommt vor allem kleineren Fahrern entgegen, wirkt aber etwas inaktiv. Der Sozius findet ein noch akzeptables Plätzchen vor. Sicherheit 150 94 An der absoluten Bremsleistung der Suzuki SV 650 gibt es nichts zu kritteln, dazu bleibt sie auch bei harten Bremsmanövern sehr stabil. Das ABS zeigt sich ordentlich abgestimmt. Handkraft, Rückmeldung und Dosierbarkeit der Schwimmsattel-Bremsen sind aber eher Durchschnitt. Kosten 100 78 Niedriger Verbrauch und 12.000er-Inspektionsintervalle runden das Bild vom günstigen Straßenfeger ab. Gesamt-Wertung 1000 632 Preis-Leistungs-Note Bestnote 1,0 1,0 Mit vielen kleinen Verbesserungen und wesentlich freundlicherer Kostenbilanz ist die Suzuki SV 650 nun auch unter den Einsnullerkandidaten der Mittelklasse.
Die Suzuki SV 650 wirkt mit ihrem neuen Outfit jünger, frischer, deutlich gefälliger. Und ist sich doch selbst treu geblieben. Sie bietet viel Motorrad fürs Geld. Niedrige Sitzhöhe, schmaler Tank – die quirlige SV hat nicht nur Neulingen, sondern auch erfahrenen Piloten viel zu bieten.
Das gestraffte Fahrwerk kommt der Fahrdynamik zugute, und der feine V2 ist auch 17 Jahre nach seiner Grundsteinlegung ein feiner Begleiter – und ein genügsamer dazu. Doch auch in der jüngsten Auflage ist die Verarbeitung schlicht und die Ausstattung nicht allzu üppig. Dem Fahrspaß tut das natürlich keinen Abbruch. Und insofern ist die Suzuki SV 650 wieder ganz die Alte.
Wer auf üppige Austattung und den ganze Schnick-Schnack verzichtet und einfach Spaß am herumheizen hat, der solte sich den Kauf einer Suzuki SV 650 überlegen. Das seit vielen Jahren beliebte Motorrad ist in großer Zahl am Markt vorhanden. Es lohnt sich auf jeden Fall ein Blick auf die Gebraucht-Motorradbörse. Dort finden sich günstige Suzuki SV650 in ausgezeichnetem Zustand: Gebrauchte Suzuki SV 650 in Deutschland
Wer auf üppige Austattung und den ganze Schnick-Schnack verzichten kann und einfach Spaß am herumheizen hat, der sollte sich den Kauf einer Suzuki SV 650 überlegen. Das seit vielen Jahren beliebte Motorrad ist in großer Zahl am Markt vorhanden. Es lohnt sich auf jeden Fall, einen Blick in die Gebraucht-Motorradbörse zu werfen. Dort finden sich günstige Suzuki SV650 in ausgezeichnetem Zustand: Gebrauchte Suzuki SV 650 in Deutschland