Für „Q“, James Bonds genialen Gimmick-Konstrukteur, wäre das eine spannende Aufgabe gewesen. „Bauen Sie mir aus einer Kawasaki Z 1000 eine handliche Supermoto, Q!“ Das funktioniert nur im Film, dachte ich. Als aber „Boddle“ Schellberg vor ein paar Jahren eine Megamoto-Rennserie ins Leben rief und Menschen wie Napalm Inge aus einer gewöhnlichen Yamaha R1 mittels Flex und viel Geld eine Megamoto-Rakete bauten, ward ich eines Besseren belehrt.
Aber eine Z 1000 mit über 240 Kilo Speck auf den Rippen? Den Tuner „Warm up“ aus Aalen schreckte das nicht, Thomas Holzner stellte sich dieser Herausforderung. Mehr noch, er erschuf eine betörend schöne Z-Supermoto. Doch kann sie halten, was ihr Look verspricht? Wir wären nicht PS, wenn wir dazu nicht den ultimativen Test parat hätten. Ein paar organisatorische Anrufe später ist es fix: Wir werden diese grün-goldene Augenweide in der Supermoto-Show- Arena der Messe Friedrichshafen fahren.

Während sie also auf Reifenwärmern auf den Einsatz wartet, fällt uns die Detailverliebtheit der „Warm up“-Macher umso mehr auf. Ständig findet unser Fotograf ein neues, noch aufregenderes Detail. Alle an dieser Stelle aufzuführen, würde jedes Limit sprengen, daher hier ein paar der schönsten: Für die Geometrie und ein Supermoto-typisches Fahrgefühl wurden Lenker, Gabelbrücke, Griffe und Stoßdämpfer geändert und das Heck angehoben. Um der Z dieses völlig eigenständige Äußere zu schenken, waren viele selbst entwickelte und laminierte Spezialteile wie Heck, Bugspoiler und Lichtmaske nötig. Viel Aufmerksamkeit widmete man auch der Farbgebung des ganzen Motorrads. Aber nicht einfach nur im Stil von Lack auf Tank und Plastik, fertig. Feinstes Airbrush wurde aufgetragen und aufeinander abgestimmt, und noch dazu der Z-Rennlegende Eddie Lawson gehuldigt. Ob Motor, Kühlflüssigkeitsschläuche oder Anbauteile wie Bremsleitungen - alles ist entweder in Kawagrün oder Gold lackiert. Selbst die Kette glänzt in herrlichem Neongrün. Ebenfalls ein optischer Leckerbissen: die grün lackierten Speichenräder.
Kreativ ging es auch an technische Raffinessen. Zündschloss? Überflüssig! Die Z wird mittels M-Lock ferngesteuert freigeschaltet. Das Serien-Cockpit fand schließlich Platz im Tank. Einfach klasse, denn so wirkt die Z unglaublich aufgeräumt. Sobald man Platz nimmt, fühlt man sich schon fast wie im Z'schen-Supermoto-Himmel. Ist es nicht wunderbar, wenn wirklich konsequent und gekonnt umgebaut wird?

Richtig krass ist der Auspuff, eine herrliche Underseat-Anlage mit brüllend lautem Sound. Absolut geil, wild knurrend, wenn auch für die Straße trotz E-Nummer wohl deutlich zu laut. Sei’s drum, wir sind in der Supermoto-Halle in Friedrichshafen. Reifenwärmer runter, der Fahrspaß kann beginnen. Zweifel an der Vereinbarkeit von Z 1000 und Supermoto-Style sind schnell zerstreut. Die umgebaute Z ermöglicht eine aktive und typische Sitzposition. Die Schaltung ist auch mit den etwas wuchtigeren Stiefeln leicht und unauffällig zu bedienen. Das enge Streckenlayout fordert alles von Bike, Geometrie und Kondition des Fahrers. Es gibt eigentlich keine Zeit, um Luft zu holen oder die Arme gar auf einer Geraden etwas hängen zu lassen. Kehre reiht sich an Kehre und eigentlich ist man immer irgendwie in Schräglage.
Aber kein Problem, schon nach wenigen Runden liegt mir die Grüne wie eine zweite Rennhaut. Und mit zunehmender Geschwindigkeit klappt es auch mit dem Driften. Aus den engen Kehren fahre ich mit viel Kupplung, quasi wie mit einer 125er-Cross-Maschine, denn die gewählte Übersetzung ist für den Halleneinsatz viel zu lang. Hat man das erste Drehmoment-Loch jedoch überwunden, gehts richtig zur Sache. Die Kawa lässt sich zielgenau aus der Kurve zum nächsten Scheitel dirigieren. Die Z spurt dank der angewärmten Pirelli Supercorsa SP einwandfrei. Auch tiefes Anbremsen in voller Schräglage ist mit ein wenig Gegendruck locker möglich. Die Vorderradbremse könnte für diese engen Kurven aber gerne giftiger sein, denn auch im zweiten Gang wird voll durchbeschleunigt. Da muss man schon mächtig ankern, um die horrende Masse der Z vor den Zuschauerrängen wieder einzufangen.

Ansonsten ist es schlicht unglaublich, wie flink dieser vermeintliche Koloss mit fast einem Liter Hubraum durch diese engen Kehren wieselt. Die Jungs von „Warm up“ haben ihre Aufgabe mit Bravour gelöst. Einzig den sechs Meter langen Table überfahre ich eher mit etwas Unwohlsein. Der Reiz ist zwar groß, bei jeder Anfahrt voll aufzuziehen, aber ich bezweifle, dass dieser zusammengenagelte, zwei Meter hohe Table bei 70 km/h die 210 Kilo des Umbaus nebst meinen 90 Kilo Körpermasse bei der Landung aushalten würde. Zum Glück haben die Strecken-Designer eine Umgehungsspur angelegt. Nicht wegen dem Bretterhaufen. Es hätte mir einfach das Herz gebrochen, die Z in zwei oder mehr Teilen in den Showroom des Tuners zurückbringen zu müssen - und ihm erst.
Von uns gibt es zu diesem Einzelstück ein klares „Thumbs up“, Q hätte es sicher nicht so gut hinbekommen. Schön, wenn die Realität mal besser ist als das Kino. Wer es nicht glaubt, kann das Bike vom 25. bis 27. Januar auf der Messe Friedrichshafen bestaunen. Eine Supermoto-Strecke ist präpariert, vielleicht kann sich der Erbauer in die Truppe der wilden Supermoto-Show-Fahrer einreihen und einige Runden drehen. Das wäre genial, denn der Sound dieser Z ist in der Halle infernalisch!
PS-Daten

Kawasaki Z Moto 1000 (Z 1000 Bj. 2005)
Antrieb:
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, Bohrung x Hub 77,2 x 50,9 mm, Hubraum 953 cm³, 93,4 KW ( 127 PS) bei 10000 U/min, 96 Nm bei 8000 U/min, zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 38 mm, mechanisch betätigte Mehrscheiben Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Grüne Spezial Kette.
Fahrwerk:
Rückgratrahmen aus Stahl, Motor mittragend, Upside-down-Supermoto Spezial Gabelumbau, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Heckhöherlegung. Radstand 1415 mm, Lenkkopfwinkel 66,5 Grad.
Räder und Bremsen:
Speichenfelgen 3.50 x 17“ und 6.00 x 17“ grün lackiert, Bereifung 120/70 ZR 17 und 190/50 ZR 17 Pirelli Supercorsa SP, Wavedoppelscheibenbremse vorn mit zwei Vierkolben Radial-Festsätteln und Stahlflexbremsleitung, Scheibenbremse hinten mit Einkolbenschwimmsattel. Ohne ABS.
Gewicht (vollgetankt)*:
210 kg, Tankinhalt 18 Liter
Grundpreis:
20000 Euro
*Herstellerangabe